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Sonstiges | Vermeintlich gleiche Position in der Platzrunde  
11. Oktober 2020: Von Gerald Werner  Bewertung: +1.00 [1]

Ich bin noch recht neu in der Fliegergemeinde, habe erst im Juni meine Lizenz erhalten und bin seither rund 15 Stunden auf Echo-Klasse und 4 Stunden auf ULs geflogen. Ich bin also noch ein Greenhorn und auch wenn ich behaupte, die grundsätzlichen Spielregeln für die Fliegerei zu kennen, fehlt es mir für diejenigen Situationen, in denen nicht alles nach "Schema F" läuft, noch deutlich an Erfahrung.

Ich hatte gestern dann mein erstes "AH HA" Erlebnis. Auch wenn es vermutlich (hoffe ich) nicht wirklich "eng" war, habe ich doch bemerkt, wie schwer es manchmal ist, in kurzer Zeit die sicherste Lösung zu finden.

Aus den genannten Gründen würde ich gerne mal die erfahrenen Piloten nach der "perfekten" Lösung für die nachfolgend beschriebene Situation fragen:

Ich bin gestern von Koblenz zurück nach Worms geflogen. Auf der FIS-Frequenz habe ich gehört, wie sich ein Flugschüler zu seinem Solo-Flug nach Worms anmeldet.

In Worms war gestern die Piste 24 in Betrieb. Dort angekommen hielt ich es für die Beste Lösung, die Abfluggrundlinie der Piste 24 in respektablem Abstand zum Flugplatz (locker drei Meilen - ich war noch westlich der Autobahn 61) zu kreuzen.Währenddessen meldete sich der Solo-Flugschüler, welcher sich zuvor bei FIS angemeldet hatte, bei Worms-INFO an. Hierbei merkte man schon, dass der Flugschüler etwas nervös ist. Er hat direkt danach gefragt, ob denn viel Verkehr sei. Der Flugleiter hat den Flugschüler beruhigt und gesagt, dass es sich in Grenzen halten würde und alles machbar sei.

Im weiteren Verlauf bin ich dann an der "Kreuzung" Querabflug/Gegenanflug in den Gegenanflug eingeflogen und habe den Einflug dementsprechend auch gemeldet. Keine 30 Sekunden später hat auch der Solo-Flugschüler der sich zuvor bei FIS angemeldet hatte, den Einflug in den Gegenanflug gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt wurde ich schon deutlich aufmerksam. Gesehen habe ich den anderen Flieger jedoch nicht. Als ich dann das Eindrehen in den Queranflug 24 meldete, meldete der Flugschüler unmittelbar darauf genau die selbe Position. Unmittelbar bevor ich in den Endanflug eindrehen wollte fragte der Flugleiter den Flugschüler nach dessen Position. Darauf gab dieser an, dass er im Queranflug, kurz vor dem Eindrehen in den Endanflug sei. Zu diesem Zeitpunkt war, aber auch ich genau an dieser Position.

Ich habe mich erneut noch intensiver als zuvor zu allen einsehbaren Seiten nach dem anderen Flieger umgeschaut, habe diesen aber nicht gesehen. Da mir das dann zu heiß wurde, habe ich mich entschlossen nicht in den Endanflug einzudrehen, sondern die Platzrunde zu verlassen. Dafür habe ich nochmals angestrengt den rechten Bereich abgesucht und bin danach nach rechts gekurvt und so in nord-östliche Richtung vom Platz weggeflogen. Schließlich bin ich dann in respektabler Entfernung wieder auf die Anfluggrundlinie 24 eingedreht und habe einen langen Endanflug gemacht.

Ich vermute, dass der Flugschüler keinerlei Situational Awarness hatte und überhaupt nicht realisiert hatte, was um ihn herum passiert. Ich kann nun nicht sagen, ob der Flugschüler vor oder hinter mir geflogen ist. Ob er oder ich Vorflugrecht gehabt hätten. Mir kommt es auch gar nicht darauf an, irgendjemandem die Schuld zu geben. Vielleicht flog der Flugschüler auch vor mir und es war mein Fehler, wobei ich trotz intensiver Suche nie ein Flugzeug gesehen habe. Also wie gesagt: No shame on noone!

Mir geht es nur darum, von erfahrenen Piloten zu hören, ob die Entscheidung nach rechts aus der Platzrunde auszufliegen vertretbar war oder ob es bessere und damit meine ich vor allem sicherere Optionen gegeben hätte? Wäre der andere Flieger nun z. B. leicht rechts hinter und unter mir gewesen, so dass ich ihn unter meiner rechten Fläche (Tiefdecker) nicht sehen konnte, hätte es bei einem Auskurven nach rechts auch zu einem Zusammenstoß kommen können.

Was ich nicht tun wollte, ist in der Platzrunde kreisen. Das wurde mir immer gesagt, macht man nicht, weil gefährlich. Wäre es vielleicht sogar besser gewesen, in den Endanflug einzufliegen, jedoch nicht zu sinken, sondern auf Platzrundenhöhe zu bleiben, und quasi in dieser Höhe durchzustarten um mich dann erneut in die Platzrunde einzureihen. Alles mit Ankündigung am Funk versteht sich. Sollte der andere Fliger aber vielleicht 100 ft höher geflogen sein, weil er die Platzrundenhöhe nicht so genau eingehalten hat, könnte es bei seinem Sinken für den Endanflug auch wieder zur Kollision kommen.

Ich bin gespannt auf Vorschläge und möchte mich schon im Voraus bedanken.

PS: Sollte es ähnliche Diskussionen hier im Forum schon geben, wäre ein einfacher Hinweis ausreichend, dann lese ich dort nach.

11. Oktober 2020: Von Erik Sünder an Gerald Werner Bewertung: +7.67 [8]

Ich hätte den Flugschüler (aber auch jeden anderen) direkt gefragt, wo er ist, in welcher Höhe und ob er mich sieht.

Man wälzt zu viel Verantwortung auf den Flugleiter ab.

Gruß Erik

11. Oktober 2020: Von Chris B. K. an Erik Sünder

Ich hätte den anderen Piloten nicht nur aufgefordert seine genaue Position zu nennen sondern auch gleich noch meine genaue Position und Höhe mitgeliefert. Ob man nun nach oben (ein Stück über Platzrundenhöhe) oder zur Seite ausweicht, bleibt jedem selber überlassen. Hängt auch immer davon ab, wie das Gelände und andere Flugplätze im Umkreis und insb. deren Platzrunden so liegen. Bringt ja nichts, wenn man die Platzrunde von Worms verläßt und dann in der Platzrunde von Heppenheim oder weinheim das totale Chaos auslöst, weil man ohne Funkkontakt quer durch deren Platzrunden nagelt. Also so gesehen wäre ich eher deutlich nach oben über die Platzrundenhöe (vielleicht 1700ft?) gegangen und "durchgestartet".

Das die anderen Piloten in der Platzrunde gedanklich irgendwie immer nur mit dem Türmer kommunizieren und nicht mit den anderen Piloten, habe ich aber auch schon festgestellt. Wenn man da andere Flugzeuge in der Platzrunde ruft, hat in all den Jahren nur ein einziges Mal jemand geantwortet. Und für die Antwort hat die Flugschülerin noch vom FI einen auf den Deckel bekommen. ich habe den Beginn des Donnerwetters noch mitbekommen, weil sie nicht schnell genug die Funktaste losgelassen hatte, als das Gepolter losging. Damals ging es darum, daß ich die Nr. 2 war und ich wissen wollte wie schnell die Nr. 1 vor mir unterwegs ist, also ob sie mir davonfliegt oder ich auf sie auflaufe.

Aber sowas wie: "Meldung des Piloten, wenn die Ziellandeübung beendet ist, auf das der übrige Verkehr wieder "normal" anfliegen kann, Meldung wenn die Piste verlassen wird, Meldung, daß man auch wirklich am Rollhalt stehenbleibt, ... da wird es sehr dunkel. :-(
Die letzten beiden Punkte sind "interessant", wenn man einen Buckel in der Piste hat, die komplette Länge also nicht überblicken kann.

11. Oktober 2020: Von Gerald Werner an Erik Sünder

Das ist ein guter Punkt. Darauf bin ich in dem Moment ehrlich gesagt gar nicht gekommen.

Ich muss aber auch dazu sagen, dass auch ich oft Probleme habe, alle Rufzeichen in einer vollen Platzrunde "mitzuschneiden", so dass ich die Maschine direkt ansprechen könnte. Des Weiteren war der Flugschüler so nervös, dass ich vermutlich nur erneut die Angabe Queranflug bekommen hätte. Aber die Frage nach der Höhe ist ein guter Punkt! Danke.

11. Oktober 2020: Von Rolf Winterscheidt an Erik Sünder Bewertung: +1.00 [1]

In dieser Situation zu reagieren statt zu ignorieren ist sicher hilfreich. Der andere Pilot kann aber sicher noch mehr Infos liefern als der Flugleiter. In einer solchen Situation wäre mir wichtiger, den anderen Plloten direkt zu fragen. Vielleicht sieht er mich, folgt mir bewusst (gerade als ggfs. noch unsicherer Flugschüler) und ich kann dann ggfs. noch in der Platzrunde ein passendes Bild bekommen. Nicht zuletzt können beide besser reagieren, wenn sie direkt in Kontakt stehen.

Wie oft hatte ich das schon, dass es in der Platzrunde zu eng wurde und ich dann dem anderen gemeldet habe, was ich dagegen mache (360, raus, verlängern etc). Das schafft situational awareness für alle.

Und auch erfahrene Piloten melden manchmal ungenaue Positionen. Daher habe ich mir angewöhnt, beim Drehen zu sagen "drehe in rechten Gegenanflug" etc. in dem Moment wo ich es mache.

11. Oktober 2020: Von Chris B. K. an Gerald Werner

Ich muss aber auch dazu sagen, dass auch ich oft Probleme habe, alle Rufzeichen in einer vollen Platzrunde "mitzuschneiden", so dass ich die Maschine direkt ansprechen könnte.

Das Problem kenne ich. :-(

Da behelfe ich mir manchmal damit: "Nr. 1 für Nr. 2, ... Frage Anfluggeschwindigkeit Nr. 1?"

11. Oktober 2020: Von Chris B. K. an Rolf Winterscheidt

Daher habe ich mir angewöhnt, beim Drehen zu sagen "drehe in rechten Gegenanflug" etc. in dem Moment wo ich es mache.

Mache ich auch: "D-Mike dreht ein rechts Quer 22" und wenn ich merke, daß da einer eng hinter mir ist, noch dazu: "85kts, Endanflug 65kts", damit der abschätzen kann, ob er auf mich aufläuft oder ich ihm davonfliege. D-Mike kann ja auch ein Tragschrauber oder sonstwas sein.

Beim Eindrehen in den Gegenanflug, wenn es eng wird, noch dazu: "querab Halbbahnmarkierung", "dreht ein Anfang rechter Gegenanflug", ... oder so...
Hat aber auch damit zutun, daß unsere Platzrunde mit insg. 16km riesig ist. Da bekommt man locker drei Flieger im Gegen-, zwei Flieger im Quer- und einen weiteren Flieger im Endanflug unter. Mein Rekord bisher: Ich war Nr. 7 in der Platzrunde. Da will man den Funk nicht lange zuquatschen. ;-)

11. Oktober 2020: Von Malte Höltken an Chris B. K. Bewertung: +2.00 [2]

Das hilft nur nicht, wenn nicht klar ist wer jetzt wo ist, oder wenn du nummer 4 bist, das aber nicht weißt, weil Du nummer eins und drei überhört hast...

11. Oktober 2020: Von Chris B. K. an Malte Höltken

Also mir hilft es, weil ich oft den Verkehr vor mir nur Stückweise sehe, z.B. wenn der Flieger vor mir gerade kurvt und mir dabei die Tragfläche zeigt und dann wieder aus den Augen verliere. Wenn ich da als Nr. 2 weiß, daß ich 10kts langsamer als die Nr. 1 vor mir unterwegs bin bzw. soweit verlangsamen kann, ist das sehr beruhigend.

Also wenn z.B. Nr. 1 gerade vom Gegen- in den Queranflug eindreht und ich im Gegenanflug querab der Halbbahnmarkierung bin, ist das beruhigend. Bis zur Landung sind es daheim ab da noch 4 Minuten, da separiert sich das bis zum Aufsetzen ausreichend, daß der Vogel vor mir auch von der Piste runter ist bevor ich aufsetze.

11. Oktober 2020: Von Tobias Schnell an Gerald Werner Bewertung: +1.00 [1]

Wäre es vielleicht sogar besser gewesen, in den Endanflug einzufliegen, jedoch nicht zu sinken, sondern auf Platzrundenhöhe zu bleiben, und quasi in dieser Höhe durchzustarten um mich dann erneut in die Platzrunde einzureihen

So hätte ich das vermutlich gemacht - hat den Vorteil, dass man den Platzverkehr weniger aus den Augen verliert und sich leichter wieder einsortieren kann. Aber so wie Du kann man das schon auch fliegen.

11. Oktober 2020: Von Tobias Schnell an Erik Sünder Bewertung: +3.00 [3]

Ich hätte den Flugschüler (aber auch jeden anderen) direkt gefragt, wo er ist, in welcher Höhe und ob er mich sieht

Während ich das grundsätzlich für eine gute Idee halte, würde ich auf die Präzision der Positionsmeldungen von Flugschülern auf Solo-XC's an fremden Plätzen nicht allzu sehr vertrauen.

12. Oktober 2020: Von Willi Fundermann an Gerald Werner

Solche oder ähnliche Situationen haben wir, denke ich, alle schon mal erlebt. Dafür gibt es aber keine "Musterlösung", dazu sind die denkbaren Konstellationen zu vielfältig. Aber Deine Reaktion war sicherlich eine der möglichen Lösungen - und hat ja im Ergebnis auch funktioniert.

Mir erscheint hier ein vertikales Ausweichen als das Verfahren, das vermutlich die größten Chancen bietet, dem "Gegner zu entkommen".

Dabei ist aber sehr wichtig: mit dem Tiefdecker immer nach oben, mit dem Hochdecker immer nach unten ausweichen! Nur dann habe ich hierbei wirklich eine realistische Chance, den anderen auch zu sehen.

Generell ist eine der gefährlichsten Situationen beim Fliegen nach Sicht immer: Tiefdecker über Hochdecker!

12. Oktober 2020: Von Wolfgang Lamminger an Gerald Werner

vorgenannte Vorschläge sind sicher alle hilfreich, was im Einzelfall hilft, dafür gibt's keine pauschale Aussage, da situationsabhängig. Ein Ausweichen "aus der Platzrunde raus" ist aber allemal sinnvoll. Ob nun nach oben oder seitlich, situationsbedingt. Gerade wenn ich den Konfliktverkehr nicht sehe, kann auch ein Ausweichen "nach oben" sogar die Situation verschärfen.

Das Nachfragen nach der Höhe des "unsichtbaren" Platzrundenkollegen bringt möglicherweise wenig Erfolg; ein QNH falsch eingestellt, eine (zulässige) Abweichung des Höhenmessers: was sind da schon 50 - 100 Fuß? Die können aber entscheiden zwischen "sehen" und "nicht sehen".

selbst erlebtes Beispiel: verkehrsreicher Verkehrslandeplatz (mit RMZ), ich befinde mich im Gegenanflug, Flugleiter informiert mich: "eine Aquila - Schulflug - im Gegenanflug vor Ihnen", ich suche und sehe eine Aquila, im ausreichenden Abstand, die dreht gerade in den Queranflug. Flugleiter: "Sie sind Nr. 3, haben Sie die Aquila im Gegenanflug vor Ihnen in Sicht?", Uups... in dem Moment taucht vor der Cowling meines Flugzeugs eine weitere Aquila vor mir auf, deutlich näher und laaangsamer...

Fazit:

  • alle waren "auf Platzrundenhöhe", aber bei meinem Einflug in die Platzrunde außerhalb meines Sichtbereiches (Pitchveränderung beim reduzieren der Speed etc. sind beitragende Faktoren)
  • meine (vermeintliche) Durchnummerierung der anfliegenden Flugzeuge war falsch
  • die Trafficanzeige auf dem G1000 (TIS) ist bei mehreren Flugzeugen in der Platzrunde nicht immer verlässlich (außerdem gibts immer wieder Kollegen ohne Tansponder)
  • man darf damit rechnen, dass ein ohnehin langsameres Flugzeug (Einschätzung der Typen wichtig(!)) als "Schulflug" nochmal langsamer ist, ein Flugschüler wird "seine" Speeds i. d. R. frühzeitig zu erreichen versuchen
  • Ausfliegen aus der Platzrunde UND Mithören im Funk über die aktuelle Lage vor dem nächsten Versuch, um ein Bild der Situatuion zu bekommen; ggf. einen "Verzögerungsvektor/-vollkreis" deutlich außerhalb des möglichen Platzverkehrs fliegen, bis die Lage sich entzerrt hat, sind die beste Option
12. Oktober 2020: Von Chris B. K. an Wolfgang Lamminger

selbst erlebtes Beispiel: verkehrsreicher Verkehrslandeplatz (mit RMZ), ich befinde mich im Gegenanflug, Flugleiter informiert mich: "eine Aquila - Schulflug - im Gegenanflug vor Ihnen", ich suche und sehe eine Aquila, im ausreichenden Abstand, die dreht gerade in den Queranflug. Flugleiter: "Sie sind Nr. 3, haben Sie die Aquila im Gegenanflug vor Ihnen in Sicht?", Uups... in dem Moment taucht vor der Cowling meines Flugzeugs eine weitere Aquila vor mir auf, deutlich näher und laaangsamer...

Sowas haben wir wohl alle schon hinter uns. Ich hatte mein Erlebnis im rechten Queranflug beim Eindrehen in den Endanflug. Der Türmer informiert mich, daß sich ein Segelflieger rechts von mir befindet, ich sehe ein Segelflugzeug auf 1 Uhr etwas unterhalb vor mir, bestätige die Sichtung und denke nur: "Kein Problem, da drehst hinter ihm in den Endanflug ein."
Direkt beim Eindrehen in den Endanflug huscht ein weiterer Segelflieger unter mir durch... auf 3 Uhr unterhalb von meiner Tragfläche des Tiefdeckers war noch einer...

Glück dabei: Ich bleibe sehr lange auf Platzrundenhöhe, so daß der Endanflug dann zumeist ein reiner Segel-Anflug ist. Bei Gleitzahl 8-10 geht es da dann entsprechend steil runter, so daß der Segelflieger problemlos unter meinem Tiefdecker drunter durch kam. Entsprechend würde ich bei den Höhenangaben aber auch nicht auf 50ft Genauigkeit abzielen. Wie lange jemand auf Platzrundenhöhe bleibt und wann er diese verläßt ist sehr unterschiedlich, da sind an einzelnen Positionen in der Platzrunde auch mal 300-400ft Höhenunterschied drin.

Die Sprüche am Funk oder nach der Landung: "Was macht der da unten so dicht über den Bäumen" und "Was macht der so spät in der Platzrunde noch da oben auf Platzrundenhöhe", sprechen jedenfalls Bände. ;-)

12. Oktober 2020: Von Wolff E. an Wolfgang Lamminger

In Aschaffenburg haben wir öfters 2-4 Flieger in der Platzrunde mit Schulverkehr (Egelsbach, Michelstadt und Reichelsheim sind in der Nähe und wir recht preiswert sind (auch der Sprit)). Inzwischen ist es völlig normal, das man sich untereinander abspricht bzw. fragt "wo ist der Flieger, der eben im Queranflug war" oder auch mal nach Speed oder Höhe fragt. Ich drehe oft wieder aus der Platzrund weg (nicht über den Platz) und mache ausserhalb eine 360 und versuche es dann noch mal. Aquila/C150/UL sind im Schulbetrieb dann doch langsamer in der Platzrunde als eine Twinco. Mit der Aerostar war das noch viel schlimmer Es kam auch schon öfter vor, das ich im Final durchstarten musste, weil der Abstand zu klein wurde. Da habe ich mich dann entweder verschätzt oder der am Boden rollt nicht gleich ab, sondern rollt bis zum Schluss der Bahn. Da hilft es, den Flieger vor einem zu bitten, schnell abzurollen und klappt meistens. In Aschaffenburg ist es etwas anders als an anderen Plätzen, die Platzrunde ist vom "Turm" nicht vollständig einsehbar. Da kann der "Türmer" nicht immer die Hilfe geben, die man denkt, bekommen zu können.

Aber grundsätzlich bei Bedenken, die Platzrunde schnell zu verlassen ist mit Sicherheit nicht falsch. Aber es vorher ankündigen, das man jetzt aus der Platzrunde in Richtung NWEW verschwindet, weil es einem zu knapp wird, sollte man schon. Der "Türmer" der damit und nachfragen direkt, wo der andere Flieger ist, Probleme hat, hat sehr vermutlich seinen Job falsch verstanden bzw wenn er sagt, "das ginge nicht, Flieger direkt ansprechen" hat an einem unkontrollierten Platz nichts (mehr) verloren. Nur der Pilot IM Flugzeug kann seine genaue Höhe (QNH hin oder her) am Höhenmesser ablesen. Der "Türmer" kann das nicht. Wie gesagt, bei uns in Aschaffenburg klappt das inzwischen sehr gut. Und wir haben ca 36.000 Bewegungen.

12. Oktober 2020: Von Wolfgang Lamminger an Wolff E.

Moin Wolff,

an den von Dir genannten Plätzen klappt das - auch aus meiner Erfahrung - wirklich i. d. R. gut. Gerade in EDFB und EDFC ist man ja auch auf den "Mischverkehr" zwischen (schnellen) Multiengine und (langsamen) Schulflugzeugen eingestellt, alle Beteiligten sind darin geübt.

Mein Beispiel bezog sich auf Egelsbach, da ist dann mit der CTR im Westen und Norden und dem C-Deckel in 1.500 ft der Raum zum Ausweichen limitiert...

Noch eine Anmerkung zum m. M. falschen umgangssprachlichen Begriff des "Türmer":

an unseren unkontrollierten Landeplätzen handelt es sich um einen Flugleiter (oder BfL, SfL) mit dem Rufzeichen "INFO", mit AFIS-Dienst neuerdings "INFORMATION". Ein "TURM" als Rufzeichen hat nur die Flugverkehrskontrolle auf einem kontrollierten Flugplatz ("Flughafen") mit Kontrollzone.

Auch wenn der "Flugleiter" in einm turmähnlichen Gebäude sitzt, hat er nicht die Aufgaben des "TURM" (oder "TOWER") eines kontrollierten Flugplatzes. Ich würde daher dringend vermeiden, diesen als "Türmer" zu bezeichnen. Dies mag zwar umgangssprachlich gebräuchlich oder ironisch zu verstehen sein, ist aber im Verständnis der Aufgaben des Personals, gerade gegenüber Fluganfängern, sicher kontraproduktiv.

Ich plädiere daher wirklich dafür, hier von der "Info-Stelle" oder "Flugleitung" zu sprechen. (Auch wenn hier wohl weitgehend Konsens besteht, dass diese in vielen Fällen entbehrlich ist)

12. Oktober 2020: Von Wolff E. an Wolfgang Lamminger

@Wolfgang, du hast natürlich Recht. Es ist kein Türmer sondern ein "Türmer". Ich schreibe den immer in "" um klar zu machen, was ich meine. Ein Türmer sitzt in EDDF oder EDDH usw....

12. Oktober 2020: Von Frank Naumann an Gerald Werner Bewertung: +1.00 [1]

Servus Gerald,

Ich vermute, dass der Flugschüler keinerlei Situational Awarness hatte und überhaupt nicht realisiert hatte, was um ihn herum passiert.

Das ist in der Tat ein sehr häufiges Problem, nicht nur bei Flugschülern/Anfängern. Ich habe mir angewöhnt, den Konfliktverkehr direkt (also nicht via Flugleiter) mit Rufzeichen anzusprechen und nach der Höhe zu fragen. Meiner Erfahrung nach sind auch ortsunkundige oder unerfahrene Piloten in der Lage, ihre Höhe exakt abzulesen. Die Höhenangabe ist jedenfalls zuverlässiger als die Ortsangabe. Das hilft mir dann zu entscheiden, ob ich nach oben oder unten flüchte, wenn ich keinen Sichtkontakt herstellen kann. Auf dem gleichen Prinzip des vertikalen Ausweichens basieren übrigens auch die Kollisionsvermeidungssysteme im Profibereich.

12. Oktober 2020: Von P. K. an Gerald Werner

Konsens ist, dass Reden hilft, anderen Platzrundenverkehr direkt ansprechen, selbst möglichst genaue Positionsmeldungen geben. Gerne auch mit "Landmarken" ala "Querab des Sendemastes" oder was da grade alles so am Platz steht. Platzfremder Verkehr kann damit natürlich aber in der Regel nicht allzuviel anfangen. Die Piste kann aber auch als Landmarke helfen "Querab Halbbahn", "Querab Treshold", sowas in der Art. Gänzlich vermeiden lassen sich solche unangenehmen Situationen natürlich nicht und nahezu jeder hat sowas schonmal erlebt. Der Hinweis zwischen mit potenziellen Konflikt "Hochdecker vs. Tiefecker" ist auch wichtig.

Problematisch wird es dann zusätzlich, wenn anderer Platzrundenverkehr willentlich nicht anwortet oder nicht zuhört (oder zuhören will). Kürzlich wie folgt passiert: Ich melde mich 5 Minuten vor Einflug in die Platzrunde, Info antwortet. Ich melde den Einflug in den Gegenanflug, Info bestätigt das (ungefragt). Da meldet sich eine Maschine am Boden und rollt zum Abflugpunkt Piste XY. Ich setze meine Platzrunde fort mit Positionsmeldungen, die alle von Info bestätigt werden, zuletzt durch einen Windcheck. Im Endanflug sehe ich die Maschine plötzlich mir entgegen rollen (graue Maschine auf grauem Beton). Der hatte wohl nicht den Taxiway zum Abflugpunkt genommen, sondern hat einen Backtrack über die kompletten 1.000m der Piste gemacht. Ich melde Durchstarten und bekomme dann von dem Kollegen am Boden demonstrativ den Spuch gedrückt "Den Platzrundenverkehr habe ich gar nicht gehört, nächstes Mal vielleicht lauter sprechen!"

12. Oktober 2020: Von Thomas Endriß an Frank Naumann Bewertung: +1.00 [1]

Hat schon mein Fluglehrer mir eingebläut:

"Lateral ist scheißegal, Hauptsach' es langt vertikal!"

12. Oktober 2020: Von Gerald Werner an Thomas Endriß Bewertung: +5.00 [5]

Danke für die ganzen Einschätzungen.

Mein ehemaliger Fluglehrer hat mir immer wieder "eingebläut", dass man in der Platzrunde nicht für den Flugleiter funkt, sondern für die anderen Piloten. Deshalb war mir auch durchaus bewusst, dass ich nicht darauf warten kann, dass der Flugleiter die Situation auflöst. Das war ja auch der Grund, warum ich mich dazu entschlossen habe zu handeln und die Platzrunde zu verlassen.

Ich hatte den Flugleiter nur erwähnt, um darzustellen, dass selbst dieser auf die Situation aufmerksam geworden ist und mitbekommen hatte, dass der Flugschüler offensichtlich keine wirkliche Situational Awarness hatte. Darauf hat er dann offensichtlich in irgendeiner Weise versucht, die Situation zu entzerren. Bzw. hat er mir unter die Arme gegriffen, indem er den Flugschüler nochmals nach seiner genauen Position gefragt hat, was ja aber eigentlich ich hätte tun sollen.

Aber daran erkennt man bei mir die fehlende Erfahrung. Wie gesagt, den anderen Flieger direkt anzusprechen, darauf bin ich gar nicht gekommen, obwohl mein ehemaliger Fluglehrer mir das des öfteren gesagt und in entsprechenden Situationen teilweise auch getan hat. Vielleicht liegt es auch daran, dass einem als Anfänger vieles noch nicht so einfach von der Hand geht, wie einem Piloten mit ein paar Hundert oder Tausend Stunden und dementsprechend bei höherem workflow nicht mehr ausreichend Gehirnschmalz für solche Überlegungen da ist.

Ich habe parallel auch meinen ehemaligen Fluglehrer angeschrieben und diesen nach seiner Meinung gefragt. Ich halte ihn mit über 13.000 Stunden für durchaus erfahren. Auch er hat im Prinzip das gleiche gesagt wie alle anderen hier: Direkt den anderen Flieger nach der Position und Höhe fragen.

12. Oktober 2020: Von Wolff E. an Gerald Werner Bewertung: +10.00 [10]

Gerald, deine Weise an Probleme beim Fliegen anzugehen gefällt bestimmt nicht nur mir. Kritikfaehigkeit ist in der Fliegerei sehr wichtig und immer offen für neue Erkenntnisse zu sein. Wenn einem was nicht klar ist, ist andere fragen einer guter Weg. Wenn die dann noch, so wie z. B. in diesem Forum tausende Stunden Erfahrung haben, bringt es einen weiter. Ich denke , du bist auf einem sehr guten Weg. Unser Hobby fliegen wird dir hoffentlich viele Jahre Freude bereiten...


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