Hallo Helmut,
die Savannah ist kein schlechter Flieger und vor allem in Italien sehr beliebt. Zur Zeit eines der günstigsten ULs. Komplett aus ALU. Die Sitzposition ist allerdings nicht jedermanns Sache, daher solltest Du vorher mal in einer drin gesessen haben.
Achtung: Die Savannah gibt es in 2 Ausführungen. Einmal mit einfachem Kastenrumpf und Vorflügeln oder die "S" mit etwas abgerundetem Rumpf ohne Vorflügel, dafür mit Vortex-Generatoren. STOL sind beide. Die "S" sieht halt ein bißchen gefälliger aus. Die aus Deiner Anzeige ist eine "S" und kostet hier in D neu knapp über 70.000 Euro.
Zum Thema Rotax kann man viel schreiben, was willst Du genau wissen?
Deutschlandvertrieb: Rotax Franz in Schechen/Bayern. Rotax Motoren gibt's jeweils in einer zertifizierten und unzertifizierten Variante. In einem UL brauchst Du keinen zertifizierten Motor. Je nach Baujahr hat ein Rotax 912 UL (80 PS) bzw. ULS (100 PS) eine "TBO" von 1.200, 1.500 bzw. 2.000 Stunden. Die TBO einzuhalten, ist im UL nicht vorgeschrieben. Bei gewerblicher Nutzung scheiden sich die Geister. Manche behaupten ja, andere nein. Ich würde mich immer dran halten!
Ein Rotax ist ein sehr zuverlässiges Triebwerk. Der 80 PS (912) gilt als fast unkaputtbar. Ich kenne 80 PS Motoren, die waren über 3.500 Std. und mehr im Einsatz ohne Grundüberholung. Diese ist möglich und wird auch von Drittanbietern, dort sogar in mehreren Varianten, angeboten. Die Frage ist, ob Du eine Rückstellung auf 0 Stunden möchtest, oder nur die Verschleißteile erneuern. Letzteres macht z. B. Loravia in Frankreich und dort stürzen auch nicht alle ULs ab.
Ein Rotax läuft mit Autosprit. AVGAS kann, muß aber nicht und erhöht nur die Wartungsintervalle wg. hohem Bleianteil. Alkohol kann ein Problem sein. Wichtig ist beim Rotax, wie bei allen Motoren, eine ordentliche Wartung. Zündkerzen (vom Moped) und Öl sind günstig, selbst warten ist erlaubt. Der Hersteller bzw. Rotax-Franz in D bietet auch Wartungskurse an.
Rotax empfiehlt 100 Std. Kontrollen, bei AVGAS-Nutzung öfter. Spätestens alle 5 Jahre sind alle Gummiteile und Schläuche (auch Vergaserstutzen, Spritpumpe etc.) auszutauschen. Beim 80 PS ohne Rutschkupplung und beim 100 PS ist bei 600 bzw. 1.000 Std. eine Getriebeüberholungüberprüfung (Edit: 05.05., danke Roland) fällig. Achtung, serienmäßig hat der 80 PS keine Rutschkupplung. Diese entkoppelt Getriebe mit dem Propeller und ist beim Prop-Strike hilfreich. Damit schlägt der Motor beim Abstellen auch nicht so sehr. Ab 100 PS ist die Rutschkupplung serienmäßig.
Beim 912 (80/100 PS) ist die Wartung und Synchronisation der beiden Vergaser entscheidend für einen ruhigen Motorlauf. Vor allem im Zwischengasbereich (sonst Schütteln bei Landeanflugdrehzahl). Leerlauf und Vollgas sind meist unkritisch. Auch die Schwimmer sind derzeit ein Problem. Einzelne saufen regelmäßig ab und müssen ersetzt werden (Schwimmersatz ca. 300 Euro!). Die Zylinder sind luft-, deren Köpfe stets flüssigkeitsgekühlt. Neu kostet ein aktueller, unzertifizierter 100 PS Rotax 912 S in D ca. 17' - 19' Euro inkl. MwSt. ohne Einbau.
Die Frage zur Zulassung eines ULs in D ist etwas komplizierter zu beantworten. ULs, genauer gesagt Luftsportgeräte, sind in D national geregelt. Für Dreiachser und Gyrocopter erfolgt die Zulassung über einen der beiden Verbände: DULV - Deutscher Ultraleichtflugverband bzw. den DAeC Abteilung Luftsportgerätebüro. Dort werden jeweils auch die Musterkennblätter, die über Einzelheiten der Zulassung Auskunft geben, geführt. Diese sind im Internet bei den Verbänden einsehbar. Die Savannah ist beim DAeC zugelassen (https://www.daec.de/fileadmin/user_upload/files/2012/luftsportgeraete_buero/kennblaetter/170.pdf).
Für die Zulassung ist in D der sog. Musterbetreuer zuständig. Name und Anschrift findest Du im Musterkennblatt. Normalerweise ist das der Hersteller selbst, oft aber auch eine Dritte Person bzw. ein Unternehmen. Der Musterbetreuer sorgt dafür, daß ein Muster in D alle rechtlichen Bedingungen erfüllt und zugelassen werden kann (Stückprüfung). Üblicherweise ändert dieser im Rahmen der deutschen (Muster-)Zulassung ein paar Dinge. Vielleicht nur, um die im Europavergleich strengen Auflagen in D zu erfüllen. Man könnte aber meinen, nur damit ausschließlich er allein das entsprechende Muster (gemäß SEINER Musterzulassung bzw. SEINEM Kennblatt) zulassen kann. Daher kann es auch parallel mehrere Musterkennblätter bzw. Musterbetreuer für ein dabei nur geringfügig geändertes UL-Muster geben. Das muß aber alles nicht so sein. Wie auch immer, ein Musterbetreuer ist damit die graue Eminenz, die immer dann zu Rate gezogen werden muß, wenn es um Zulassung, Kauf oder Ersatzteile geht, um in D immer im grünen Bereich zu bleiben - in D ist er bei ULs wichtiger als der Hersteller selbst!
Und damit kommen wir zu Deiner Frage der Zulassung eines ausländischen ULs. Das ist generell möglich, wenn, ja wenn der deutsche Musterbetreuer mitspielt und die dann fällige Stückprüfung des Fliegers, also die Übereinstimmung mit dem hier zugelassenen Muster, positiv bescheinigt. Das ist häufig aber nicht mit der eventuellen Nachrüstung des in D in ULs vorgeschriebenen Rettungsgeräts getan. Oft muß auch noch der Prop und andere Teile ausgetauscht bzw. einige zusätzlich eingebaut werden. Manchmal genügt auch nur eine Unterschrift des Musterbetreuers. Das kommt ganz auf das Muster an. Auf jeden Fall will ein Musterbetreuer IMMER Geld für sowas. Wieviel, das ist Verhandlungssache. Einzelzulassungen sind dennoch möglich, aber aufwändig und teuer (Stichwort: OUV).
Puh, jetzt ist aber schon spät. Ich hoffe, ich habe, aufgrund der Uhrzeit, nicht allzuviele Fehler gemacht. Jetzt ruft aber die Horizontale. Wenn Du noch Fragen hast, morgen gerne wieder.
Achim