Das AIP-Supplement mit der Nummer 012/14 besagt u.a.
Verfahren und Einschränkungen des Flughafens:
Aus Mangel an Parkpositionen müssen alle Flüge der allgemeinen Luftfahrt, welche am Samstag nach Salzburg kommen oder über das Wochenende in Salzburg parken wollen, spätestens 24 Stunden vorher beim Flughafen Vorfeld Manager eine Genehmigung einholen. Am Samstag ankommende Luftfahrzeuge der allgemeinen Luftfahrt dürfen maximal eine Stunde parken.
Nun wollen wir an einem Samstag fliegen. Und die 24 Stunden sind auch schon verstrichen, als ich am Vorabend die NOTAMs hole. Also rufe ich am nächsten Morgen gleich den Vorfeld-Manager an. Eine besondere Dringlichkeit kann ich am Morgen noch nicht erkennen, wie gesagt, das GA-Vorfeld ist gähnend leer, wie man auf dem ausgezeichneten Webcam-System des Flughafens gut erkennen kann.
Der Vorfeld-Manager ist sehr freundlich, aber auch sehr bestimmt: „Keine Chance.“ Heute kämen unglaublich viele Russen nach Salzburg und es sei kein Platz. Auch nicht für eine kleine Cheyenne. Wäre auch egal gewesen, wenn ich letzte Woche schon angerufen hätte. Die Parkplatz-Slots seien seit Langem vergeben.
Ich denke mir: „Ok, damit muss man leben.“ Wenn kein Platz ist, ist eben kein Platz. Ich sage dem Vorfeld-Manager, dass wir in diesem Fall eben nur schnell die Paxe rauslassen und das Flugzeug dann zu einem anderen Flugplatz zum Parken übersetzen möchten.
Jetzt allerdings nimmt das Gespräch eher merkwürdige Züge an: „Nein, auch das geht nicht – überhaupt nicht. Kein Platz. Wirklich – absolut kein Platz. Nicht mal für einen Stopp zum Paxe-Ausladen.“ Erklärt der Vorfeld-Manager.
Aber wir sind ja flexibel. Ich biete an: „Können wir einen Hot-Turnaround machen?“ Also bei laufenden Triebwerken innerhalb von weniger als einer Minute die Passagiere auf dem Vorfeld oder einem Taxiway abladen? (Das ist zwar für die Paxe nicht besonders angenehm, aber mit der PA31-T1 zulässig und immer noch besser, als weitab vom Ziel zu landen).
Aber nicht mal das erlaubt der Vorfeld-Manager. Es sei absolut kein Platz. Wirklich null. „Stellen Sie sich vor, Sie haben zwei Autos und eine Garage“, erklärt er zum Schluss. Dieses Bild ist einleuchtend und ich gebe auf.
Die Suche nach einem Alternate für das heute offenbar auf eine Invasion gefasste Salzburg verläuft ebenfalls unbefriedigend. St. Johann hat gutes Wetter, der Platz ist aber unter einer dicken Schneedecke begraben und deshalb gesperrt. In Innsbruck ist das Wetter zu mies. Und Zell am See hat zwar die Bahn geräumt, liegt aber noch unter einer dicken Nebeldecke, mit wenig Aussicht auf Besserung im Tagesverlauf.
Es wird eng. Nicht nur in Salzburg auf dem Vorfeld, sondern auch in unserem Reiseplan. Eine letzte Idee habe ich aber noch. Der Red Bull Hangar 7 auf der Ostseite des Salzburger Flughafens. Dort gibt es ein eigenes Vorfeld für Besucher der Ausstellung und vielleicht hat man da noch ein paar Meterchen Platz für die Cheyenne.
Der Vorfeld-Manager zeigt sich bei einem zweiten Anruf misstrauisch, als ich frage, ob ein Parken vor dem Hangar 7 zulässig sei. Er könne eine Landung nur gestatten, wenn ich ihm die schriftliche Einverständniserklärung von Red Bull vorlegen würde. Ich frage mich, ob der Vorfeld-Manager jetzt zum Traffic-Manager des gesamten Flughafens geworden ist, und rufe mit wenig Hoffnung bei Red Bull an, durchaus darauf gefasst, schallend ausgelacht zu werden mit meinem Anliegen, ausgerechnet heute einen Parkplatz zu benötigen.
Dieses Gespräch läuft jedoch ganz anders ab. „Aber gerne, schicken Sie uns einfach nur die Flugzeugdaten“, sagt die freundliche Dame vom Hangar 7. Jetzt bin ich selber misstrauisch: „Also ich kann heute kommen und eine Stunde parken?“ „Selbstverständlich – gerne. Wann Sie wollen“, lautet erneut die Antwort.
Horror vacui

Gerettet von Red Bull. Während der Vorfeld-Manager in Salzburg trotz gähnend leerem GA-Vorfeld von Parkplatznot spricht und jede Flugbewegung kategorisch ablehnt, empfängt man uns am Hangar 7 sehr freundlich und erlaubt uns, die Passagiere abzusetzen. |
Sowohl unser Max-Kunde wie auch ich sind jetzt im Cockpit natürlich sehr gespannt auf die Zustände in Salzburg/LOWS. Vor unserem geistigen Auge haben wir Bilder, wie wir sie aus Oshkosh zum AirVenture oder aus Samaden während des Weltwirtschaftsforums kennen: Flugzeuge, soweit das Auge reicht. Businessjets, dicht an dicht millimetergenau ineinandergeschachtelt, abgelegene Taxiways und Gras- oder Schneeflächen, die aus Platznot zu Parkflächen umgewidmet werden und überquellen mit kleinen und großen GA-Flugzeugen!
Und das alles mit Anflügen am laufenden Band, Landungen im Sekundentakt, denn bei unserem Abflug war das Vorfeld nach wie vor gähnend leer. Die Invasion der Ski-Russen musste also ziemlich kurzfristig und heftig einsetzen.
Ich mache also meine Kamera bereit, um dieses Schauspiel festzuhalten ... und lege sie auf dem ILS dann ganz schnell wieder weg! Denn spätestens bei zwei Meilen ist klar: Auf dem Flugplatz herrscht immer noch die große Leere. Zumindest auf dem GA-Vorfeld.
Unser Max-Kunde und ich schauen uns an: „Ist das Salzburg?!?“
Wir rollen zu Red Bull, werden dort sehr nett in Empfang genommen und machen einen Spaziergang durch den Hangar 7 mit den blankgeputzten Edel-Flugzeugen und Rennwagen.
Es ist jetzt gegen 12.00 Uhr Ortszeit und ich versuche, den Vorfeld-Manager mehrmals anzurufen, um ihn zu fragen, ob er angesichts der Tatsache, dass die russische Invasion augenscheinlich abgesagt wurde, nicht vielleicht doch irgendwo einen kleinen Parkplatz für uns hat, was uns den Repositionierungsflug ersparen würde. Der Vorfeld-Manager geht jedoch nicht mehr ans Telefon ...
Ich fliege also ab nach Graz, wo es ebenso leer ist wie in Salzburg, man uns aber gerne einen Stellplatz für vier Tage verkauft. Immerhin stolze 140 Euro Gebühren, die man in Graz verdient und in Salzburg nicht wollte.
Der neuste Schmäh

Liebe Salzurger, so sieht ein gut gefülltes Vorfeld aus (Basler FBO in Oshkosh). Und da käme noch kein FBO-Manager, der seinen Job behalten möchte, auf die Idee, zahlende Kundschaft wegzuschicken! |
Betriebseinschränkungen wegen angeblicher Parkplatzprobleme sind offenbar der neuste Schmäh, mit dem wir unsere Infrastruktur in Mitteleuropa noch unwirtschaftlicher und unbrauchbarer machen. Denn während sich der Pilot oder der Fluggast einfach nur ärgert, verliert der Flugplatz Einnahmen, wenn die verfügbaren Ressourcen derart grottenschlecht bewirtschaftet werden. Und die Zahl der profitablen Flugplätze in Mitteleuropa, die auf solche Einnahmen gut verzichten können, dürfte noch mickriger sein als die Anzahl der Flugbewegungen auf dem Salzburger GA-Vorfeld am 3.Januar.
Bislang kannte man solche sinnfreien Einschränkungen vor allem von den großen Verkehrsflughäfen in Italien.
Dort muss man sich schon seit vielen Jahren teilweise Tage und Wochen im Voraus auf wahrhaft byzantinisch-bürokratischen Wegen anmelden, nur um dann auf einem leeren Vorfeld von gelangweilten Flughafenangestellten begrüßt zu werden.
Spitzenreiter bei diesen Zuständen ist nach unserer Erfahrung der Flughafen von Florenz/LIRQ. Dort muss man sich in einem extrem hakeligen Online-System zunächst für die Slot-Reservierung registrieren (das ist schlimmer und umfangreicher als eine Registrierung beim Bundeszentralamt für Steuern!) und dann in diesem archaischen Online-System mindestens 24 Stunden vor dem Flug die gewünschten Zeiten minutengenau beantragen. Ist das geschafft, sind sogar noch 200 Euro per Paypal als Sicherheit zu entrichten, falls man den Slot nicht wahrnimmt oder nicht rechtzeitig wieder cancelt.
Und wenn man dann kommt, ist nicht selten gar nichts los! Die Geschichte mit der Luftfahrt als flexiblem und vielseitigem Verkehrsmittel scheint man dort noch nicht so ganz verinnerlicht zu haben.
Bislang haben wir solche Verfahren als wirksame GA-Abschreckung angesehen. Der betreffende Flughafen verdient offensichtlich genug Geld und verzichtet daher zur Schonung seiner Mitarbeiter gerne auf die zusätzlichen Erlöse – oder so ähnlich.

Größtmögliche GA-Abschreckung: Im Slotmanagement-System des Flughafens Florenz (das noch komplizierter ist als die Abgabe eines EU-Vorsteuererstattungsantrags beim BZSt) muss man für jede Parkslot-Reservierung sogar 200 Euro Sicherheit hinterlegen! |
In Salzburg haben wir keinen Hinweis darauf, dass man hier tatsächlich die Allgemeine Luftfahrt verscheuchen wollte. Es schien eine echte und eklatante Fehlplanung des Flughafens vorzuliegen.
Es scheint sich in Salzburg um eine äußerst regide und schematische Parkraumplanung zu handeln, nach dem Motto: „Pro Parkposition nur ein Flugzeug – egal wie groß“, denn der Vorfeld-Manager fragte nicht, mit welchem Flugzeug wir eigentlich kämen und ob dieses vielleicht etwas kleiner sei als eine Gulfstream 550.
Abhilfe
Solche rigiden Park-Planungen sind für beide Seiten frustrierend. Und sie sind untauglich. Denn jeder, der auch nur einmal einen Park-Plan für einen Flyout mit zehn Flugzeugen erstellt hat, weiß, dass dieser den Erstkontakt mit der Realität in der Regel nicht überlebt.
Von geschätzt vielleicht 30 avisierten Flugbewegungen kommen neun gar nicht, fünf sind verspätet und zwei gehen zum Alternate, da man eh nicht nach Salzburg wollte, sondern vielleicht nur auf besseres Wetter an einem anderen Flugplatz wartete. Das ist eben Luftfahrt. Wer jetzt 30 Parkpositionen als fest gebucht belegt, schaut auf ein ziemlich leeres Vorfeld.
Um zu sehen, wie diese Anforderungen sehr viel besser gelöst werden, braucht man nur auf Flughäfen zu schauen, an denen wirklich viel los ist und zahlreiche flexible kurzfristig geplante Flugbewegungen mit mittleren und großen GA-Flugzeugen stattfinden, z.B. Teteboro/KTEB in New Jersey, dem Flugplatz überhaupt für die große GA in New York.

Ein Blick auf das Vorfeld der JetAviation FBO in Teteboro/KTEB zeigt: So geht Parkraumbewirtschaftung in der Luftfahrt! In einer Staging-Area vor dem FBO-Terminal (Pfeil rechts) werden die Flugzeuge abgefertigt und dann so eng wie möglich auf den Parkflächen geschachtelt. Gegenüber dem Salzburger Modell der starren Slots und festen Stand-Zahl ist dieses Verfahren flexibel und vervielfacht die Anzahl der möglichen Flugbewegungen. |
© williamwnekowicz.com |
Hier fliegen die Gulfstreams und großen Businessjets wie in Egelsbach die 172er. Und niemand, wirklich niemand, käme auf die Idee, einen Kunden wegen „Parkplatzmangels“ abzuweisen. Das Ein- und Aussteigen findet in einer Staging-Area vor den vielen FBO-Terminals statt. Dann werden die Flugzeuge auf den Parkplatz geschoben und wie auf einem Flugzeugträger geschachtelt.
Natürlich braucht man dafür kundiges Personal, und auch die Crews dürfen eben nicht erwarten, ad-hoc einsteigen zu können, sondern sollten ihren Aufbruch zumindest 30 Minuten vorher ankündigen. Aber damit kann man leben.
Überhaupt lässt sich mit etwas Flexibilität auf beiden Seiten die Park-Kapazität gegenüber dem Salzburger Modell nicht nur steigern, sondern wirklich vervielfachen. Klar, die Crews und Operator müssen dabei mitspielen: Rechtzeitige Ankündigung des Abflugs, die Bereitschaft, die FBO über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten („Vielleicht müssen wir morgen schon raus“), sind die grundlegenden Formen der Kooperation.
Und wenn dann wirklich kein Platz ist, hat natürlich jeder Operator Verständnis, denn wir alle wissen, dass man Flugzeuge schlecht stapeln kann. Dann lässt man eben in einem schnellen Turn-Around (der in der Fuelplanung berücksichtigt werden muss) nur die Paxe raus und fliegt zum Park-Alternate.
Wenn sich ein Flugplatz – wie in Salzburg – aber selbst diesem Vorschlag verweigert, dann muss man nach unserer Ansicht schon von „really stupid rules“ sprechen.