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27. März 2014: Von Lutz D. an Achim H.
Und das Gute daran - habe nichts dagegen, dass Du das so siehst! Solange keiner auf die Idee kommt, Eltern irgendetwas vorzuschreiben ist für mich alles i.O.

Gibt meines Wissens aber keine Studie, die belegen, dass frühkindliche Unterbringung bei Dritten bis zum 3. Lebensjahr irgendwelche Vorteile bringen. Gibt aber eine ganze Reihe von Studien, die das Gegenteil zeigen, z.B. die beiden NIHCD Studien 2003 und 2007, Matejcek et al 1977 und einige weitere, die man alle googlen kann.

Wohl gemerkt, ich spreche nur von persönlichem Lebensglück als Faktor. Recht hast Du, wenn es um statistische Erhöhung z.B. der Chancen geht, ein Gymnasium zu besuchen oder wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Da sind Kinderkrippen bzw. frühkindliche Betreuung durch professionelle Dritte unschlagbar. Liegt aber einzig und alleine daran, dass die Unterschicht nach oben gezogen wird. Für Eltern mit hohem Bildungsstand, die Spaß daran haben (!) sich um Ihre Kinder in Vollzeit zu kümmern, sind Krippen nur in wirtschaftlicher Hinsicht kein Bullshit.
27. März 2014: Von Achim H. an Lutz D.
habe nichts dagegen, dass Du das so siehst

Na das klingt jetzt aber ganz anders. Gerade sagtest Du noch, Eltern die ihre Kinder in die Kita stecken sind dumm ("irregeleitet"), bequem ("verwahren") und tun ihren Kindern dabei etwas Schlechtes ("Verwahranstalt"). Das geht etwas weit.

Ich wusste dass Privatpiloten tendenziell ein erzkonservativer Haufen sind aber nicht dass es so schlimm ist. Gut dass es seit Sabines Verschwinden keine Frauen mehr im Forum gibt, die würden Dir für sowas den Kopf abreißen...
27. März 2014: Von Lutz D. an Achim H. Bewertung: +1.67 [2]
Ich gebe zu, dass ich das nur für Kinderbetreuung bis zum 3. Lebensjahr so meinte - da aber auch weiterhin. Die Kita ist ja soweit in der Gesellschaft angekommen, dass es kaum mehr konservativ zu nennen ist, seine eigenen Kinder dorthin zu schicken, eher avantgardistisch. Es kann übrigens in dieser Frage nur um das Kindeswohl und nicht um das Erwachsenenwohl gehen, auch die Emanzipation der Frau ist für mich hier im Rahmen einer Güterabwägung kein Argument.
Und was den Vorhalt des Konservativismus angeht: ICH bin zwei Jahre zu Hause geblieben bzw habe nur in Teilzeit ein paar Projekte gemacht, auf viele Geld verzichtet, Windeln gewechselt, Krabbelgruppe und Mutter-Kind-Schwimmen (!) besucht, während meine Frau die Kohlen rangeschaufelt hat. Glaube, mir könnten noch Tausend Leute vorwerfen, ich sei konservativ, Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sehr das an mir abprallt. Ich hatte einfach nichts Besseres zu tun, als mich um mein Kind zu kümmern. Wer's doch hat - bitteschön.
27. März 2014: Von Wolff E. an Achim H.
@Marion. Sag was... Melde dich, was du als Frau in diesem Forum dazu zu sagen hast....
27. März 2014: Von Thore L. an Lutz D. Bewertung: +1.00 [1]
>> Ich hatte einfach nichts Besseres zu tun, als mich um mein Kind zu kümmern.

Was für ein schöner Satz, Lutz. Er bringt es auf den Punkt.
28. März 2014: Von Daniel Krippner an Thore L.
Ja. Aber leider auch von einem vergleichsweise hohen Ross aus gesprochen - meine Frau hatte leider nicht ansatzweise ausreichend Gehalt als sie vor den Kindern gearbeitet hat, und auch wenn sie damit wieder anfängt wird sich das nicht ändern.
Würde sie so viel oder mehr verdienen wie ich - ich würde seit Jahren den Hausmann geben.

Jetzt kann man zwar argumentieren dass man sich die Frau ja aussuchen kann, aber so viel zielführender wird es dadurch auch nicht...
28. März 2014: Von Thore L. an Daniel Krippner
Ja, viele Eltern werden wirtschaftlich so an den Rand gedrückt, dass sie es sich einfach finanziell nicht leisten können, sich liebevoll mit viel Zeit um ihre Kinder zu kümmern. Ich finde, das hat was menschenverachtendes. Weit weg sehe ich die Sklaverei da nicht. Eine Elite lebt in Saus und Braus, und die da unten können noch nicht mal mehr viel Zeit in den ersten Lebensjahren mit ihrem Nachwuchs verbringen. Deren Kinder werden dann in Verwahranstalten gebracht, damit die Eltern mehr Zeit zum schuften haben, um damit die Eliten noch ein bisschen reicher zu machen. Das hat was perverses.

Um so mehr stellt sich aber doch die Frage, wie wir uns besser organisieren können? Wie wir das zumindest unseren Kindern später mal ersparen können. Die Suche nach Lösungen empfinde ich persönlich als eine der spannendsten Aufgaben, der wir uns in unserer Zeit stellen können.

28. März 2014: Von Lutz D. an Thore L. Bewertung: +1.00 [1]
Nun, dann will ich mal von meinem "hohen Ross" aus weiter kommentieren. Möchte aber anfügen, dass ich aus finanziell sehr einfachen Verhältnissen stamme, ich weiß schon ungefähr wovon ich rede.

Thore, Du hast absolut recht, dort wo die wirtschaftlichen Verhältnisse so sind, dass beide Elternteile Vollzeit arbeiten müssen, um ein Leben in Würde zu ermöglichen, ist gesellschaftliches Handeln gefragt. Das gilt auch für allein erziehende Elternteile, die nicht die Unterstützung von uns bekommen, die sie bekommen sollten.

Aber: Die Kita ist ja gerade kein Phänomen der Unterschicht. Im Gegenteil. Die von Dir beschriebenen wirtschaftlichen Verhältnisse führen nicht dazu, dass diese Familien ihre Kinder betreuen lassen, um mehr zu arbeiten.

Stattdessen wird der rasante Kita-Ausbau (befürworte ich vollkommen, Eltern sollen immer die Wahl haben) vor allem von der Mittelschicht wahrgenommen, die Oberschicht findet gegen Bezahlung bessere Möglichkeiten der Kinderbetreuung.

Diese Mittelschicht hat aber meines Erachtens objektiv keinen wirtschaftlichen Druck, um sich für eine Fremdbetreuung der Kinder in den ersten drei Lebensjahren zu entscheiden.

Wir sprechen hier von Familien mit (Reihen-)haus oder ETW, zwei Autos, zwei Handys, zwei Fernsehgeräten, zwei Computern/Tablets und Hobbys, die von der FC Schalke Dauerkarte bis zum PPL reichen. Zwei bis drei Urlaube im Jahr nicht zu vergessen. Da zähle ich mich (abgesehen von den Fernsehern) auch zu. Diese Leute haben kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem, wenn sie zu der Auffassung kommen, dass beide Elternteile arbeiten müssten.

Es spricht absolut nichts dagegen, für sich und seine Familie festzustellen, dass wirtschaftliche, berufliche oder sonstige Ziele wichtiger bewertet werden, als Zeit mit den eigenen Kindern. Jeder hat nur sein Leben und auch wenn ich es in einem obigen Beitrag anders beschrieben habe, möchte ich das mit keinem Wort verurteilen.

Was ich verurteile ist die Legendenbildung. Der arme Mann kann nicht zu Hause bleiben, weil es wirtschaftlich nicht geht. Also ob es kein Elterngeld in diesem Land gäbe und man von den dort gezahlten ca. 1600 netto plus Einkommen des Ehepartners plus Kindergeld als Mann nicht mal ein Jahr zu Hause bleiben könnte.

Oder: In der Kita lernen die Kinder so schnell selbstständig zu werden und sozial zu interagieren, das könnte man ja zu Hause gar nicht bieten.

Die Wahrheit ist - in diesem Land geben Leute ihre Kinder je eher ab, desto mehr Geld sie haben. Das fängt bei der Kita an und hört bei der englischsprachigen Nanny, die auch nachts das Fläschchen gibt, auf.

Persönlich kann ich das nicht nachvollziehen. Kinder zu haben und zu betreuen bedeutet Opfer in Punkto Finanzen, Freiheit, Flexibilität, Spontaneität, Karriereplanung und Selbstverwirklichung. Wir kranken auch daran, alles unter einen Hut bringen zu wollen, weil uns die Gesellschaft sagt, wir müssten das.


28. März 2014: Von Thore L. an Lutz D.
Guck mal, Lutz, da finden wir vielleicht doch noch zusammen. Ja, ist vor allem ein Problem der "Mittelschicht", das bei genauerer Betrachtung ein "Ausgaben-" und kein wirkliches "Einnahmeproblem" ist. Ich bin bei Dir: es sind die monatlich wiederkehrenden Belastungen der Hausfinanzierung, der Kosten für Strom/Heizung, für die 2 Handies, das finanzierte (auch 2.) Auto, die Urlaube, das Sky und diverse andere Abos, Hobbies, und schon sind die Belastungen so hoch, dass ein Gehalt allein einfach nicht mehr reichen will.

Wenn wir da jetzt aber stehen bleiben, den Finger auf die "Deppen" zeigen, und mit der Feststellung des Schuldigen uns wieder den eigentlich hier in diesem Forum zu besprechenden Dingen zuwenden, bleiben wir zu früh stehen und werden damit dem Problem nicht mal ansatzweise gerecht.

Denn warum machen das denn so viele? Weil die alle doof sind? Ist das nicht eher die Angst vor dem sozialen Abstieg, dem ohne die Werte und Gadgets nicht dazugehören können, gepaart mit weitreichenden Kompensationshandlungen, die irgendwelche mehr oder weniger heftige Lieblosigkeiten erlebt in Kindertagen tagtäglich zu kaschieren haben?

Ich sehe in dem Zusammenhang auch ein Wirtschaftssystem, dass ausschliesslich Konkurrenz und Effizienz befördert, dass Gemeinsinn als "Nice to have" neben "Erst mal schauen, wo ich bleibe und dann sehen wir weiter" naiv und kindlich aussehen lässt. Das unsere üblen Charaktereigenschaften als "clever" bevorzugt und "artgerecht lebende Menschen" als Träumer und Spinner diskreditiert.

Das empfinde ich nicht als "Legendenbildung", sondern als Spiegel der Realität.
28. März 2014: Von Daniel Krippner an Lutz D.
Ich wollte jetzt eigentlich gar nicht in die Ecke schauen wo wirklich beide arbeiten müssen - nur ist es bei uns z.B. so dass *ich* keine Wahl habe ob ich arbeite oder mal ein Jahr zu Hause bleibe, und zwar weil das Gehalt meiner Frau (die seit den Kindern nicht mehr arbeitet) nicht mal im Ansatz reichen würde um auch nur die Familie zu finanzieren (geschweige denn Haus und mein Hobby). Ich hätte überhaupt kein Problem die Rollen umzutauschen, aber das ist finanziell nicht darstellbar.

Wenn unsere Kleinste eineinhalb bis zwei ist wird sie sehr wahrscheinlich in die Krabbelgruppe kommen, und zwar nicht weil wir sie loshaben wollen sondern weil es sich bei unserer älteren schon gezeigt hat: das tut dem Kind gut, wenn es mal ein bisschen mit gleichaltrigen sozialisiert wird. Und es ihr riesigen Spass gemacht hat, und weil man es als Eltern gar nicht mehr so einfach schafft die kleinen Energiebündel bis zum Abend müde zu kriegen...

Allerdings kommen die Kids dann mittags nach Hause, best of both worlds sozusagen.

28. März 2014: Von Lutz D. an Daniel Krippner
Daniel - klingt vollkommen vernünftig! Klar, das mit dem Rollentausch hat bei uns auch nur geklappt, weil meine Frau gut bzw. besser verdiente als ich.

Thore:
Denn warum machen das denn so viele? Weil die alle doof sind? Ist das nicht eher die Angst vor dem sozialen Abstieg, dem ohne die Werte und Gadgets nicht dazugehören können, gepaart mit weitreichenden Kompensationshandlungen, die irgendwelche mehr oder weniger heftige Lieblosigkeiten erlebt in Kindertagen tagtäglich zu kaschieren haben?

Dem kann ich jetzt nicht viel hinzufügen.
28. März 2014: Von Thore L. an Lutz D.
>> Dem kann ich jetzt nicht viel hinzufügen.

Nun, wie wär's mit nem Lösungsvorschlag?

Ich würde sagen, eine Lösung dieser diversen Dilemmata kann und muss zweischichtig erfolgen. Die eine Schicht ist die persönliche Ebene, wo wir uns bewusst werden, wer wir eigentlich wirklich sind, was wir an Mist mit uns von früher rumtragen und diesen in einem psychologisch begleiteten Prozess erneut durchleben und damit für uns unschädlich machen.

Die zweite Ebene ist das Bewusstmachen der aktuellen gesellschaftlichen Geschehnisse und deren Wirkungen auf uns: warum ist die Welt so, wie sie ist? Wie funktioniert das wirklich hier? Vor allem im Geld- und Wirtschaftssystem sind haufenweise Gründe für unsere täglichen Kompromisse zu finden. Haben wir verstanden, was Geld eigentlich wirklich ist, wie dieses uns dominiert und bestimmt, nutzen wir es ganz anders. Haben wir verstanden, wie unsere Wirtschaftsordnung Ungerechtigkeiten nicht nur produziert, sondern zum Existieren braucht, machen wir zwar äusserlich noch mit, sind aber schon längst damit beschäftigt, zunächst unsere kleine eigene Welt entsprechend umzubauen, um dann auch das Große Ganze anzugehen.

Wir können natürlich auch einfach so weiter machen, diese Gedanken als Spinnerei abtun, und weiter munter werkeln. Für mich ist das nichts mehr. Ich bin da raus.
28. März 2014: Von Marko Martinetz an Lutz D.
Einiges was hier so zum Thema Kinderkrippe und Kindergarten geschrieben wird, lässt mir schon ein wenig die Haare zu Berge stehen. Ich bin mir nicht sicher, ob die geäußerten Ansichten ("Verwahranstalten") eher ideologisch geprägt oder dem tatsächlichen eigenen Erleben entnommen sind; auf alle Fälle ist das viel zu pauschal -- auch das Urteil über die Eltern, die Ihre Kinder diese Einrichtungen besuchen lassen.

Für meine Frau und mich war es gar keine Frage, dass unsere Tochter Kinderkrippe und Kindergarten besucht. Ganz davon abgesehen, dass bei uns auch ein großer Gehaltsunterschied klafft, geht meine Frau gerne arbeiten, hat Freude dabei und sieht gar nicht ein, warum sie am Herd versauern sollte (obwohl sie sehr gut kochen kann; und dies soll gleichzeitig auch ein kleiner polemischer Seitenhieb in die andere Richtung sein, denn ernst gemeint ist das nicht -- ich habe große Achtung vor all denen, die die Betreuung ihrer Kinder komplett in die eigene Hand nehmen).

Ein moderner Kindergarten hat absolut nichts mit "Verwahrung" zu tun, oder muss es jedenfalls nicht, wenn die Erzieher und der Betreiber ein vernünftiges Konzept haben (was man als Eltern herausfinden kann, bevor man sein Kind der Einrichtung anvertraut). Dort lernen die Kinder nicht nur die Dinge, die man als Kind eben so lernen muss, und die auch wir halbwegs gebildeten Erwachsenen ihnen beibringen können; dort lernen die Kinder vor allem, miteinander umzugehen. Und das ist für viele Kinder -- gerade für die aus der hier schon so bezeichneten "Unterschicht" (krasses Wort übrigens, finde ich) -- die zu einem größeren Teile aus eher bildungsfernen und auch ethisch nicht unbedingt ganz einwandfreien Menschen besteht. Für diese Kinder ist der Kindergarten die einzige Chance, einen vernünftigen Start ins Leben zu finden. Und das hängt oftmals damit zusammen, dass die entsprechenden Eltern hoffnungslos mit ihrem Leben und erst Recht mit ihren Kindern überfordert sind. Ein Umgang miteinander über solche Grenzen hinweg ist meines Erachtens gerade im Alter zwischen 3 und 6 absolut unabdingbar, gerade heutzutage und in der Gegend, in der ich lebe, wo der soziale Gegensatz sehr groß ist. Wir haben deshalb auch viel Wert darauf gelegt, dass unsere Tochter eine ganz normale quasi-staatliche Kita besucht (obwohl wir uns eine private mit Chinesisch ab 3 und pi pa po sicher hätten leisten können), und genau so wird sie auch auf eine staatliche Grundschule hier im Viertel gehen, auch wenn wir uns die Montessori-Schule ebenfalls leisten könnten (die allerdings shudder eine *bischöfliche* Maria-Montessori-Schule ist shudder). Wir finden es wichtig, dass wir unserer Tochter Fragen beantworten wie "Warum fährt die Claudia (Name von der Red. geändert) nicht dreimal im Jahr in den Urlaub?" oder "Warum ist die Elisabeth (dito) noch nie geflogen?". Wir wollen nicht, dass unsere Tochter alle die luxuriösen Möglichkeiten, die wir aufgrund unserer Situation haben, als selbstverständlich hinnimmt und dann später einfach erwartet, dass sie die gleichen Möglichkeiten ohne weitere Anstrengung auch hat.

Und das hat nix mit Angst zu tun. Auch wenn ich Thores Beiträge gewöhnlich sehr schätze, so ist der, auf den ich hier anspiele aus meiner Sicht doch extrem schwarz gemalt. Ich wohne ganz gewiss nicht in einer Gegend, in der die oberen Zehntausend unserer Nation angesiedelt sind, aber ich kenne niemanden (und gerade durch die Kita haben wir auch einige Bekannte, die ganz normalen mittelmäßig bis schlecht bezahlten Tätigkeiten nachgehen), der hier so extreme Angst hätte. Sicher spielt der Gedanke an den Verlust des Arbeitsplatzes, etc. immer eine gewisse Rolle. Aber das ist noch nicht gleich Angst. Und das muss auch nicht das Leben und die täglichen Entscheidungen beeinflussen. Von dem, was ich dem ersten Elternabend in der künftigen Schule meiner Tochter entnehme, kann ich auch keinen Drill und keine Angst erkennen. Ich höre hingegen, dass es keine Zensuren in der ersten Klasse gibt. Dass es nicht als "Sitzenbleiben" zählt, wenn man die erste Klasse wiederholt (für alle offiziellen Zwecke wird das dann gehandhabt, als wäre man einfach ein Jahr später eingeschult worden). Dass die Kinder die Uhr in der ersten und der zweiten Klasse behandeln, weil die Uhr ein so schwieriges Thema ist. (An der Stelle stand mir der Mund offen. Meine Tochter beherrscht die Uhr in breiten Zügen, seit sie 4 ist, ganz korrekt ("Es ist jetzt zwei Minuten nach halb drei.") seit sie 5 ist.) Dass der Englisch-Unterricht (ab der zweiten oder dritten) so angelegt ist, dass es kein Problem ist, wenn die Kinder im ersten Halbjahr gar nix sagen -- es hat sich nämlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es bei Kindern in dem Alter durchaus sein kann, dass sie sich erst mal paar Monate reinhören müssen. Hier war ich zumindest mild erstaunt. Ich habe Russisch ab der 3. gelernt, und wüsste nicht, dass uns am Anfang jemand davon entbunden hätte, Vokabeln zu pauken und Deklinationen aufzusagen ... Und das ist eine ganz normale städtische Schule.

Klar wird das später auch mal härter werden -- war es ja bei uns auch, muss ja auch sein, denn das Leben ist -- auch bei Herrn Hüther, dem ich in breiten Zügen gerne zustimme -- nun mal kein Ponyhof.

Dabei will ichs jetzt erst einmal bewenden lassen. Ach ja -- ich bin übrigens selbst nie in einer Kita gewesen. Ich hätte mit Sicherheit können (war ja DDR), aber ich bin auf dem Land aufgewachsen, und da gab es die Oma, die mich zu Hause betreut hat. Da habe ich auch viel gelernt, in unserem großen Garten. Sicher genau so viel, wie meine Tochter, im großen Garten ihrer Kita. Ich kann mich aber noch gut erinnern, dass ich am Anfang meiner Schulzeit immer eher ein Einzelgänger gewesen bin. Mir waren die anderen Kinder immer suspekt und ich habe nur schwer Anschluss gefunden. Das wäre sicher nicht so gewesen, wenn ich in der Kita gewesen wäre, denn andere Kinder gab es im großen Garten leider nicht. Im großen Garten meiner Tochter gibt es die, und da bin ich froh drüber.
28. März 2014: Von Lutz D. an Marko Martinetz
Hallo Marko,

ist doch dann alles super. Wenn Du der ehrlichen Überzeugung bist, dass Deine Tochter es in der Krippe all-in-all besser hat, als bei Dir oder Deiner Frau und das nicht von äußeren Umständen getrieben ist, dann bin ich der festen Überzeugung, dass Eure Tochter dort gut aufgehoben ist.

Zu dem Argument 'am Herd versauern' habe ich alles geschrieben. Wer der Auffassung ist, das sei eine prioritäre Frage, der sollte sein Kind in eine Krippe geben.

Was Du zum Umgang miteinander im Alter von 3-6 geschrieben hast, stimmt. Für die Lebensjahre 1-3 gilt das aber nicht, zumindest gibt es keine Studien die ich kenne, die das belegen. Es gibt aber eine Reihe von Untersuchungen, die zum Ergebnis kommen, dass in den ersten drei Lebensjahren soziale oder emotionale Bindungen zu Dritten außerhalb der Familie keine Rolle spielen und z.B. Tagesmütter eher emotionale Störungen begünstigen. Es gibt aber keine zwingende Kausalität.

Aber die Wirkungen einer frühkindlichen Trennung von der leiblichen Mutter über Stunden bedeutet für Kleinkinder in aller Regel vor allem: Stress.

28. März 2014: Von Achim H. an Marko Martinetz
Ich dachte schon ich wäre der einzige, der es nicht verwerflich findet, dass seine Kinder in die staatliche Kita gehen und sowohl er als auch seine Frau eine Vollzeitstelle ab dem 12. Lebensmonat der Kinder haben und das nicht einmal aus finanzieller Not sondern aus gnadenlos eigennützigem Verwirklichungsstreben (Maslow-Pyramide Stockwerk 5).

Ich glaub ich muss einfach froh sein, in meiner (halbwegs) heilen schwäbischen Welt in der Reihenhaussiedlung zu wohnen wo die Kitas keine Verwahrstellen sind und es den allermeisten Leuten recht gut geht und wo sich sich seit einigen Jahre die Frage eher darum dreht, wie wir noch genügend Leute finden um in Zukunft die Arbeit zu erledigen und möglichst alle am Erwerbsleben beteiligen und eine breite Schicht an Verlierern vermeiden.

Gut auch, dass mein Elektroauto nur einen Radius von 150km hat, so dass ich mit den anderen beschriebenen Welten niemals in Kontakt kommen kann...
28. März 2014: Von Marko Martinetz an Lutz D.
Und wie äußert sich dieser Stress? Hast Du Verweise auf entsprechende Studien, die das belegen? Müsste man bei einem entsprechenden Kleinkind -- das sich ja noch nicht zurückhalten kann -- den Stress nicht auch direkt merken, zum Beispiel indem das Kind es nicht akzeptiert, wenn sich der entsprechende Elternteil früh in der Krippe verabschiedet?

Meiner eigenen Erfahrung bei unserer Tochter zufolge hängt gerade in der Krippe sehr viel von dem entsprechenden Erzieher ab, und wie er (bzw. in unserem Fall, sie) mit dem Kind umgeht (und wie viele Kinder in einer Gruppe betreut werden). Dafür gibt es eine Eingewöhnungsphase, wo die Anwensenheit der Eltern Tag für Tag Schritt für Schritt reduziert wird, und wo man dann beobachtet, wie das Kind reagiert.

Unsere Tochter erzählt immer mal wieder gerne von ihrer Krippenzeit und ihrer damaligen Erzieherin(en), an die sie sich erstaunlicherweise noch sehr gut erinnert. Ich kann da auch im Nachhinein keinerlei Stress und auch keine Folgeschäden erkennen.

Zum "all-in-all besser" kann ich nur sagen, dass wir die soziale Komponente, die Kinderkrippe und Kindergarten mitbringen, unserer Tochter nicht selbst hätten vermitteln können. Es geht aus meiner Sicht hier nix über den direkten Kontakt der Kinder untereinander. Selbst wenn Geschwister miteinander umgehen, ist das etwas anderes, als wenn das "fremde" Kinder tun. (Das sehen wir aktuell sehr gut bei der besten Kindergartenfreundin meiner Tochter, die seit anderthalb Jahren ein kleines Schwesterchen hat.) Ich wüsste nicht, wie wir ihr da eine bessere Zeit hätten geben können. Am Ende jeden Urlaubs stellen wir fest, dass meine Tochter jetzt langsam wieder reif für die Kita ist. Ihr fehlen dann ihre Spielkameraden. Alles andere hätten wir locker auch vermitteln können (und haben wir ja auch größtenteils selbst getan).
28. März 2014: Von Lutz D. an Marko Martinetz
Hallo Marko,

bei aller Sympathie. Dein Absatz 1 zeigt ganz gut, wie das so läuft. Dass Kinder - teilweise sehr sehr schnell - lernen, mit diesem Stress umzugehen und Strategien zu entwickeln, Stress zu minimieren und zu bearbeiten bedeutet nicht, dass es den Stress oder die auslösenden Faktoren nicht gibt.
Gutes Beispiel ist das unsägliche Buch 'Jedes Kind kann schlafen lernen", das im Prinzip lehrt, Phasen des Stresses (Weinen nach Eltern) nur ganz langsam auszudehnen, bis die Reizschwelle derart herabgesetzt ist, dass das Kind durchschläft. Richtiger wäre nach meiner Überzeugung hingegen, auf den geäußerten Stress umgehend, immer und immer mit Zuneigung durch Präsenz zu reagieren. Durch das erlernte Vertrauen lernt das Kind ebenfalls sehr schnell seelenruhig (!) zu schlafen. Dauert kaum länger, erfordert aber größeres Verlassen der Konfortzone.

Ich poste gerne heute Abend weitergehende Quellen, ist ja nicht so, dass ich meine Überlegungen auf Hörensagen gründe. Gibt's hier keine mitlesenden Kinderpsychologen?
28. März 2014: Von Marko Martinetz an Lutz D.
Hallo Lutz,

alles klar, dann weiss ich jetzt erst einmal "wes Geistes Kind Du bist", und wie Du das mit dem Stress meinst. ;-) Das "unsägliche Buch" ist übrigens auch von einer Psychologin geschrieben ... Das Thema scheint also mindestens umstritten zu sein. Deine Quellen schaue ich mir aber gerne an.

Liebe Grüße

Marko.
28. März 2014: Von Achim H. an Lutz D.
Auf SPIEGEL.de gibt es immer diese Rubrik "in 9 Schritten" und dann stellen Sie einen Zusammenhang zwischen Dingen her, die nix miteinander zu tun haben.

Nächste Woche vielleicht "Streik der Lufthansa-Piloten" und "Kita oder Heimerziehung" :-)
28. März 2014: Von Daniel Krippner an Achim H.
Och da haben wir doch keine neun Schritte gebraucht.
Um einen hinzu zu fügen: wie ist der i3?

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