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22. März 2014: Von Sebastian Meier an  Bewertung: +13.00 [13]

Liebe PuF Leser und Teilnehmer der Luftfahrt,

Seit langem bin ich nun stiller Mitleser in diesem Forum und PuF-Anhänger.

Was speziell in diesem Thema hier zurzeit geschrieben wird, macht mich jedoch so sauer, ja gar rasend, dass es mich dazu bewogen hat mich hier anzumelden um so mancher, absolut unqualifizierten und undifferenzierten Äußerungen (vorallem zum Thema SID), entgegen zu wirken!

Auch möchte ich ein verhindern dass LTB’s hier durch Unwissen und Böswilligkeit vollends durch den Dreck gezogen werden!

Um mich aber eingehend kurz vorzustellen, Ich heiße Sebastian, bin seit langem gelernter Fluggerätemechaniker und sog. Certifying Staff (Prüfer), und zudem werdender Privatpilot.

Ich arbeite seit langen in einer relativ großen, namhaften deutschen ‚Werft‘, die ihr Hauptaugenmerk auf allgemeine Luftfahrt und Business Aviation hat – Ich bitte um Verständnis dass ich diese Werft nicht beim Namen nenne.

Wie Eingangs schon gesagt, möchte ich mich hauptsächlich zu den Cessna SID’s äußern.

Hierzu sollte man sich erst einmal den technischen Hintergrund dazu anschauen.

Das Fluggeräte altern ist seit den 30er Jahren bekannt, und dass Korrosion und Materialermüdung schlussendlich den finalen Tod eines jeden Flugzeuges bedeutet, ist auch seit den 50er Jahren kein Geheimnis mehr. Jedoch kann man sehr unterschiedlich mit diesem Umstand umgehen.

Ich probiere dass einmal anhand der zwei Weltpolitischen Systeme und Zeiten, aus denen die meisten unserer Flugzeuge stammen, darzulegen.

Dies ist bitte ohne Systemwertung zu verstehen! :

Zum einen gab/gibt es den großen US-amerikanischen Sektor der GA, der immer mit dem Kapitalismus im Hintergrund, bestand. Die üblichen Verdächtigen wie Cessna, Piper & Co waren vor allem bis Ende der 70er Jahre nur darauf aus, zu verkaufen, verkaufen und noch einmal zu verkaufen. Was zur damaligen Zeit auch super lief!

In der amerikanischen GA herrschte Goldgräberstimmung und 1975 war es eine irrwitzige Vorstellung, dass eines der gebauten damals Flugzeuge noch im Jahre 2014 betrieben werden würde!

So hat man damals mehr oder weniger schlecht und schnell zusammen geschusterte Flugzeuge in den Markt gedrückt, die toll funktionierten und billig/einfach zu betreiben waren.

Aufgrund von damals noch nicht vorhandener Produkthaftungsgesetze machten sich nur die hochwertigen Hersteller wie z.B. Beechcraft, Gedanken um Langlebigkeit, Korrosion und Ermüdung.

Auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs, aber auch in der BRD und Europa generell, gingen Flugzeughersteller mit weniger umsatzorientierten Gesichtspunkten an die Entwicklung von Flugzeugen. Dies haben sie vor allem im Ostblock tun können, da sie nicht auf gewinnorientierte Umsatzzahlen angewiesen waren, wie es im Westen der Fall war. Das führte auch zu einer wesentlich qualitativeren und qualifizierteren Entwicklung und Handhabung von Kleinflugzeugen.

So waren sich zum Beispiel alle östlichen Hersteller wie Zlin, PZL, Antonov, Illushin und Co, aber auch Dornier und Socata, sich genauestens darüber bewusst dass nach X-Stunden oder X-Jahren von einem sicheren technischen Zustand der Flugzeuge nicht mehr ausgegangen werden kann, und deshalb ein Life-Limit eingeführt werden muss. Darum haben zum Beispiel alle östlichen Flugzeuge feste Intervalle für Grundüberholungen und eine Stundenzahl bzw. ein kalendarisches Alter, bei welchem das Lebenslimit des Flugzeuges abschließend und final erreicht ist.

Solche Lebenslimits gibt es jedoch auch bei westeuropäischen Herstellern wie Socata, und wird die letzten Jahre zögerlich auch von einigen amerikanischen Herstellern (nachträglich) eingeführt.

Schaut man sich nun die Umstände an unter welchen die meisten unserer Flugzeuge entstanden sind, und betrachtet auf der anderen Seite die langjährigen Forschungsergebnisse von Luft- und Raumfahrttechnik, NASA, FAA, NTSB, EADS etc, so ist es der einzig technisch und sicherheitsbedingt-logische Schritt, ein nachträgliches „Überwachungsprogramm“ wie das „SID“ von Cessna einzuführen.

(mit wenig Google-Arbeit findet man hierzu auch Lektüren von NASA etc, mit denen man sich über Wochen beschäftigen kann).

Das bei der Entstehung des Cessna SID-Programms mit Sicherheit auch die geltenden US-amerikanischen Produkthaftungsgesetzte eine maßgebliche Rolle gespielt haben, sei natürlich auch nicht unerwähnt.

Aber nun zu den eigentlichen SID’s:

Ich selbst habe die Durchführung von einigen SID’s organisiert und begleitet.

Da hier im Forum manche ja ach-so-genau Bescheid zu wissen scheinen, möchte ich nun einmal Beispielhaft und mit ein paar Zahlen darlegen, was sich hinter dem SID Programm eigentlich verbirgt!

Vielleicht bringt Euch / Uns das mehr Klarheit.

Beginnend möchte ich sagen, es GIBT NICHT „DAS“ SID-Programm, sondern viele verschiedene. Diese unterscheiden sich je nach Muster und Bauzeitraum zum Teil immens!

Jedes dieser SID-Dokumente ist ca. 220 Seiten lang, und enthält zwischen 20 und 50 einzelne SID-Inspektionspunkte. Diese sind alle ATA-Nummern bezeichnet, wonach sich auch der genaue Betreff ableiten lässt… (so z.B. 32-13-02 = ATA Chapter Landing Gear).

Die SID-Programme geben für jeden Inspektionspunkt einen „Initial“ Zeitpunkt, sowie einen „Repeat“ Zeitpunkt – also Flugstundenzahlen oder Alter in Jahren, an dem eine Kontrolle das erste Mal durchgeführt werden muss, und einen Zeitpunkt wann diese Kontrolle zur Wiederholung anliegt.

Diese „Initial-“ und „Repeat-“ Zeiten hängen zudem von den Umständen und dem Ort ab, unter denen das Flugzeug bisher betrieben wurde. Hierfür gibt es ein Korrosions-Einstufungsverfahren in „Mild/Moderate“ und „Severe“. Je nach Einstufung, unterscheiden sich die Zeidern der „Initial“ und „Repeat“ Inspections zum Teil um 100%.

Gehen wir also Beispielhaft einmal davon aus, dass ein Halter einer Cessna 172 aus dem Zeitraum (1969-1976) das für ihn zutreffende SID-Programm durchgeführt haben möchte, dann würde die Durchführung wie folgt ablaufen (zumindest in ‚ordentlichen‘ Werften und CAMO’s!!!)

1. Der Halter müsste seine 172 mitsamt ALLER L-Akten zur Werft/CAMO bringen. Danach würden diese anfangen den technischen und dokumentarischen Ist-Zustand des Flugzeuges festzustellen. Als Grundvoraussetzung des SID’s wird hierbei geprüft ob, wann und welche Service Bulletins uns Service Kits bereits in der Vergangenheit eingebaut/durchgeführt wurden.

Dies lässt sich manchmal nur schwer anhand mangelhafter Dokumentation und L-Aktenführung des Halters herausfinden, und muss teils aufwändig am Flugzeug überprüft werden.

Wenn man nun davon ausgeht dass ALLE SB’s und SK’s als Grundvoraussetzung für das jeweilige SID-Programm durchgeführt worden sind, so geht es nun weiter mit der Feststellung der Korrosionsumgebung. Das kann auch sehr aufwändig werden, ich gehe nun aber einmal von Mild/Moderate aus. Wenn dies nun festgelegt ist, ist anschließend auch klar welche „Initial“ und „Repeat“ Intervalle anzuwenden sind.

Anschließend sollte die durchführende Werft/CAMO, sofern sie überhaupt glaubwürdig und qualifiziert sein will, das Flugzeug mit allen SID-Inspektionen in ein gutes, elektronisches Programm zur Laufzeitenüberwachung und Verwaltung einpflegen. Damit wird das SID-Programm später auch in Betriebszeitenübersichten aufgeführt, und eine saubere Dokumentations- und Organisationsgrundlage für die nächsten Jahre steht geschaffen.

Alleine dieser vorbereitende Arbeitsaufwand ist bei den meisten Flugzeugen (172) mit 25-50 Arbeitsstunden an zu setzten.

2. Wenn die Feststellung des Ist-Zustands nun abgeschlossen ist, kann mit der Organisation und Durchführung der eigentlichen Kontrollen begonnen werden.

Unsere Bespiels-172er hat jetzt 25 einzelne Inspektionspunkte die abgearbeitet werden müssen. Hierbei sind in der Tat die Mehrheit der Kontrollen relativ einfach durchzuführende Sichtkontrollen – wobei dies auch wieder von der Gesamtstundenzahl des Flugzeuges abhängt…. (Ab 12.000 Std. TTAF werden manche Sichtkontrollen zu NDT-Inspektionen und sehr aufwändig. )

Also arbeiten wir nun munter die Großzahl der Kontrollen ab. Hierzu machen wir folgendes: Seitenruderpedale und Befestigungen freilegen, Seilrollen freilegen, Gesamte Fahrwerksaufhängung und Unterboden zugänglich machen, der Himmel und ALLE (!!!) Innenverkleidungen werden ausgebaut, der Brandschott wird von innen zugänglich gemacht, Tragflächen sowie Leitwerk werden komplett geöffnet, Ruder werden z.T. ausgebaut und die Tankbleche werden aufgeschraubt.

Ist dies nun alles gemacht, so können wir die Meisten der Kontrollen (Visual) durchführen, und finden (in unserem Beispielfall!) hierbei keine Korrosion oder Strukturschäden.

Danach bringen wir an vielen betroffenen Stellen noch aufwändig Korrosionsschutz an, so wie von Cessna vorgesehen.

Hierbei gehen noch einmal bei schneller (aber gewissenhafter) Durchführung 30-50 Arbeitsstunden ins Land.

3. Nachdem bisher WEDER Korrosion NOCH Risse/Schäden gefunden wurden, wenden wir uns nun den Aufwändigen Punkten zu.

Hierfür machen wir u.a.:

- Hauptfahrwerks-Federbeine ausbauen, entlacken, vermessen und wieder Lackieren/montieren. Hierfür nehmen wir noch (teure) neue Befestigungsbolzen.

- Ausbauen des Triebwerkes. Anschließende ausführliche visuelle Kontrolle des Motorträgers und der Befestigungsstruktur in der Zelle hinter dem Brandschott.

Hiefür sind wiederum viele Hilfsmittel und teure Werkzeuge wie Boroskope notwendig Ist hierbei auch alles schick, wird Motor und Motorträger wieder eingebaut.

(UND NEIN, eine generelle NDT-Kontrolle des Motorträgers ist nicht vorgesehen!!! Nur bei Anzeichen auf Risse oder Zweifeln, muss der Motorträger einer NDT-Inspektion unterzogen werden!)

- Sehr detaillierte Kontrolle der Tragflächenbefestigungen, Befestigungspunkte der Tragflächenstreben, Kontrolle der Tragflächenholme und anbringen von neuem Korrosionsschutz an allen Teilen/Stellen.

Gehen wir davon aus dass unsere 172er wie gesagt KEINE Beanstandungen festgestellt wurden, so fielen für diese arbeiten auch wieder 30-50 Arbeitsstunden ins Land.

Anschließend muss das gesamte Flugzeug natürlich wieder fachgerecht zusammen gebaut werden, und haufenweise Dokumentation erstellt werden.

Auch hierfür sind noch einmal gute 25 Arbeitsstunden anzusetzen!

Wir kommen also bei unserer TOP-GEPFLEGTEN und BEANSTANDUNGSFREIEN 172er OHNE Materialbedarf und OHNE Reparaturen auf einen realistischen Arbeitsaufwand von 110 – 175 Arbeitsstunden. Dies entspricht bei durchschnittlichen Werft-Stundenpreisen von 75 € einem Durchführungspreis von 8250 € – 13.125 €. Wie gesagt, ohne Material, Reparaturen, NDT und sonstigem!

Jetzt möchte ich bitte nicht, dass sich Jemand vor hinstellt, und mir erklärt dass das alles total überteuert sei, und die Werften sowieso nur Halsabschneider seien.

Wenn doch, dann drücke ich der Person eine Werkzeugkiste in die Hand, mit der Aufgabe es schneller und billiger zu machen!

Und Ja, die SID-Programme haben sowohl an den 100er, 200er und 300/400er Serien ihre absolute Darseinsberechtigung!!!

Wir haben bisher an ALLEN, ich wiederhole ALLEN Cessnas bei der Durchführung der SID-Kontrollen zum Teil gravierende Risse, Korrosion oder sonstige Schäden gefunden. Einige davon mit ernsthafter Beeinträchtigung der Lufttüchtigkeit! Nur ein paar Beispiele: Gerissene Motorträger, gerissene Fahrwerke, übermäßig korrodierte Tragflächen- oder Höhenruderholme, gebrochene Ruderpedallerie und haufenweise lose Nieten und Schrauben. All diese Funde waren jedoch Beanstandungen an Stellen, die bei normalen 50er, 100er und 200er/Annual-Inspections nicht(!) so detailliert kontrolliert werden müssen!

Auch Aussagen wie „in den USA macht keiner das SID“, „In den USA ist das SID viel billiger“ oder „auf Cessnas nach 1998 gibt es kein SID“ sind faktisch totaler Humbug!

Ich kenne etliche Halter in den USA die das SID gut finden und freiwillig durchgeführt haben – das Ganze dann in Kombination mit neuer Lackierung und Innenausstattung, was dann eben mal 50.000-80.000 $ US gekostet hat.

AUCH ALLE neuen Cessnas sind mittlerweile mit einem SID-Programm versehen, allerdings jetzt in abgemilderter Form, da mit dem SID bei diesen Maschinen ja quasi schon im Kindesalter begonnen wird. Diese SID-Programme auf die neuen Cessnas führen wir seit Erscheinen auch bei den Planmäßigen Kontrollen durch, denn diese sind vom finanziellen Aufwand gut zu schultern.

Die wirklich heftigen Inspektionspunkte bei den neuen Maschinen kommen jedoch auch erst in 15 Jahren oder bei Zigtausend Flugstunden.

Abschließend möchte ich sagen:

JA, LEIDER…. Leider gibt es in Deutschland so manche Werft die in meinen Augen keine Daseinsberechtigung hat. Schlechtes Management, äußerst miese technische Durchführung und wirkliche Kunden-Verarsche habe ich schon selbst gesehen und deren Resultate behoben.

Lasst euch bitte gesagt sein dass dies nicht der Regelfall ist!

Viele von Euch schwärmen ja immer von der amerikanischen GA und FAA, also nehmt Euch auch mal bitte in Sachen Wartung hierbei ein Beispiel:

In den USA hat fast jeder Halter einen Mechaniker seines Vertrauens der Ihm sehr viel Wert ist - ihn zu finden ist aber mit Sicherheit nicht immer einfach.

Wir Flugzeugmechaniker, CAMO-Mitarbeiter und GA-Werften im allgemeinen sind im Regelfall hoch qualifiziert und engagiert, gleichzeitig oft aber finanziell viel schlechter gestellt als ein ‚normaler‘ KFZ-Mechaniker! Viele von uns tun den Job in der allgemeinen Luftfahrt aus Freude und Begeisterung.

Bei unserer täglichen Arbeit tragen wir viel Verantwortung mit uns herum, über die sich viele Halter/Piloten oft gar nicht bewusst sind!

Wir, die gewissenhaften Mechaniker, sind uns sehr wohl bewusst dass wir euer Sicherheit, ja eure Leben direkt mit unserer Arbeit beeinflussen! Dies nehmen auch manche nach der Arbeit mit nach Hause und haben deshalb hin und wieder schlaflose Nächte!

Also bitte, bitte, bitte…. Hört auf die Werften und deren Mechaniker pauschal zu verunglimpfen und defamieren!

WIR ARBEITEN FÜR EUCH!

Sucht euch eine ordentliche Werft mit ordentlichen Mechanikern und baut mit diesen ein Vertrauensvolles Verhältnis auf!

Wenn ihr immer nur auf das Geld schaut und zur billigsten Wald-und-Wiesen-Bude geht, dann dürft ihr Euch bei aller Liebe nicht beschweren!

LG Sebastian

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22. März 2014: Von  an Sebastian Meier Bewertung: -3.00 [4]
Schade, leider sind einige gute und wichtige Punkte in viel ideologischem und kommerziellem Mist versteckt.
22. März 2014: Von Achim H. an Sebastian Meier
Die beschriebene Vorgehensweise und die erwähnten Aufwände kann ich nachvollziehen und nichts anderes habe ich immer wieder geschrieben. So müssen die SIDs ordnungsgemäß durchgeführt werden und wenn ein viel geringerer Aufwand rauskommt, dann wurden sie schlichtweg nicht ordentlich durchgeführt.

Womit ich nicht einverstanden bin, ist die angebliche Berechtigung der Cessna SIDs als verpflichtende Maßnahme. Dass die Werften das anders sehen, ist wiederum nachvollziehbar.

Auch Aussagen wie „in den USA macht keiner das SID“, [...] sind faktisch totaler Humbug!

Ich würde wetten, dass es keine 5% der Privathalter unter FAA gemacht haben oder dabei sind es zu machen. Ich bin recht aktiv in der CPA, die mit Abstand größte Cessna-Pilotenvereinigung und dort sind die SIDs überhaupt kein Thema. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Wir kommen also bei unserer TOP-GEPFLEGTEN und BEANSTANDUNGSFREIEN 172er OHNE Materialbedarf und OHNE Reparaturen auf einen realistischen Arbeitsaufwand von 110 – 175 Arbeitsstunden. Dies entspricht bei durchschnittlichen Werft-Stundenpreisen von 75 € einem Durchführungspreis von 8250 € – 13.125 €. Wie gesagt, ohne Material, Reparaturen, NDT und sonstigem!

Das ist ja wunderbar für die vielen Tausend Spamcans die einen Marktwert von $20k oder weniger haben. Diese Spamcans stehen vor allem in den USA. Klingt nach einer sinnvollen Maßnahme, wie heißt das Sprichwort "die Cessna mit der SID ausschütten"?
22. März 2014: Von  an Achim H.
(Ich glaube, dass die meisten der etwa 5 von mir in USA gecharterten C-172 keinen Wert von $ 20.000 hatten, deshalb frage ich mich, wie das finanziell gehen soll. Diese Fliugzeuge kann man eigentlich verschrotten).

Sebastian: Nicht ganz klar ist, worüber du Dich so aufregst? Du müsstst ja gemerkt haben, dass die meisten Foristen keine Mechaniker sind und deshalb vielleicht nicht ganz das Hintergrundwissen haben, das Du Dir angeignet hast.

Außerdem steht es jedem frei, diese Maßnahmen auch in Frage zu stellen. Ich habe auch vielel Jahre in Frage gestellt, warum ich meine Gurte nach 12 Jahren wegwerfen musste. Das mag eine gute Umsatzquelle gewesen sein, für die Überholer, ich fand es komplett überflüssig. Und es gibt vielel solcher Punkte.

Bei einer G-zugelassenen Maschine darf etwa die 50h-Kontrolle nicht älter als 6 Monate sein, Generatoren, Magnete oder andere Komponenten werden nach JAHREN beurteilt und nicht nach Zustand.... und wozu bitte ist eine AVIONIK-NACHPRÜFUNG in Deutschland gut, außer um Geld in die Betriebe zu spülen? Ich wette dass ich es a) merke wenn ein Gerät nicht mehr geht und b) wette ich, dass es nicht länger hält weil es jemand in funktionsfähigem Zustand getestet hat.

Es gibt JEDE MENGE ärgerlicher und unnützer Vorschriften, die zu viel Geld kosten und langfristig das Ende der GA bedeuten werden, wie wir sie kennen. Würde ich nicht zufällig gerade gut verdienen – ich wäre schon weg. Und wenn meine Geschäfte einbrechen, dann werde ich das FLIEGEN als erstes aufgeben (nicht die Kinder :-)) Und welcher Werft ist damit gedient?
22. März 2014: Von Malte Höltken an Achim H.
Die beschriebene Vorgehensweise und die erwähnten Aufwände kann ich nachvollziehen und nichts anderes habe ich immer wieder geschrieben. So müssen die SIDs ordnungsgemäß durchgeführt werden und wenn ein viel geringerer Aufwand rauskommt, dann wurden sie schlichtweg nicht ordentlich durchgeführt.

Naja, in den aufgeführten Stunden gibt es ja einiges, wofür ein Halter nicht jemanden für 75€/h beschäftigen muß. Handlochdeckel schrauben, Verlkeidungen abnehmen und wieder einbauen, Papier auf Vordermann und für die Werft in direkt auswertbares Format bringen, etc. Dafür jemandem 75€/h zu zahlen ist schon ziemlich dekadent. So kommt es dann naturgemäß zu sehr großen Schwankungen. Okay, es kommt natürlich ein wenig darauf an, wie man seine eigene Arbeitszeit berechnet aber zumindest der Papierkram kann ja abends nebenher laufen, neben aktuellem Betrieb.
22. März 2014: Von Lutz D. an  Bewertung: +1.00 [1]
Ja, aber es mag eben sein, dass die CESSNA SID's nicht dazu gehören. Denke, die lifetime limits bei europäischen Mustern sind schon eine vernünftige Sache. Ich glaube auch, dass einige Zellen im Grunde zu lange im Umlauf sind.

Ob das eine Behörde entscheiden muss, ist aber eine ganz andere Frage. Das Problem ist ja, dass einige Halter (und Piloten!!!) meinen, dass wenn die Behörde nicht eingreift, alles in Ordnung sei. Das ist das eigentliche Problem staatlicher Bevormundung. Im Grunde müsste man für Flugzeuge<2t die annuals und alles verpflichtende komplett abschaffen. Soll doch jeder selbst für die Lufttüchtigkeit seines Flugzeugs sorgen. Mir ist nicht immer ganz klar, warum der Staat das regeln muss.
23. März 2014: Von Ursus Saxum-is an Sebastian Meier Bewertung: +1.00 [1]
1) Sollte die L-Akte und die Dokumentation erst auf einen aktuellen Stand gebracht werden müssen, dann werden hier Versäumnisse der Vergangenheit nachgeholt. Wenn die Maschine vernünftig mit einer Werft zusammen gewartet wurde, dann sollte der Ist-Zustand ausreichend dokumentiert sein. Diese Kosten sind also keine SID Kosten, sondern größtenteils Aufräumkosten.

Vielen Dank an Sebastian für die erhellende Ausführung. Wenn bei den Kalkulationen fast 4.000 Euro für alte Akten lesen und Papier aufräumen mitgerechnet werden, relativiert das die 10+k Angebote deutlich.

2) Viele der Arbeiten benötigen kein hochqualifiziertes Personal und vieles davon kann (und sollte vielleicht auch) der Halter selber machen. Eine reine TTAF Regelung ist mir jetzt spontan auch nicht bewusst, meist heisst es x Stunden oder nach y Jahren. Bei privat genutzten Maschinen schlägt das y Jahre übermässig zu, Beispiel: der leidige 172er Motorträger nach 10.000h oder 20 Jahren. Die wenigstens Maschinen im Privatbesitz haben nach 20 Jahren 10.000h und wenn das oder gestrichen würde, wäre der Aufstand deutlich geringer.
3) Viele dieser Arbeiten haben ein Wenn in der Beschreibung: Wenn die Fahrwerksbeine auffällig sind, wenn die Sichtprüfung des Motorträgers auffällig ist, ... dann sind die folgenden Schritte durchzuführen. Leider ist das Wenn nicht immer gut, manchmal eventuell auch anders als ursprünglich gedacht - was ich durchaus für plausibel halte, definiert und Werften in Geldnot (und das LBA, wir wollen die Kollegen ja nicht vergessen) interpretieren das dann gerne immer als Zwang.

Für diese Arbeiten mit Vollauslastung den kalkulatorischen Stundensatz für Teilauslastung zu berechnen, ist zwar ein nachvollziehbarer Geldverdienen Reflex, aber vielleicht doch näher zu hinterfragen. Zieht man jetzt einmal die vorbereitenden Aufgabenzeiten als nicht ursächlich durch die SIDs ab, dann bleiben in der Rechnung 85-125 Stunden übrig. Cessna hat sicher die Arbeitswerte für die SIDs im Rahmen einer Six Sigma Betrachtung berechnet und wird die hoffentlich irgendwann zur Verfügung stellen. AW äquivalent 100+h halte ich für hoch gegriffen. Nehmen wir weiter einen kalkulatorischen Vollauslastungsstundensatz von 55 EUR an (inkl. Mischkalkulation, nicht alle Arbeiten sind Hightech), dann sind wir in der Größenordnung von 5.775 +/ 1.100 EUR. Nehmen wir den oben aus Ungarn berichteten Stundensatz sind wir bei 3.360 +/- 640 EUR, minimal den umgerechneten 18 EUR Satz, dann 1.890 +/- 360 EUR.

Das wichtigste in dieser ganzen Diskussion ist aber ein sinnvolles Miteinander von Haltern und Werften. Weder sind Billigheimerargumente wirklich stichhaltig, noch befördern Horrormaximalrechnungen das Vertrauen in ein partnerschaftliches Verhalten. Aus den verschiedenen Diskussionen kristallisiert sich scheinbar eine grundlegende Akzeptanz im Bereich von um die 5.000 EUR heraus. Von hier aus können dann die Überlegungen der Werften starten, ob sie bereit sind das zu leisten, oder eben nicht. Es werden auch so schon genügend Halter, aufgrund der Kakophonie in den Diskussionen, ihre Maschinen frustriert abwracken und das Fliegen aufgeben. Davon haben auch die Werften am Ende nichts.
23. März 2014: Von Sebastian Meier an  Bewertung: +0.00 [1]
Vielen Dank für die ganzen teils positiven und verständnisvollen Reaktionen!

Ich möchte auf einige Reaktionen aber ein wenig genauer eingehen:


Neu! Gestern 21:38 Uhr: Von John Askild

Schade, leider sind einige gute und wichtige Punkte in viel ideologischem und kommerziellem Mist versteckt.

Wenn man jetzt unbedingt darauf bestehen würde, dann würde ich mir vielleicht Lobbyismus vorwerfen lassen. Aber „viel ideologischen und kommerziellen Mist“?

Sofern das ernst gemeint ist, bitte erläutern.


Neu! Gestern 21:43 Uhr: Von Achim Hasenmöller

Womit ich nicht einverstanden bin, ist die angebliche Berechtigung der Cessna SIDs als verpflichtende Maßnahme. Dass die Werften das anders sehen, ist wiederum nachvollziehbar.

Hallo Achim, ja das kann ich in der Tat gut nachvollziehen.

Weder EASA noch LBA (oder sonstige NAA’s) wollen die Verantwortung (in rechtlicher Sicht) dafür übernehmen, einen oder alle Halter vom SID-Programm frei zu sprechen.

Nehmen wir an, eine freigesprochene Cessna stürzt aufgrund des nicht durchgeführten Programms ab (irrwitzig), dann wäre auf rechtlicher ebene die Hölle los.

Die EASA im speziellen kann für solche Freisprechungen nämlich gar keine Haftung übernehmen, da hinter ihr (im Gegensatz zu den NAA’s) kein rechtliches Organ steht, welches dafür haftet. Die EASA ist immer noch keine Behörde!


Neu! Gestern 22:07 Uhr: Von Alexis von Croy

Ich glaube, dass die meisten der etwa 5 von mir in USA gecharterten C-172 keinen Wert von $ 20.000 hatten, deshalb frage ich mich, wie das finanziell gehen soll. Diese Fliugzeuge kann man eigentlich verschrotten

Hallo Alexis, du nennst das Problem leider beim Namen!

Wenn ich ehrlich bin, wird die Durchführung der SID-Programme bei den meisten Flugzeugen ernsthafte Beanstandungen zum Vorschein bringen, was wiederum zum finanziellen Problem werden wird! Ich befürchte, dass für viele Flugzeuge die Durchführung des jeweiligen SIDs schnell den finanziellen Totalschaden bedeuten kann. Wie man damit umgehen soll, ist für mich leider auch nicht klar.

Jedoch sehe ich auch große Probleme im aktuellen Flugzeugmarkt bedingt! Viele Gebrauchtflugzeuge können nur noch verkauft werden, wenn man Preise anbietet, die in meinen Augen enorm unterm dem eigentlichen Gegenwert sind.

(In Werft-Kreisen wird auch relativ laut darüber diskutiert, ob das SID-Programm von Seiten Cessna’s auch unterstütz wurde, um damit eine marktbereinigende und marktbelebende Wirkung zu erreichen).

[…]und wozu bitte ist eine AVIONIK-NACHPRÜFUNG in Deutschland gut, außer um Geld in die Betriebe zu spülen? Ich wette dass ich es a) merke wenn ein Gerät nicht mehr geht und b) wette ich, dass es nicht länger hält weil es jemand in funktionsfähigem Zustand getestet hat.

Länger halten, weil es jemand im funktionsfähigem Zustand getestet hat, das wird wahrscheinlich nicht eintreten. Avionik und Instrumente sind aber einfach sehr anfällig und haben häufig Fehler ohne dass der Pilot davon etwas mitbekommt.

Nur ein paar häufige Beispiele: Code-Fehler oder Drop-Outs bei Mode-S Transpondern, ILS/Glideslope/Localizer/VOR-Falschanzeigen außerhalb der Toleranz (was nicht erst durch controlled flight into terrain bemerkt werden sollte), undichte und deshalb falsch anzeigende Stau-/Statiksysteme, EFIS/FMS-Systeme mit im Laufe der Zeit falschen Daten/Werten….. wie gesagt, nur ein paar Beispiele. Flugzeugwartung soll ja auch präventiv sein, und NICHT nur Mängel beheben, nachdem sie offensichtlich zum Vorschein getreten sind. Avionik/Instrumente sind nun einmal sehr wichtig für die Piloten, von dem her sehe ich eine regelmäßige Überprüfung als sehr gerechtfertigt an.

[…]Es gibt JEDE MENGE ärgerlicher und unnützer Vorschriften, die zu viel Geld kosten und langfristig das Ende der GA bedeuten werden, wie wir sie kennen.

Ich muss dir hier leider vollends zustimmen. Das SID-Programm sehe ich zwar wie schon gesagt als finanziellen Einschlag, aber für (technisch / sicherheitsbedingt) sinnvoll halte ich es trotzdem.


Neu! Gestern 22:20 Uhr: Von Malte Höltken

Naja, in den aufgeführten Stunden gibt es ja einiges, wofür ein Halter nicht jemanden für 75€/h beschäftigen muß. Handlochdeckel schrauben, Verlkeidungen abnehmen und wieder einbauen, Papier auf Vordermann und für die Werft in direkt auswertbares Format bringen, etc. Dafür jemandem 75€/h zu zahlen ist schon ziemlich dekadent. So kommt es dann naturgemäß zu sehr großen Schwankungen. Okay, es kommt natürlich ein wenig darauf an, wie man seine eigene Arbeitszeit berechnet aber zumindest der Papierkram kann ja abends nebenher laufen, neben aktuellem Betrieb.

Malte, Entschuldigung… aber ich glaube es hakt!

Wie in meinem langen Eingangspost hier geschrieben – wir Flugzeugmechaniker Arbeiten auch nicht nur zum Spaß! Viele von uns arbeiten schon am Maximum, und das für ein finanzielles Minimum.

Würdest du dein Auto auch in die Werkstatt stellen, aber dort dann einen Großteil der Arbeit (wahrscheinlich auch noch mit Werkzeug/Mitteln der Werkstatt) selbst durchführen wollen, damit die Rechnung nicht so hoch wird?!

Oder willst du für den TÜV-Prüfer auch Papierkram abnehmen, damit es für dich billiger wird?!

Und 75€ (meist brutto) findest du also dekadent. Bitte informier dich mal was für sonstige technische Sachverständige pro Stunde aufgerufen wird – und Flugzeugmechaniker sind nun mal einfach sehr hoch qualifizierte Techniker.

Dein letzter (von mir Fett markierten Satz) lässt mir einfach nur den Mund offen stehen!!!

Natürlich, wir machen die Aufwändige Papierarbeit (für die man auch qualifiziert sein muss!) aus Nächstenliebe mal schön für euch Abends, da sind wir ja SOWIESO aus Spaß an der Arbeit noch da ….. ich glaub ich spinne!

Versteh mich bitte nicht falsch, ich bin auf keinen Fall dafür die Wartungspreise unnötig in die Höhe zu treiben. Aber es gibt in der deutschen GA doch relativ viele Kunden mit finanziellen Vorstellungen, die mich sehr äußerst stutzig machen.

Es wird bei Jahresnachprüfungen darüber diskutiert ob die Behebung von X Beanstandungen wirklich nötig ist, oder ob man nicht auch diese und jene nicht zertifizierte Teile einbauen kann. Das bin ich so leid… Wenn diese Halter Ihre Autos zum TÜV bringen, und es keine Plakette gibt weil die Bremslichter nicht funktionieren oder die Felgen keine ABE haben, dann wird da auch nicht diskutiert. Warum aber so extrem in der GA?

Genauso habe ich Kunden die mir für Ihre nagelneue SR22 zur 100 Std. Kontrolle Öl und Ölfilter mitbringen…. das würden die sich mit Ihrer S-Klasse in der Daimler-Werkstatt niemals trauen.

Wie gesagt, ich will keine Kosten unnötig in die Höhe treiben, ich wünsche mir nur dass von Werften und Haltern ein gewisses Mindestmaß von Anstand und Vernunft an den Tag gelegt wird!


Neu! Heute 08:27 Uhr: Von Björn Steiner

Das wichtigste in dieser ganzen Diskussion ist aber ein sinnvolles Miteinander von Haltern und Werften. Weder sind Billigheimerargumente wirklich stichhaltig, noch befördern Horrormaximalrechnungen das Vertrauen in ein partnerschaftliches Verhalten. Aus den verschiedenen Diskussionen kristallisiert sich scheinbar eine grundlegende Akzeptanz im Bereich von um die 5.000 EUR heraus. Von hier aus können dann die Überlegungen der Werften starten, ob sie bereit sind das zu leisten, oder eben nicht. Es werden auch so schon genügend Halter, aufgrund der Kakophonie in den Diskussionen, ihre Maschinen frustriert abwracken und das Fliegen aufgeben. Davon haben auch die Werften am Ende nichts.



Hallo Björn, im Großen und Ganzen möchte ich Dir zustimmen, vorallem der Satz über das vernünftige Miteinander!

Dennoch muss ich dir auf der anderen Seite wiedersprechen. Es mag zwar sein (ist für mich auch total verständlich!) dass für Viele ein SID-Rahmen von ca. 5000 € diskutabel wäre.

Die Beispielrechnung, die Ich in meinem vorherigem Post aufgemacht habe, ist aber schon vom Minimalaufwand mit keinen Beanstandungen ausgegangen. Wenn eine Werft das nun für 5000 € durchführen sollte, dann würde sie schlichtweg dabei zusetzten! Das kann auch nicht der Sinn der Sache sein.

Ich habe jedoch leider Befürchtungen dass demnächst 2-3 spezielle Werften wieder auf den Markt drängen werden, und SID’s für solche Preise anbieten. Die Kunden und deren Geldbeutel wird es sicher freuen…. Was sie jedoch nicht wissen, diese speziellen Werften machen dann Papier, schreiben eine Rechnung…. Und am Flugzeug ist nicht viel (oder gar nichts passiert). Das ist leider schon alles vorgekommen, und passiert in Deutschland immernoch L (Namen der Werften nenne ich nicht).

Sein Flugzeug für die Durchführung des SID-Programms nach Tschechien/Ungarn/Lithauen zu stellen, kann für den Halter sicherlich eine Lösung sein, aber für sinnvoll erachte ich sie nicht.

Zum einen könnte ich mir vorstellen, dass das LBA irgendwann die ausländischen Durchführungsnachweise aus irgendeinem fadenscheinigen Grund nicht anerkennt und vieleicht eine nochmalige Durchführung fordert, zum Anderen finde ich ein Out-Sourcen der Flugzeuge für die Wartung einfach ‚schäbig‘.

Dadurch nimmt man dann defakto auch an der Zerstörung der deutschen GA-Teil, denn auch die Werften sind schließlich ein Bestandteil davon – und diesem Teil der GA geht es mit Sicherheit auch nicht blendend!

Ich weiß nicht ob jemand von Euch bei der Veranstaltung von EASA, FAA, Cessna & Co. Zu dem Thema in Köln dabei war. Dabei ist aber klar geworden, dass Cessna lange Zeit von den Mängeln an Ihren Flugzeugen angeblich keine Ahnung hatte. Genauso hatten sind sie angeblich bei den 100/200er Serien von einem SID-Aufwand von 20-30 Stunden ausgegangen – bis dann das Feedback über A&P’s und AI’s kam, was von oftmals weit über 100 Stunden berichtete.

Die FAA ist übrigens dabei eine Data-Evaluation des SID’s durchzuführen. D.h. sie sammeln derzeit Daten und Reporte von Werften über beim SID gefundene Beanstandungen in den USA, um dann dementsprechend einzelne Punkte der SID-Programme zu FAA AD’s zu machen…. Welche dann automatisch von der EASA übernommen werden sollen.

Als eine mögliche Lösung des SID-Problems sehe ich darin, dass Cessna die SID-Programme grundlegend überarbeitet, und eine gemeinsame Regelung mit der FAA/EASA getroffen wird, dass die Kontrollen nicht zu LTA’s werden.

So sollte Cessna in meinem Augen vor Allem viele Jahres-Intervalle aus den Kontrollpunkten streichen, oder diese zumindest um 100% ausdehnen. Es gibt in der Tat viele 172er die 2500 Std. TTAF haben, aber bereits über 20 Jahre alt, und daher vom SID betroffen sind. Hier schlägt das SID in umso erbarmungsloserer, und in meiner Sicht nicht unbedingt sinnvoller Weise, zu.

Zudem MUSS endlich von behördlicher Seite etwas in Sachen Ersatzteilpreise unternommen werden!

Hier liegt in meinen Augen ein allgemein viel größeres Problem für Halter und Werften.

In der KFZ-Branche ist es größtenteils so, dass Werkstätten an Ersatzteilen 80-150% verdienen – was auch total überzogen ist. In der Luftfahrt jedoch, verdienen Werften meist zwischen 5% und 15% an Teilen, was schlichtweg zu wenig ist.

Dies können wir aber gar nicht anders gestalten, da die Preise vom Hersteller aus schon in lächerliche Bereiche getrieben wurden. Unter anderem gibt es im SID-Programm alte Service Kits die geprüft/nachgeholt werden müssen. In diesen alten Service Kits sind noch Preise für Ersatzteile angegeben. Jedoch sind aus 11$ für Fahrwerksbolzen mal eben 550$ geworden, oder Fahrwerksaufnahmen haben sich von 170$ auf 3800$ verteuert. Das ist in keinster Weise mehr zu rechtfertigen und ist in meinen Augen Schlichtweg WUCHER!

Hier sollten unsere Behörden unbedingt einschreiten, und wenn nötig die Zertifizierungsprozesse für Teile bzw. Flugzeuge der GA erheblich herunter schrauben!

LG Sebastian

23. März 2014: Von Malte Höltken an Sebastian Meier Bewertung: +0.33 [1]
Hallo Sebastian,

Ich antworte Dir ausführlich, wenn ich wieder eine echte Tastatur und kein Mobiltelefon in den Händen habe. Aber ich denke, Du hast mich ein wenig falsch verstanden:

1. Nicht die Werft soll den Papierkram abends nebenher machen, sondern der Halter. Er soll z.Bsp. seine L-Akte vernünftig geordnet und mit Übersicht der durchgeführten LTAs und TMs der Werft übergeben.
2. Ja, ich denke, es ist dekadent, jemanden für 75€/h anzustellen, die L-Akte aufzuräumen oder Handlochdeckel zu schrauben.
3. Nein, ich denke nicht, daß der Stundensatz für qualifiziertes Personal ungerechtfertigt wäre. Das habe ich auch mit keinem Wort geschrieben.
4. Ja, ich denke daß Werften und Halter nur gewinnen können, wenn sie den Halter schrauben lassen. Nennt sich Owner Assisted Maintenance und ist weder unverschämt, noch neu.
5. Ich habe nie davon gesprochen, notwendige Wartungsarbeiten aufzuschieben oder nicht durchzuführen, oder Bogus-Parts zu verwenden.
6. Will man die SID durchführen, hat man genau zwei Möglichkeiten: Man bezahlt jemanden oder man macht möglichst viel selber. Aber diese Möglichkeiten hat man.

Besten Grusz,

PS: Dein Ton ist weder einer sachlichen Diskussion, noch meinem Beitrag angemessen. Ich hoffe wir können ohne diese Ausfälle weiterdiskutieren.
23. März 2014: Von  an Sebastian Meier Bewertung: +1.00 [1]
Sebastian,

das Statiksystem gelegentlich zu überprüfen, das ist sicher eine gute Sache – "Avioniknachprüfung" hingegen ist eine reine amtlich verordnete Geldschneiderei. Schließlich gibt es so etwas (etwa) im größten GA-Land der Welt nicht, und es sind keine Fälle (mir) bekannt, wo das ein Sicherheitsrisiko gewesen ist. Man könnte natürlich auch alle 10 Stunden die Fahrwerksbeine röntgen ... könnte ja sein, dass da "mal was ist".

Das mit den € 75 habe ich anders verstanden. DEKADENT ist es, für Hilfsarbeiten wie Deckel abschrauben oder Öl ablassen diese Stundensätze zu verlangen. Für QUALIFIZIERTE Tätigkeiten würde man diese ja GERN bezahlen. Das Problem: Oft werden € 75 verlangt aber die abgelieferte Arbeit ist eher auf € 7,50 Niveau.

Beispiele (etwa 100) gern auf Anfrage. Wenn ich hier offen alle Erlebnisse erzählen würde, die ich mit Flugzweugwerfen hatte, dann würde ich ziemlich viele Brücken abbrennen. Aber so viel: Es ist teilweise schlichtweg unglaublich, auf welchen technischen Niveau Werften arbeiten. So sind etwa QUALITÄTSKONTROLLE oder ENDABNAHME in der Regel unbekannt - selbst wen sie auf der Website beschworen werden.

Da ich selbst (im Mercedes Unimog- und LKW-Sektor) 32 Mechaniker und Meister festangestellt beschäftige habe ich übrigens eine recht gute Vorstellung davon, wie ein qualifizierter Menchaniker arbeitet. Ich WEISS, dass es gute Leute gibt, aber finde diese erst mal ....
23. März 2014: Von Achim H. an Sebastian Meier Bewertung: +0.67 [1]
Weder EASA noch LBA (oder sonstige NAA’s) wollen die Verantwortung (in rechtlicher Sicht) dafür übernehmen, einen oder alle Halter vom SID-Programm frei zu sprechen.

Aber die FAA kann das? Wieso muss die Behörde einen Halter "freisprechen"? Müssen wir vor uns selbst geschützt werden, dürfen wir nichts selbst entscheiden?

Nehmen wir an, eine freigesprochene Cessna stürzt aufgrund des nicht durchgeführten Programms ab (irrwitzig), dann wäre auf rechtlicher ebene die Hölle los.

Das Leben ist voller Gefahren, wollen wir die alle ausschließen, bleibt uns leider keine Zeit und keine Mittel mehr zu leben. Sollten die alten Cessnas vermehrt vom Himmel fallen, dann können wir uns überlegen wie man reagiert.

Die EASA im speziellen kann für solche Freisprechungen nämlich gar keine Haftung übernehmen, da hinter ihr (im Gegensatz zu den NAA’s) kein rechtliches Organ steht, welches dafür haftet. Die EASA ist immer noch keine Behörde!

Ich finde Du hast ein sehr bedenkliches Verständnis vom Bürger und Staat. Ich habe noch nie gehört, dass das LBA für meine Cessna haften würde. In den entsprechenden EU-Verordnungen ist klar geregelt, dass die EASA die alleinige Zuständigkeit für alle Belange hat, die die Sicherheit betreffen. Die EASA hat sich klar positioniert und daran hat sich das LBA zu halten.

Übrigens ist das auch völliger Humbug was Du da schreibst, die EASA ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts und ist selbst rechtsfähig.

23. März 2014: Von Lutz D. an Sebastian Meier
Die EASA im speziellen kann für solche Freisprechungen nämlich gar keine Haftung übernehmen, da hinter ihr (im Gegensatz zu den NAA’s) kein rechtliches Organ steht, welches dafür haftet. Die EASA ist immer noch keine Behörde!

Interessante, aber sehr weit hergeholte und unzutreffende Theorie.
24. März 2014: Von Ursus Saxum-is an Sebastian Meier
Wir haben mit den Cessna SIDs ein gut beschriebenes Gewerk mit einem definierten Ergebnis vorliegen. An dieses Gewerk schreibt man gewöhnlich einen Preis auf der Grundlage eines Werkvertrags. Der Kunde, die Halter, akzeptieren das Angebot einer Werft, oder sie nehmen das Angebot einer anderen. Es gibt keinen guten kaufmännischen Grund diese Arbeiten auf Aufwandsbasis zu vergeben, jedenfalls nicht bei der vorliegenden Dokumentationslage. Eine Abschätzung für einen allgemein akzeptierten Preis für die Arbeiten haben wir auch schon identifiziert. Wir haben auch zur Kenntnis genommen, dass einige Werften für diesen Preis nicht anbieten wollen. Soweit also ein völlig normaler Geschäftsablauf.

Mir Kunde ist es bei solch einem Gewerk erst einmal egal, was für kalkulatorische Stundensätze für Arbeit, oder Gehälter, oder sogar Jahresendgewinn des Gesellschafters, dort hinterlegt sind. Es ist eine furchtbare Unsitte geworden, Teile und Bruchstücke einer ganzheitlichen betriebsinternen Kalkulationsmethode in einer breiten Masse kaufmännischen Unverständnisses aus dem Zusammenhang gerissen bestimmen zu wollen. Vorwärts wie rückwärts verhärten sich zunehmend die Fronten, und das ist fatal. Ein niedriger Preis für die SID kann dazu führen, dass der Mechaniker intern nicht mit seinem bisherigen Deckungsbeitrag eingesetzt ist und der Mindestlohn führt zum Untergang von kleinen Ladengeschäfte mit geringem Umsatz.

Wie haben jetzt einmal zur Kenntnis genommen, dass es Mechaniker und Werftinhaber gibt, die, mit ihren Betriebsabläufen und dem vorhandenen Personal, offenbar keine 75 Euro pro Arbeitsstunde des Mitarbeiters erlösen können. Es ist die Entscheidungshoheit des Werftinhabers daraus etwas zu machen. Man kann den Betrieb schliessen, weil man nicht mehr ausreichend kaufmännische Grundlage sieht. Man kann an den Betriebsabläufen arbeiten, denn wenn eine hochtrainierte Six Sigma Black Belt optimierte Truppe von 25-30 Stunden ausgegangen ist, dann kann durchaus eine Werft mit untrainiertem, anders motiviertem Personal für die selben Arbeiten 105 Stunden brauchen, im schlimmsten Fall bei einer Trödelschraubertruppe auch noch viel mehr. Aus ähnlichen Gründen hat die Automobilbranche vor vielen Jahren die schmerzhafte Umstellung auf die Berechnung nach Arbeitswerten gemacht. Man kann auch am Personal etwas ändern, in beide Richtungen - z.B. Six Sigma Black Belts mit höherer Arbeitsleistung einstellen, oder eben den Weg in ein Land mit geringeren Kosten gehen. Wie sich die Geschäftsführung einer Werft entscheidet ist unternehmerische Freiheit und mir als Kunde erst einmal völlig egal.

All dies hat aber nur wenig mit der grundlegenden Diskussion zu tun, ob die SIDs denn nun verpflichtend sein sollen oder nicht. Gerade Piloten und Halter von Flugzeugen sollten sich eigentlich durch ein hohes Maß an Eigenverantwortung auszeichnen. Genau dieses Klientel mit einer Regelung zu konfrontieren, die als Gängelung verstanden wird, zeigt wieder einmal die mangelhafte Kommunikation aller Beteiligten.
24. März 2014: Von Sebastian Meier an Ursus Saxum-is
Hm, Ich muss wohl einfach hinnehmen dass für meine Ansichten nicht allzu viel Verständnis aufgebracht wird.
Aber das ist auch Total in Ordnung, jeder soll ja schließlich seine eigene Meinung haben dürfen.

Da ich mich hier im Forum nicht angemeldet habe um zu streiten, sonderm um Klarheit zu verschaffen, werde ich mich ab jetzt mit meinen persönlichen wirtschaftlichen, arbeitsmoralischen, ethischen und juristischen Meinungen zurück halten.

Weil ich mir wirklich einen anständigen und vernünftigen Umgang von Werften und Haltern wünsche, werde ich
nun versuchen diesen Anspruch als erstes an mich selbst zu stellen und zu erfüllen.

Ich werde nun hauptsächlich für die rein technisch bedingten Dinge da sein.
Wenn Ihr genaue und detailierte Fragen zum SID oder damit zusammenhängenden Sachen habt, dann
werde ich versuchen diese nach bestem Wissen und verständlich zu beantworten.

LG Sebastian
24. März 2014: Von Justus SJ an Sebastian Meier
Hi Sebastian,

kannst du mir mal deine Kontaktdaten zukommen lassen?

Gruß,

JSJ
26. März 2014: Von Marc T. an Ursus Saxum-is Bewertung: +2.00 [2]
Hier eine weitere Zusammenfassung des Workshops der EASA in Köln:

und hier die ins Deutsche übersetzte EASA-SIB 2014-01:
https://www.daec.de/fileadmin/user_upload/files/2012/fachbereiche/luftfahrttechnik/Uebersetzung/SIB_2014-01_Cessna_SID.pdf

das Original, in englisch:
https://ad.easa.europa.eu/blob/SIB_201401_Cessna_100_200_Series_SID.pdf/SIB_2014-01_1

das Video von Cessna dazu...


26. März 2014: Von Patrick K. an Marc T.
Herzlichen Dank für das interessante Video.

Ich weiß, wurde schon viel darüber diskutiert. Möchte jetzt auch nicht von Neuem damit anfangen.
Aber soweit ich das Video richtig verstanden habe, sagt Cessna zum Thema "engine mount": "...must be checked visually..."??
Nichts von Ausbauen und aufwendigen Materialprüfungen.....

Die SID, wie im Video vorgeführt, sieht ja eigentlich recht einfach aus...entschuldigt meine leihenhafte Aussage.
Deckel auf machen, mit dem Endoskop auf Korrossion und fehlende Nieten/Schrauben prüfen....
Die Verkleidung im Innenraum muss wohl runter, aber das dauert keine Woche....
Da lassen sich keine 15 - 20k vermuten...

Kann es sein das da die EASA den Gedankengang von Cessna erweitert hat?
26. März 2014: Von Achim H. an Patrick K.
Aber soweit ich das Video richtig verstanden habe, sagt Cessna zum Thema "engine mount": "...must be checked visually..."??
Nichts von Ausbauen und aufwendigen Materialprüfungen.....

Ein Blick in die SIDs (kostenlos verfügbar) ersetzt jegliche Notwendigkeit der Spekulation. Man muss den Motor ausbauen (100er Serie) und für das in der SID vorgeschriebene SEB zu den Befestigungen des Motorträgers muss man diesen fast entfernen vom Cockpit aus, was sehr unangenehm ist.
26. März 2014: Von Ursus Saxum-is an Achim H. Bewertung: +1.00 [1]
Es wird durch Wiederholung nicht besser. Das Video zeigt, was die Ingenieure sich bei den Inspektionen gedacht haben - eine Sichtprüfung und wenn etwas auffälliges gefunden wird, Demontage mit genauer Untersuchung. Für den Fall einer Demontage mit genauer Untersuchung hat man in die SIDs eine ausführliche Arbeitsbeschreibung geschrieben, wie das zu geschehen hat.

Die Fraktion der überwiegenden Muttersprachler interpretieren nun das Fehlen eines seitenlangen Kriterienkatalogs, wann man denn eine detaillierte Untersuchung braucht, als Freiheit sich die Bedingungen im Einzelfall anzuschauen. Ein großer Teil dieser Fraktion ist sich auch einig, dass ein Kriterium die gewerbliche Nutzung eines Flugzeugs ist (und stiften damit bei den anderen weitere Verwirrung, weil das nirgendwo explizit aufgeführt ist). Die buchstabenhörigen Fraktionen sind der Meinung, wenn dort keine Kriterien stehen, dann muss das immer durchgeführt werden.

Der Rest und die Halter sind verunsichert.

Anmerkung: das ist eine klassische Situation und Alltag, überall dort wo QA Handbücher - auch und gerade im zertifizierten Umfeld - aus Sammlungen von Arbeitsanweisungen bestehen. Ich kann mir die Verwirrung bei den amerikanischen Ingenieurskollegen über unsere europäischen Diskussionen bildhaft vorstellen.
26. März 2014: Von Achim H. an Ursus Saxum-is
Sorry, das ist Quatsch. Es zählt der Wortlaut der SIDs und was ist an "remove engine" bitte interpretationsfähig? Was ist an "verify that SEB xxx was applied and apply if not already done" interpretationsfähig?

Getürkte SIDs ist wie getürkte Type Ratings bei der IKON. Irgendwann kommt es raus.
26. März 2014: Von Ursus Saxum-is an Achim H.
Die SIDs sind meiner Meinung nach eine Sammlung von Arbeitsanweisungen und wir diskutieren gerade, wann welche zwingend sind.

Schau dir zum Vergleich einmal das Werkstatthandbuch eines Auto an. Dort findest du seitenlange bebilderte Erläuterungen, wie man den Motor und das Getriebe ausbaut - aber kein Wort, wann das zu tun ist. Das Kriterium fehlt, das musst du selbst entscheiden. Im Wartungshandbuch meines KFZ steht, dass nach 200.000km eine Prüfung des Antriebsstrangs vorzunehmen ist und danach gleich der Hinweis auf die Anleitungen im Werkstatthandbuch ohne Angabe wann denn nun die Arbeitskeule zuschlägt (Wortlaut: Inspektion von Motoraufhängung, Getriebe und Antriebsstrang bei Kilometerstand 200.000km, Anleitungen zur Demontage im Werkstatthandbuch Abschnitt x). Trotzdem kommt keine Werkstatt bei Verstand auf die Idee pauschal bei 200.000km alles auseinander zu reissen.

Der Unterschied fängt bei uns erst an, weil wir ein LBA haben, das dort anfängt dies vorzuschreiben.

Wenn das KBA auf die Idee käme, ein ähnliches Überwachungssystem an die TÜV Überwachung zu koppeln, und zB die Einhaltung der Verfahren im Werkstatthandbuch als Voraussetzung für das Erteilen der Plakette vorschreibt, hätten wir exakt die selbe Diskussion mit unseren KFZ.
26. März 2014: Von Pat Wie an Ursus Saxum-is
Ich sehe das so wie Achim, es ist wirklich sehr eindeutig formuliert was Cessna hier möchte. Das hat nix mit Muttersprachler oder nicht zu tun.

Was bei dem Beispiel der Engine Mount Inspection steht ist ja auch nicht unvernünftig. Die visuelle Inspektion soll bei jedem Motoraustausch gemacht werden, erstmalig aber spätestens bei 10.000 Flugstunden oder nach 20 Jahren. Der Motor soll also nicht extra ausgebaut werden um das zu erledigen sondern Cessna geht davon aus, dass der Motor ohnehin raus ist. Und nur wenn Rost/Risse sichtbar oder die 10.000 Flugstunden überschritten sind wird eine Wirbelstromprüfung erforderlich.

Wo aber ist jetzt das Problem? Wenn der Motor in der Vergangenheit bereits getauscht wurde dann erwarte ich, dass die Werft sich dabei den Motorträger ganz genau angeschaut hat - bei unseren Vereinsfliegern hat der Prüfer des LTB das immer gemacht. Und wenn sie das entsprechend dokumentiert, habe ich bis zur nächsten Motorüberholung ruhe mit diesem Punkt der SID. Falls die Werft das anders sieht braucht sie sehr gute Argumente, denn sonst stellt sie ihr eigenes Qualitätsmanagement in Frage. Und dafür interessiert sich dann auch wieder eine Behörde…

Abgesehen von der Wirbelstromprüfung wird hier nix besonderes erwartet. Das Problem liegt eher im Zusammenspiel Halter - Werft - LBA.



26. März 2014: Von  an Ursus Saxum-is
Die SID ist völlig unmissverständlich. Wenn Sie nach Herstelleranweisung durchgeführt werden soll, ist das Triebwerk auszubauen. Ich weiß nicht, was es hier zu interpretieren gäbe.
26. März 2014: Von Ursus Saxum-is an 
Nach dem Buchstabenwortlaut der SIDs ist eine 100series Cessna auch nach 30.000h Zellenzeit wegzuschmeissen.
26. März 2014: Von Achim H. an Ursus Saxum-is
Nach dem Buchstabenwortlaut der SIDs ist eine 100series Cessna auch nach 30.000h Zellenzeit wegzuschmeissen.

So steht das da nicht, sondern so:

The Supplemental Structural Inspection Program is valid for Model 172 airplanes with
less than 30,000 flight hours. Beyond this, continued airworthiness of the airplane can
no longer be assured. Retirement of this airframe is recommended when 30,000 flight
hours has been accumulated.

Das heißt nur, dass man andere Prozeduren als in den SIDs anwenden muss und Cessna keine Lust hat diese zu definieren. Da müsste man sich also mit der Wartungs-/Zulassungsorganisation einigen. Nur gibt es solche Flugzeuge?

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