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18. Mai 2017: Von Nicolas Nickisch an Ulrich Dr. Werner Bewertung: +2.00 [2]

Ich beziehe mich auft einen etwas älteren beitrag von vorgestern (der mit dem Link zum Druckkammer-Video).

Das Video hat mich doch sehr beeindruckt und auch überrascht. Es ist noch krasser als ich es erlebt habe.

Derzeit mache ich gerade die Fragen zur theorie-prüfung CB-IR durch und da gibt es auch reihenweise Fragen zum Thema Zeit bis zur Handlungsunfähigkeit. Die richtigeb Antworten sind immer die mit der geringsten Zeit, d.h. in grosser Höhe bleiben nur sehr wenig Zeit die Maske anzulegen. Die wollen auf so 15-45sek. raus

Das Video zeigt sogar, dass man u.U. noch nicht einmal mehr in der Lage ist selbst die maske anzulegen. Schon nach wenigen Sekunden fängt der Proband an zu krampfen und ist danach bewußtlos. Und schon vor dem Krampfanfall dürfte Handlungsunfähigkeit gegeben sein.

Vor vielen jahren bot ein Mainzer Physiologe für uns Studenten einen Kursus der Flugmedizin an mit krönendem Abschluss des kursus durch Besuch bei der Air Force in ETOU.

Dort durfte ich dann neben anderen Gemeinheiten (u.a. Simulation des "Pilots vertigo") auch einen Druckkammerflug "geniessen". Die Erfahrungen waren sehr lehrreich. Jeder sollte sowas mal mitmachen wenn sich die Gelegenheit bietet.

  • Der Ausfall oder Leistungsabfall verläuft sehr individuell, d.h. einige der "Mitflieger" litten bereits bei 12-13000ft unter erheblichen Leistungsminderungen während andere bei 18000ft und mehr noch gut dabei waren.
  • das ganze iszt auch noch (tages-)formabhängig
  • bekanntlich merkt man herzlich wenig davon wie stark das Leistungs- und vor allem Urteilsvermögen bereits eingeschränkt ist und das ist kein Lehrbuchwissen!

Krönender Abschluss war eine "rapid decompression" wie im Video zu sehen - allerdings alle mit Maske auf.

  1. Durch den sofort entstehenden Nebel in der Kabine sieht man die Hand vor Augen nicht. Im Zweifelsfall wird man wahrscheinlich Schwierigkeiten haben die Maske zu finden, selbst wenn sie mehr oder weniger vor der Nase hängt. Nach meiner Erinnerung war das auch wesentlich massiver als man das in den einschlägigen Videos sieht. Man stelle sich das mal in einer Airlinerkabine vor - egal ob Dkeompression oder Rauch in der Kabine.
  2. Der gasförmige Inhalt des Darmes nimmt überraschend schnell die densitiy Altitude der Kabine an :-) Es zerreisst einen schier. Und dann das Massenfurzen in der Kabine :-) Aber was tut man nicht alles für die Wissenschaft.
  3. Kaum auszudenken wie der Effekt ist wenn man keine rapid decmppression, sondern einen schleichenden Druckverlust erleidet.
  4. Die dort üblichen Masken liefern einen constant flow mit relativ hohem Druck. Einatmen geht praktisch automatisch, aber Ausatmen ist unendlich schwer. Nach 2 Minuten hat man das gefühl aufgepumpt zu sein wie ein Luftballon. Und so noch 3h über den Pazifik fliegen ! Super Vorstellung

Neulich in nur FL110:

  • subjektiv deutlich schwereres Atmen, unangenehmer als wenn ich in ähnlicher Höhe auf der Skipiste stehe.
  • SaO2 immer noch 91% (überraschend hoch)

Und dann wäre da noch die Erzählung eines Foristi, der mir während des Prüfungsfluges erzählte wie sich eine O2-Dusche auf die Nachtsichtfähigkeit auswirkt: Es stimmt. Wenige Atemzüge aus einer O2-Buddel und die Welt ist gleich viel heller. Viel mehr Sterne am Himmel. Und das während iner nächtlichen Autofahrt - nicht etwa in FL100!

Herzlichen Dank für diese Anregung !

18. Mai 2017: Von Achim H. an Nicolas Nickisch

Du stellst das jetzt aber alles sehr negativ dar, Nicolas! Diese Gefahren sind sehr gut bekannt und es gibt genau festgelegte und erprobte Verfahren, wie denen begegnet wird.

in grosser Höhe bleiben nur sehr wenig Zeit die Maske anzulegen. Die wollen auf so 15-45sek. raus

Wer von uns fliegt als GA-Pilot in solchen Höhen? Das ist ohne Druckkabine nur militärisch und mit Druckkabine ein Jet. In Kolben- und Turboprophöhen haben wir durchaus Zeit.

Durch den sofort entstehenden Nebel in der Kabine sieht man die Hand vor Augen nicht. Im Zweifelsfall wird man wahrscheinlich Schwierigkeiten haben die Maske zu finden, selbst wenn sie mehr oder weniger vor der Nase hängt.

Es nennt sich nicht ohne Grund "quick don mask" und es gehört zum Typerating, das Aufsetzen selbiger ohne Sicht und unter schwierigsten Bedingungen zu beherrschen. Bei einer TBM o.ä. hängt das Ding neben Deinem Ohr und der Drill ist trainiert.

Nach 2 Minuten hat man das gefühl aufgepumpt zu sein wie ein Luftballon. Und so noch 3h über den Pazifik fliegen ! Super Vorstellung

Es gibt bei den ETOPS-Berechnungen genaue Vorgaben, wie im Falle eines Druckverlustes zu fliegen ist. Das ist mitnichten auf normaler Reiseflughöhe, sondern auf einer auskömmlichen Höhe, wodurch der Spritverbrauch auch steigt und somit die Alternates entsprechend gesucht werden müssen.

Ich fliege praktisch immer mit Sauerstoff und ich habe mir da eine gewisse Routine erarbeitet. Ab FL100 geht das System an (nachts ab 5000ft aber nachts fliege ich SEP nur im absoluten Ausnahmefall) und regelmäßig wird die O2-Sättigung geprüft. Das ist einfach, komfortabel und sicher. 1h mit Kanüle auf FL100 und 1h ohne sind ein himmelweiter Unterschied. Selbst mein Bergsteiger-Vater hat kürzlich die Kanüle nach einer gewissen Zeit freiwillig angelegt :-)

18. Mai 2017: Von  an Achim H.

>>> Bei einer TBM o.ä. hängt das Ding neben Deinem Ohr und der Drill ist trainiert.

Hast Du den Unfall der TBM vor etwa einem Jahr mitgekriegt? Offenbar hatte der Pilot nicht mal mehr Zeit, die Maske aufzusetzen, und es gibt noch ein paar ähnliche Fälle!

18. Mai 2017: Von Nicolas Nickisch an Achim H.

Vielen Dank für Deine Hinweise.

Ich werde wahrscheinlich nie in die Verlegenheit kommen tatsächlich in solchen Höhen zu fliegen ausser als consumer.

Und - natürlich wird sowas trainiert. Ändert aber nichts an der Brisanz der Situation. INsofern bleibe ich bei meiner Empfehlung: Wenn möglich sollte man diese Erfahrung unter kontrollierten Bedingungen mal machen.

Fragen der EASA-Dtaenbank sind das eine, Youtube-Videos zu diesem Thema erstmals von mir angeschaut) etwas anderes und in jedem Falle sehr einprägsam und die eigene körperliche Erfahrung nochmal was ganz anderes.

Die Headline sollte einfach sein:

  • es kommt schleichend
  • es tritt auch schon in wesentlich geringeren Höhen auf. Geringer als das aus lehrbüchern so hervorgeht.
  • Die Entscheidung frühzeitig oder gar generell O2 zu atmen ist sicherlich sehr weise.
  • Alleine den Effekt auf die Nachtsichtfähigkeit in normalen Höhen finde ich enorm.

Zur praktischen Umsetzbarkeit mit O2-Anlagen kann ich leider gar nichts beitragen.

BTW: Die verschiedenen Verfahren arbeiten wohl alle mit einer O2-Buddel - mal als Dauerströmer oder auch getriggert über eine Art Maske (dann wahrscheinlich Unterdruck beim Einatmen). Das scheint den verbrauch ja beeindruckend zu senken.

in Airliner wird meines Wissens der O2 zumindest für die lebende Fracht nicht über eine Gasflasche sondern über irgend eine chemische reaktion bereitgestellt. Gibt es solche (EInmal?)-Systeme auch für die GA ?

Hört sich doch ganz praktisch an: du nimmst eine O2-Anlage in der grösse einer Streichkäsedose mit und läst bei Bedarf die reaktion aus. Sicher keine Dauerlösung.


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