Lieber Prof. Nern,
natürlich macht der Unfall mich und ich denke allen, die Spaß und Freude an der Fliegerei haben, sehr sehr nachdenklich.
Aber warum macht Sie das nachdenklich? Dazu komme ich später.
Ichre Einlassung, war noch das venüftigste in diesem forum über diesen tragischen Unfall. Was hier teilweise von sich gegeben manchmal ungeheuerlich. da wird sich über Startrollstrecken und Sicherheitsgurte ausgelassen. Na, aber was oder wen hilfst. Sollen hier den anderen Forumsteilnehmern aufgezeigt werden was für tolle Fachkenntnisse sie doch haben?
Bullshit, das ist alles nicht zielführend.
Die Probleme liegen viel tiefer, warum es immer wieder zu solchen Unfällen kommt und unsere Wahrnehmung dafür heute eine andere ist als noch vor einigen Jahrzehnten.
Die Luftfahrt hat sich im Bereich der allgeminen Luftfahrt E-Klasse ja in den letzten Jahrzehnten kaum verändert.
Ungenaue Tankanzeigen aus den 40iger Jahren und von den Motoren mal ganz abgesehen schlucken wir selbstverständlich. Bordcomputer Fehlanzeige! Warnung vor Spritmangel! Brauchen wir nicht: haben doch Auge!
Es geht weiter über adapttive Sicherheitszellen, Airbags, alles beim Flugzeug Fehlanzeige.
Würden wir das alles beim PKW akzeptieren, wenn das Alles fehlen würde.
Wohl kaum!
Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen hat sich in den letzten Jahren gründlich geändert. Das spieget sich auch in den Unfallzahlen wider. Verunglückten im Jahr 2012 noch 3600 Menschen tötlich auf den deutschen Straßen, so waren es vor 20 Jahren noch 11300. Und vor 40 Jahren wohl noch 25000 Menschen.
In der E-Klasse sind die Unfallzahlen seit nahezu 20 Jahren konstant. Diese liegen bei etwa 40 Toten im Jahr. Nun kann man lakonisch behaupten, da kann man nichts machen. das kommt aber unserem höhren Sicherheitsbewustsein nicht nahe, wenn dieses im Verhätnis zu dem Straßenverkehr gesetzt wird.
Es kommen Sie wieder die Bedenkenträger und sagen, Fliegen ist doch viel sicherer! Klar in der Verkehrsluftfahrt, aber nicht bei uns!
Die jährliche PKW-Fahrleistung pro Person liegt bei ca. 7000Km (Statistik Baden Würtenberg 2002). Bei 80Mio Bürgern sind das 5,6x10h11 km Gesamtfahrleistung aller Bürger.
Bezogen auf 3600 Unfalltoten im Jahr 2012 sind das auf 155Mio km 1 Toter.
Vergleiche ich hier die Zahlen aus der allgemeinen Luftfahrt empirisch, ergibt sich folgendes:
40h fliegt 1 Pilot im Jahr (Sollte er, tut er aber nicht) ergibt das bei 30000 E-Piloten 1.200.000h. Durchschnittlich sind 1,5 Personen (mit Pilot an Bord). Macht 1,8Mio h. Durchschnittliche Reisegeschwindigkeit 200Km/h, ergibt 360Mio Personenkilometer.
Bezogen auf 40 Toten sind das auf 9Mio Km je 1 Toter.
Das Verhältnis zwischen Straßenverkehr und Luftfahrt beträgt somit 17:1. Das Risiko ist also 17x höher im Flugzeug (unsere Flugzeuge) als im Strßenverkehr getötet zu werden.
Wenn wir Flieger das akzeptiern ist das absolut ok und wir uns ins Flugzeug setzen ist das unsere Verantwortung. Wenn wir aber Mitreisende mit ins Flugzeug nehmen (die nur mal Fliegen wollen und nicht das Risiko abschätzen können, ist das keinesfalls ok. Die Mitreisenden hören doch nur, fliegen ist sicher, das stimmt so wie: die Rente ist sicher. nämlich garnicht.
Und wir Flieger wissen das, nur unsere Gäste nicht. Dazu kommt, dass das Sicherheitsbedürfnis der Menschen erheblich höher geworden ist.
Und ich glaube, das ist es was Sie, Herr Professor, so nachdenklich gemacht hat.
Wollen wir Flieger nicht zur aussterbenden Rasse werden: Sicherheit geht über alles. das heißt, die technische Aurüstung muss verbessert werden. Die Schulung der Piloten in der Praxis muss verbessert werden. Die Außendarstellung der Piloten muss verbessert werden. Die Öffentlichkeit ist aufzuklären!
herzlichst grüßt Sie
Manfred