Login: 
Passwort: 
Neuanmeldung 
Passwort vergessen



Das neue Heft erscheint am 1. Mai
Fliegen ohne Flugleiter – wir warten auf ...
Eindrücke von der AERO 2024
Notlandung: Diesmal in echt!
Kontamination von Kraftstoffsystemen
Kölner Handling-Agenten scheitern mit Klage
Unfall: Verunglücktes Änderungsmanagement
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Flugmedizinische Untersuchungsbefunde zur Behörde
Sortieren nach:  Datum - neue zuerst |  Datum - alte zuerst |  Bewertung

  102 Beiträge Seite 4 von 5

 1 2 3 4 5 
 

29. Oktober 2014: Von Markus Doerr an Erwin Pitzer Bewertung: +6.00 [6]
Hallo Erwin,

Ich finde dein Bekenntnis sehr mutig hier in der Öffentlichkeit. Respekt.

> heute trinke ich wieder, aber "kontrolliert"

Das kann ich irgendwie nicht glauben. Sucht ist nicht kontrollierbar auch nicht nach Jahren.
Ich hab vor 9 Jahren das Rauchen aufgegeben, und mir ist bewusst, dass eine Zigarette mich einfach 9 Jahre zurückbringen würde und das ganze Spiel von vorne beginnt. Ich hab das oft genug gesehen.
Ich kenne ein paar trockene Alkoholiker, aber keinen der kontrolliert trinkt. 2 Bekannte haben auch kontrolliert angefangen aber die wieder voll drauf, meinen jedoch alles unter Kontrolle zu haben.
Jeder Süchtige sagt das von sich. Ich kenne mindestens 100 Raucher, die behaupten morgen aufhören zu können, tun es aber nicht.
29. Oktober 2014: Von Hubert Eckl an Markus Doerr Bewertung: +1.00 [1]
war früher sehr starker Raucher, bis 1992 40-60 Roth Händle am Tag, nach der Geburt unseres Sohnes sofort aufgehört. Seither nur noch Partyraucherschnorrer... Ist mit Alkohl nicht ganz zu vergleichen. Die Abhängigkeitstiefe von Alk ist viel schwerer. Es gibt Suchtforscher die behaupten es sei die höchste Abhängigkeitsform. Heroin- und Kokainskranke sind leichter therapierbar. Das mit dem kontrollierten Trinken eines Ex-Alkis halte ich auch für ausgeschlossen.
29. Oktober 2014: Von Lutz D. an Hubert Eckl
Ich betreue einen ex-Alki (15 Jahre Suchtkarriere, war mal angesehener Kaufmann in Eupen, am Ende obdachlos). Da ist so viel kaputt innen wie außen, ein ganz normales Leben wird für ihn nicht mehr möglich werden. Er ist jetzt einige Jahre trocken, aber jeder Tag ist ein neuer Kampf. Dazu kommen finanzielle Sorgen, die in den Griff zu bekommen dauert, fehlende Aufgaben, zerstörte Familie. Alkohol ist ganz ganz fies, wenn nicht in Maßen genossen.
29. Oktober 2014: Von Name steht im Profil an Roland Schmidt
:-)
31. Oktober 2014: Von Thore L. an Achim H. Bewertung: +3.00 [3]
Meine Definition eines Alkoholikers ist deutlich radikaler: wer Alkohol zu sich nimmt, WEIL da Alkohol drin ist, ist Alkoholiker. Wer Alkohol zu sich nimmt, OBWOHL da Alkohol drin ist, ist keiner. Klare Trennlinie, no excuses.

Tante Gertrud, die jedes Jahr zu ihrem Geburtstag ein Glas Sekt runterwürgt, weil das alle so machen und sie es auch schon ewig so getan hat, ist genauso keine Alkoholikerin wie der, der ein Tiramisu isst, obwohl er es lieber ohne den Schnapsgeschmack hätte.

Wer dagegen Abends ein paar Bier trinkt, WEIL da Alkohol drin ist, ist dabei. Alkoholismus gibt es in vielen Stadien, und die Krankheit fängt sehr harmlos an, und kann auch über viele Jahre recht harmlos bleiben. Aber wer Alkohol einmal als Freund akzeptiert hat, wird in schweren Stunden gerne auf ihn zurück greifen. Und dann geht alles ganz schnell. Ein klassisches Spiel mit dem Feuer mit ungewissem Ausgang: auch Joey, der unter der Brücke lebt, hätte sich niemals vorstellen können, da mal zu landen. Ja, es trifft nicht jeden, aber wen es trifft, ist nicht bereits vorher entschieden. Und das gilt grade für die, die meinen, in den Strudel NIEMALS rein geraten zu können.

Ich trinke seit fast 10 Jahren keinerlei Alkohol mehr. Es fehlt mit nichts. Ganz im Gegenteil. Das, was mir der Alkohol immer versprochen hat, war eine glatte Lüge. Spass, Geselligkeit, Entspannung, all das bekommt man letztlich nur, wenn man Alkohol behandelt, wie erwachsene Menschen mit Drogen umgehen: Finger weg. Es gibt keine Abkürzung zum Glücklichsein.
31. Oktober 2014: Von Achim H. an Thore L. Bewertung: +0.67 [1]
Na dann trinke ich Zukunft einfach meine Bierchen obwohl da Alkohol drin ist...

Alkoholismus ist eine Krankheit. Alkohol in geringen Mengen ist nicht schädlich. Somit beißt sich deine Argumentation. Da habe ich eine Buchempfehlung: Die Reise nach Petuschki von Wenedikt Jerofejew (Москва-Петушки). Der beste Beitrag der Weltliteratur zum Thema.
31. Oktober 2014: Von Thore L. an Achim H. Bewertung: +2.00 [2]
>> Alkoholismus ist eine Krankheit. Alkohol in geringen Mengen ist nicht schädlich. Somit beißt sich deine Argumentation.

Nö, einfach noch mal lesen ;) Alkohol in geringen Mengen ist die Phase der Krankheit, in der man den Alkohol als Partner und Freund akzeptieren lernt. In jedem Leben gibt es schwere Stunden, und nicht wenige greifen dann zu bewährten Stützen. Und dann kann's richtig losgehen.

Darüber hinaus liegt es im Wesen jedes Suchtmittels, im Laufe der Zeit immer mehr Besitz von dem Konsumenten zu ergreifen. Das geschieht weitestgehend unbemerkt. Es ist der Faust'sche Pakt: ich lasse mich mit dem Teufel ein, um Vorteile zu erhalten. Und dann zieht der Pudel seine Kreise...

Schaut man sich die vermeintlichen Vorteile mal genauer an, wird man allerdings schnell merken, dass da gar nichts dran ist. Eine reine Mogelpackung. Und nur, weil da so Viele drauf reinfallen, heisst das noch lange nicht, dass da doch was dran wäre...
31. Oktober 2014: Von Hubert Eckl an Achim H. Bewertung: +1.00 [1]

Alkohol in geringen Mengen ist nicht schädlich

Das mit den geringen Mengen ist eben unklar. Es wird unmerklich mehr und mehr, vor allem wenn massive Sorgen drücken, dann beginnt der Strudel ins Abseits. Kenne einen Kellermeister, der nie und nimmer geglaubt hätte je zum Alkoholiker zu werden. Bis ein Großauftrag platzte und er merkte, daß er der Einzige ist, der bei Verkostungen nicht mehr ausspuckt....Jetzt trinkt er 4-5 Flaschen täglich... steht vor Scheidung und Insolvenz

31. Oktober 2014: Von Hofrat Jürgen Hinrichs an Thore L. Bewertung: +1.00 [1]

Moin,

kurzer Beitrag aus fachlicher Sicht?

Also: man unterscheidet zwischen "schädlichem Gebrauch" (ICD10 F10.1) und "Abhängigkeit" (ICD10 F10.2). Für die Diagnose des schädlichen Gebrauchs ist ein deutlicher Nachweis einer Schädigung körperlicher, psychischer oder sozialer Art zu erbringen, zudem sollte diese Schädigung klar festgestellt und bezeichnet werden können und eine andere Ursache darf nicht vorliegen. Der Verlust einer Fahrerlaubnis wäre zum Beispiel eine solche soziale Schädigung.

Für die Diagnose einer Abhängigkeit sind aus einer Reihe von Kriterien mindestens drei über mindestens einen Monat nachzuweisen. Dazu gehören Toleranzentwicklung, Suchtdruck, Vergebliche Versuche, aufzuhören, Entzugserscheinungen, Vernachlässigung anderer Interessen und Kontrollverlust. Letzteres nicht nur in Bezug auf die Menge, sondern auch auf Konsum überhaupt.

Zum "kontrollierten Trinken" eines Alkoholabhängigen: gibt es, aber sehr selten. Selbstauskünfte sind hierzu in der Regel wertlos.

Viele Grüße

31. Oktober 2014: Von Thore L. an Hofrat Jürgen Hinrichs Bewertung: +2.00 [2]
Ja, die fachliche Sicht... "Sie dürfen gerne mit dem Feuer spielen, aber wenn Sie sich verbrennen, ist das erstens völlig überraschend und zweitens ganz alleine Ihre Schuld".

Alkohol ist eine große Mogelpackung. Der Fehler in praktisch jeder "Pro gemäßigtem Konsum" Argumentation liegt doch darin: es bringt keinerlei Vorteile. Warum soll ich etwas tun, dass mir keinen Vorteil bringt, aber eine Menge Nachteile beschert und darüber hinaus eine nicht unerhebliche Wahrscheinlichkeit in sich trägt, mein ganzes Leben zu ruinieren?

Genannte "Vorteile" des Alkoholkonsums: es entspannt (Schon mal einen roten Alkkopf gesehen? Einen Kater ausgehalten und kuriert? Was bitte ist denn da Entspannung?), es macht gesellig (Ja ja, gerade hier auf Helgoland sehe ich immer wieder, wie gesellig das macht. Unfug! Es macht bestenfalls albern und es gibt hier wenig Unangenehmeres als neben ein paar besoffenen Kindsköpfen im Edeka zu stehen), es lässt mich meine Sorgen vergessen (Super, bis Morgen halt. Und mach das noch ein paar Mal, das hast Du eine echte Sorge neben dem meist völlig normalen Lebensdruck).

Alkohol wird getrunken, weil

1) ein gesellschaftlicher Druck besteht, ihn zu konsumieren
2) nach dem Zulassen des Drucks von aussen sehr schnell ein Suchtdruck innen entsteht

und

3) jammern erst mit Alkohol so richtig Eindruck schindet (Vertiefung des Opferstatus)

Und jetzt kommen die Ärzte und fachsimpeln, ab wann denn dieser Konsum gefährlich wird... Muss man mit dem Messer über die Pulsadern hinwegwedeln, nur weil es erst gefährlich wird, wenn man tief reinschneidet?
31. Oktober 2014: Von Hubert Eckl an Thore L.

stimmt alles! und dennoch andererseits: Ein kaltes Pils, meinetwegen Radler an einem Sommerabend auf der Terasse. Oder ein schönes Glas Bordeaux ist schon ein Genuss...

31. Oktober 2014: Von Lutz D. an Hubert Eckl
Ja, Thore, stimmt schon, verstehe den Punkt - trifft aber auch auf vieles andere zu, von außerehelichem Geschlechtsverkehr über Fallschirmspringen bis zu Vollmilchschokolade und Croissants. Entscheidend für mich: jeder treffe bitte seine Entscheidung.
31. Oktober 2014: Von Markus Doerr an Thore L.
Der soziale Druck ist sehr hoch, besonders hier auf der Insel, wo binge drinking bekanntlich zum guten Ton gehört.
Ich hab mich aus der ganzen Alkoholgeschichte ausgeklinkt, und trinke sehr selten.
Das Umfeld gewöhnt sich aber auch daran.
Ja, man erntet Spott und Hohn: Lightweight, .....
Aber dann ist es echt gut. Ich kann meinen Wein/Bier genießen, wenn ich mal eins trinke.
Man muss nicht mehr an die 24ft denken und kann fliegen wann man will.
31. Oktober 2014: Von Lutz D. an Lutz D.
PS habe bis zu meinem 24. Lebensjahr KEINEN Alkohol getrunken. Der gesellschaftliche Druck war wirklich furchteinflößend.
31. Oktober 2014: Von Thore L. an Lutz D.
>> außerehelichem Geschlechtsverkehr über Fallschirmspringen bis zu Vollmilchschokolade und Croissants

Lutz, wenn Du hier die "nichtstofflichen" Süchte und die umfassende Verarschung unserer Geschmackssinne durch raffinierten Zucker anführen möchtest, bin ich bei Dir. Alkohol ist halt sehr weit verbreitet, und es gibt eine ganze Armada von "Experten", die ständig an der Relativierung des Alkoholkonsums arbeiten, und dabei den Betroffenen auch noch die Schuld zuweisen. Gegen diese komplette und durchdringende Gehirnwäsche hilft nur Klarheit (nein, nicht die 40%ige sondern 100%ige Klarheit ;) - findet man nicht häufig. Meist hat man bei dem Thema mit lausbubenhaften Kleinkindern zu tun, denen kein noch so abwegiges Argument für die Brause zu blöd ist.

Ich trinke übrigens auch sehr gerne mal ein paar Weizen - das erfrischt, und schmeckt sehr lecker. Aber da muss doch heute kein Alkohol mehr drin sein!

31. Oktober 2014: Von Thore L. an Lutz D. Bewertung: +1.00 [1]
>> Entscheidend für mich: jeder treffe bitte seine Entscheidung.

Wo wir schon so toll OT sind. Da möchte ich auch was zu sagen.

Einer der besten Eigenschaften von uns Menschen besteht darin, sich in den herrschenden Bedingungen optimal anzupassen. Menschen leben prima am Polarkreis ohne zu erfrieren, aber auch in der Wüste, ohne zu verdursten. Das können wir nur, weil wir so anpassungsfähig sind.

Das gilt aber genauso für gesellschaftliche Zwänge. Werden wir in eine Gesellschaft geboren, in der halt gesoffen wird, werden wir das mit großer Wahrscheinlichkeit auch tun (kommen wir in ein kapitalistisches System, werden wir halt mal mehr oder weniger gierig - usw).

Insofern möchte ich Deine Aussage, jeder möge das bitte selbst entscheiden, um den mir zwingend erscheinenden Zusatz ergänzen, "sofern er in der Lage ist, sich eine umfassende Meinung über das Thema bilden zu können". Solange dieser Zusatz nicht erfüllt ist, ist "seine" Entscheidung u.U. gar nicht die seine - so sehr er auch selbst das Gegenteil behaupten mag.

Solange das nicht erfüllt ist, hilf natürlich kein Verbieten. Aber ein Erschweren sollte schon drin sein.
31. Oktober 2014: Von Olaf Musch an Thore L. Bewertung: +1.00 [1]
Ich trinke übrigens auch sehr gerne mal ein paar Weizen - das erfrischt, und schmeckt sehr lecker. Aber da muss doch heute kein Alkohol mehr drin sein!

Jo, Weizen/Radler/... schmecken auch alkoholfrei. Auch die Tiramisu macht meine Frau seit 15 Jahren ohne Alkohol. Die schmeckt auch unserer Tochter und vielen Bekannten.

Aber der Rotwein und der Single Malt schmecken mir auch, und die gibt's leider noch nicht ohne Alkohol.
Und deswegen bei mir auch sehr selten.

Meine Single Malt Sammlung ist mit 20 Flaschen sehr umfangreich, aber die fasse ich auch nur 3 oder 4 mal im Winter an. Und nie mehr als ein Glas am Abend.
Der Rotwein kommt schon mal öfter in mein Glas (über's Jahr vielleicht 4 Flaschen, Geschäftsessen schon mit eingerechnet), aber auch hier sind es nie mehr als 2 Gläser am Abend, und nie innerhalb von 24h vor einem Flug.

Der ganze gesellschaftliche Druck, die Entspannung und das Vergessen sind mir völlig egal. Ich trinke die Sachen, weil sie mir schmecken, und wegen des Alkohols darin eben nur sehr selten.
Vor knapp 20 Jahren hatte ich mal einen feucht fröhlichen Abend unter "gesellschaftlichem Druck". Vorher und seitdem nie wieder.

Olaf
31. Oktober 2014: Von Hubert Eckl an Thore L.
Klasse Thore! Leute, jetzt wirklich philosopisch: Wir alle - auch Du Lutz und vor allem Du - sind permanent in der Reflexion " Wer bin ich? Was soll ich hier?" Wir arbeiten jeden Sekunde unseres Lebens daran das "Ich" ins "Wir" zu hieven. Das ist in der evolutionsbiologischen Betriebssoftware homo sapiens, er ist ein soziales Wesen. Der Gruppendruck ist Bestandteil dessen. Nur die winzigen Momente in denen wir das ausblenden und voll auf was anderes konzentrieren, das ICH völlig ausblenden,sind wir glücklich. Probiert es aus. Umberto Eco nennt es flow. Bei mir tritt es z.B. tritt es während Start und Landung als Pilot auf. Das geht aber auch mit simplen Dingen. Sammelt mal vier möglichst gleiche Kiesel am Strand o.ä. Ihr werdet es spüren.

Der Individualist der krampfhaft bekennt, daß es bei im nicht so ist, ist genau auchauf dem Trip nur mit anderer Methode. Der könnte aber jetzt z.B. sagen: " Nicht der Gin Tonic ist es, der mich als coolen Hund zeigt. Es ist das alkoholfreie Weizen." Malt mal einen Pfeil in den Sand/aufs Papier. Der Beginn ist Euere Geburt. Wo ist das Ende? Wo seid Ihr jetzt? Wie seid Ihr da hingekommen? Auf einmal öffnet sich eine neue Welt. Garantiert.

31. Oktober 2014: Von Hofrat Jürgen Hinrichs an Thore L. Bewertung: +2.00 [2]

Moin Thore,

ich habe mit keinem Wort behauptet, dass es einen "harmlosen" Konsum gibt. Aber auch nicht, dass es nur "gefährlichen Konsum" gibt.

Es gibt aber nun einmal individuelle Unterschiede, die Menschen unterschiedlich anfällig für Suchtverhalten machen. Das bezieht sich auch nicht nur auf stoffgebunde Süchte. Es gibt auch Menschen, die von Mohrrüben abhängig sind, und das ist kein Scherz. Die erfüllen auch die o. g. Kriterien einer Abhängigkeit, nur das Kriterium des körperlichen Entzugssyndroms ist da eher selten nachweisbar.

Man kann sich auf den Standpunkt stellen: die "Substanz ist böse", und natürlich gibt es unterschiedliche pharmakologische Suchtrisiken. Da Alkohol die Blut-Hirn-Schranke schnell überwindet, also schnell anflutet, am GABA-Rezeptor wirkt, also ähnlich vie Tranquilizer, ist das Abhängigkeitsrisiko eher hoch. Zur Entwicklung einer Abhängigkeit gehört aber noch die individuelle Disposition. Und das hat nichts mit "Schuld" zu tun, genausowenig, wie ein Mensch "schuld" daran ist, an einem Magengeschwür zu erkranken, wenn andere in der gleichen Situation nicht erkranken.

Die Verleugnung dieser Disposition und deren Ausblendung hilft den Betroffenen auch nicht. Ich kenne genug trockene Alkoholiker, die ihre Abhängigkeit auf andere Verhaltensweisen verlagert haben, was manchmal für die Leber gesünder, für die soziale Situation aber genauso katastrophal sein kann.

Zum Schluss noch eine Binsenweisheit:

Dogmatische Pauschalisierungen sind immer problematisch.

Viele Grüße

31. Oktober 2014: Von Thore L. an Hubert Eckl
>> Nicht der Gin Tonic ist es, der mich als coolen Hund zeigt. Es ist das alkoholfreie Weizen.

Schön erkannt, Hubert. Danke.
31. Oktober 2014: Von Erik N. an Thore L. Bewertung: +1.00 [1]
Thore, du beschreibst es als reines rationales Kopfproblem, was es leider eben überhaupt nicht ist. Ca. 40% der Menschen haben eine genetische Prädisposition, dem Alkohol zu verfallen. Das ist empirisch nachgewiesen. Kinder alkoholabhängiger Eltern, die bei abstinenten Pflegeeltern aufwachsen, verfallen in statistisch signifikanten Mengen dem Alkohol. Frühkindliche Prägung, etwa durch Alkoholgeruch der Mutter, ist ebenfalls möglich, in den Studien aber ausgeschlossen worden. Von denen, die diese Prädisposition haben, werden 5% Alkoholiker (die regelmäßige Mengen brauchen, z.B. abends, und dies als normal empfinden), und 3% schwer alkoholabhängig / suchtkrank.

Ich habe im Januar eine Frau beerdigt, die ich seit vielen Jahren kenne. Nichts, weder ihre Kinder, noch ihre Männer, noch ihre Familie, hat sie jemals vom Alkohol abbringen können. Ist der Metabolismus und das Suchtzentrum im Menschen erst mal konditioniert, ist es meiner Auffassung nach schlicht unmöglich, nicht irgendwann wieder rückfällig zu werden. Die Phantasie, mit der glasige Augen zum 100. Mal mit Schnupfen erklärt werden; die Methode, mit der vorgegangen wird, und Kiloweise Mon Cherie Vorräte angelegt werden, ist bezeichnend. Nein, es ist kein rational beherrschbares Problem. Es ist eine Krankheit, genau wie Depressionen, deren Anlage latent vorhanden ist. Wer dies hat, "lernt" den Alkoholkonsum sehr viel schneller als andere.

Wer zu den anderen 60% gehört, hat mit Missbrauch kein spezielles Problem. Es gibt natürlich Ausreißer, die in schweren psychischen Belastungen das Trinken anfangen, aber die sind die Ausnahme. Aber das sind im Wesentlichen die Leute, die einfach mal ein paar Glas trinken, Bier, Wein, Schnaps, auch mal besoffen sind, am nächsten Morgen einen Kater haben, Aspirin einwerfen und jut isses.

Das ist eine Gnade !
31. Oktober 2014: Von Erwin Pitzer an Hofrat Jürgen Hinrichs Bewertung: +1.00 [1]
trockene alkoholoker, die ihre abhängigkeit auf andere verhaltensweisen verlagert haben.

moin herr hofrat, hallo jürgen,

damit hast du bei mir, ohne mich näher zu kennen, genau die richtige diagnose gefunden.
nach meinem scheinerhalt bekam ich kontakt mit der selbstbauer-szene.
während der lieferzeit des ersten bausatzes aus usa, baute ich mir eine schöne, beheizbare werkstatt in der nähe meines wohnhauses. die arbeit an meinem eigenbauflieger nahm mich so, ich möchte sagen mit haut und haaren gefangen. oft war ich abends bis spät in der nacht in der werkstatt am arbeiten. es hätte nicht viel gefehlt, und es wäre zu AIDS gekommem ( in kitplanes mit hilfe des wörterbuches gelesen, weil ich erst anfing englisch zu lernen : also AIDS heisst Aircraftbuilding Induced Divorcing Syndrom)

meine frau sagte: du bist vom alki zu workaholik mutiert.

aber es kam noch schlimmer: noch während ich auf die VVZ des nunmehr fertigen fliegers, ein Pulsar, warten musste, habe ich schon nach einem neuen projekt ausschau gehalten.

Ich wollte diesen kick wieder haben-erleben.

der 2. bausatz, eine GlaStar, ebenfalls aus usa, kam anfang 1998. ich immer noch guter dinge, nie mehr an alkohol gedacht. die bauzeit lief nach dem gleichen schema ab.

die GlaStar flog dann im sommer 2000. mit dem flieger hab ich dann europa "unsicher" gemacht.
nordkap, gibraltar, shetlands, griechische inseln und alles was dazwischen liegt.

aber in bottenhorn , über 1660 f höhe, ist de rwinter lang und der platz eine matsche.
es musste wieder etwas zu bauen herbei, eine Impulse. der bausatz kam aus halle oppin.
der aufwand war, wegen dem mangelhaften kit schon etwas grösser. die arbeiten dauerten bis 2004.

heute bin ich mit 78 immer noch am arbeiten, zumindest verschaffe ich mir sinnvolle beschäftigungen, damit der tag "rumgeht"
um 1700 hole ich mir dann ein oder zwei "hoibe" , die ich ohne schlechtes gewissen beim lesen des forums geniesse.
31. Oktober 2014: Von Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu an Erwin Pitzer Bewertung: +0.00 [2]
Prost, Erwin!

Bei einem Glas Wein das Forum lesend...
31. Oktober 2014: Von  an Achim H.
Beitrag vom Autor gelöscht
31. Oktober 2014: Von  an Thore L.
Thore,

da haben wir mal was gemeinsam. Im Oktober 1996 (vor 18 Jahren!) stand ich mit ein paar besoffenen Kollegen nach einer Messe in einer Hotelbar. Ganz spontan, weil mich - was sonst nie so war - diese Sauferei (...Marketingabteilung) so anekelte fragte ich mich beim Hinausgehen, wie es denn wäre, einfach NIE MEHR Alkohol zu trinken. ... Ich hatte aber auch das Gefühl, dass ich zu gern soff und dass das eines Tages ein Problem sein würde. Vielleicht war es aber auch schon eines, denn ein paar Monate vorher hatte ich mir wegen drei Weißbier nach dem Tennisspielen einen Monat Fahrverbot eingehandelt (0,96 Promille).

Unglaublich war der gesellschaftliche Druck nachdem ich aufgehört hatte. An jedem Geburtstag in der Firma musste ich mich rechtfertigen ("na komm, sei keine Spielverderber, ein Glas zum Anstoßen ...") und teilweise reagierten die Kollegen richtig agressiv. Nach ein paar Jahren war ich aber völlig immun gegen dieses Gequatsche. Nur konnte ich dann nicht mehr länger als eine Stunde bei Feiern bleiben ... wenn man gar nichts trinkt ist die Gesellschaft von Besoffenen ziemlich unerträglich.

Seit jenem Abend in der Hotelbar habe ich keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken. Mit dem Rauchen war es schon zwei Jahre früher so weit gewesen, und das war fast die größere Leistung (nach allem was ich weiß, ist das Suchtpotential von Nikotin größer als das von Heroin, und auch die Rückfallquote ist höher. Das war echt schwierig, aber am 31.1.93 habe ich meine letzte Zigarette geraucht ...

Nur das mit der Schokolade, das werde ich NIE hinkriegen ...

  102 Beiträge Seite 4 von 5

 1 2 3 4 5 
 

Home
Impressum
© 2004-2024 Airwork Press GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Airwork Press GmbH. Die Nutzung des Pilot und Flugzeug Internet-Forums unterliegt den allgemeinen Nutzungsbedingungen (hier). Es gelten unsere Datenschutzerklärung unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen (hier). Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA) Hub Version 14.22.03
Zur mobilen Ansicht wechseln
Seitenanfang