Mich erinnert die Diskussion ein wenig an eine (fiktive) Diskussion, welches das bessere Fahrschulauto sei: ein VW Käfer oder ein VW Golf ;-)
Hier meine subjektiven Erfahrungen aus erster Hand mit dem Kauf und Betrieb einer A210. Wir mussten damals zwischen einer neuen Aquila und einer gebrauchten Katana entscheiden. Es wurde dann die Aquila. Anfängerschulung wird mit dem Flieger nicht gemacht, jedoch Umschulungen vom Segelflug/TMG. Abgesehen vom Wunsch nach mehr Leistung waren bislang alle Piloten begeistert.
1. Lieferung (Vertragsmodifikationen), Termineinhaltung seitens der Hersteller / Vertrieb
Kaufabwicklung war professionell und der Kontakt angenehm, Termine wurden eingehalten und die Vertragsabwicklung lief trotz der damaligen Insolvenz tadellos. Uns wurde damals zwischenzeitlich sogar ungefragt eine frühere Werknummer angeboten, die wir gerne genommen haben. Ganz allgemein hatte ich den Eindruck (auch durch Besuche im Werk), dass das ganze Aquilateam voll hinter seinem Produkt steht und stolz darauf ist.
2. Eignung für die Schulung,Gutmütigkeit, Robustheit
+ Sehr stabiler (windsicherer), vorne angelenkter Haubenmechanismus; Probleme wie mit der nach hinten öffnenden Haube der Katana können nicht auftreten. Im Falle eines Überschlags ist das „Aussteigen“ aus einer Cessna jedoch wohl einfacher. Und ich würde auf jeden Fall einen Sonnenschutz mitordern bzw. nachrüsten.
+ Sehr solides Glareshield aus FVK, das auch als Handgriff dient; kein Vergleich mit der weichen Abdeckung der Katana
+ Ordentlicher, urlaubstauglicher Gepäckraum, der auch von außen zugänglich ist
+ Fest gepolsterte, aber sogar auf langen Flügen sehr bequeme Sitze mit komfortablen 4-Punkt-Automatikgurten, die sich auch im Flug ruckel- und verkantungsfrei mit Gasdruckdämpferunterstützung verstellen lassen und genügend Luft nach oben und zum Mitflieger nebenan lassen
+ Ergonomisch durchdachtes Cockpit, alles ist da wo man es erwartet, ansonsten leicht zu verwechselnde Bedienknöpfe sind unterschiedlich geformt (Gasgriff T-förmig, Propverstellung fünfeckig, Vergaservorwärmung quadratisch, Heizung rund klein, Choke rund groß, Klappenknopf wie ein Profilschnitt, zusätzliche Farbmarkierungen für die Klappenstellung direkt an der linken Klappe angebracht etc.)
+ NVFR zugelassen
+ Sehr wendig, angenehm direkte Knüppelsteuerung, liegt aber dennoch wohl satter in der Luft als ein UL-Derivat
+ Sehr gutmütig im Langsamflug/Stall
+ Viele sinnvolle Ablagefächer und Taschen an den Seiten
+ Guter Kompromiss zwischen Schulung und Reise mit anständiger Zuladung
+ Trimmung ist elektrisch, komfortabel und fein dosierbar
- Die bisherige Bugradverkleidung nickt beim Einfedern mit der Spitze nach unten und bekommt im Extremfall Bodenberührung (=Verkleidung hinüber), das sollte jedoch mit der neuen, reduzierten Verkleidung behoben sein
- Wir hatten mal Probleme mit einer verbogenen Bugfahrwerksgabel, die Ursache würde ich jedoch vor allem beim Piloten suchen: zu schnell angeflogen und den Flieger an den Boden gedrückt. Mit dem Hauptfahrwerk gab es bislang keine Probleme
+/- Der Flieger ist aerodynamisch sehr sauber und schwebt lange aus, wenn man etwas zu schnell anfliegt. Die Klappen sind nicht so wirksam wie die 40° Scheunentore der 150’er.
+/- Beim Start bis zum Abheben wünscht man sich etwas mehr Leistung, aber das ist ein Thema, das für die „Kollegen“ ähnlich gilt (150’er doppelsitzig im Sommer…hmmm)
- Man mag anschließend nicht mehr so gerne in einer typisch muffelnden, klappernden, engen und alten Schulungscessna fliegen ;-)
3. Unterschiede Handling Material GfK und Metall
Als auch Segelflug betreibender Verein mit Unterstellmöglichkeit im eigenen Hangar stellte sich diese Frage nicht, da ist GFK/CFK grundsätzlich sympathisch. Der Flieger hat eine sehr hohe Oberflächengüte und ist sehr solide verarbeitet. Er ist eben von vornherein als VLA konstruiert worden, im Gegensatz zu ULs und ihren Derivaten kann man wirklich „überall hinlangen“.
4. Wartung Reparatur Schwachstellen, und
5. Probleme, Kinderkrankheiten, Kulanz, Reaktionen seitens der Lieferanten
Anfänglich mussten die kapazitiven Tankgeber mehrfach gewechselt werden, wobei der Hersteller sehr kulant war. Die Kunststoffdistanzscheibe zwischen Sondenstab und Ummantelungshülse hatte sich gelöst, was offensichtlich zum Kontakt zwischen Stab und Hülse und einer fehlerhaften Anzeige führte. Die damals verwendeten Geber kamen wohl nicht so gut mit dem Grasplatz aus. Mittlerweile werden wohl robustere Sonden eines anderen Herstellers verwendet.
Die Kennzeichen und Dekore sind aus Folie, was eine Neugestaltung bzw. spätere Umregistrierung (z.B. auf Nxxx ;-) vereinfacht.
-- Heico