Hallo Marco, meine Aussage vom 7.4. „Ob das LBA jetzt
Vernunft zeigen wird?“ war im Kontext zu dem an diesem Tag von der AOPA
veröffentlichten Zitat zu sehen:
„Nach unseren
Gesprächen mit BMVI und LBA sind wir inzwischen zuversichtlich, dass das LBA
bis zur AERO eine Veröffentlichung vornehmen wird, mit der das Wahlrecht für
die Flugzeugbetreiber eingeräumt und auch näher erläutert wird.“
Ein solches Wahlrecht für die privaten Flugzeugbetreiber
halte ich für vernünftig, nach wie vor.
Was ich nicht für vernünftig halte:
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wenn die EASA einen offenen Workshop zu den SIDs
abhält, zu dem sich u.a. Vertreter von Cessna, der AOPA, der FAA, sowie der
finnischen, österreichischen und irischen Luftfahrtbehörde hinbemühen, das
deutsche LBA jedoch an einem Donnerstag Vormittag dazu keine Zeit findet,
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die EASA offen bekundet, die Kommunikation mit dem LBA
wäre „manchmal schwierig“ und man offensichtlich unter den Behörden schlecht miteinander kommuniziert,
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die EASA am Ende des Workshops erklärt, EU Recht stünde
zwar über nationalem Recht, aber im Notfall solle der Halter ruhig die nationale
Behörde verklagen, wenn diese auf mandatory SID bestehen würde,
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das alle 100er/200er über einen Kamm geschert werden,
SIDs sollen immer und vollumfänglich mandatory sein, ansonsten gibt es keine
JNP/ARC (egal ob privat, gewerblich, Schulflugzeuge, erst 1000 Stunden oder gar
12000 Stunden TTAF etc.),
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Aussagen wie „flaggen Sie doch aus, dann haben wir
weniger Aufwand".
Ich bin ja (leider?) kein Halter und sogar (leider!) nur ein
Vereins-Minimal-Charterer, aber ich kann halt gut nachvollziehen, dass einem
Halter die Hutschnur hochgeht, wenn er an seiner bestens bekannten, gut
gewarteten 172er, die er vielleicht 50-120 Stunden jährlich bewegt und einen
Gegenwert von oftmals wohl 25-40k darstellt, jetzt mal eben bis zu 15k für eine
INSPEKTION bezahlen soll! Schließlich kriegt er dadurch keinen neuen Motor oder
irgendeine Art von Grunderneuerung geliefert.
Ich habe hier von 4 durchgeführten SIDs gehört (2x 150, 2x
172), die haben jeweils 10-15k auf den Tisch legen dürfen. 3x wurde nichts
Nennenswertes gefunden, bei einer waren Risse im Bodenblech im Bereich der hinteren
Türanschläge zu beheben. Alles sind Schulflugzeuge und haben das volle Programm durchlaufen, Motor raus, NDT etc.
Damit wir uns aber nicht falsch verstehen: Ich halte es
durchaus für sinnvoll (gerade auch für Charterer, die das fremde Flugzeug ja
nicht „kennen“ sowie insbesondere für Schulflugzeuge, auf denen „ab initio“
ausgebildet wird), ALLE Flugzeuge dieses Alters auf Materialermüdungen, Risse
und Schäden zu untersuchen und sicherzustellen, dass diese nicht „vom Himmel
fallen“ oder beim ersten unsanften Aufsetzen auseinanderbrechen.
Ich bin allerdings immer davon ausgegangen, das wäre bereits
durch die turnusmäßige Wartung
selbstverständlich gegeben und bedarf nicht einer behördlich angeordneten, gesonderten
Inspektion im Preisrahmen eines kleinen Neuwagens.
Wenn sich das Ganze in einem Rahmen von vielleicht 3-5000
Euro bewegen würde, gäbe es doch überhaupt keine Aufregung, das wären doch
bestimmt die allermeisten Halter bereit zu investieren.
Was mir nicht klar ist: Woher kommt diese Diskrepanz, dass
Cessna behauptet, die SIDs könnten mit einem Arbeitsaufwand von 10 bis maximal
25 Stunden an allen 100/200ern durchgeführt werden und das wäre eigentlich
überhaupt gar nicht sooo eine große Sache, aber anscheinend benötigen einige
deutsche Betriebe über 100 Stunden Arbeitsaufwand und grob 4 Wochen Standzeit
dafür? Wie kann das sein?
Wenn mir der Hersteller meines Autos mitteilen würde, an
meinem Wagen wäre altersbedingt eine ca. 2-stündige Inspektion zu machen und
bei Auftragserteilung in „meiner“ freien Werkstatt wird mir eröffnet, nee nee,
das dauert so eher 10 Stunden, da wäre doch mein erster Gedanke „und tschüß!“.
Vielleicht täusche ich mich ja, aber meinem Empfinden nach
sind doch die privaten Flugzeuge der GA in Deutschland eher im Bereich
3000-7000 Stunden TTAF angesiedelt, mit Ausreißern nach oben und unten, OK. Welcher
Privathalter besitzt denn wirklich solche Hightimer mit über 10000 Stunden auf
der Uhr?
In der von Cessna vorgetragenen Präsentation entstand auch der Eindruck, dass viele grobe Mängel halt bei Fliegern mit mehr als 9000 Stunden gefunden wurden.
Was ist dann im Vergleich dazu mit denen, die erst 4000 Stunden drauf haben? Oder in Reims gebaut wurden? Oder vielleicht 2005 komplett neu lackiert wurden, schön mit ACF50 und allem drum und dran? Alles egal, alle über einen Kamm, alles komplett mandatory?
Wer sich als gewerbliche Flugschule jedoch beispielsweise eine
TB9 kauft, wo der Hersteller (von Anfang an?) sagt, die Zelle hat ein Limit von
vielleicht 14500 Stunden, dann muss man sie wegwerfen, weiß doch genau, auf was
er sich da einlässt, oder?
Gewerbliche Anschaffung, Abschreibung, Amortisation und am
Ende Entsorgung. Sicherlich blöd und vielleicht auch nicht technisch notwendig,
aber das wusste man doch vorher bereits beim Kauf, oder?
Wenn ich ein Taxigewerbe hätte, wäre es mir auch klar, dass
man das Arbeitsgerät „Taxi“ nach 4-8 Jahren zu je 100-150 TKM, am Ende wohl nur
noch wegwerfen oder nach Afrika entsorgen kann, das muss mir dann kein
Hersteller und keine Behörde mehr vorschreiben.
Gewerblich dürfte das alles kein Problem sein, das wurde
schließlich vorher mit diesem Gerät erwirtschaftet, oder sehe ich das falsch?
Und das Argument „..dann darf man sich halt keine Cessna
anschaffen und sollte besser ein anderes Flugzeug kaufen“ zieht in meinen Augen
auch nicht wirklich, da ich nicht erkennen kann, warum eine Piper/Socata/Beech/Commander/whatever
aus dem selben Baujahr jetzt weniger rosten oder ermüden soll wie eine Cessna.
Vielleicht ist die Beech ja tatsächlich hochwertiger und langlebiger, aber
Materialermüdung wird es mit ansteigender Airtime wohl überall geben.
Ich weiß jetzt nicht mehr, ob es die EASA oder die FAA war,
die auf dem Cessna Workshop im März erklärt hat, dass man eine Task Force
„Ageing Aircraft“ gegründet hat (ich glaube es war die EASA) und dass dieses
Thema künftig halt auch alle anderen Hersteller ab einem gewissen Baujahr
betreffen wird. Cessna ist da quasi nur voraus gegangen. Nach dem EASA-Workshop
hatte ich zumindest den Eindruck, dass das Thema Alterung in absehbarer Zeit
auch andere Hersteller betreffen wird, auch in Form von möglichen ADs dazu.
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Ach, würde die liebe Lottofee, die schon soo lange auf sich
warten lässt, mir morgen einen (ordentlich gefüllten!) Koffer voll Geld vor die
Füße stellen, ich würde mir sofort einen eigenen Flieger kaufen wollen.
Es wäre
trotz allem mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Cessna. Ich würde sie in der
Werft meines Vertrauens möglichst sinnvoll durchchecken lassen, so dass ich
mich sicher fühle, damit selbst und auch mit Family zu fliegen. Sie hätte wohl
umgehend das N am Leitwerk, ich hätte damit einen guten Grund eine conversion
auf US-PPL in FL zu machen. Und wenn der prall gefüllte Koffer nur groß genug wäre, würde ich
mich selbst am liebsten gleich auch mit ausflaggen. 7FL6.com wäre doch mal was.
Träumen wird ja wohl erlaubt sein…hüstel….