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88 Beiträge Seite 1 von 4

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Luftrecht und Behörden | Neuer Verkehrsminister, was können wir der GA Gutes tun lassen?  
7. Dezember 2021: Von Sven Walter  Bewertung: +6.67 [7]

Moinsen,

gerne an alle (und insbesondere Lutz), wie können wir unsere Anliegen hier am geräuschlosesten und erfolgreichsten unter einem liberalen Verkehrsminister die Ampel(n) auf Grün stellen?

FoF, Entbürokratisierung bei der Einrichtung neuer RNAVs, Abschaffung des Hauptbuches (Landeentgelte zahlen per App ist im Jahre 2022 wohl angesagter als zuviele Kontakte am Turm zu haben), Freigabe zwote ADS-B Frequenz...

Was fällt euch alles ein? ZÜP wird wohl wieder nix werden, vermute ich, aber da kann man ja ausflaggen.

8. Dezember 2021: Von Mark Juhrig an Sven Walter Bewertung: +2.00 [2]

Ich denke es ist wichtig, dass das BMVI die anstehende Änderung vom ICAO Annex 14 (speziell der Abschnitt 9.2 „Rescue and Fire Fighting“) auch in Deutschland umsetzt. Die Verpflichtung "Rescue and Fire Fighting" auf kleinen Plätzen vorzuhalten, wird ja wie bekannt un Zukunft wegfallen. Es wäre ja durchaus zu befürchten, dass das BMVI sagt: das mit der Verpflichtung einen Rettungsdienst auf alles Flugplätzen vorzuhalten, hat sich "bewährt" und daher werden wir diese Verpflichtung in Deutschland auch beibehalten.

8. Dezember 2021: Von Hubert Eckl an Sven Walter Bewertung: +10.67 [13]

Sven, das wird ein extrem heikler Punkt. Habe es in einem anderen Thread schon beschrieben.Die kleine Fliegerei mit ihrer Faszination in Pilot und Flugzeug erlebt einen dramatischen Wandel, völligen Verlust an Prestige. Das tut richtige „scheiße weh“, wie Junior sagen würde. Der Paradigmenwechsel ist folgerichtig, vernünftig und absolut unüberbrückbar. Piloten sind in der öffentlichen Wahrnehmung keine kühnen, gesunden Männer (wenig Frauen) mehr, welche Schwerkraft und Angst überwinden, starten, fliegen und cool landen, sondern egoistische, ökologische rücksichtslose alte reiche Männer.

Wenn sich die Zivilgesellschaft dieser Erde, nicht nur vertreten durch den G20 Summit, die wissenschaftliche Erkenntnis, daß jegliches Verbrennen von fossilen Energieträgern zu vermeiden ist, zu eigen macht, dann ist das so. Der Erhalt des Klimas ist dem Erhalt des Friedens gleichzusetzen. Die giftigen völlig unnützen großvolumigen Verbrenner, ausschliesslich zum Vergnügen einiger Weniger verwendet, müssen vom Himmel. Müssen genauso verschwinden wie die alten Kanonen, Granaten und Maschinengewehre. Die Frage ist nur, will man den alten weißen Männern ihr Spielzeug vorzeitig wegnehmen, nicht warten bis Mensch und Maschine ohnehin den Gang allen Vergänglichen gehen? Die wollen doch nur spielen. Guilty pleasure, welches mir als 65jährigem leidenschaftlichen Pilot nicht mehr leicht fällt.

Die öffentliche Wahrnehmung und der sonst fürchterliche „gesunde Menschenverstand“ ( wer sich auf den diesen beruft hat in der Regel gar keinen,) verinnerlicht in Gänze. Wenige anachronistische Trutzburgen der alten GA verteidigen dieses Erbe (v)erbittert. Oskosh, Duxford, der Quaxverein bis runter zur kleinen Bienenfarm mit ihren Stearmen wären aufzuzählen. Stimmt schon, wollen wir die Luftfahrtgeschichte der Menschheit aufgeben und sie den Depots der Museen oder später den Archäologen überlassen, wie hoffentlich die ganzen alten Waffen der vergangenen Kriege?

Die SEO ( Sustainability Executive Officer) der großen Konzerne gewinnen mehr und mehr an Macht. Ein Versicherungskonzern nach dem anderen zieht sich aus der GA zurück. Die großen Publikumsfonds haben per Satzung verboten sich in nicht Nachhaltigem zu engagieren. Kein großer Motorenhersteller wird es mehr wagen "Verbrenner" zu entwickeln, schon gar nicht für ein kleines FLugzeug. Von den großen globalen Fördereinrichtungen, wie EIB, KfW, IWF und wird es kein Geld mehr geben. Scheinbar moderne Start up wie Lillium ( Börsenwert 3,5Mrd €, technisch umstrittener Graumarkt) werden vom Gros der Investoren gemieden werden.

Nun hagelt mal schön rote Einsen. Das ändert nix an den Tatsachen.

8. Dezember 2021: Von Lutz D. an Mark Juhrig Bewertung: +12.67 [13]
Denke, Mark macht hier einen wichtigen ersten Punkt. Ein Policy Ask (zB FoF) ist immer zu wenig.

Es bedarf auch einer konkreten Anleitung (Umsetzung ICAO). Dann bedarf es noch eines Narrativs, in dem das Anliegen in einen gesellschaftlichen Mehrwert und eine storyline eingebettet wird. Hooks (Neuer Minister) müssen identifiziert und Tools (Call for action, stakeholder alliance, expert policy recommendations, policy champions) müssen erarbeitet, outreach geplant und umgesetzt werden - weit über das Ministerium hinaus.

Das alles kostet Arbeitskraft und Geld. Unsere Interessenvertreter müssen folgerichtig entsprechend ausgestattet werden.

Grundsätzlich gilt es, konkret auf das Ministerium bezogen, die Geschäftsverteilung abzuwarten. Zugang ist am Ende das kleinste Problem. Minister und zwei parlamentarische Staatssekretäre - einer war mein Chef, einer Praktikant im von mir geleiteten Büro.

Es wäre aber ein großer Fehler anzunehmen, das sowas Probleme löst. Spricht eher für unser System, dass es nicht so ist.

Also mein Placet - keine Schnellschüsse, keine kleinen Lösungen.

Und Hubert hat natürlich recht. The trend is your friend. Die gesellschaftliche Relevanz der GA ist klein, die offenen Flanken groß (Blei, Lärm, Sicherheit & Sicherheit, CO2) - selbst wenn das objektiv auf Grund der Größenordnung alles unbedeutend sein sollte - perception is everything.

Ich will jetzt gar nicht pessimistisch sein, das window of opportunity ist sicher da, aber der Wind weht uns trotzdem ins Gesicht und wir sind auf Grund der finanziellen Kräfteverhältnisse in der Interessenvertretung rasch marginalisiert.

Andererseits liegt eine echte Kampagne, wie sie ein großer Player machen würde, vermutlich deutlich unter dem Gegenwert einer Cirrus. Das ist ja das traurige, das bei uns in Europa die IV der GA von ihren Nutzern nicht ausreichend ausgestattet wird.

Da kann man sich auch etwas von den Amerikanern abschauen.
8. Dezember 2021: Von Constantin Droste zu Vischering an Sven Walter Bewertung: +5.00 [5]
Dysfunktionalität des LBA, insbesondere Referat Flugmedizin. Ist ja auch sicherheitsrelevant.
8. Dezember 2021: Von Michael Söchtig an Constantin Droste zu Vischering Bewertung: +3.00 [3]

Ist die GA wirklich tot, oder ist sie nicht eigentlich im Begriff sich zu revulotionieren? Die GA ist doch eigentlich das ideale Sprungbrett für die Entwicklung moderner Antriebstechnologien. Brennstoffzelle und Batterieflugzeug machen es vor.

Ich glaube wenn man diese Karte vernünftig spielt, dann kann man viel gutes für die GA herausholen.

8. Dezember 2021: Von Joachim P. an Lutz D.

Geht in den USA der Mittelfluss für Kampagnen über Verbände (wie AOPA) oder eher direkter, mit Spenden für einzelne Kampagnen? Könnte bei uns ein Crowdfunding für Kampagnen funktionieren?

8. Dezember 2021: Von Erik N. an Lutz D. Bewertung: +2.00 [2]
Die AOPA ist möglicherweise gering ausgestattet, aber in meiner Wahrnehmung zu verwaltend und zu wenig umtriebig. Der Angang macht einen wenig marketingaffinen Eindruck. Die AOPA in den USA scheinen agiler.

Ist, wie gesagt, nur mein Eindruck, ich kann falsch liegen.
8. Dezember 2021: Von Markus S. an Erik N.

Sehe ich ähnlich. Beispiel, Unterstützung beim Datenschutz Flightradar24 etc. Da kam außer Beteuerungen nichts. Von der AOPA Österreich sogar, „wir haben wichtigeres zu tun.“ DAeC in dieser Hinsicht, scheint aber leider auch nicht agiler zu sein.

8. Dezember 2021: Von Hubert Eckl an Michael Söchtig

ist die GA wirklich tot, oder ist sie nicht eigentlich im Begriff sich zu revulotionieren? Schön wäre es. Aber diese Rolle hat die Drohnenindustrie übernommen. „ Autoland“ und viele geile Sicherheitsfeatures lassen den Piloten in einer sehr aufwändigen bemannten entscheidungsbefreiten Drohne sitzen. Die Richtung Volocopter etc. wird sich mit der Entwicklung Cirrus SR/SF Gen. xxx kreuzen - und in Frage gestellt werden.

8. Dezember 2021: Von ch ess an Hubert Eckl Bewertung: +2.00 [2]

Wir benötigen für Advocacy-Arbeit ein mehr synergistisches Denken :-)

Was wir -nach Erstellung einer Gesamtmap an Themen mit Änderungsbedarf/-wünschen- schauen müssen, ist wo es grosse Themen / Trends / Player gibt und wo unsere Interessen passen. Nicht Abgrenzung / Unterschiede, sondern Nutzung gemeinsamer Interessen.

Beispielsweise werden die personentransportierenden Drohnen, das ist relativ sicher nach runtertitrieren/eindampfen einiger Träume, Start/Landeplätze benötigen, die nicht einfach so auf dem Dach des KaDeWe, der Kö-Arkaden oder Riem-Arkaden platziert werden können.

Damit könnte man als gemeinsames Interesse durchaus eine Initiative für zeitlich flexibles FoF verfolgen... (nur mal als Idee).
Und dabei explizit auf die verbesserten Chance für "Flugtaxis" verweisen. Keine volle Kongruenz, aber diese Art Argumentation gibt es in Berlin durchaus öfter.

8. Dezember 2021: Von Andy W ✈️ an Hubert Eckl Bewertung: +1.00 [1]

Sven, das wird ein extrem heikler Punkt. Faszination in Pilot und Flugzeug erlebt einen dramatischen Wandel, völligen Verlust an Prestige. Das tut richtige „scheiße weh“, wie Junior sagen würde. Der Paradigmenwechsel ist folgerichtig, vernünftig und absolut unüberbrückbar. Piloten sind in der öffentlichen Wahrnehmung keine kühnen, gesunden Männer (wenig Frauen) mehr, welche Schwerkraft und Angst überwinden, starten, fliegen und cool landen, sondern egoistische, ökologische rücksichtslose alte reiche Männer.

Das kann ich so nicht unbedingt bestätigen: In meiner (persönlichen) Beobachtung hat Fliegerei gerade auf Kinder / Jugendliche durchaus eine Anziehungskraft. Hab' bereits öfter die Frage erlebt: "nimmst du mich mal mit?" - das bisher auch immer gerne gemacht. OK - vielleicht bleibt es ein "kleiner Jungs Traum" und es produziert keinen direkten Nachwuchs, aber voraussichtlich bleibt sowas wie Toleranz und Verständnis hängen. Bei meinem eigenen Sohn hab ich auch mal an der Grundschule was erzählt zum Thema "warum fliegt ein Flugzeug?"...

8. Dezember 2021: Von Hubert Eckl an Andy W ✈️

aber voraussichtlich bleibt sowas wie Toleranz und Verständnis hängen.

Diese Argumentation wäre das dünnest mögliche Eis sich darausfzu begeben!

8. Dezember 2021: Von Friedhelm Stille an Hubert Eckl Bewertung: +2.67 [6]

Haben Sie ihr Flugzeug schon entsorgt? Posten Sie bei nächster Gelegenheit mal den Entsorgungsmachweis.

Möglicherwrise macht sich die sogenannte Zivilgesellschaft in Deutschland Ihre apokalyptische Sichtweise zu eigen; wir Deutsche waren ja schon ommer ideologieaffin. Der Rest der freien Welt wird sicherlich weiterhin GA betreiben. Innovationen werden den Verbrenner überflüssig machen. Wäre ich nicht gerade in einem Alter, in welchem die aktive Fliegerei mehr und mehr zur passiven Rolle wird, ich würde mir einen Flieger mit Elektroantrieb zulegen. Aber Personen wie Sie werden Deutschland schon noch in eine postindustrielle Wüste verwandeln. Die wenigen Piloten, die dann für die Politikellite gebraucht werden, kommen dann eben 'von ausserhalb'. Wieder ein Stück Know How was hier verloren geht.

8. Dezember 2021: Von Stefan Jaudas an Sven Walter Bewertung: +2.00 [2]

1. ZÜP. Wäre auf jeden Fall ganz oben. Oder zumindest wie in der Urversion des LuftSiG vorgesehen auf Personen beschränkt, die "nicht nur gelegentlich unbegleiteten Zugang zum Sicherheitsbereich" haben. Also an den tatsächlichen nicht nur gelegentlichen unbegleiteten Zugang zum Sicherheitsbereich binden, nicht an den Luftfahrerschein per genereller Vermutung, dass jeder Pilot automatisch regelmäßig die Sicherheitszone eines Großflughafens betritt. Alle Anderen werden bei gelegentlichem Zugang sowieso gefilzt.

2. Registrierung von PLBs auch in Deutschland. Am Besten kostenfrei! Immerhin geht es ja um Sischähait.

3. Abschaffung der Beutelschneiderei bei den Frequenzen und EMVs. Wäre auch eine schöne Entbürokratisierung. Aber da ist der Habeck zuständig, also keine Chance.

4. Streiche Flugleiter.

5. Flugmedizin. Dass die deutsche Bürokratie da nicht päpstlicher ist wie der Papst und jeder Amts- und Landesfürst eigene "noch sichererere" Verschärfungen reininterpretiert.

6. Nummer 5 auf andere Felder.

7. Keine Drohnen, die nicht wirklich (!) autonom sind. Also keine "gleichberechtigten" UAVs, die für diese "Gleichberechtigung" einen Peilsender in jedem Storch (der Bio-Version) brauchen.

Usw., usw. ...

Am unwahrscheinlichsten: European Pilot Bill Of Rights 2 ...

8. Dezember 2021: Von ch ess an Friedhelm Stille Bewertung: +2.00 [2]

Bei dem Menschenbild hätte ich mir längst intensive Gedanken zur eigenen Entsorgung gemacht.

Misantropie kann man aber anscheinend auch geniessen :-)

8. Dezember 2021: Von ch ess an ch ess Bewertung: +2.00 [2]

Nachtrag: Immer mehr neurologische/psychologische Studien zeigen deutlich, dass wir
nicht die Welt sehen wie sie ist,
sondern die Welt sehen wie wir sind.

8. Dezember 2021: Von Hubert Eckl an ch ess Bewertung: +1.00 [1]

Das nennt der Philosoph Solipsismus. Hier verglimmt ein Mensch im permanenten Schwinden unseres Daseins. Mehr oder minder trifft uns das ausnahmslos alle. Ohne Heiterkeit tut es nur weh. Herr Stille könnte sich in aller Stille den "Eisernen Gustav" von Fallada in der Serie mit Gustav Knuth besorgen. Der Kutscher KANN das Auto nicht akzeptieren, weil sonst sein Lebenswerk vergebens war. Die Nachwelt flicht ihm keine Kränze.

8. Dezember 2021: Von ch ess an Hubert Eckl Bewertung: +5.00 [5]
Nöö - das ist die wissenschaftliche Erkenntnis, dass im Hirn aus eingehenden elektrischen Impulsen die Sinneseindrücke auf der Basis vorheriger Erfahrungen erst erstellt werden. Es ist insofern eine erst erlernte Umsetzung von Signalen auf verschiedenen Kanälen in "Wahrnehmungen".
Der Versuch mit klugklingenden Begriffen zu beeindrucken ist interessant.
8. Dezember 2021: Von Sven Walter an Hubert Eckl Bewertung: +4.00 [4]

Moin Hubert,

ich bin ja einerseits über die intellektuelle Reflektion meist erfreut, aber andererseits finde ich die Schlussfolgerung gar nicht mal so überzeugend. Ein aktuelles Beispiel?

https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/bonn/videos/video-lokalzeit-aus-bonn---1392.html

Für Akzeptanz vor Ort muss man halt dann auch mal etwas von der Freude des Flugzeuges abgeben - der Aufwand ist recht gering, geteilte Freude ist doppelte Freude, und im Jahre 118 seit dem ersten dokumentierten Motorflug kann man immer noch Kinderaugen zum Leuchten bringen. Kathrin Kaiser zeigt hier perfekt, wie einfach es geht.

Nüchtern betrachtet haben wir genug Flugzeuge auch in der GA, welche mit 3l/ Sitzplatz/ 100 km bei knapp 300 km/h Luftlinie gar nicht so schlecht im Vergleich zur Airline aussehen würden, wenn es denn ohne Bleitetraethyl wäre. Und bewegen nur relativ wenige "Oldtimer", mit einem Flottenverbrauch, der weit unter dem der diversen Manta- und GTI-Clubs im Lande liegen dürfte. Oder auch nicht, aber die Dimension ist zumindest klar.

Um also PR-mäßig ohne Leugnung der Fakten die Faszination Fliegerei aufrechtzuerhalten, müssen wir schlicht vor Ort bzgl. Segelflug und moderneren Verbräuchen von Mogas und mit geringstmöglichem Lärmpegel gute Nachbarn sein. Das ist ganz simple Nachwuchsarbeit an der Winde (65-jährige können ja auch im Unruhestand jeden fliegbaren Nachmittag an der Winde sitzen... oder jeden zwoten oder dritten Tag...?) oder durch die Anschaffung von Velis für unsere ganzen Plätze, als Anfixen des Nachwuchses vor Ort. Da geht technologisch (hybrid oder elektrisch) eh noch einiges, wo unsere Infrastruktur dezentral und kaum störend die Provinz stärken kann, und deutlich leiser als A320/ 737 auf Jahrzehnte hinaus; ob Breezer dann Zweisitzer mit H2 aus Überschusswindstrom antreibt, Eviation/ Heart Aerospace etc. mit 1000 m - Bahnen und 6 Flugbewegungen pro Tag die ganzen VLPs vitalisieren werden, es liegt anteilig auch an uns. Das ist aber alles jenseits der Lobbyfrage, ich sehe es nicht so pessimistisch wie du, bei Weitem nicht.

Von daher sehe ich die Einschätzung "Die kleine Fliegerei mit ihrer Faszination in Pilot und Flugzeug erlebt einen dramatischen Wandel, völligen Verlust an Prestige. Das tut richtige „scheiße weh“, wie Junior sagen würde. Der Paradigmenwechsel ist folgerichtig, vernünftig und absolut unüberbrückbar. Piloten sind in der öffentlichen Wahrnehmung keine kühnen, gesunden Männer (wenig Frauen) mehr, welche Schwerkraft und Angst überwinden, starten, fliegen und cool landen, sondern egoistische, ökologische rücksichtslose alte reiche Männer." in der Tat vollkommen anders - es ist leider so rar, dass es immer noch etwas Besonderes ist, aber kühn? Das war vielleicht zu Zeiten von Quax dem Bruchpilot und Elly Beinhorn so, aber wer hätte bei der Vereinsfliegerei in Deutschland nach 1960 noch jemals an Kühnheit gedacht? Dem möglichen Paradigmenwechsel muss man definitiv begegnen, aber da die wenigsten von uns mit 140 l Avgas die Stunde Kirchturmflüge in tiefster Höhe machen, finde ich, dass du da verbal massiv überreißt. Latent, ja, anteilig, aber lange nicht so drastisch.

Der Bruchteil des Verbrauches einer Volkswirtschaft lässt sich übrigens lässig kompensieren. Wenn jeder Flugzeugeigner sein Dach mit PV vollballert und ab jetzt elektrisch mit dem eigenen PKW und auf der Langstrecke primär mit ICE führe, wäre das hier komplett vernachlässigbar. Aus ganz einfachen quantitativen Überlegungen. Und das wird auch noch in 2047 gelten. Kein Mensch würde sich dann über eine olle AN-2, Super Conny oder C340 beschweren, wenn man ein einzelnes Kuriosum dann und wann zwischen Panteras, Velis, Heart Aerospace 19-Sitzer von Lübeck nach Malmö oder Augsburg nach Venedig oder auch Joby 3.0 vom "Karstadt Nostalgieparkhaus Wilhelmshaven" nach Helgoland am Himmel sieht.

Zu deinen Gleichnissen mit Waffen - du kannst ja mal Verdun besuchen und dann zählen, wieviele GA-Tote in Europa von 1903 bis 2021 einem Quadratmeter Geländegewinn entsprachen. Ich würde mal ganz unbescheiden vermuten, nicht mal ein einziger Quadratmeter.

Entwicklung Verbrenner: Wir sind eine Nische, in der sucht man sich seine Financiers eh nicht bei Publikumsfonds. Otto Aviation, Breezer und Pipistrel oder Elixir mal so als rezente Beispiele. Der Graumarkt wird bei den 2 - 3 erfolgreichen Mustern der ersten Stunde auch ganz schnell ein weißer Markt sein, denn das Mobilitätsbedürfnis dieses Planeten wird gewaltig bleiben.

Hubert, ich mag Kassandras, aber wenn du so schwarz siehst, empfehle ich Initiationsflüge für Unterprivilegierte und Jugendliche - ob in Oldtimer Spornrad, ASK-13 oder Velis überlasse ich ganz deiner Phantasie, aber dann bitte nicht misanthropisch.

8. Dezember 2021: Von Sven Walter an Lutz D. Bewertung: +1.00 [1]

Moin Lutz, danke für die professionelle Einschätzung. Auf genau sowas habe ich gehofft.

Denke, Mark macht hier einen wichtigen ersten Punkt. Ein Policy Ask (zB FoF) ist immer zu wenig.

Es bedarf auch einer konkreten Anleitung (Umsetzung ICAO). Dann bedarf es noch eines Narrativs, in dem das Anliegen in einen gesellschaftlichen Mehrwert und eine storyline eingebettet wird. Hooks (Neuer Minister) müssen identifiziert und Tools (Call for action, stakeholder alliance, expert policy recommendations, policy champions) müssen erarbeitet, outreach geplant und umgesetzt werden - weit über das Ministerium hinaus.

Das alles kostet Arbeitskraft und Geld. Unsere Interessenvertreter müssen folgerichtig entsprechend ausgestattet werden.

Selbst bei "deutlich unter dem Neupreis einer SR22" wird mir indes bei unser geringen Nutzerzahl fast schwindelig - denn wenn sagen wir 3000 Piloten für ein Budget dieser Größe anhauen, entspräche das schon rechnerisch einem Drittel des durchschnittlichen fliegerischen Jahresbudgets beim Durchschnittspiloten...?

Grundsätzlich gilt es, konkret auf das Ministerium bezogen, die Geschäftsverteilung abzuwarten. Zugang ist am Ende das kleinste Problem. Minister und zwei parlamentarische Staatssekretäre - einer war mein Chef, einer Praktikant im von mir geleiteten Büro.

Ich schmunzele und freue mich :-).

Es wäre aber ein großer Fehler anzunehmen, das sowas Probleme löst. Spricht eher für unser System, dass es nicht so ist.

Das hört man im Großen gerne, andererseits wäre es ja auch nett (so meine laienhafte Vorstellung), dass primär nach Brüssel hochgezonte Normen in einem Artikelgesetz einfach mal so im Schnellverfahren aus den Gesetzestexten verschwinden. Sei es sowas wie Schülermeldungen, von großen Teilen der FSAV etc.

Also mein Placet - keine Schnellschüsse, keine kleinen Lösungen.

Und Hubert hat natürlich recht. The trend is your friend. Die gesellschaftliche Relevanz der GA ist klein, die offenen Flanken groß (Blei, Lärm, Sicherheit & Sicherheit, CO2) - selbst wenn das objektiv auf Grund der Größenordnung alles unbedeutend sein sollte - perception is everything.

Dann müssen wir die Wahrnehmung halt anteilig drehen. Im Ahrtal war der Flugplatz gerade essentiell, um in den ersten Tagen auf ganz kurzem Wege im Flugplatzsicherungsbereich mit Helis dutzende (hunderte?) Leute von den Hausdächern zu holen, Ulrich Werner hatte das ja eindrucksvoll berichtet. Einfach mal als Verein in der Provinz 12 Stellplätze in Helidimensionen mit Rasengitter verstärken - Zuschuss beim Katastrophenschutz beantragen, in Eigenregie machen...

Vom Elektroflug aus der Provinz, deren Stärkung ja seit eher seit kurzem auch im Bundestag verstärkt die Rede ist, mal ganz abgesehen. Leise, nachhaltig, dezentral. (gute Doku am Rande übrigens vom MDR: https://www.ardmediathek.de/video/dokus-im-ersten/sind-unsere-doerfer-noch-zu-retten/das-erste/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy8zZTIwMDdlOC1jOWZiLTQ1YzctYTZjZC05NzdiYjE3MWExM2I/)

Ich will jetzt gar nicht pessimistisch sein, das window of opportunity ist sicher da, aber der Wind weht uns trotzdem ins Gesicht und wir sind auf Grund der finanziellen Kräfteverhältnisse in der Interessenvertretung rasch marginalisiert.

Und daher nochmals naiv, reicht da nicht das Argument Entbürokratisierung für ganz viele kleine Einzenormen? Bei der ZÜP gebe ich mich da ja keinen Illusionen hin, aber wenn du meinst, das muss in eine große Lösung, sehr gerne. Nur hätte ich da Angst, dass da mit dem einen Schlagwort "Privatpiloten" sofort eine Schlagzeile draus kreiert wird und dann alles tot ist. Bis heute hält sich ja seit Strauß die Legende, dass Avgas steuerfrei wäre.

Andererseits liegt eine echte Kampagne, wie sie ein großer Player machen würde, vermutlich deutlich unter dem Gegenwert einer Cirrus. Das ist ja das traurige, das bei uns in Europa die IV der GA von ihren Nutzern nicht ausreichend ausgestattet wird.

Da kann man sich auch etwas von den Amerikanern abschauen.

9. Dezember 2021: Von Stefan Jaudas an Sven Walter Bewertung: +1.00 [1]

... das letzte große Abenteuer ... nettes Zitat vom Dorfbürgermeister ...

9. Dezember 2021: Von Michael Söchtig an Stefan Jaudas Bewertung: +2.00 [2]

" also PR-mäßig ohne Leugnung der Fakten die Faszination Fliegerei aufrechtzuerhalten, müssen wir schlicht vor Ort bzgl. Segelflug und moderneren Verbräuchen von Mogas und mit geringstmöglichem Lärmpegel gute Nachbarn sein. Das ist ganz simple Nachwuchsarbeit an der Winde (65-jährige können ja auch im Unruhestand jeden fliegbaren Nachmittag an der Winde sitzen... oder jeden zwoten oder dritten Tag...?) oder durch die Anschaffung von Velis für unsere ganzen Plätze, als Anfixen des Nachwuchses vor Ort. Da geht technologisch (hybrid oder elektrisch) eh noch einiges, wo unsere Infrastruktur dezentral und kaum störend die Provinz stärken kann, und deutlich leiser als A320/ 737 auf Jahrzehnte hinaus; ob Breezer dann Zweisitzer mit H2 aus Überschusswindstrom antreibt, Eviation/ Heart Aerospace etc. mit 1000 m - Bahnen und 6 Flugbewegungen pro Tag die ganzen VLPs vitalisieren werden, es liegt anteilig auch an uns. Das ist aber alles jenseits der Lobbyfrage, ich sehe es nicht so pessimistisch wie du, bei Weitem nicht."

Absolute Zustimmung. Das funktioniert aber nur, wenn ältere Vereinsmitglieder die Forderung nach einer modernen Aquila 211 statt einer 182er für Schulung und Kaffeeflüge nicht gleich mit "das ist ein elitäres Hobby" abbügeln, wenn man versteht, dass ein Flugplatz alle Nutzer braucht, und wenn man allgemein ein Mindset hat, das offen für neue Impulse ist. Und da ist durchaus noch Luft nach oben, wenn die GA eine Zukunft haben soll.

M.E. kann man das alles miteinander verbinden, wenn man die Karte geschickt spielt. GA Flugplätze als Innovations-Inkubatoren anpreisen, die moderne Formen der umweltfreundlichen Fliegerei ermöglichen, elektrische Schulflugzeuge, und dann versteckt an anderer Stelle klarstellen, dass Bestandsschutz für existierende Muster besteht.

Eigentlich ist die Energiewende und der Fortschritt in der Batterie und Brennstoffzellentechnik DIE Chance für die GA, durchaus auch mal disruptiv zu wachsen. Man muss das nur wollen und dafür darf man sich auch nicht selber im Wege stehen. Wenn, wie vor 2 Monaten im Fliegermagazin vermeintliche "Uhren für Piloten" vorgestellt werden die alle mindestens 3000 Euro gekostet haben, kann man getrost bezweifeln ob das wirklich die Zielgruppe ist, die die Zukunft der GA sichert (ich gönne jedem die Uhr).

M.E. brauchen wir den TBM Besitzer und den Segelflieger gleich viel, vor allem aber genug Leute in der Mitte dazwischen. Egal was es kostet, der Sonnenuntergang in der Platzrunde, der ist es immer wieder wert.

9. Dezember 2021: Von Markus S. an Michael Söchtig

Eigentlich ist die Energiewende und der Fortschritt in der Batterie und Brennstoffzellentechnik DIE Chance für die GA, durchaus auch mal disruptiv zu wachsen. Man muss das nur wollen und dafür darf man sich auch nicht selber im Wege stehen.

Dafür haben wir ja jetzt die neue Regierung. Man wird sehen wie Wunschdenken und Realität zueinander passt.

9. Dezember 2021: Von Chris _____ an Markus S. Bewertung: +7.00 [7]

Ich stimme den meisten der bisherigen Beiträge - vor allem Sven - zu, was die erstrebenswerten Ziele angeht.

Die Schwarzmalerei von Hubert sehe ich diametral anders: das Problem ist aus meiner Sicht nicht, dass sich "draußen" der Wind gedreht hätte und die Fliegerfreunde negativ beurteilt werden, sondern vielmehr, dass wir uns "drinnen", also innerhalb der Fliegergemeinschaft, nicht genug organisiert und harmonisch hinter konkrete Ziele versammelt bekommen.

Unter uns gibt es leider viele, die sich nicht konstruktiv verhalten.

Solange Segelflieger nicht vernünftig funken und meinen, ihr "Vorflugrecht" würde stattdessen ausreichen, solange Echo-Flieger über die "Mickeys" lästern, solange Charterflieger oder auch Segelflieger neidisch auf die "Großverdiener" sind, die sich ein (oftmals bescheidenes) Fliegerchen selbst ersteigert haben, solange Piloten ständige Pissing Contests miteinander austragen, statt einfach voneinander zu lernen und ihre gemeinsame Begeisterung für das Fliegen betonen, solange haben wir ein Problem, und zwar das, dass der "Nachwuchs" zwar trotzdem gerne fliegen lernt, die Gemeinschaft der Flieger aber als verbitterte alte Greise wahrnimmt. Die typisch deutsche Vereinsmeierei ist auch ein geeignetes Mittel, den Spaß an der Fliegerei eher wegzunehmen als weiterzugeben.

Das Problem ist aber m.E. viel kleiner als das, was Hubert beschreibt. Eine "breite Ablehnung" in der Bevölkerung nehme ich nicht wahr, im Gegenteil. Wenn mal wieder (wie so oft) eine Familie mit kleinem Kind an den Flugplatz kommt und große Augen macht, wenn es die Flugzeuge sieht, dann biete ich selbstverständlich an, dass der oder die Kleine im Flugzeug Platz nimmt, einmal bin ich auch mit Kind von der Tanke zur Halle gerollt, da werden Fotos gemacht, ein wenig Smalltalk, und die Leute gehen sehr happy wieder weg. Auch Gastflüge finden immer wieder statt, die Nachfrage ist höher als das Angebot. Gleichwohl sehen sich nicht alle Piloten derart als "Botschafter" der Fliegerei, viele lassen die Leute einfach da stehen und ignorieren sie, vielleicht aus Schüchternheit, aber es kommt schofelig rüber.


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