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27 Beiträge Seite 1 von 2

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15. August 2022: Von Malte Höltken an Chris _____ Bewertung: +2.00 [2]

Ja klar. Gelesen und nachgerechnet.

In Kürze (vielleicht mal in einer ruhigen Minute mehr dazu, aber eventuell willst Du ja auch nochmal schauen, ob Du eine theoretische Beschreibung findest, die tatsächlich zu den Beobachtungen passt):

Du änderst in der Gasflasche nicht nur die Temperatur, sondern auch die Stoffmengenzahl. Das totale Differenzial der inneren Energie wäre also nicht dU = 5k/2 N dT, sondern dU = 5k/2 (N dT +T dN). Üblicherweise nutzt man für Prozesse mit Stoffmengenänderung die Entropiebilanz zur Lösung, da diese Prozesse irreversibel sind (man hat zumindest die Mischungsentropie)

Du vernachlässigst die Arbeit, die notwendig ist, das Gas in die Flasche einzuschieben (auch sinnigerweise Einschubarbeit genannt). Strömungsprozesse arbeiten deshalb öfter mit der Enthalpie, um den energetischen Zustand des Fluids zu beschreiben.

Dann würde ich Dich kurz darauf hinweisen, dass Du die Entropiebilanz verletzt, wenn Du annimmst, dass sich ein Gas durch Durchströmen eines Befüllbogens in einer konstanten Umgebungstemperatur von 20°C auf 50°C aufwärmst. Überlege doch auch mal den Wärmestrom, der über ein Umfüllbogen der Umgebung entnommen werden müsste, um das Gas entsprechend zu erwärmen. Die isochore molare Wärmekapazität von zweiatomigen idealen Gasen ist Cm,V = 3R/2 und die isobare molare Wärmekapazität Cm,p = 5R/2. Dass der Vorgang nicht mehr adiabat ist, wenn Energie aus der Umgebung aufgenommen wird, versteht sich von selbst, denke ich.

15. August 2022: Von Chris _____ an Malte Höltken

In Kürze (vielleicht mal in einer ruhigen Minute mehr dazu, aber eventuell willst Du ja auch nochmal schauen, ob Du eine theoretische Beschreibung findest, die tatsächlich zu den Beobachtungen passt):

Meine Beschreibung bezieht sich und passt - wie mehrfach geschrieben - auf den _adiabatischen_ Prozess. Wenn jemand über einen Zeitraum von 2h und über eine lange dünne Leitung befüllt, ist das eher isotherm als adiabatisch. Dann sieht alles anders aus. Das sind aber einfach zwei verschiedene Situationen, es ist nicht die eine richtig und die andere falsch.

Warum habe ich den adiabatischen Prozess betrachtet? Weil ich selbst über einen kurzen, dicken Umfüllbogen innerhalb von einer Minute befülle, und weil hier die Behauptung war, dass ein schnelles Befüllen zwangsläufig mit übergroßer Erhitzung und Brandgefahr einherginge.

Ich befülle ohne Probleme mit kurzem dicken Rohr und einem tragbaren System, nicht fest eingebaut im Flieger, keine lange Leitung. Durchaus mit merklicher, aber nicht bedenklicher Erwärmung, wenn die Flasche vorher halbvoll war. Dann muss ich nach Abkühlung eben nochmal nachfüllen.

Du änderst in der Gasflasche nicht nur die Temperatur, sondern auch die Stoffmengenzahl. Das totale Differenzial der inneren Energie wäre also nicht dU = 5k/2 N dT, sondern dU = 5k/2 (N dT +T dN).

Bitte lesen was ich schreibe: Die obige Herleitung der adiabatischen Kompression bezieht sich auf die zu verdichtende Gasmenge, die vorher schon in der Flasche ist. Für die gilt U=5/2 NkT. Das Ergebnis, die Beziehung T V^(2/5) = const für die Adiabate eines zweiatomigen Gases, kann man auch in Formelsammlungen finden, ich leite es mir aber lieber selbst her, weil ich mir sowas wie "kappa=7/5" nicht merken will.

(Für die innere Energie des gesamten Flascheninhalts stimmt dU = 5k/2 (N dT +T dN), wobei du hier mit T aufpassen müsstest - dieses T wäre nämlich die Temperatur des einströmenden Gases, im adiabatischen Fall also abgekühlt durch die Expansion von der Geberflasche. Ich habe tatsächlich mit einer solchen differenziellen Betrachtung begonnen, dann ist mir aber der einfachere obige Rechenweg eingefallen. Es müssten aber beide Rechenwege zum gleichen Ergebnis führen.)

Üblicherweise nutzt man für Prozesse mit Stoffmengenänderung die Entropiebilanz zur Lösung, da diese Prozesse irreversibel sind (man hat zumindest die Mischungsentropie)

Hm. Auch dein Ansatz oben nutzt dT und nicht dS. Was meinst du also?

Für einen _adiabatischen_ Prozess nutzt man, meine ich, sinnvollerweise die Energieerhaltung (korrigiert: die Abwesenheit von Wärmeaustausch). Und die ist sowohl durch die Adiabatenbeziehung (in der Flasche und für das überströmende Gas) als auch bei der Mischung der Gase danach recht einfach sicherzustellen.

Du vernachlässigst die Arbeit, die notwendig ist, das Gas in die Flasche einzuschieben (auch sinnigerweise Einschubarbeit genannt).

Die berücksichtige ich explizit mit der Erwärmung durch die adiabatische Kompression des Restgases in der Flasche.

Strömungsprozesse arbeiten deshalb öfter mit der Enthalpie, um den energetischen Zustand des Fluids zu beschreiben.

Die Enthalpie nutzt man sinnvollerweise dann, wenn nicht das Volumen, sondern der Druck konstant (oder zumindest bekannt) ist. Hier ist genau das nicht der Fall: das Gesamtvolumen V ist fest, die Drücke ändern sich. Von daher ist die Enthalpie hier keine "handliche" Größe. Aber auch hier wieder: Man kann natürlich auch mit H statt U rechnen, das sollte nicht zu einem anderen Ergebnis führen.

Dann würde ich Dich kurz darauf hinweisen, dass Du die Entropiebilanz verletzt, wenn Du annimmst, dass sich ein Gas durch Durchströmen eines Befüllbogens in einer konstanten Umgebungstemperatur von 20°C auf 50°C aufwärmst.

Ich treffe diese Annahme nicht. Wo hätte ich das geschrieben? Ganz im Gegenteil, ich schreibe doch mehrfach, dass sich das Umfüllrohr abkühlt und deshalb Wärme von der Umgebung aufnimmt, und dass ich diesen Wärmestrom aber vernachlässige, weil ich mir die Frage nach einem adiabatischen Prozess (also Extremfall sehr kurzer Bogen, sehr schnelle Befüllung) gestellt habe.

Überlege doch auch mal den Wärmestrom, der über ein Umfüllbogen der Umgebung entnommen werden müsste, um das Gas entsprechend zu erwärmen. Die isochore molare Wärmekapazität von zweiatomigen idealen Gasen ist Cm,V = 3R/2 und die isobare molare Wärmekapazität Cm,p = 5R/2. Dass der Vorgang nicht mehr adiabat ist, wenn Energie aus der Umgebung aufgenommen wird, versteht sich von selbst, denke ich.

Das ist wie bereits gesagt, ein anderer Fall, den wir auch mal betrachten können. Im Extremfall könnten wir ja annehmen, dass Horsts langes, dünnes Rohr beim langsamen Befüllen stets die Umgebungstemperatur behält, während die Empfängerflasche ungünstigerweise dick verpackt (perfekt isoliert) im Flugzeug liegt. Dann ist die Erwärmung natürlich größer, denn das einströmende Gas hat dann die Umgebungstemperatur.

15. August 2022: Von Justus SJ an Chris _____ Bewertung: +1.00 [1]

Am besten ruft Horst alle Flugzeughersteller an und bittet sie, ihre Maintenance Manuals dementsprechend zu ändern.

"Hau schnell rein das Zeug, passt schon"

;-)

15. August 2022: Von Chris _____ an Justus SJ

Justus, das ist nicht was ich schreibe.

Im übrigen: Ich bin an einer Diskussion darüber interessiert, was beim Umfüllen wirklich passiert. Nicht darüber, wer Recht hat.

15. August 2022: Von Justus SJ an Chris _____

Mein Angebot steht..

15. August 2022: Von Chris _____ an Justus SJ

Ok, also nochmal für die, die Experimente bevorzugen:

Die unstrittige Behauptung ist, dass die Flasche beim Umfüllen warm wird und ein langsames Umfüllen der Flasche Zeit lässt, zwischendurch abzukühlen.

Die strittige Behauptung ist, dass eine höhere Umfüllgeschwindigkeit zu mehr Wärmeeintrag in die Flasche führt, und dass ein langes dünnes Umfüllrohr und nur leicht geöffnetes Ventil diesen Wärmeeintrag verkleinert. Da wende ich ein, ein langsames Umfüllen mit langem Rohr sollte zu mehr Wärmeeintrag führen, weil das Rohr selbst kalt wird, über die längere Zeit mehr Wärme aufnimmt und diese dann teilweise in der Flasche landet.

Jetzt klar?

Die strittige Frage könnten evtl. folgendermaßen testen:

1. Schnelles Befüllen einer gut thermisch isolierten, halbvollen Flasche auf ihren Nenndruck mit einem kurzen Umfüllbogen innerhalb von wenigen Sekunden. Fairerweise 10min warten, weil die thermische Isolierung nie perfekt ist.

2. Gleichmäßiges Befüllen einer baugleichen zweiten, wieder gut thermisch isolierten und halbvollen Flasche mit einem langen, dünnen Umfüllrohr über einen Zeitraum von 10min.

Welche Flasche hat am Ende die höhere Temperatur? Wie ändern sich diese Temperaturen ggf., wenn die Flaschen am Anfang komplett leer sind?

15. August 2022: Von Malte Höltken an Chris _____ Bewertung: +1.00 [1]

Du kannst nicht eine Formel unter vereinfachten Annahmen herleiten und diese dann bei der Anwendung ignorieren, das funktioniert so nicht.

15. August 2022: Von Chris _____ an Malte Höltken

Malte, ich mache genau eine Annahme: dass man den Prozess gedanklich in drei Schritte teilen kann:

1. Kompression des Restgases in der Flasche auf den Nenndruck - dabei wird's wärmer

2. Einfüllen des frischen Gases in das freigewordene Volumen - dabei wird's kälter

3. Thermalisierung.

Alle drei Schritt ohne Wärmeaustausch mit der Umgebung, und der dritte Schritt ohne mechanische Arbeit.

Mir erscheint das intuitiv richtig. Dir nicht?

15. August 2022: Von Flieger Max L.oitfelder an Chris _____ Bewertung: +3.00 [3]
Ich weiß die Druckkabine meines Arbeitsgerätes immer mehr zu schätzen und auch den Umstand privat auf zusätzlichen Sauerstoff verzichten zu können :-)
15. August 2022: Von Udo R. an Flieger Max L.oitfelder

Ach so kompliziert ist das in echt alles nicht, Max. Schlauch ran, Ventil büschen auf, warten bis sich das langsam füllt. Überlegen, ob man in der Zwischenzeit den Ölwechsel schafft, oder lieber nen Bierchen trinkt. ;-)

15. August 2022: Von F. S. an Chris _____

Alle drei Schritt ohne Wärmeaustausch mit der Umgebung,

Und genau das ist die kritische Annahme, die man in der Praxis nicht herstellen kann. Aus Sicht des Gagses (und Du hast nur die Gase betrachtet) ist die Umgebung ja nicht nur die Umgebung, sondern auch die Flasche, Ventile, etc.

In Deinem Teilprozess 2 läßt es sich nicht vermeiden, dass unmittelbar dort wo die Dekompression stattfindet , also am Ventil der Geberflasche, ein relativ hoher Wärmeaustausch stattfindet. Das Ventil wird spürbar kalt. Damit ist der Vorgang aus Sicht des Gasvolumens nicht mehr adiabatisch.
Auf Grund der Energieerhaltung des Systems Gas, Flaschen und Umfüllbogen, welches in erster Näherung tatsächlich wenig bzw. relativ langsam Energie mit der Umgebung austauscht, muss es deswegen auf der Empfängerseite irgendwo spürbar wärmer werden.
Oder anders ausgedrückt: Da Dein Prozess 3 (die Thermalisierung) zwar zwischen den Gasen aber nicht zwischen den Flaschen stattfindet hast Du in der Praxis dennoch eine warme und eine kalte Seite.

Aus diesem Grund ist auch im Experiment vergleichsweise egal, ob die Flasche isoliert ist ...

1. Schnelles Befüllen einer gut thermisch isolierten, halbvollen Flasche auf ihren Nenndruck mit einem kurzen Umfüllbogen innerhalb von wenigen Sekunden.

... man müsste das Gas gegen die Flasche isolieren, was praktisch kaum geht. Höchstens bei einer "explosionsartigen" Befüllung wäre der Wärmeaustausch zwischen Flaschen und Gas relativ gering - aber das ist aus anderen Gründen schwer experimentell zu überprüfen.

In der Theorie sind Theorie und Praxis gleich - praktisch ist das aber meist anders ;-)

17. August 2022: Von Chris _____ an F. S.

Nirgendwo hab ich behauptet, man könne das Umfüllrohr ideal isolieren. Ich finde es aber interessant, sich mal Gedanken zu machen, was beim Umfüllen an Thermodynamik passiert.

Hier wurde vermutet, ich glaube von Horst, die Erwärmung der Flasche käme von einem "Verdichtungsstoß" oder "Reibung im Rohr" her und würde deshalb bei schnellem Befüllen stärker. Justus schrieb, besonders stark würde sich die Flasche erwärmen, wenn sie am Anfang leer wäre.

Ich meine hingegen, hier passiert genau folgendes:

(i) Das Restgas in der Flasche wird verdichtet und erwärmt sich. Dieser Effekt ist besonders groß, wenn die Flasche am Anfang etwa halbvoll ist, denn bei leerer Flasche gibt's nichts zu verdichten und bei voller nichts nachzufüllen.

(ii) Das nachgefüllte Gas entspannt sich von der Geberflasche auf den Druck der Empfängerflasche, und kühlt damit das Umfüllrohr und auch die Empfängerflasche ab (genauer sogar beide Flaschen, aber die Geberflasche vernachlässige ich mal). Dieser Effekt ist am stärksten, wenn die Druckdifferenz besonders groß ist - also am Anfang des Befüllens bei einer anfangs leeren Flasche.

(iii) Durch die Wechselwirkung des Umfüllrohrs mit der Umgebung gibt es einen Wärmeeintrag in die Flasche. Der ist besonders groß, wenn man langsam befüllt und das Rohr lang und dünn ist.

(iv) Die Flasche kühlt über die Zeit natürlich auch wieder ab, und das natürlich am meisten bei langsamem Befüllen, weil sie dann mehr Zeit dafür hat.

Bei anfangs "leerer" Flasche ist (i) vernachlässigbar, und bei schnellem Befüllen über ein kurzes Rohr sind (iii) und (iv) vernachlässigbar. In diesem Fall sollte es keine Erwärmung oder sogar eine Abkühlung geben, siehe meine Tabelle oben.

Und das wäre das Gegenteil von dem, was Horst und Justus oben schreiben. Das kann und werde ich ausprobieren und das Ergebnis hier posten. Auch für den Fall natürlich, dass ich falsch liegen sollte.

17. August 2022: Von Chris _____ an Malte Höltken Bewertung: +2.00 [2]

Auf die "Gefahr" hin, dass euch das nervt - ich habe Maltes Vorschlag, differenziell mit der Enthalpie zu rechnen, umgesetzt.

Und im Ergebnis erklärt das m.E. alle berichtete Beobachtungen.

(wenn die Rechnung nervt, der muss sie nicht lesen - andere interessiert es vielleicht).

Also:

Definition der Enthalpie des idealen zweiatomigen Gases

H = U + pV = 5/2 NkT + NkT = 7/2 NkT

(dabei wurde wieder mal pV=NkT genutzt). Daraus folgt

(1) dH = 7/2 k (N dT + T dN)

Nach dem ersten Hauptsatz

dH = dU + d(pV) = -pdV + (pdV+Vdp) = Vdp

Wegen der Hinzugabe von neuen Molekülen bei der adiabatisch abgekühlten Temperatur T' muss das um einen Term ergänzt werden

(2) dH = Vdp + 7/2 kT' dN

Gleichsetzen von (1) und (2) und Division durch NkT bzw. pV, was das Gleiche ist, ergibt

7/2 dT/T + 7/2 dN/N = dp/p + 7/2 T'/T dN/N

Sammeln der Terme und Durchmultipliziern mit 2/7 T/T', dabei benutzen dass dN/N=dp/p-dT/T (wegen pV=NkT und V=const):

(3) dT/T = dp/p (1 - (5/7) T/T' )

Einsetzen von T' = T0 (p/p0)^(2/7), wobei p0, T0 Druck und Temperatur der Geberflasche sind:

(4) dT/T = dp/p (1 - (5/7) (T/T0) (p/p0)^(-2/7) )

Hier sieht man, dass beim Beginn des Befüllens, also wenn beide Flaschen noch die Temperatur T=T0 haben, dT genau dann negativ wird, also T zunächst abnimmt, wenn die Klammer in (4) negativ ist. Das ist der Fall, wenn

p/p0 < (7/5)^(-7/2) = 0,3

ist, also wenn der Empfängerflasche weniger als 30% des Drucks der Geberflasche hat. Dann nimmt die Temperatur also _anfangs_ ab. Für (4) findet Mathematica folgende analytische Lösung:

T/T0 = (p/p1) (p/p0)^(2/7) (p1/p0)^(2/7) /

[ ((p/p1)+(p/p0)^(2/7)) (p1/p0)^(2/7) - (p/p0)^(2/7) ]

wobei hier p1 der Anfangsdruck der Empfängerflasche ist und T0 deren Anfangstemperatur. Setzt man hier meine Variablen "Anfangs-Befüllungsgrad" x=p1/p und "Befüllungs-Überdruck" y=p0/p aus dem obigen Posting ein, dann ergibt sich

T/T0 = y^(-2/7) / ( 1 - x^(5/7) + x y^(-2/7) )

also genau die Formel (9) aus dem früheren Posting. Diese Formel und damit auch die Tabelle waren also bereits exakt richtig für den idealiserten Fall "unendlich große Geberflasche, perfekt thermisch isoliertes System".

Neu kann ich aber jetzt Maltes zweiten Vorschlag umsetzen und in dieser differenziellen Betrachtung sowohl die Wärmeaufnahme des Umfüllbogens sowie auch die Abkühlung der Flasche mit aufnehmen und das Ganze numerisch lösen.

Dazu nehme ich in (3) die Zeit mit rein: mit T/dt durchmultiplizieren, und durch einen Zusatzterm die Thermalisierung der Flasche über eine Zeit Z eingefügt:

(5) dT/dt = (T/p) (1 - (5/7) T/T' ) dp/dt + (T0-T)/Z

Leider weiß ich die konkreten Wärmeleitungskoeffizienten nicht, also nehme ich einfach zum Ausprobieren mal an, dass die Flasche mit einer Zeitkonstante Z=30min mit der Umgebung thermalisiert, und nehme die beiden Extremfälle "Befüllen innerhalb von 5s mit kurzen Rohr" (Wärmeeintrag vom Umfüllrohr vernachlässigt, also T' wie oben) sowie "Befüllen über 2 Stunden mit langem dünnen Rohr" (Umfüllrohr bleibt bei Raumtemperatur, also T'=T0).

Für eine anfangs halbgefüllte Flasche bei Raumtemperatur (20°C) und 75 bar, Geberflasche bei 200 bar und Raumtemperatur, und Auffüllen bis 150 bar ergibt sich:

* im ersten Fall (schnelles Befüllen) steigt die Temperatur innerhalb der 5 Sekunden des Befüllvorgangs auf 44°C (das entspricht übrigens der Formel von oben) und dann kühlt die Flasche ab. Nach 3h hat sie längst wieder Raumtemperatur erreicht.

* im zweiten Fall (langsames Befüllen mit langem Rohr) steigt die Temperatur der Flasche über etwa 50min stetig an bis auf ca. 33 Grad. Dort verbleibt sie bis zum Abschluss des Befüllvorgangs. Nach 3h, also eine Stunde nach Ende der Befüllung, hat sie immer noch ca. 24°C.

Schlussendlich noch die Sache mit der anfangs leeren Flasche bei ansonsten gleichen Annahmen. Da ist der Unterschied dramatisch.

* im ersten Fall (schnelles Befüllen) SINKT die Temperatur innerhalb der 5 Sekunden des Befüllvorgangs auf unter 5 Grad ab - das wird so extrem nicht passieren, immerhin wurde hier die Wärmekapazität der Flasche selbst vernachlässigt. Danach wärmt sie wieder auf Raumtemperatur auf.

* im zweiten Fall (langsames Befüllen mit langem Rohr) steigt die Temperatur extrem an auf über 100°C. Auch das ist vermutlich wieder dem Umstand geschuldet, dass die Wärmekapazität der Flasche hier vernachlässigt wurde. Aber die grundsätzliche Aussage "bei leerer Flasche ist der Effekt am stärksten" ist damit nachvollziehbar.

Schlussfolgerung daraus: die Nachfüllrohre bei den eingebauten Flaschen sind "lang und dünn", jedenfalls nicht (gut) isoliert, und daher SEHR langsames Befüllen die bessere Wahl, zumal man nicht weiß, wie schnell die eingebaute Flasche abkühlt. Bei einem mobilen System hingegen würde ich den Umfüllbogen mit Schaumstoff etwas isolieren und schnell befüllen, ggf. nach einer Wartezeit nochmal nachfüllen.

18. August 2022: Von Flieger Max L.oitfelder an Chris _____ Bewertung: +2.00 [2]
" denn bei leerer Flasche gibt's nichts zu verdichten"

Richtig. Das ist das bekannte Sauerstoffflaschenvakuum das um so stärker ausfällt je stärker die Insassen des Flugzeugs daran nuckeln. Versuche mit jungen Marinetauchern brachten sogar eine Sauerstoffflasche zur Implosion, Voraussetzung ist allerdings ein Panzerschlauch statt dem herkömmlichen PVC-Röhrchen. ;-)
18. August 2022: Von F. S. an Chris _____

(kühlt...) auch die Empfängerflasche ab (genauer sogar beide Flaschen, aber die Geberflasche vernachlässige ich mal).

Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass diese Annahme eine zu starke Vereinfachung ist und ganz im Gegenteil die Abkühlung der "Geberflasche" und deren Armatur, also genauer der Energietransfer von der Geberflasche auf das expandierende Gas, der wesentliche Faktor ist, der auf der anderen Seite in der Empfängerflasche zu einer Erwärmung führt.

Wir haben hier im Modell eine klassische Wärmepumpe mit Kältekompressor...

18. August 2022: Von Charlie_ 22 an F. S. Bewertung: +4.00 [4]

Ich mache das ganz anders: Ich lasse die Flasche bei Oxyparat füllen, dann schließe ich das O2D2 an und atme den Sauerstoff weg. Dann lass ich sie wieder voll machen.

;-)

18. August 2022: Von Chris _____ an F. S.

Wir haben hier im Modell eine klassische Wärmepumpe mit Kältekompressor...

Nein. Ich verstehe zwar, warum du das meinst - weil die eine Seite sich abkühlt und die andere sich erwärmt. Aber das Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren habe ich ja oben nachvollziehbar dargestellt, und es unterscheidet sich (mindestens) in einem ganz wesentlichen Punkt von der Wärmepumpe: die Wärmepumpe nutzt mechanische Arbeit, um Wärme _entgegen_ der Richtung zu pumpen, in die sie normalerweise fließen würde (von heiß nach kalt). Beim Umfüllen von Sauerstoff von einer in die andere Flasche gibt's aber keine mechanische Arbeit, die hinzugefügt würde, und der Vorgang geschieht ganz "freiwillig".

Die Vernachlässigung des Abkühleffekts der großen Flasche ist nur dann unzulässig, wenn die große Flasche eben nicht groß genug ist. In jedem Fall ließe sich das leicht noch mit einfügen, ich würde davon aber keine neuen Erkenntnisse erwarten..

Ich habe das Gefühl, durch die Berechnungen den Vorgang und alle berichteten Beobachtungen (die sich gar nicht widersprechen, es sind einfach verschiedene Situationen) wirklich verstanden zu haben.

18. August 2022: Von Chris _____ an Flieger Max L.oitfelder

"denn bei leerer Flasche gibt's nichts zu verdichten"

Richtig. Das ist das bekannte Sauerstoffflaschenvakuum

Es stimmt halt, bei leerer Flasche gibt's drinnen nichts zu verdichten. Wenn aber noch 1bar Sauerstoff drin ist, was in der Praxis häufiger vorkommen wird als eine evakuierte Flasche, dann ist immer noch so wenig drin, dass wir das getrost vernachlässigen können.

18. August 2022: Von F. S. an Chris _____

Nein. Ich verstehe zwar, warum du das meinst

Wenn Du verstehen würdest, warum ich das meine, dann wüsstest Du, dass ich das meine weil ich ganz praktisch schon Situationen hatte, bei denen am Ventil der "Geberflasche" beim Überfüllen Luftfeuchtiugkeit ausgefroren ist.
Es hatte dieses Ventil also unter 0 Grad und somit um mindestens etwa 25 Grad abgekühlt.

Da diese Energie irgendwo hin muss ist sie (das ist einfache Energieerhaltung) geeignet, das Ventil auf der Empfängerflaschenseite um mindestens diese 25 Grad zu erwärmen.

Das ist im Verhältnis zu den Zahlen aus Deinem Modell eine wesentliche Temperaturerhöhung und damit nicht einfach vernachlässigbar.

Die Vernachlässigung des Abkühleffekts der großen Flasche ist nur dann unzulässig, wenn die große Flasche eben nicht groß genug ist.

Das hat mit der Größe der großen Flasche überhaupt nichst zu tun, da es nichts mit der Temeratur des Gases in der großen Flasche zu tun hat, sondern lediglich mit der Energieübertragung vom Ventil der großen Flasche auf das sich genau an diesem Ort expandierende Gas.

Ich habe das Gefühl, durch die Berechnungen den Vorgang und alle berichteten Beobachtungen wirklich verstanden zu haben

Du magst genau Dein Modell verstanden haben - aber Effekte von denen Du ohne Begründung und im Gegensatz zur praktischen Beobachtung behauptest, dass sie zu gering seien um einen Einfluss auf das Ergebnis zu haben kannst Du durch Beschäftigung mit Deinem Modell gar nicht verstehen.

19. August 2022: Von Chris _____ an F. S. Bewertung: +1.00 [1]

@FS:

"Die Vernachlässigung des Abkühleffekts der großen Flasche ist nur dann unzulässig, wenn die große Flasche eben nicht groß genug ist.

- Das hat mit der Größe der großen Flasche überhaupt nichst zu tun"

Doch hat es. Ich trenne das System modellhaft in "Geberflasche", "Ümfüllbogen" und "Empfängerflasche" mit genau drei Temperaturen. Wäre die Geberflasche unendlich groß, dann würde ihr Druck durch die kleine Entnahme gar nicht sinken und damit auch ihre Temperatur nicht. Das ist aber relativ banal, und diesen Effekt wollte ich nicht mitbetrachten.

Du schreibst nun was vom "Ventil der Geberflasche", welches abkühlt. Das stimmt natürlich, aber damit teilst du die Geberflasche auf in "Ventil" und "Rest". Der Rest kühlt nämlich bei weitem nicht so stark ab. Und das gibt den Hinweis auf die Auflösung: Auch wenn das Ventil an der Geberflasche angeschweißt ist, gehört es modellhaft und wohl auch intuitiv nachvollziehbar bereits zum Ümfüllbogen.

Du magst genau Dein Modell verstanden haben - aber Effekte von denen Du ohne Begründung und im Gegensatz zur praktischen Beobachtung behauptest, dass sie zu gering seien um einen Einfluss auf das Ergebnis zu haben kannst Du durch Beschäftigung mit Deinem Modell gar nicht verstehen.

Gar nix mache ich "im Gegensatz zur praktischen Beobachtung". Lies oben mal nach: Ich habe ganz weit oben bereits darauf aufmerksam gemacht, dass der Umfüllbogen abkühlt und nicht etwa heiß wird, und dass er deshalb Wärme aus der Umgebung aufnimmt.

Im übrigen bilde/rechne ich nicht zum ersten Mal ein Modell und habe dafür auch ein wenig Intuition. Physik ist mein Hobby und mein Studium.

19. August 2022: Von F. S. an Chris _____

Ich trenne das System modellhaft in "Geberflasche", "Ümfüllbogen" und "Empfängerflasche" mit genau drei Temperaturen.

Wenn Du wie Du schreibst die Ventile/Armaturen der beiden Flaschen in Deinem Modell zum "Umfüllbogen" dazu rechnest, dann ist die Annahme, dass dieser Umfüllbogen genau eine (homogene) Temperatur hat eine zu starke Vereinfachung.

Ich habe ganz weit oben bereits darauf aufmerksam gemacht, dass der Umfüllbogen abkühlt und nicht etwa heiß wird, und dass er deshalb Wärme aus der Umgebung aufnimmt.

Das ist nicht der Punk! Selbst ein gegen die Umgebung zu 100% isolierter Umfüllbogen wird an der Seite der Geberflasche Energie an das Gas abgeben und an der Seite der Empfängerflasche Energie vom Gas aufnehmen. Deswegen an der Geberflasche signifikant kalt (eben ca. 25° Abhkühlung) und an der EMpfängerflasche warm.
Das Gas durchmischt sich in der Empfängerflasche perfekt - der Umfüllbogen durchmischt sich nicht.

Da wir beim Umfüllen einer 10l Flasche bei 200bar nur von etwa 2,5kg Sauerstoff reden, der Obere Teil der Geberflasche mit der Armatur in der gleichen Größenordnung wiegt und die spezifische Wärmekapazität auch in ähnlicher Größenordnung ist, kann man diesen Effekt nicht vernachlässigen.

19. August 2022: Von Chris _____ an F. S.

Man kann natürlich das Modell aufbohren und mit mehr Freiheitsgraden komplexer machen, also das System nicht in 3 sondern in 10 Komponenten aufteilen (Flasche 1, deren Inhalt, Ventil 1, dessen Inhalt, Rohr, dessen Inhalt, Ventil 2, dessen Inhalt und Flasche 2 sowie deren Inhalt). Dadurch wird so ein Modell deutlich genauer. Wäre mein Ziel, einen "digital twin" der Flasche zu erstellen, würde ich das in etwa so machen.

Die bisher zitierten Beobachtungen werden aber durch das einfache Modell bereits recht gut beschrieben. Starke Erwärmung der Flasche, wenn sie anfangs leer ist und langsam befüllt wird. Nicht so starke Erwärmung der Flasche, wenn sie schnell befüllt wird und anfangs leer oder zu bereits zu 75% (oder so) voll ist. Und das ohne die unphysikalische Annahme von "Verdichtungsstoß" oder "Reibung" im Rohr.

Besser geht natürlich immer. Dann allerdings nicht mehr mit so handlichen Gleichungen wie oben. Als erstes würde ich allerdings die Annahme "ideales Gas" fallenlassen...

19. August 2022: Von Lutz D. an Chris _____ Bewertung: +6.67 [7]
Sorry, Chris, aber für mich hast Du einen Schuss.
Dir muss doch klar sein, dass Deine Ergüsse und ihre Interpretation hier reale Konsequenzen haben kann. Schnelle Umfüllung von Sauerstoffflaschen ist das dümmste, was man raten kann, Modell hin oder her, weil in der Realität dass die Konsequenz haben kann, dass jemand das Ventil schnell aufdreht und sich dank der Konsequenzen aus einem Druckstoss, die Du gerne berechnen kannst, und andere ins Jenseits befördert. Kannste ja gerne mal ausprobieren, wieviel Wärme am Anfang da produziert wird, wenn jemand gedenkt, „schnell“ mal ne Flasche Sauerstoff umzufüllen.
19. August 2022: Von Chris _____ an Lutz D.

"Sorry", Lutz, du hast nur einen Bruchteil gelesen, nichts nachvollzogen, nicht intensiver drüber nachgedacht oder gar nachgerechnet, bist aber in gewohnt arroganter Art und Weise und mit dem üblichen hochnäsigen und natürlich vernichtenden Urteil unterwegs. Und natürlich gleich im ersten Satz mit der vorgefassten Bewertung - zur Person, nicht zur Sache.

Ich erwarte von einem Austausch mit dir keinerlei Erkenntnisse - auf meiner Seite jedenfalls nicht, und du willst ja sowieso nicht lernen sondern nur belehren - und muss auf meinen Blutdruck achten. Schönen Abend.

PS. ich habe mir mit den obigen Postings und Rechnungen durchaus Arbeit gemacht. Was man von deinen Ergüssen seit langem nicht mehr behaupten kann. Ich weiß von früher, dass du das besser kannst, daher meine deutliche Kritik.

PPS. Für die, die bis hierher gelesen haben: Experimente macht man generell nicht in totalem Vertrauen auf Berechnungen oder überhaupt auf andere Leute. Genauso wie man nicht blind der Wettervorhersage vertraut.

19. August 2022: Von Chris _____ an Chris _____

Wie versprochen habe ich ausprobiert, eine "leere" (1 bar) Flasche mit einem kurzen und gut isolierten Bogen innerhalb von ca. 30s zu befüllen. Ergebis ist wie erwartet eine sehr mäßige Erwärmung der Flasche von 22 auf 28 Grad (im idealisierten Modell wäre sogar eine Abkühlung zu erwarten, das war aber ohne Wärmekapazität von Ventil und Umfüllbogen betrachtet). Abgekühlt haben sich Umfüllbogen und beide Ventile - aber nicht sehr stark. Da die Geberflasche schon nicht mehr voll war (nach dem Umfüllen nur noch 140 bar), probiere ich nun aus, wie gut Horsts Gefriertruhentrick in der Praxis funktioniert. Sollte klappen, vielleicht in 2 Schritten statt einem. Ich werde berichten.


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