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16. August 2022: Von Charlie_ 22 an Patrick Lean Hard Bewertung: -1.00 [1]

JEDE gesellschaftliche Gruppe wird zur Rettung des Planeten beitragen müssen. Und es wird nicht funktionieren, versnobbte Exzesse von Leuten bei denen Geld keine Rolle mehr spielt zu akzeptieren während man den Mittellosen die Benutzung von Billigairlines untersagt. In letzter Konsequenz kann ich mich dann auch an der eigenen Nase fassen ... obwohl AVGAS nur 0,07 Prozent des Mineralölverbrauchs in D darstellt.

Im Übrigen bekommen alle Billigairlines ihre Cockpits mit (freiwilligen) Piloten voll, die diesen Job gern für zu wenig Geld machen. Ich kenne mehrere ATPs, die froh sind (oder waren) für Billigairlines fliegen zu dürfen. Vielleicht sollten die das nicht machen?

16. August 2022: Von Patrick Lean Hard an Charlie_ 22
Es geht nicht um die Piloten (eigenes, langes Thema, wo völlig am Markt vorbei profit orientiert ausgebildet wird) sondern darum dass der Markt nicht funktioniert. Level playing field usw…

In LOWL, LOWG usw.. stehen den ganzen Sommer über bulgarische Airliner die Charterketten für die Pauschalreiseanbieter durchführen.

Klar, die Crew aus Sofia ist viel billiger als die einer österreichischen (hust hust deutschen) Airline. Aber die sitzen hier 2 Monate im Hotel, in einem Gebiet wo man mit bulgarischen Löhnen nicht weit kommen würde. Ausgezeichnete UVP für die Airline. Die Massentouri-Firmen freuen sich. Billig, billig, billig. Aber es zahlt sich aus und wirft gute Rendite ab. Zu Lasten anderer Stakeholder.

Anderes Beispiel:

„……wollte einen neuen Kollektivvertrag durchsetzen, der mit 848 Euro netto deutlich unter der Sozialhilfe liegt. Bei einer Vollzeitanstellung – Überstunden inklusive. Sogar Trinkwasser hätten die Mitarbeiter während des Fluges ihrem Arbeitgeber abkaufen müssen. Die Wirtschaftskammer hat den neuen Kollektivvertrag unterzeichnet, die Gewerkschaft weigerte sich. Jetzt schließt der Standort samt 300 Jobs.“

Nicht wirklich! „Jetzt werden die Mitarbeiter genötigt einen neuen Vertrag bei einer neuen Firma, aber am gleichen Standort, mit massiv schlechteren Konditionen zu unterzeichnen“ müsste es heißen.

Überraschung! Die Flieger sind nach wie vor da… das Personal auch und schuftet nun für weniger als 1000 Euro Brutto/Monat (Vollzeit). Das hat System und ist Teil des Business Plans.

Dein Argument „…na dann sollen sie halt für so wenig dort nicht arbeiten“ (sic) greift sehr kurz. Die Wissen dass sie schlecht behandelt werden, und die Fluktuation ist hoch, aber es gibt einfach viel mehr miese Jobs als tolle, und viel Konkurrenz um letztere.

Wenn 150 Millionen Paxe in Europa nicht mehr fliegen weil sie die tatsächlichen Kosten selbst tragen müssten wäre zumindest dem Klima messbar geholfen?!

Wenn alle Privatpiloten in Deutschland aufhören zu fliegen, wäre es wahrscheinlich ein Nachteil, die würden dann wohl 2-3 Mal öfter im Jahr Rasenmähen (heimlich ein bisschen AVGAS einfüllen und sich darüber freuen wie modern so ein Briggs&Stratton Baumarkt Mähermotor ist) im Vergleich zu den Lycosauriern ;)
17. August 2022: Von F. S. an Patrick Lean Hard Bewertung: +7.00 [7]

Warum soll immer der Markt nicht funktionieren, nur, weil etwas rauskommt, was einzelne Leute nicht erwarten oder nicht mögen?

Der Markt für Flugpersonal funktioniert super! Es ist völlig normal, das eine Fluglinie nicht 1.000 EUR für einen Piloten zahlt, so lange sie genauso gut ausgebildete Menschen findet, die bereit sind, für 800 EUR zu fliegen. Es wäre Marktversagen, wenn es anders wäre!

Das Problem ist gerade, dass der Markt funktioniert! Genauso wie auf den Märkten für Schauspieler oder (Profi-)Sportler gibt es auf der Arbeitskraft-Angebotsseite relativ viele Menschen, die so gerne dieses Job machen wollen, dass sie dafür (zumindest für eine gewisse Zeit) auf sehr viel Einkommen verzichten. Das führt zwangsläufig zu einer Situation, in der bestenfalls ein paar obere Prozent sehr gut verdienen aber in der Breite prekäre Arbeitsverhältnisse vorherrschen.

Man könnte es überspitzt auch anders formulieren - am Ende sind es nämlich die Piloten selber Schuld:
Ich will Pilot sein, Geld ist mir egal -
ich will Pilot sein, Geld ist mir egal -
lasst mich doch Pilot sein, ich will auch kein Geld -
ich will echt Pilot sein, ich zahl auch dafür
...
jetzt bin ich Pilot, warum zahlt ihr mich so schlecht
ich bin doch Pilot, ich will Geld
ich bin Pilot, ich streike, wenn ihr mich nicht besser bezahlt

17. August 2022: Von Chris _____ an F. S. Bewertung: +1.00 [1]

Zum Markt:

Ungeliebte Handwerkerjobs (warum sind die eigentlich so ungeliebt) werden immer weniger angestrebt, also sollten die immer mehr verdienen. Ich sehe das auch, die letzte Heizungswartung wurde mit einem Stundensatz von 95 EUR abgerechnet. Im Gegenzug gibt es immer mehr Ingenieure, weil Facharbeiter und Meister aufstreben und studieren. Also sollte deren Preisaufschlag verfallen. Das passiert sicher auch.

(Ich wüsste ja gerne mal, was das typische Einstiegsgehalt der "Genderwissenschaftler" ist, die Studium mit politischer Betätigung verwechseln).

Da funktioniert der Markt.

Der finanzielle Anreiz zu höherer Ausbildung wird kleiner oder dreht sich sogar um, und aus guten Gründen. Vielleicht ist das gar nicht problematisch: sollen doch die studieren, die sich wirklich fürs Fach interessieren und nicht für gesellschaftlichen Status.

Und es gibt immer noch genug Jobs, die unattraktiv UND schlecht bezahlt sind, zB im Pflegebereich. Genauso wie es Jobs gibt, wo ziemlich unfähige Leute gut verdienen, die sprichwörtlichen "Nieten in Nadelstreifen".

Dort versagt der Markt immer noch.

@F.S.: wie Märkte grundsätzlich funktionieren, ist schon klar. Aber an die "Effizienz" von Märkten glaube ich schon lange nicht mehr.

17. August 2022: Von Alexander Callidus an Chris _____

"(Ich wüsste ja gerne mal, was das typische Einstiegsgehalt der "Genderwissenschaftler" ist, die Studium mit politischer Betätigung verwechseln)."
Na das gleiche wie andere Wissenschaftler auch. Mittelbau weiß ich jetzt nicht mehr auswendig. FH-Professor ca 65000€/a Arbeitnehmerbrutto, Uni-Prof 72000€/a.

"Und es gibt immer noch genug Jobs, die unattraktiv UND schlecht bezahlt sind, zB im Pflegebereich."
Nur aus Interesse, was ist denn für Dich eine schlechte Bezahlung? Für einen Lehrberuf?

Daß der Markt funktioniert, ist gerade das Problem. Deswegen gibt es ja Steuerungs- und Ausgleichsinsrtumente in der sozialen Marktwirtschaft.

17. August 2022: Von Charlie_ 22 an F. S. Bewertung: +3.00 [5]

Auch wenn uns das nicht gefällt, wäre das auch meine Antwort gewesen: Die Lage ist wie sie ist WEIL der Markt funktioniert.

Und man muss hinzufügen: Wenn Piloten einwilligen für wenig Geld zu arbeiten, dann ist das auch ihre Entscheidung. Es gibt niemanden, der einen zwingen kann, für Ryanair zu fliegen. Aber Piloten gehen (leider) oft jeden Kompromiss ein, um ins Cockpit zu kommen. Wie es F.S. polemisch aber zutreffend beschreibt.

Das sind nun mal die harten Regeln des Marktes. Will man die "€14 von München nach London"-Exzesse beenden muss hier der Gesetzgeber eingreifen. Ich hielte das im Sinne des Klimas etc. für legitim.

17. August 2022: Von F. S. an Chris _____ Bewertung: +2.00 [2]

Und es gibt immer noch genug Jobs, die unattraktiv UND schlecht bezahlt sind, zB im Pflegebereich. ...

Dort versagt der Markt immer noch.

Auch hier versagt der Markt m.E. nur scheinbar. Man mus berücksichtigen, dass gerade im Pflegebereich der Bedarf (also die Menge an Leistungen, die gebraucht würden) viel höher ist, als die Nachfrage (also die Menge an Leistungen, für die jemand bereit und in der Lage ist, zu bezahlen).

Gemessen an der wirtschaftlichen Nachfrage sind die Löhne im Pflegemarkt komplett nachvollziehbar. Aber das würde jetzt sehr weit weg vom Thema führen ...

17. August 2022: Von Wolfgang Lamminger an Charlie_ 22 Bewertung: +2.00 [2]

solange Piloten/Rookies/Pilotenanwärter - entschuldigung - "geil" darauf sind, im Cockpit eines Airbus oder einer Boeing zu sitzen, wird der Markt auch hier funktionieren:

ATPL finanziert mit Bank oder Familie - Job MUSS her - also: fliegen, egal wie.

Zudem sind mit Mitte 20 die Ansprüche an Lebenshaltung noch nicht so groß, da funktioniert das System eben...

Am Beispiel eines Bekannten:

"Supervision" auf B737 direkt nach CPL/ATPL theory bei Germania über "pay to fly", danach bei einem bekannten irischen Carrier, dann bei einem Carrier im mittleren Osten auf Langstrecke und großem Gerät mit gutem Verdienst... so hat sich der Weg unter den Prämissen des "Marktes" letztlich gelohnt...

17. August 2022: Von Sven Walter an F. S.
Das liegt eher daran, dass die Entlohnung primär aus öffentlichen Kassen kommt und sich dort eben der Markt nicht so einpendelt wie bei Entsorgungstechnikern oder Betonbauern.
17. August 2022: Von Patrick Lean Hard an Charlie_ 22
Na gut, für die einen ist ein funktionierender Markt einer in den erst eingegriffen werden muss.
Für die anderen ist ein funktionierender Markt einer der sich für alle Stakeholder unter den verschiedenen Gesichtspunkten gesellschaftlicher Standards lohnt.

Das Thema kann man immer weiter drehen. Egal ob Billigflüge und CO2 Ausstoß oder Internethandel mit Lieferungen usw… Ich weiß es nicht, aber glaube dass nur über die Masse eine Veränderung erreichbar ist (Rasenmähen vs. GA). Das würde aber massive wirtschaftliche Probleme hervorrufen und politische Verwerfungen auslösen.
17. August 2022: Von Friedhelm Stille an Patrick Lean Hard Bewertung: +2.00 [2]

"(Rasenmähen vs. GA)"

Also, ich persönlich würde es begrüßen, wenn mein Nachbar seinen Freizeitschwerpunkt von Gartenarbeit zur Luftfahrt verlagert.

Der mäht nämlich mit dem Benzinmäher zweimal die Woche vor und lässt dann noch seinen Elektrorobotmäher (nicht zu hören) zum Feinschnitt los.

17. August 2022: Von Patrick Lean Hard an Friedhelm Stille
Eben… weniger Rasenmähen hätte mehr Einfluss als totaler Stop der GA?!
Nur, darüber wird nicht berichtet ;)
17. August 2022: Von Stefan Jaudas an Patrick Lean Hard Bewertung: +1.00 [1]

Eben… weniger Rasenmähen hätte mehr Einfluss als totaler Stop der GA?!
Nur, darüber wird nicht berichtet ;)

Zudem es fürs Rasenmähen ja auch das Fahrrad gibt.

Nur komisch,. dass das Ladenhüter sind ...

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/bb/Scythes_1.jpg/330px-Scythes_1.jpg fürs Grobe, und den guten alten handgeschobenen https://de.wikipedia.org/wiki/Spindelm%C3%A4her fürs Feine. Also, ich kann mich an Letzteres noch gut erinnern.

In einem US- Magazin war mal ein einteressanter Artikel. Fliegen ist wie Musik machen. Tolles Hobby. Aber um davon zu leben ist es für viele nur Mist. Und gut leben davon nur einige Wenige.

17. August 2022: Von Mich.ael Brün.ing an Charlie_ 22 Bewertung: +4.00 [4]

Das sind nun mal die harten Regeln des Marktes. Will man die "€14 von München nach London"-Exzesse beenden muss hier der Gesetzgeber eingreifen. Ich hielte das im Sinne des Klimas etc. für legitim.

Die 14€ kommen aber nicht von niedrigen Löhnen, das sollte klar sein. Im Vergleich zu den Gesamtkosten für den Flug fallen die kaum ins Gewicht. Die 14€ komen daher, dass die anderen den Flieger schon bezahlt haben. Ein leerer Sitzplatz bringt gar nichts, da machen dann selbst 14€ Sinn.

Wenn man das weiter denkt, ist es vielleicht sogar für das Klima besser, wenn der Platz nach London dann für 14€ vergeben wird, anstatt ihn leer zu lassen. Denn der Mehrverbrauch an Sprit für 100kg Pax mit Gepäck ist sicher weniger als das Benzin, das der Pax für den Alternativ-Trip mit dem Auto zur Nordsee verbrannt hätte.

Ich verstehe auch das "Exzess" dabei nicht, denn - unabhängig von der Thematik der Niedriglöhne für Piloten - wäre es dann wohl auch ein Exzess, wenn die Bahn 9€-Tickets vergibt. Ein Zug verbraucht auch Energie. Was insbesondere "exzessiv" wäre, wenn er nur deswegen eingesetzt werden muss, weil die Kunden die günstige Gelegenheit nutzen wollen, um quer durch die Republik nach Sylt zu fahren. Man hätte das Ticket auch auf die Wochentage und Zeiten von 5 bis 10 und 15 bis 19 Uhr beschränken können, um mehr Auto-Berufspendler für die Bahn zu begeistern. Stattdessen hat man sich für einen Weg entschieden, der Mitnahme-Effekte bei den existierenden Bahn-Kunden generiert, zusätzlichen Energiebedarf (CO2-Verbrauch) verursacht und zu allem Überfluß die meisten "Ich probier's mal aus"-Kunden durch überfüllte Züge und Verspätungen für längere Zeit wieder vergrault. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass nach Auslaufen des 9€-Tickets die Anzahl der Bahn-Kunden signifikant erhöht sein wird. Was aber eigentlich das Klima-Ziel der Aktion sein sollte.

17. August 2022: Von Patrick Lean Hard an Mich.ael Brün.ing Bewertung: +1.00 [1]
Woher kommen die 14€ Tickets denn dann? Von guten Löhnen, weniger Blockstunden (Arbeitsleistung) als gesetzlich erlaubt und einer soliden Firmenpension? Oder davon dass man in erster Instanz wirklich unbedingt wohin will oder gar muss anstatt spontan mal zu buchen weils ja so billig ist?

Lohnkosten fallen, ebenso wie Sprit, mit ca. 20% ins Gewicht.

Stückkosten:
RYR 0.04€/ASK (Staff Cost 0.006€/ASK)
LH 0.062€/ASK
Wizz machts nochmal billiger (Ostblock Labor lässt grüßen).

Ob jetzt die Ersten um 14€ buchen und die Letzten um 500€ ändert ja nichts am niedrigen Durchschnittspreis (Sitzplatzkilometerkosten) zu Lasten anderer, nur nicht der Konsumenten.
Klar, jeder freut sich wenn er günstig wohin kommt, und in der Geldbörse trotzdem noch was bleibt. Löhne stagnieren, Kosten steigen, Menschen „wollen“ trotzdem konsumieren (Wirtschaft braucht Konsum) und werden logischerweise preissensibler. Eine Abwärtsspirale. Was der Markt aber nicht einpreist sind die tatsächlichen Kosten (Klimawandel? Auswirkungen?). Die Rechnung zahlen dann andere, in der Zukunft?!

Um da irgendwas zu verbessern muss aber erstmal genau darüber diskutiert werden, nicht über Privatflugzeuge, denn selbst wenn die alle am Boden bleiben würden wäre niemandem geholfen.

Ist ein interessantes Thema. Woher kommt dieses „billig billig billig“?
17. August 2022: Von Patrick Lean Hard an Charlie_ 22 Bewertung: +3.00 [3]
„Und man muss hinzufügen: Wenn Piloten einwilligen für wenig Geld zu arbeiten, dann ist das auch ihre Entscheidung. Es gibt niemanden, der einen zwingen kann, für Ryanair zu fliegen.“

Augenscheinlich stimmt das, aber es ist natürlich viel komplizierter.

„Aber das war schon immer so“ wäre ein ähnliches Argument.

Als könnten sich alle Menschen in prekären Arbeitsbedingungen mal einfach umentscheiden für bessere Jobs.

Wenn man „so“ nicht entsprechend partizipieren darf (das Geld ist ja da, Ryanair ist hoch profitabel) wird es auf andere Entwicklungen hinauslaufen. Bisher wurden die aber immer vereitelt. Bisschen schwierig als Scheinselbständiger die Arbeit niederzulegen ;)
17. August 2022: Von Charlie_ 22 an Patrick Lean Hard Bewertung: +2.00 [4]

>>> Als könnten sich alle Menschen in prekären Arbeitsbedingungen mal einfach umentscheiden für bessere Jobs.

Natürlich könnten viele das, sie wollen aber - fliegen. Niemand mit besserer (Aus)Bildung muss unbedingt als Pilot arbeiten, das ist tatsächlich eine selbstgewählte Situation. Und es gibt tatsächlich in Deutschland hundertausende gut bezahlter Arbeitsstellen, die nicht besetzt werden können. In sehr vielen Branchen herrscht echter Mangel an Arbeitskräften. Ich will natürlich nicht elitär oder überheblich klingen, und natürlich ist das Verhalten vieler Billig-Airlines was die Behandlung ihrer Mitarbeiter betrifft, skandalös. Man muss sich aber, jedenfalls ist das meine Einstellung, nicht selbst zum Opfer machen. Zum ausgenutzt werden gehören zwei - und Airlinepiloten kann man nicht mit Menschen in wirklich prekären Verhältnissen vergeichen.

18. August 2022: Von Alexander Michel an Charlie_ 22 Bewertung: +4.00 [4]

und Airlinepiloten kann man nicht mit Menschen in wirklich prekären Verhältnissen vergeichen.

Doch, man kann, jedenfalls am Anfang der Karriere. Schau dir mal die Einstiegsgehälter bei Laudamotion, Vueling, WizzAir, SmartLynx, und wie sie alle heissen, an.

Ca 1500€ brutto/Monat. Dazu kommt pay per duty day. Aber der Brüller ist das nicht. Gemessen an der Verantwortung, der intensiven Ausbildung, der Jobunsicherheit (beim ersten Anzeichen einer Krise, ZACK raus) und den zum Teil hohen Schulden finde ich, dass man das durchaus prekär nennen kann. Natürlich sind Lehrjahre keine Herrenjahre. Eine Pistole an der Schläfe hat von den jungen FOs auch keiner. Aber ausgenutzt werden sie allemal. Wissen die jungen Piloten das? Natürlich. Aber was bleibt übrig? NIcht fliegen, gerade als frischer f-ATPL?

Was fällt denen auch ein, sich für einen Beruf zu entscheiden, weil er Spass macht und eine Leidenschaft ist.

18. August 2022: Von Achim H. an Alexander Michel Bewertung: +4.00 [4]
der intensiven Ausbildung,

Pilot ist Anlernberuf, keine Berufsausbildung. Mehr als Geld und ein ganz bisschen Durchhaltevermögen braucht es nicht für den ATPL. Auf der Einstiegsebene tummeln sich viele mehr oder weniger geeignete Leute. Eine richtige Karriere darauf aufbauen schaffen dann nur einige.
18. August 2022: Von Sven Walter an Alexander Michel Bewertung: +1.00 [1]

Meines Erachtens müssten die AOCs die Auflage erhalten, FO-Jobs in den ersten 3 Jahren mit schlechtem aber festem Gehalt zu vergüten, rein aus Sicherheitsgründen (quasi ein Mindestlohn für die Erstanstellung, sagen wir 2 k im Monat. Die können gerne noch ein Klapperauto fahren, am heimischen Herd oder in einer WG wohnen, aber Existenzängste sind nicht akzeptabel aus Gründne der Flugsicherheit).

Keiner von uns wollte die Konstellation mit Zero Hour - Verträgen bei einer externen Gesellschaften bei Jungingenieuren im AKW oder Chirurgen in der Facharztausbildung haben. Die brauchen Stabilität, sehr gerne schlecht bezahlt, aber verlässlich.

Denn Lehrjahre sind keine Herrenjahre, aber das ist dann doch keine Bäckereifachverkaufsstelle oder Scannerkasse. Zu große Gradienten im Cockpit sind erwiesenermaßen schädlich, Erpressbarkeit und Existenzsorgen auch.

Danach ganz normal freie Preisbildung am Markt. Aber hier sehe ich einen minimalen Regulierungsbedarf. Zumindest für alles, was Großgerät mit mehr als 19 Sitzen fliegt.

18. August 2022: Von Joachim P. an Achim H. Bewertung: +2.00 [2]
Ich habs mit der gewerblichen Fliegerei zu einem kleinen Vermögen gebracht. Vorher hatte ich ein großes.
18. August 2022: Von Alexander Michel an Achim H. Bewertung: +1.00 [1]

Mehr als Geld und ein ganz bisschen Durchhaltevermögen braucht es nicht für den ATPL.

Das mag für dich stimmen. Und es ist auch eine Tatsache, dass gerade in der Ausbildung schon eine grosse Auslese stattfindet. Man merkt ziemlich früh wer da was taugt, schon im Theorieunterricht.

Das heisst aber nicht, dass man wenig Ressourcen (Zeit, Geld) und Disziplin investieren muss. Und es heisst schon gar nicht, dass ein Geschäftsmodell legitimiert wird das zum Teil darauf basiert, die Leidenschaft und schlechte Verhandlungsposition seiner Mitarbeiter auszunutzen.

Ist wie bei der Pflege, würde man nicht geziehlt mit dem Idealismus und Altruismus der Beschäftigten in der Branche rechnen, würde da gar nichts mehr laufen.

18. August 2022: Von Mich.ael Brün.ing an Patrick Lean Hard

Lohnkosten fallen, ebenso wie Sprit, mit ca. 20% ins Gewicht.

Das sind aber Lohnkosten für alle Arbeiten, d.h. Dispatcher, Gate-Personal, Loader, etc. ggfs. auch Anteil an allgemeiner Organisation (HR, Buchhaltung) und Wartungspersonal (je nach Kalkulationsart und Eigenpersonal).

Die Crew ist daraus ein Bruchteil und der "Billig-FO" vermutlich weniger als 30% des Flightdecks.

18. August 2022: Von Mario Adam an Achim H. Bewertung: +2.00 [2]

Ich kenne diese Aussage und stimme dem gar nicht zu; hat immer einen abwertenden Beigeschmack. Wo zieht man die Grenze bzw. was will man damit eigentlich klarstellen/aussagen? Ist zB. Polizist auch ein Anlernberuf bzw. hat es keine Berufsausbildung? Was mit einem Busfahrer?

Und was sind dann Berufe die auf einer Berufsausbildung basieren?

https://de.wikipedia.org/wiki/Berufsausbildung

18. August 2022: Von Charlie_ 22 an Mario Adam

"Anlernberuf" ist im heutigen Sprachgebrauch nicht richtig, das wären schnell erlernbare, einfache Jobs (-> Hilfsarbeiter)

Natürlich ist die Ausbildung zum ATPL eine Berufsausbildung. Und sie ist auch nicht so banal wie das hier angedeutet wurde sondern eine sehr aufwendige, technisch komplexe Ausbildung mit hohen Anforderungen.

Das änderst nichts daran, dass man sich selbst für einen Beruf entschieden hat, in dem Billigairlines Mitarbeiter unfair bezahlen.

Pflege ist kein "prekärer" Beruf. Krankenpfleger sollten zwar mehr verdienen, verdienen aber nicht so schlecht, dass man von "prekär" sprechen muss. Angeblich verdienen KP zwischen € 32K und € 46K. 40 sind € 3300/Monat, das ist nicht "prekär".


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