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21. Juli 2010 Jan Brill

Flugbetrieb: Flugkosten


Es geht nur ums Geld!

"Ist das nicht wahnsinnig teuer, ständig mit dem Privatflugzeug durch die Gegend zu fliegen?“ Das ist eine typische Frage von Leuten, die Privat­flugzeuge vor allem aus dem Fernsehen kennen. Die pointierte Antwort ist dann: „Naja, wir fliegen in der Firma eigentlich nur, weil wir uns das mit dem Auto alles nicht leisten können.“ Nicht immer ist das zutreffend, das weiß jeder, der ein Flugzeug betreibt, aber oft genug trifft diese Aussage bei ehrlicher Rechnung den Kern. Ein Beispiel ...


Gut, wenn Mitarbeiter fliegen können! Nicht immer kann sich eine Firma nämlich so teure Verkehrsmittel wie Schiene oder Straße leisten. Ab und zu mal einen Trip mit dem Firmenflugzeug zu machen ist da eine harte aber notwendige Sparmaßnahme.
© S. Behnert 
Es geht um den Besuch auf der ILA. Vier Mit­arbeiter des Verlages wollen bzw. sollen aus unterschiedlichen Gründen nach Berlin. Die Frage lautet: Können wir uns das leisten?

Es handelt sich nicht um den klassischen Airport/Airport-Trip, bei dem das Flugzeug immer gewinnt. Nach den schlechten Erfah­r­ungen im Jahr 2008 landet unser Team diesmal in Schönhagen. Es steht also Ground-Travel an und flexibel soll’s auch noch sein.

Linie

Ein Flugticket mit halbwegs brauchbaren Reisezeiten (morgens hin, am selben Abend zurück) kommt pro Person auf ca. 250 Euro, wenn man eine Woche im Voraus bucht und erst um 21:10 Uhr wieder zurückfliegt. Gesamt­kosten gute 1.000 Euro.

Das Problem: Dieser Flug führt nach Tegel, bedeutet also wenigstens 1,5 Stunden Fahrt mit dem Bus quer durch Berlin. Der Tag würde bei einem Abflug um 06:55 für die Mitarbeiter um 06:00 Uhr am Flughafen beginnen und erst um 22:30 Uhr enden. Ziemlich viel Drum­herum für sechs Stunden Arbeit auf der Messe!
Flüge nach Schönefeld gibt’s gar nicht und menschenfreundlichere Zeiten, z.B. mit einer Rückreise um 18.00 Uhr, liegen jenseits der 400 Euro pro Nase.

Eisenbahn

Der Zug ist vergleichbar teuer: 226,00 Euro pro Person für Hin- und Rückfahrt, auch bei Last-Minute-Buchung. Allerdings ist die Reisezeit mit 4:50 Stunden und zweimal Umsteigen happig. Wenn unsere vier zur selben Zeit aufstehen wie für die Linie, sind sie um 12:03 Uhr am Schönefelder Flughafenbahnhof und bei einer Abfahrt um 18:00 Uhr gegen Mitternacht wieder zuhause. Das schlaucht!

Auto

Am günstigsten ist natürlich das Auto. 572 km ein Weg bedeuten ohne Stau eine Reisezeit von gut fünf Stunden und bei 30 cent/km einen Reisepreis von 172 Euro pro Weg oder 344 Euro für die Hin- und Rückfahrt. Finanziell ist das nicht zu schlagen, selbst wenn man noch happige Parkgebühren am Messegelände mit hinzurechnet.

Mit mehr als fünf Stunden Reiszeit kommt man allerdings auch ans Limit dessen, was an einem Tag noch machbar ist. Wenn unsere vier um 11.00 Uhr auf der Messe sein wollen, um 17.00 Uhr wieder abfahren und etwas Reserve einplanen, dauert der Tag von 5:00 Uhr morgens bis um 23:00 Uhr abends, und das ohne Stau oder sonstige Behinderungen.
Die Frage nach Überstunden dürfte hier noch das geringste Problem sein, jedes halbwegs menschenfreundliche Unternehmen wird hier eine Übernachtung in Berlin vorsehen, die bei vier Einzel­zimmern à 50 Euro samt Verpflegung und Zusatzkosten mindestens 200 Euro ausmacht.

Am nächsten Tag gehen dann vier halbe Tage Arbeit mit Autofahren drauf, was pro Mitarbeiter mit weiteren 80 Euro zu Buche schlägt. Ergo – aus dem billigen Autotrip von 344 Euro sind flugs mal 904 Euro geworden, und ein zusätzlicher halber Tag Arbeit ist auch noch futsch!

Flugzeug


154,37 Euro pro Person kostet der Flug hin und zurück mit der kleinen Grumman. Im Unterschied zum Linien-Flugzeug ist der Sprit für das Privatflugzeug voll versteuert. Trotzdem kommt da kaum ein anderes Verkehrsmittel mit, selbst wenn man die gesparte Zeit gar nicht berücksichtigt.
© S. Behnert 
Bleibt noch die Möglichkeit des eigenen Flugzeuges. Da unser Redaktions­flugzeug an diesem Tag schon zu anderen Ver­pflich­tungen unterwegs war und Lisa ausnahms­weise nicht gebucht war, wurde die kleine Grumman kurzerhand für den Trip nach Berlin genutzt. Dabei mussten unsere Vier durchaus rechnen, denn mit vier Personen muss der Tankinhalt stimmen, sonst ist die Cheetah überladen.

Gerade mal 80 Liter Sprit können bei dieser Beladung für den Flug mitgeführt werden, genug für knappe drei Stunden bei vorsichtiger Gangart oder gute zweieinhalb, wenn man Gas gibt. Das passt für die 217 NM lange Strecke bei veranschlagten 60 Litern Tripfuel so gerade, wenn keine weiteren Erschwernisse hinzukommen.

Und wie sieht’s mit den Kosten aus? 49 Euro pro Tag sind auf jeden Fall fällig, hinzu kommen gute 4,5 Stunden Flugzeit à 119 Euro pro Stunde. Aufgrund der knappen Spritkalkulation müssen in EDAZ auf jeden Fall 60 Liter Avgas oder Mogas nachgetankt werden, egal was der (natürlich voll versteuerte!) Treibstoff dort kostet.
Zum Glück gibt es Mogas, und die Mehrkosten gegenüber Mainz Finthen belaufen sich auf 22 Cent pro Liter, was dann gerade mal 13 Euro ausmacht. Hinzu kommen 6,20 Euro Landegebühr in Schönhagen und 14,28 Euro Gebühr in Egelsbach. Für die nach IFR zurückgelegte Wegstrecke fallen unter 2.000 kg und mangels Approach keine weiteren Kosten an.
Es folgt (zur besseren Vergleichbarkeit alle Beträge inklusive MwSt):
  • 49,00€ Tagespauschale
  • 535,00 € Flugkosten (mit voll versteuertem Treibstoff!)
  • 13,00 € Mehrkosten Sprit EDAZ
  • 6,20 € Gebühren EDAZ
  • 14,28 € Gebühren EDFE
Summe: 617,48 € gesamt oder 154,37 € pro Person

Sie sehen: Wir sind eine kleine Firma und müssen sparen. Daher können wir uns hochsubventionierte Massenverkehrsmittel wie Straße, Schiene oder Linie leider nicht immer leisten. Wir müssen eben mit dem eigenen Flieger vorlieb nehmen, betrachten dies aber als eine hinnehmbare soziale Härte.

Dank des klugen Konzepts in Schönhagen ist der Shuttle-Bus von EDAZ nach Schönefeld kostenfrei. Die Kosten für Eintrittskarte und Verpflegung vor Ort lassen wir jetzt mal außen vor, da diese unabhängig vom gewählten Verkehrsmittel sind.

Nun kann man natürlich argumentieren, dass der Flug mit der günstigen, aber nicht unbedingt wettertauglichen kleinen Grumman trotz IFR nicht immer möglich ist. Das stimmt. Im Sommer gibt es aber eigentlich nur drei Szenarien, die die Grumman auf der Strecke von Hessen nach Brandenburg am Boden halten können:
  • Nebel an Start- oder Zielort,
  • embedded CBs,
  • flächige IMC-Bedingungen und Nullgradgrenze unter FL70.
All das ist nicht sonderlich wahrscheinlich und tritt – bis auf den Nebel – auch nicht plötzlich auf. Abgesehen davon können auch die drei anderen Verkehrsarten den Reisenden mit allerlei Unerwartetem beglücken. Im November oder Dezember hätte man den Trip so sicher nicht planen können, in den Sommermonaten kann man aber auch mit einem Schönwetter-IFR-Flieger ziemlich sicher sein, pünktlich in Berlin anzukommen.

Übrigens: Selbst bei nur drei Reisenden hätte die Grumman finanziell mit 206 Euro pro Person noch mit Abstand am günstigsten abgeschnitten. Weit davon zieht das „Privatflugzeug“ sowieso, wenn es um die Zeit geht: Abflug um 8:30 Uhr in EDFE, Rückkehr noch vor 19.00 Uhr! Das ist ein ganz normaler Arbeitstag, mit fünf bis sechs Stunden Zeit auf der Messe – trotz Ground-Travel und einem recht langsamen Flugzeug.

Und wenn Sie den Fragesteller mit dieser Betrachtung nicht zu Tode gelangweilt haben, dann haben Sie ihm jetzt sicherlich einen Denkanstoß zum Thema Privatflugzeug geliefert ...


  
 
 




21. Juli 2010: Von Hubert Eckl an Jan Brill
HAllo Jan,

dieser Betrachtung hat sich mein Arbeitgeber glücklicherweise auch angeschloßen. AAAABER, leider gilt das nur für IFR-Flieger! Ich MUSS einen Termin einhalten! Ich konnte die letzten 20 Jahre Jahre nur drei sehr kurzfristige Termine bei Traumwetter mit dem eigenen/gecharterten E-Klasse-Flugzeug bewältigen. Kostencontrolling akzeptierte aber den LH-Preis plus Landegbühren. Versicherungstechnisch/Berufsgenossenschaft null Problem, da das Flugzeug als zugelassenes Verkehrsmittel gilt.
( B.t.w.Umso unverständlicher ist, daß die dt. AOPA eine Unfallversicherung für Piloten - via DVAG !!- anbietet, welche "Pilotenrisiken" abdecken. Kein Aktuar, also Versicherungsmathematiker kennt den Ausdruck!)
21. Juli 2010: Von Jan Brill an Hubert Eckl
Ich MUSS einen Termin einhalten!... mit der Pünktlichkeit ist das so eine Sache. Wie oft stehe ich im Stau? Wie oft kommt der Zug nicht, ich verpasse den Anschluss oder die Linie ist überbucht?

Da hat natürlich jeder Verständnis weil jeder das kennt – höhere Gewalt sozusagen. Aber wenn man sagt "sorry, ich konnte nicht fliegen weil wir über der Alb keine 2.500 ft mehr hatten und das ist nunmal mein persönliches VFR-Minimum", erntet man bestenfalls Kopfschütteln, schlimmstenfalls einen Zwei-Stunden-Vortrag des Platzhirsches über seinen neuen Audi A8.

Man kann das Argument jedoch auch drehen. Ein gutes Verkehrsmittel ist eines, dass mir Optionen lässt wenn’s schief geht. Wenn ich mich nämlich mit dem GA-Flugzeug mal auf den Weg mache, ist die Chance pünktlich anzukommen auch sehr groß. Kein Umsteigen, keine Staus.
Wenn beim beschriebenen ILA-Flug am Abend die Vorhersage entsprechend schlecht ausgefallen wäre, bliebe in jedem Fall noch Zeit auf's Auto umzusteigen.

Wenn ich aber mit verpasster Connection am Bahnhof in Plattling oder in CDG am Terminal stehe ... viel Spaß!

viele Grüße,
Jan
21. Juli 2010: Von Michael Erb an Hubert Eckl
Hallo Polarius,

dass die deutschen Versicherer die Risiken des privaten Selbst-Fliegens in der handelsüblichen Unfallversicherung nicht abdecken ist bedauerlich, aber nun einmal Fakt.

Hier ein Auszug aus den Allgemeinen Unfallversicherungs-Bedingungen (AUB 2008/II) des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft:

5.1 Kein Versicherungsschutz besteht für folgende Unfälle:
5.1.4 Unfälle der versicherten Person
- als Luftfahrzeugführer (auch Luftsportgeräteführer), soweit er nach deutschem Recht dafür eine
Erlaubnis benötigt, sowie als sonstiges Besatzungsmitglied eines Luftfahrzeuges;
- bei einer mit Hilfe eines Luftfahrzeuges auszuübenden beruflichen Tätigkeit;
- bei der Benutzung von Raumfahrzeugen.

Deshalb haben wir uns nach einer günstigen Versicherung dieses Risikos für unsere Mitglieder umgesehen und sind auch fündig geworden.

Übrigens finde ich Jan Brills Kalkulation für den Flug von Egelsbach nach Schönhagen wirklich sehr anschaulich!

Michael Erb
AOPA
21. Juli 2010: Von  an Michael Erb
Raumfahrzeuge?

Habe ich da was verpasst? Können wir schon privat ins All fliegen? Und haben wir irdische Aussenstellen im Sonnensystem?
21. Juli 2010: Von Hubert Eckl an Michael Erb
Da bleibt einem nur ein Kopfschütteln! Gibt es eigentlich auch Sonderlebensversicherungen für Motorradfahrer? Wir sind uns einig, das ist um Potenzen gefährlicher. Oder spezielle Tarife für Autofahrer - sagen wir - mit Autos über 300kw?
Für mich zählt nur die Berufsunfallversicherung und die kennt nur Mathematik, Stochastik und Statistik. Alles andere ist Beutelschneiderei.
24. Juli 2010: Von Jörg-Martin Rassow an Jan Brill
Ein kleiner Fehler bei den Kfz-Kosten: Diese betragen bestimmt nicht 0,3 Cent/Km, denn da wäre ja selbst das Fahrrad teurer, sondern wohl eher 0,3 €/Km. Obwohl sie kaufmännisch gerechnet (und abhängig vom Fahrzeugtyp) schon noch deutlich höher sein können, das ist lediglich der Betrag, den das Finanzamt anerkennt.
Die Bahn ist auf Grund ihres Tarifsystems und der Unwägbarkeiten des Alltags-Betriebes eigentlich keine Alternative mehr für beruflich Reisende, selbst für Netzkarten-Inhaber, die nur zwischen deutschen Großstädten unterwegs sind. "Pünktlich wie die Eisenbahn" ist heute eher ein Begriff für Unzuverlässigkeit.

Ein sehr interessanter Vergleich und eine gute Argumentationshilfe!

J.-M. Rassow
25. Juli 2010: Von Jan Brill an Jörg-Martin Rassow
... danke, den Einheitenfehler habe ich korrigiert. Der Gesamtbetrag für den Auto-Trip bleibt ja unverändert.

Zugegeben, die 0,3 €/km sind optimistisch, aber irgendwas muss man nehmen und das ist die Erstattung im öffentlichen Dienst.

Sie haben Recht, ich bin bei allen diesen Vergleichen (siehe auch Paris, Venedig, Graz) immer wieder überrascht vom Preis-Leistungsverhältnis der Bahn. Extrem lange Reisezeiten und hohe Preise. Unglaublich.

Über den Daumen gepeilt und bei den üblichen Strecken von< 500 NM kann man festhalten dass das GA-Flugzeug ab 50 bzw. 75% Auslastung mit den Kosten von Auto und Linie mithalten kann (also bei 2-3 Personen).
Wer alleine reist zahlt mehr, sobald aber Zeit oder eine gesparte Übernachtung ins Spiel kommt ist der kleine private selbstgeflogene GA-Flieger wieder vorn.

Es ist für mich unverständlich warum so wenige Luftfahrt-fremde Unternehmen dies erkennen.

viele Grüße,
Jan Brill
26. Juli 2010: Von Andreas Riedel an Jan Brill
Hallo Jan, der ADAC macht immer Aufstellungen der tatsächlichen Kilometerkosten die ein Auto kostet. Die Zahlen von den Behörden zu nehmen ist irreführend und enstpricht nicht den wirklich anfallenden Kosten.
Für einen BMW 320d (Mittelklasse) entfallen dabei Kosten in Höhe von € 0,537 pro Kilometern. Dies bei einer Fahrleistung von 15.000 Km pro Jahr. Dies zeigt auch das die Kosten die uns für Betriebsfahrten vom Finanzamt zugestanden werden vollkommen Realitätsfremd sind.
Da wir bei unseren Flugkosten sämtliche Kosten mit einberechnen sollte dies bei den Autokosten auch sein. Dabei schneidet ein Flugzeug noch wesentlich besser ab da der Wertverlust prozentual wesentlich geringer ist.
Grüße Andreas
26. Juli 2010: Von Jan Schupp an Andreas Riedel
Beitrag vom Autor gelöscht
26. Juli 2010: Von  an Jan Schupp
Hallo Kollegen,

solche eindringlichen Beispiele gehören in die Presse und in TV-Sendungen, damit man endlich mal von den gebetsmühlenartigen wiederholten Neidgedanken und Luxusdenken bei der Normalbevölkerung und fachfremden Journalisten wegkommt.

Im Übrigen sollte man auf der Allgemeinheit dienende Einrichtungen wie die Luftrettungsstaffel Bayern (Wladbrandbeoachtung) hinweisen, oder auch ähnliche Verbänden in anderen Bundesländern, sowie die Vielfältigen Einsatzgebiete der Arbeitsluftfahrt, die praktisch gänzlich vergessen wird z.B.:
- Pipeline-Checkflüge
- Hochspannungsleitungen überwachen
- Luftbildwesen (auch für die Detailansichten bei Google-Earth)
- Gewässerüberwachung
- Rettungs- und Krankentransportflüge
aber auch der
Verkehrspilotenausbildung (jeder fängt klein und zu 90% NICHT bei der Lufthansa an)

Und wenn einem dann das bekannte Wort "Sportflieger" entgegenschallt, dann sollte man denjenigen fragen, ob er weiß was:
a) Sportflug eigentlich ist
b) wenn NEIN und er jedes Lfz der GA als Sportflieger bezeichnet, er dies Wort auch für Polizei, Rettungs-Heli oder Lastentransporte etc. verwenden würde.

Spätestens dann, wenn man die Vielfältigkeit der GA erklärt und was sie unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit leistet, werden zumindest manche Zeitgenossen einsichtiger.

In diesem Sinne

TS
26. Juli 2010: Von Simon Walther an Jan Schupp
Ich bin ja sehr dafür, Argumente für das (GA-)Flugzeug als Transportmittel anzuführen. Auch habe ich eine Allergie dagegen, als Sportflieger bezeichnet zu werden. Aber die Aussage, dass 1,2 EUR/km billiger ist als ein gescheites Auto, würde ich dabei nicht unbedingt anführen, sonst lacht man uns aus...

Das weiter oben zitierte Auto, ein BMW 320d, kostet bei einer etwas vernünftigeren Auslastung von 50000km im Jahr (und nur 3 Jahren Haltedauer) "nur" noch 26,4 ct/km. Sonst können wir auch eine neu gekaufte TB21 mit 50 Stunden im Jahr durchrechnen, die wir nach vier Jahren wieder verkaufen - die kostet dann auch mehr als 269,80 netto/h. Ein BMW 530d, um mal ein gebräuchliches Business-Fahrzeug zu nehmen, kostet bei der genannten Auslastung übrigens 37,1 ct/km (alles laut ADAC-Rechner).

Ungeachtet dessen ist es bei (vermutlich) den meisten von uns ja auch so, dass wir einen PKW sowieso besitzen, das Flugzeug aber nicht, und für die Entscheidung, ob ich das Auto nehme, oder einen Flieger miete, beim PKW nur die variablen Kosten relevant sind und beim Flieger die Vollkosten. Wenn ich beides selbst besitze, sieht's natürlich anders aus.

Lasst uns also gerne die Vorteile des Flugzeugs nennen (Zeit, Flexibilität, etc), aber wir sollten nicht versuchen, die Betriebskosten eines Fliegers so schönzurchnen, dass sie pro km geringer werden, als die eines Autos. Das wird unglaubwürdig...
26. Juli 2010: Von Hubert Eckl an Simon Walther
Hallo,
traut sich also doch einer. Liebe Freunde,
die besten Kritiker dieser Rechnung sind die
Finanzbehörden. Wenn ein nicht gerade "luftfahrtaffiner"
Beruf angeführt wird, sagt das Finanzamt immer
"no" beim Absetzversuch der Kosten unserer Fliegerei.
Bei der Sichtfliegerei ist regelmäßig von Freizeit-
beschäftigung und Liebhaberei auszugehen.
Hieß es bei mir schon vor Jahren als ich versuchte
Ausbildungskosten für die Lizenz abzusetzen.
27. Juli 2010: Von Thore L. an Hubert Eckl
Also meine Cessna 182T, Bj 2007 mit G1000 und ner Menge nützlicher Sachen kostet mich 275 Euro pro Stunde. Da ist soweit alles drin. Die fliegt 140 Knoten true in 8-10.000 Fuß, meiner "normalen" Höhe hier in Europa.

Da ich ca. 30% der Kilometer beim Fliegen sparen kann, weil ich Luftlinie geradaus fliege und nicht den Strassen folgen muss, komme ich also mit meinen 275 Euro ca. 328 Autokilometer weit. Jetzt kommen da noch Landegebühren und evtl. zusätzliche Abstellgebühren drauf (Heimatplatz ist in den 275 inkl.).

So gerechnet komme ich auf 0,84 Euro pro Autokilometer ohne Gebühren, die im typischen durchschnittlichen 180 Meilen Trip mit ca. 7 Cent zu Buche schlagen.

"Kapitaldienst" rechne ich keinen, ich rechne auch beim Auto keine Habenzinsen auf nicht ausgegebenes Geld. Ausserdem kriegt man zur Zeit keine Habenzinsen.

Mein Auto (ganz normaler Mittelklassewagen) hat einen Wertverlust von ca. 35.000 Euro in 3 Jahren, macht bei meinen 40.000 Kilometer pro Jahr schon 0,29 Euro pro Kilometer. Sprit macht ca. 0,10 Cent, Wartungskosten habe ich ca. 3000 Euro pro Jahr, macht weitere 0,08 Euro pro Kilometer. Versicherungen, Garage, Steuer, sind weitere 2100 Euro / Jahr, also 0,05 Euro pro km. Jetzt kommen noch Mautgebühren (Ausland), diverse Plaketten, und Kram mit ca. 0,02 Euro pro km. Zusammen also ca. 0,55 Euro pro km.

Flieger ist also 0,37 Euro pro km für mich teurer. Dafür bekomme ich eine unfassbare Flexibilität und Mobilität, die kein Auto dieser Welt mir bieten kann. Spass machen tut es übrigens auch noch. ;)

Und das alles schon, wenn ich da nur ganz alleine drin sitze. Finde ich nen sehr guten Deal!
27. Juli 2010: Von Andreas Riedel an Simon Walther
Sehr geehrter Herr Walther, wie Sie habe ich nichts dafür übrig etwas schön zu reden. Die ganze Diskussion über Sonntagsflieger, Hobbypiloten und ähnliches wird nur in unserem Land geführt. Wir sind halt eine Neidgesellschaft. Hörte auch schon das Argument " Ich fliege nicht warum musst du" usw.. Was es zu beneiden gibt, ich weiß es nicht, da es jedem offen steht den Flugschein zu erwerben. Die Kosten sind sicherlich nicht übermäßig ist halt alles eine Frage von Prioritäten.
Betreffend der Kosten: Ich habe ein Flugzeug und einen BMW 530T so das ich einigermaßen Bescheid weiß über die einzelnen Kostenpositionen. Das Fahrzeug bewege ich ca. 50.000 Km im Jahr.
Bitte vergessen Sie nicht bei all Ihren Betrachtungen das ein Flugzeug eine wesentlich längere Lebensdauer besitzt als ein Auto. Hatte gerade einen Hagelschaden und erhielt dadurch ein Wertgutachten. Dies wieß den Wert meines Autos mit € 16.000 aus. Ein Wertverlust von € 50.000 in 6 Jahren. In den letzten 44 Jahren (das alter meines Flugzeugs) habe ich viele Autos, nicht aus Hobby, besessen das dabei verlorene Geld durch Wertverlust habe ich noch nicht addiert. Der Wert meines Fliegers ist heute noch erheblich und dies ist ein Arbeitstier und wird geflogen also kein Oldtimer der gehegt und gepflegt wird und nur am Wochenende raus darf.
All diese Überlegungen sollten in eine Dikussion über die Kosten eines Fliegers mit einfließen.
Hier noch ein Schlußgedanke:
Meine Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Autobahnen und Straßen beträgt ca. 100 bis 110 km p. Stunde (lt. Computer im Auto) über ein Jahr
Bei einer Laufleistung von 15.000 km wie von dem ADAC bei seiner Berechnung veranschlagt sind das ca. 140 Stunden im Auto. Der Kilometerpreis beträgt dann € 0,756. Wenn Sie mehr fahren reduziert sich selbstverständlich der Kilometerpreis dies passiert jedoch auch beim fliegen.
Grüße
27. Juli 2010: Von Uwe Grosser an Andreas Riedel
Hi Herr Riedel,

"da es jedem offen steht den Flugschein zu erwerben. Die Kosten sind sicherlich nicht übermäßig ist halt alles eine Frage von Prioritäten."

Die Argumentation halte ich für ein wenig halbseiden,
die Ausbildung mag finanzierbar sein,aber was ist mit den
Folgekosten ?
Ich habe festgestellt,dass mein MINIMUM an Flugstunden p.a.
bei etwa 50 liegt um die nötige die Sicherheit da oben zu haben.Hat dann bei reinen Charterkosten von ca. 10 Riesen
zusätzlich zu den sonstigen Kosten nichts mehr mit Prioritäten zu tun.
Selbstveständlich kann das Fliegen flexibler,günstiger und
schneller als der Pkw oder sonstige Verkehrsmittel sein.
Alles eine Frage der Situation.
27. Juli 2010: Von Udo S. an Uwe Grosser
"... aber was ist mit den Folgekosten ? ...
Selbstveständlich kann das Fliegen ... günstiger ... sein."

in dem zusammenhang können also auch die folgekosten günstiger sein.
schliesslich fragt beim auto-führerschein keiner nach den folgekosten => ich würde sogar weiter gehn als die vorredner, und nicht nur von abschreibung bei schnell wertlos werdenden autos ausgehen, sondern noch das unfallrisiko hinzufügen: mit autounfällen vernichtet man sicherlich im leben so einiges an wert (einige bei schweren unfällen, das andere geschlecht bei parkschäden ;-)*, was führerscheinfolgekosten drastisch in die höhe schnellen lässt, verglichen mit flugscheinfolgekosten. ein bisschen mildern die versicherungen mit allen arten von park-, wild-, autoglas- und sonstigen kasko-varianten ab, aber rein volkswirtschaftlich sind autounfallschäden ein nicht zu verachtender faktor (der nur über die masse etwas verwässert wird).

ich jedenfalls fand die ausbildungsfinanzierung wesentlich schwieriger, als die spazierenfliegerei, wo ich anstatt einen grummelnden, teuren, lehrer, nun zahlende paxe dahin fliegen kann, wo sie hinwollen (und nicht immer wieder zu meinem trainingsziel).
wenn man noch aufteilt in "eh-da" kosten und reine variable kosten (automatik 2.5 l verglichen mit O200) greift man gerne immer öfters zum flieger (oder wenn man sparen will, zum moped - geht aber unter safety first nur im sommer)

*) wer den witz entdeckt hat, darf ihn behalten -> ironie off

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