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11. Februar 2013: Von Jan Brill an Achim Beck Bewertung: +6.00 [6]
Lieber Herr Beck,

ich kann Ihren Frust und Ihre Kritik an den Verhältnissen in der EU gut nachvollziehen.
Ich bin ja auch nicht gerade sparsam mit Kritik an den europäischen Institutionen und Zuständen.

Der Vergleich mit der UdSSR ist jedoch in jeder Beziehung unangebracht und rückt Ihren Beitrag in die Nähe von Sektierern und Hysterikern. Das ist schade.

Die UdSSR war zu Stalins Zeiten ein totalitärer und später ein autoritärer Staat (bitte mal nachlesen was das wirklich ist, da gibt’s gewaltige Unterschiede).

Die EU ist ein Zusammenschluss demokratischer Staaten, der im Ergebnis undemokratische Strukturen hervorbringt.

Der ganz, ganz wichtige Unterschied: Die EU kann man verlassen, wie die Diskussion in Großbritannien oder den Niederlanden zeigt. Diese Option hatte die Sowjetrepublik XY leider nicht.

Dass wir – wie viele andere – von der EU bei jedweder wirtschaftlichen oder fliegerischen Aktivität mächtig Knüppel zwischen die Beine bekommen liegt nicht an einer wie auch immer gearteten gewaltsamen Durchsetzung eines autoritären Staatswesens, sondern schlussendlich daran dass

a) wir in der Minderheit sind und die Mehrheit mit den Zuständen prima klar kommt oder
b) wir unseren Arsch nicht hochbekommen und an der demokratischen Willensbildung in Deutschland nicht hinreichend teilnehmen oder
c) einer Kombination aus a) und b)

Kirche im Dorf lassen. Lösungswege suchen. Demokratisch handeln.

Oder anders ausgedrückt:
Die Vorschläge von Kroes sind einfach nur strunzdumm.
Die zitierten Äußerungen von Goudou sind unerträglich arrogant.
Totalitarismus sieht aber ganz anders aus.


viele Grüße
Jan Brill
11. Februar 2013: Von  an Jan Brill
Herr Brill,

sachlich haben Sie natürlich recht. Trotzdem halte ich Herrn Becks Darstellung für eine vertretbare Überzeichnung, quasi eine "verbale Karikatur" der Zustände in der EU heutiger Prägung. Eine solche Karikatur ist nicht nur legitim, sondern höchst angebracht in einem Forum, in dem die Mehrheit der Teilnehmer in Ruhe ihrem Beruf/Hobby Fliegen nachgehen möchte und nahezu jeden Verweis auf die politische Dimension dieser Tätigkeit als "Themaverfehlung" betrachtet. (Wenige Ausnahmen unter den Postern hier bestätigen diese Regel.)

Ohne politische Agitation der direkt Betroffenen und eine Stärkung der finanziellen Ausstattung ihrer Lobby, der AOPA, wird die Randgruppe der GA nichts erreichen. Sie ist nicht eine schweigende Mehrheit, sondern eine schweigende Randgruppe, weil sich die Mehrheit ihrer Mitglieder politisch nicht engagiert. Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie doch bitte den Initiator des Infostandes vor dem Münchner Wirtschaftsministerium zum Protest gegen das bayerische Landesentwicklungsprogramm, das keinen Flugplatz für die GA im Großraum München mehr vorsieht. Wieviele Betroffene waren präsent?

Die EU ist ein grundlegend undemokratisches Konstrukt. Alle entscheidenden Gremien Europarat, Kommission und europäischer Rat werden von den Exekutiven der Mitgliedsländer beschickt. Die EU ist eine Debattierplattform (nicht Gemeinschaft, davon kann keine Rede sein) der europäischen Regierenden, nicht der europäischen Bürger. Das Parlament leidet unter überbordender Bürokratie, mangelnden Sprachkenntnissen und der Beraterhörigkeit seiner Abgeordneten, die es wunderbar ermöglicht, das eigene Denken den anderen zu überlassen.

Als europäischer Bürger kann man eigentlich nur hoffen, dass sich die englische Sichtweise "back to basics" durchsetzt. Angesichts der bereits eingetretenen bürokratischen Verkrustung und der vielen etablierten "juicy" Posten im Bereich der EU-Verwaltung ist dies jedoch unwahrscheinlich und der Vergleich der EU-Verwaltung mit den Betonköpfen im Politbüro der UdSSR gar nicht so weit hergeholt.

Beste Grüße

Walter Pohl
Bayernpartei


PS. Sie meinten sicher nicht strunzdumm. Strunz ("Was erlaube Stunz?!!!") = früherer Bundesligaprofi beim FC Bayern. Der richtige bayerische Term heißt "brunzdumm", Abkürzung von "zu dumm zum Brunzen".
11. Februar 2013: Von Achim H. an Jan Brill Bewertung: +5.00 [5]
Also wenn ich die Bilanz des letzten Jahres anschaue, dann haben die Interessensgruppen doch tolle Erfolge erzielt. Der Mist mit den Startstrecken der Turboprops soll jetzt auch wieder fallen und wir bekommen ein wirklich sinnvolles IR.

Und wenn die "EUdSSR" EASA dem Kaiser-Wilhelm-LBA sagt, dass die Cessna SIDs für private Halter nicht verbindlich sind, dann bin ich auch froh dass über der deutschen Verwaltung noch eine übergeordnete Instanz steht.

Viel Licht, viel Schatten. Die Verwaltung war noch nie demokratisch in Deutschland, man sollte also auch nicht zu hohe Ansprüche an die EU stellen.

Dass sich die GA-Lobby nach dem Vorbild Volksfront von Judäa und Judäische Volksfront organisiert, ist doch einer der Hauptgründe warum andauernd neue Säue durchs Dorf getrieben werden. Eine gute Lobbyarbeit sorgt dafür, dass geistiger Dünnschiss die Behörde nicht einmal als Positionspapier verlässt. Mich würde auch einmal interessieren, wieviele von den Moserern in der GA eigentlich Mitgliedsbeiträge an die AOPA bezahlen. Über die Obrigkeit wettern aber sich außerhalb des Stammtisches nicht einbringen verdient nur bedingten Respekt.
11. Februar 2013: Von Lutz D. an Achim H. Bewertung: +3.67 [4]
Ich will mir hier nur zwei Anmerkungen erlauben:

1) Demokratie ist Bringschuld.

Die EU ist ein grundlegend undemokratisches Konstrukt. Alle entscheidenden Gremien Europarat, Kommission und europäischer Rat werden von den Exekutiven der Mitgliedsländer beschickt.

...schreibt ein Repräsentant einer politischen Partei, die die EU vehement kritisiert in diesem Forum. No hard feelings, das ist jetzt auch nicht persönlich - aber wenn man nicht einmal in der Lage ist, die Institutionen der EU fehlerfrei aufzuzählen - wie bitte, soll man dann in der Lage sein, Einfluss zu nehmen, berechtigte Kritik zu üben und vor allem, wie soll man verhindern, dass die Institutionen, die man nicht einmal beim Namen kennen, ein Eigenleben entwickeln? Ich pflichte - gerade auch, weil ich jahrelange Erfahrung als Bediensteter der Institutionen in den Knochen habe - ja vollkommen bei, die Organe der EU haben sich zu weit vom Bürger entfernt und haben ein enormes Demokratiedefizit. Aber wenn wir das ändern wollen, dann haben wir auch eine eigene Verpflichtung, uns ernsthaft mit diesem Gebäude auseinanderzusetzen. Mit einer Kritik am Europarat im Zusammenhang der EU macht man sich allenfalls lächerlich.

2) Achim hat richtigerweise auf das Beispiel der Turboprops und der Startstrecken hingewiesen. Wenn wir als Bürger einen Verbündeten in Brüssel haben, dann ist es das Europaparlament. Ohne den Einfluss dieses Organs (und der Anstrengungen vor allem der AOPA-Germany und ihres Geschäftsführers) hätten Kommission und EASA uns weiter allenfalls mit zynischen Antwortbriefen überzogen. Das EP hat einen relativ schweren Stand gegenüber den anderen Institutionen. Schaut man sich das Bduget des EP an, denkt man, man habe eine Sprachschule vor sich. 50% der Personalkosten gehen für Übersetzungsdienste drauf. Weniger als 800 Abgeordnete vertreten ein 300 Mio Volk in mittlerweile drei dutzend Politikfeldern - unterstützt von jeweils drei Assistenten, die meistens auf Grund der Gehaltsstrukturen nur eine sehr begrenzte Erfahrung mitbringen. Kommission, Ministerrat und die von der Kommission maßgeblich mitgestalteten Agenturen überrollen unsere Volksvertreter ganz bewusst und gezielt regelmäßig. So auch mit dem - und hier kommt ein sehr unpassender Vergleich, ich bin mir dessen bewusst - dem Ermächtigungsgesetz der Europäischen Luftfahrt, der basic regulation. Was hier als Beraterhörigkeit bezeichnet wurde, ist nichts anderes als der Versuch, der Abgeordneten, Interessen gerecht zu werden, eigene Expertise kann man unmöglich entwickeln in dem gegebenen Korsett. Das Europäische Parlament kämpft seit Jahren um mehr Rechte, Einflussmöglichkeiten, Budget für die Entwicklung geeigneter Strukturen (man muss nur mal den Vergleich zum amerikanischen Kongress heranziehen). Die Mitgliedstaaten wollen das nicht. Europas Hauptstädte sind es, die die maßgebliche Schuld daran tragen, dass es in Europa zu einer solchen Entwicklung kommen konnte. Weniger Europa in diesem Bereich, wird uns nicht weiterhelfen.
11. Februar 2013: Von Achim Beck an Jan Brill
Lieber Herr Brill,

Danke für Ihre Antwort. Die Nähe zu Sektierern kann ich nicht nachvollziehen. Inwiefern sektiererisch? Hysteriker?. Vielleicht. Auf jeden Fall bin ich alarmiert.

Sie haben auch Recht, die EU ist keine , NOCH keine Diktatur. Daher schrieb ich "auf dem Weg in die Diktatur" und ich habe daher das Wort gesinnt verwendet. Den meisten "Eurokraten" fehlt das Unrechtsbewußtsein und das Gefühl, dem Gewissen verpflichtet zu sein (typisch auch für alle Diktatoren).

Zumindest muss man das so interpretieren. Ein Mr. Goudou hat überhaupt keine Hemmungen zu zeigen, dass er nicht jenen verpflichtet ist, die seinen Posten finanzieren, von luftfahrt/GA-freundlicher Einstellung ganz zu schweigen.

Auch bin ich nicht der einzige, der die EU auf demokratischen Abwegen sieht (s. Beitrag oben). Und wie die EU agiert und plant zu agieren bestätigt dies: Medienkontrolle durch die EU, Verträge, die gemacht wurden (keine Vergemeinsamung der Schulden) werden nicht eingehalten und beim Rettungschirm schreibt man sich dabei gleich die volle gesetzliche Immunität zu, wobei aber Mitgliedstaaten durchaus verklagt werden können. Das alles stinkt zum Himmel.

Insofern halte ich den, zugegebenermaßen polemischen, Vergleich mit einer Diktatur durchaus angebracht.

Kritik an der Vorgehensweise in der Eurokrise gilt als europafeindlich. Der Weg in den Totalitarismus ist oft subtil. Das erste, was verschwindet ist die Meinungsfreiheit. Auch die ist noch nicht ganz verschwunden, aber manche Fakten darf man nicht mehr sagen, ohne eine Strafe zu riskieren. Keine Freiheitsstrafen, bisher noch Geldstrafen. Trotzdem bedenklich. Dazu die einseitige, meinungslastige Berichterstattung in den dominierenden Mainstream-Medien, auch der staatlichen!

Sicher, das betrifft weniger die Themen der Luftfahrt. Geben wir uns aber keiner Illusion hin, unsere privaten Aktivitäten in der Luftfahrt lassen sich NUR in einem Staat mit freiheitlicher, demokratischer Ordnung ausüben. Kennen Sie ein nichtdemokratisches Land, in dem es eine GA gibt? China will gerne, tut sich aber sehr schwer.

Die Mitgliedsstaaten sind natürlich mit daran schuld. Cameron versucht zu korrigieren. Warum folgen wir nicht? Journalist Wolfram Weimer schlägt genau das auch vor.

Vielleicht sind wir Piloten politisch auch nicht aktiv genug. Andererseits garantiert uns das GG die Ausübung unserer Aktivitäten in Rahmen der Gesetze. Wozu sollte man dafür immer politisch aktiv sein müssen?

Nun gut, totalitär (noch) nicht, aber wie Prof. Schachtschneider schreibt, "wir leben die Freiheit nicht" und befinden uns in einer "sanften Despotie" zwischen Moralismus und Politischer Korrektheit. Der Moralismus, sprich Öko-Idiologie, hat das Potential, die GA zum Erliegen zu bringen. Ich denke da an die Fluglärmaktivisten und Montagsdemonstranten am Frankfurter Flughafen. Da wird nicht sachlich argumentiert sondern ideologisch Position bezogen. Und das ist durchaus öffentlich geduldet. In einem Erzhausener Anzeiger stand: "...wer jetzt nicht gegen Fluglärm aktiv wird, der kann bald nur noch nit Ohrenschützern im Garten sitzen...". Das war nicht in der Rubrik Satire!

Für mich, sehr bedenklich. Hoffentlich bin ich nur hysterisch.

Viele Grüße,

Achim Beck

11. Februar 2013: Von Erwin Pitzer an Achim H.
über die Obrigkeit wettern aber sich ausserhalb des Stammtisches nicht einbringen verdient nur wenig Respekt"

bravo!

wenn ich was zu bestimmen hätte, müsste sich jeder hier mit seiner AOPA-mitgliedsnummer outen. dann wüsste man ungefähr wes geistes kind er ist.

meine lautet : 10260
11. Februar 2013: Von  an Lutz D. Bewertung: +1.00 [1]
Sie haben natürlich Recht. Der Europarat hat nichts mit der EU zu tun.

Die Organe der EU sind, Sie korrigieren mich bitte, der europäische Rat, die europäische Kommission, das EU-Parlament und der Rat (der Europäischen Union, auch als Ministerrat bezeichnet). EZB, EUGH u.a. lassen wir jetzt mal links liegen. Hoffe, Sie sind noch bei mir.

Der europäische Rat ist die Versammlung der Regierungschefs und des Präsidenten der Kommission. Richtig?

Die europäische Kommission beherbergt, wie könnte es anders sein, die Kommissare der Mitgliedsländer, die in manchen Mitgliedsstaaten direkt vom Volk, in anderen von den nationalen Parlamenten gewählt .... äh, tschuldigung, das stimmt so nicht ganz. Die Kommissare werden von den Regierungschefs ernannt.

Tatsächlich von den Bürgern gewählt werden die Abgeordneten des Parlaments, also der Legislative. Die Legislative heißt Legislative, weil die Legislative Gesetze (lat. lex/legis = das Gesetz) erläßt. Folgerichtig beschließen die vom Volk gewählten Abgeordneten im Europäischen Parlament die europäischen Gesetze, die dann von den einzelnen Mitgliedsländern umgesetzt werden. Ferner kontrollieren Sie die Exekutive, also die Räte (Ministerrat und europäischen Rat) und die Kommission. ..... ???? ... Nein? Nicht ganz richtig. Die Abgeordneten beschließen schon den Haushalt, naja, beschließen ist jetzt vielleicht ein bißchen hoch gegriffen. Und mit den Gesetzen haben sie eigentlich auch nichts am Hut. Was also tun die EU-Abgeordneten? Äh ... Hmmmmm ....

Tatsächlich werden die Gesetze in der EU vom Rat erlassen, dessen Mitglieder von den nationalen Parlamenten gemäß deren Zusammensetzung .... Ha!!! Fast hätten Sie mir geglaubt. Aber nix is mit nationalen Parlamenten. Das geht so: Der intellektuell durchschnittlich begabte Bürger in Tattenhausen (Oberbayern, Kreis Rousnhoam) wählt den Deutschen Bundestag. Der Bundestag wählt den Bundeskanzler. Der Bundeskanzler ernennt seine Minister. Die Minister treffen sich mit den jeweiligen Ressortkollegen im Rat der Europäischen Union. Lassen Sie das so gelten?

Etwa 85 % (die Zahl ist nicht von mir, sondern von einem gewissen Herrn Stoiber, macht nichts, wenn Sie den nicht kennen) aller Gesetze, die pro Jahr in der BRD verabschiedet werden, haben ihren Ursprung in den Organen der EU. Also in allen Organen außer dem Parlament. Das ist nämlich von den Bürgern direkt gewählt und daher ungeeignet.

So kommt es, dass sich Mecklenburg-Vorpommern damit abmüht, seine zahlreichen Bergbahnen gemäß den vom Rat erlassenen und in der BRD in nationales Recht umgewandelten Richtlinien zu bauen. Und die Baden-Württemberger freuen sich darüber, endlich eine EU-weit einheitliche Richtlinie zu bekommen, die ihnen erklärt, wie man Kreisverkehre an Straßenkreuzungen anlegt. Das bringt echten Fortschritt ins Ländle, denn bisher hatten die Schwaben, Württemberger und Badenser keine Ahnung vom Straßen bauen und haben sich mit vierradgetriebenen Geländewagen eines ortsansässigen LKW-Herstellers mit Stern querfeldein von A nach B bewegt.

Dafür brauchen und bezahlen wir die Organe der EU.

Die Bayernpartei formulierte übrigens in ihrem 1. Parteiprogramm nach der Gründung 1946 als eines ihrer Ziele, dass nach dem Abzug der amerikanischen Truppen Bayern (als eigener Staat natürlich, eine BRD war damals noch nicht in Sicht) einer zukünftigen europäischen Konföderation angehören solle. Wenn Sie der Bayernpartei also Europafeindlichkeit unterstellen wollen, liegen Sie falsch. Die EU in ihrer gegenwärtigen Ausgestaltung als Union der Regierenden, nicht der Bürger, erlauben wir uns aber zu kritisieren. Damit unsere Kinder und Enkel ein besseres Europa vorfinden.


Beste Grüße
Walter Pohl
12. Februar 2013: Von Lutz D. an  Bewertung: +2.00 [2]
Hallo Banane,

sorry, wollte Dich da wirklich nicht persönlich angreifen, ich weiß ja, dass Du und auch die Bayernpartei sich ernsthaft mit den Fragen auseinandersetzen. Ich wollte nur den Blick dafür schärfen, dass vielerorts Europa ohne jegliche Kenntnisse von Europa debattiert wird. Ich sage noch nicht mal, dass es eine Menschenpflicht gibt, sich dieses Wissen anzueignen, ich sage nur, dass man ohne dieses Wissen nicht effektiv irgendetwas ändern kann.

Außerdem kritisiere ich, dass beständig die falschen angegriffen werden. Die EU hat vor allem auch ein Problem mit der mitgliedsstaatlichen Seite der Regelsetzung, dann ein Problem mit einem politisch im Grunde niemandem verantwortlichen (im Wortsinne) Beamtenapparat in der Kommission - und erst ganz zuletzt ein Problem mit idiotischen Vorschlägen einzelner Politikakteure (der Kroes-Vorschlag wurde hier genannt).

Das wird ganz insbesondere am Komitologie-Verfahren deutlich, in dem die Kommission bemüht ist, die Mitgliedsstaaten zu bedienen - und ihr das Parlament im Grunde vollkommen egal ist. Mit dem Lissabon-Vertrag ist eine Möglichkeit geschaffen worden, das Komitologie-Verfahren zu reformieren. Das Parlament kämpft ernsthaft und mit allen Mitteln dafür, hier endlich einen richtigen Fuß in die Tür zu bekommen - gegen den erklärten Willen den Mitgliedsstaaten und der Kommission, ist ja klar.

Dann doch noch etwas Textkritik zu Deiner Erwiderung. Wir müssen uns jetzt hier nicht Wikipedia-Wissen um die Ohren hauen, aber über ein paar Dinge sollten wir schon Einigkeit erzielen:

Sie haben natürlich Recht. Der Europarat hat nichts mit der EU zu tun.

Die Organe der EU sind, Sie korrigieren mich bitte, der europäische Rat, die europäische Kommission, das EU-Parlament und der Rat (der Europäischen Union, auch als Ministerrat bezeichnet). EZB, EUGH u.a. lassen wir jetzt mal links liegen. Hoffe, Sie sind noch bei mir.

Der europäische Rat ist die Versammlung der Regierungschefs und des Präsidenten der Kommission. Richtig?

Tatsächlich von den Bürgern gewählt werden die Abgeordneten des Parlaments, also der Legislative. Die Legislative heißt Legislative, weil die Legislative Gesetze (..) Und mit den Gesetzen haben sie eigentlich auch nichts am Hut. Was also tun die EU-Abgeordneten? Äh ... Hmmmmm ....


Leider muss ich in aller Deutlichkeit sagen - das ist eine Rückkehr zum oberbayerischen Stammtisch und entspringt einem Verständnis der EU von vor 1992 für die Hälfte aller Politikbereiche und für die meisten Politikbereiche seit 2008. Die Abgeordneten haben mit den Gesetzen nichts zu tun? Das ist grober Unfug.

Etwa 85 % (die Zahl ist nicht von mir, sondern von einem gewissen Herrn Stoiber, macht nichts, wenn Sie den nicht kennen) aller Gesetze, die pro Jahr in der BRD verabschiedet werden, haben ihren Ursprung in den Organen der EU. Also in allen Organen außer dem Parlament. Das ist nämlich von den Bürgern direkt gewählt und daher ungeeignet.

Die Zahl stammt nicht von Stoiber, sondern von einer Untersuchung des Bundesjustizministeriums (noch unter Zypries, das genaue Jahr kenne ich leider nicht auswendig). Genau heißt es dort, dass 84% aller in Deutschland geltenden Gesetze und Verordnungen mittelbar oder unmittelbar ihren Ursprung in europäischen Regelungen haben. Der Schwachsinn mit dem unbeteiligten Parlament steht da natürlich nicht drin.

So kommt es, dass sich Mecklenburg-Vorpommern damit abmüht, seine zahlreichen Bergbahnen gemäß den vom Rat erlassenen und in der BRD in nationales Recht umgewandelten Richtlinien zu bauen.

Ich bin Ihnen wirklich dankbar für dieses Beispiel, denn Sie wissen ja sicher, welches deutsche Bundesland bei der Europäischen Kommission jahrelang für diese Regelung geworben hat? Überhaupt ist die Zahl der von Bayern initiierten Detailregelungen legion. Wird aber in der Debatte auch nicht gerne gehört.


Die Bayernpartei formulierte übrigens in ihrem 1. Parteiprogramm nach der Gründung 1946 als eines ihrer Ziele, dass nach dem Abzug der amerikanischen Truppen Bayern (als eigener Staat natürlich, eine BRD war damals noch nicht in Sicht) einer zukünftigen europäischen Konföderation angehören solle. Wenn Sie der Bayernpartei also Europafeindlichkeit unterstellen wollen, liegen Sie falsch. Die EU in ihrer gegenwärtigen Ausgestaltung als Union der Regierenden, nicht der Bürger, erlauben wir uns aber zu kritisieren. Damit unsere Kinder und Enkel ein besseres Europa vorfinden.

Absolute Zustimmung. ich schrieb es oben schon: Natürlich ist man kein Europafeind, wenn man DIESES Europa nicht gut findet. Ich denke, grundsätzlich liegen wir auch gar nicht so weit auseinander. Mir geht es in erster Linie darum, die Mittel bereitzustellen, konsequent auf das Europa im IST-Zustand einwirken zu können. In der Analyse bin ich ganz bei Ihnen, wir haben eine in weiten Teilen mit einem demokratischen Defizit versehene Europäische Union. Daran sollten wir zum Wohle unserer Kinder arbeiten. Ich bin der Auffassung, dass wir am schnellsten und effektivsten etwas erreichen, wenn wir das europäische Parlament weiter stärken (und endlich einmal richtig stärken) und daneben das Verfahren der gegenseitigen Anerkennung von Gesetzesnormen stärker zur Geltung kommen lassen und das Verfahren der Harmonisierung zurückschrauben.

Wer eine ganz andere EU will, der muss in der Lage sein, Verfahren zu skizzieren, die in der Lage sind, effektive Governance für den Binnenmarkt herzustellen. Wo brauchen wir gemeinsame Regeln? Wo reicht die gegenseitige Anerkennung? Ich sehe bei letzterem große Hindernisse, die in den Mitgliedsstaaten errichtet werden. Darf ein polnischer Kaminkehrer Ihren Kamin kehren? darf ein maltesischer Kinderarzt den Blindddarm Deiner Kinder operieren? Darf ein polnischer Dachdecker ohne deutschen Meisterbrief Dein Dach decken? Darf eine südspanische technische Untersuchungsstelle den TÜV an Deinem Auto abnehmen? Wenn wir diese Fragen an die Bürger herantragen, wird man schnell sehen, dass es vor allem in den großen Mitgliedsstaaten auch enorme Vorbehalte gegen die gegenseitige Anerkennung gibt, was bei der Disparität der Verwaltungen der Mitgliedsstaaten auch kein Wunder ist. Ich bin trotzdem der Auffassung, dass das ein Königsweg wäre.

Viele Grüße

LD




25. Februar 2013: Von Peter Wille an Achim Beck
Als die ULer hier mal wieder abgewatsch wurden, hat das eigentlich niemand gewundert oder richtig aufgeregt. Sicher, 100 Beiträge aber immerhin kein ernsthafter Schaden. In dem Zusammenhang hat mir am besten gefallen: "Leider erhärtet sich hier der Eindruck, daß eine ehrliche, sachliche, ergebnisoffene Diskussion auch von Seiten der Ultraleichten nicht erwünscht ist und daß eine Reflektion über das System und seine Schwächen als Kritik am einzelnen verstanden wird. Wer nicht in der Lage ist ohne auf Ausflüchte des Schemas "Aber die ... machen auch ..." über die Sicherheitskultur zu diskutieren, verdient es gar am Ende nicht, daß ihm eine funktionierende Sicherheitskultut zugesprochen wird?"

Ich mag diesen Satz irgendwie. Gerade im Verlauf dieses Themas hier hat er ganz andere, sehr interessante Bedeutung.

Cherio
25. Februar 2013: Von Hubert Eckl an Peter Wille
Die da wäre?
25. Februar 2013: Von Achim Beck an Peter Wille
Danke!
25. Februar 2013: Von Max Sutter an Peter Wille
Lieber Peter Wille,

ich schließe mich hier Polarus' (oder Polarii?) Frage an. Zuerst dachte ich bei deinem Beitrag nur an Bla, Bla, aber der Satz

Gerade im Verlauf dieses Themas hier hat er ganz andere, sehr interessante Bedeutung

weist auf etwas Tiefergehendes hin, sofern das von Dir überhaupt beabsichtigt war.

Verbirgt sich da eine mir noch unerschlossene Dialektik? Obwohl Butter bei die Fisch für letztere meistens tödlich endet, wäre eine weitergehende Erläuterung nicht verkehrt.

Los, wir sind gespannt!
25. Februar 2013: Von Peter Wille an Hubert Eckl
Na ja, einerseits wird von Sicherheitskultur gesprochen wie von der 3. Welt - als hätte man sie selbst durchnummeriert - andererseits werde ich das Gefühl nicht los, die mentale Komponente der gegenwärtigen Medical Situation müsste in einigen Fällen nochmal überdacht werden.

Aber ich kann mich auch gerne täuschen.

Cherio.
26. Februar 2013: Von Malte Höltken an Peter Wille Bewertung: +3.00 [3]
Es ist ja nett, daß Sie den Satz mögen, und als Autor des Satzes fühle ich mich ob seiner tiefgreifenden Wirkung geehrt, leider aber auch um die Erfahrung bereichert, daß aus an sich zustimmbaren Sätzen (kommt ja letztlich aus meiner Feder) falsche Rückschlüsse gezogen werden. Denn wenngleich es auch in einer Diskussion über die EU zum Aufeinandertreffen von verschiedenen Weltbildern kommt, ist es unweigerlich ratsam, sich an die Fakten zu halten und ein System kritisch zu beleuchten, ohne sich in Ausflüchte über andere Systeme zu ergehen. (N.B: in dem Thread über die Ultraleichten wurde niemand "abgewatscht", Quintessenz war eine Überflüssigkeit der willkürlichen 472,5kg Grenze zugunsten eines konstruktiv begründeten MTOM.)

Wie dem auch sei, Evidenzbasiertes habe ich in diesem Thread weder von Ihnen, noch von Herrn Beck oder Herrn Pohl gelesen. Sie verfallen damit in genau die Rolle, die der von Ihnen zitierte Satz kritisiert.

Daß Herr Beck gar fordert, wissenschaftliche Forschung einzustellen, spricht in diesem Zusammenhang Bände. Die verlinkten Seiten sind ebenso substanzlos, wie man es von "Klimawandelkritikern" vermutet, aber das können andere besser erklären als ich. (MIT Quellenangabe). Über die Gründe kann man nur spekulieren.

Ich plädiere in dem Zusammenhang im übrigen für die Bezeichnung des Verschwörungstheoristen. Der Theoretiker an sich stellt eigene, falsifizierbare Hypothesen auf und unterzieht diese etlichen Versuchen, sie zu widerlegen. Der Ismus leitet seine Weltsicht ab. Der Islamismus leitet sein Weltbild vom Islam ab, der Rassismus von der These einer Rasse, der Sexismus vom Sex, der Maoismus von Mao, etc. Und der Verschwörungstheorismus leitet sein Weltbild von Verschwörungstheorien ab. In den meisten Fällen haben sich die Anhänger diverser Theorien diese nicht aus eigener Geistes Kraft ersponnen und stellen diese Hypothesen nicht der Falsifizierbarket, sind ergo auch keine Theoretiker.

Besten Grusz,
26. Februar 2013: Von Achim Beck an Malte Höltken
Hallo Herr Höltken,

ich meinte NUR die Gender-Forschung, nicht die Forschung generell. Dass dies "so weitergehen muss" bezieht sich auf den Einsturz ideologischer Kartenhäuser, nicht auf die Forschung. Zugegeben, kann man mißverstehen.

Nun denn, und Ihre Fakten? Quelle gegen Quelle ist wie Aussage gegen Aussage vor Gericht. Aber wie und was und von wem etwas geschrieben wird, kann glaubwürdig(er) oder weniger glaubwürdig sein. Da läßt sich nun mal so ohne weiteres nichts evidenzbasiertes wiedergeben. Ist auch immer persönlich bedingt, was man glauben will oder nicht.

Aber ich gebrauche auch meinen Verstand, mein Wissen aus Schule und Studium. Ich meine Basiswissen. Die Erde ist nun mal KEIN Gewächshaus (sonst wäre es in der Wüste nicht bitterkalt in der Nacht). Im Museum der Grube Messel (Raum Darmstadt) wird auch Erdzeitgeschichte behandelt. Nach deren Informationen gab es zur Zeit der Dinos -sage und schreibe- 14 mal mehr CO2 in der Atmosphäre als heute. Alles grün (fast) von Pol zu Pol. Vierzehn mal mehr! Ohne Industrie und Flugzeuge. Aber selbst gemessen habe ich es nicht.

Grüße!

26. Februar 2013: Von Malte Höltken an Achim Beck Bewertung: +1.00 [1]
Ich meine Basiswissen. Die Erde ist nun mal KEIN Gewächshaus (sonst wäre es in der Wüste nicht bitterkalt in der Nacht).

Ich habe nicht vor, hier Ihr Basiswissen zu korrigieren, rate Ihnen aber tunlichst zur Lektüre basiswissenvermittelnder Literatur, bevor Sie ihre Unkenntnis über die physikalischen Zusammenhänge weiter derart plakativ zur Schau stellen. Für den Anfang sind die von mir verlinkten Videos dazu recht tauglich, auch die vom Autor angegebenen Quellen geben Auskunft über die tatsächlichen Zusammenhänge. Wenn Sie es noch fundierter möchten, empfehle ich Ihnen (nicht abschließend) folgende Literatur zum Einstieg:

  • "Thermodynamik", Klaus Lucas, Springer Berlin Heidelberg New York, ISBN 3540262652
  • "Thermodynamics and the Destruction of Resources, Bakshi/Gutowski/Sekulic, Camebridge University Press, ISBN 0521884551
  • "Entropy and Energy. A Universal Competition. Interactions of Mechanics and Mathematics", Müller/Weiss, Springer Berlin Heidelberg New York, ISBN 9783540242819
Ohne korrekte Grundlagen können Sie schwerlich faktisch korrekt argumentieren.

Besten Grusz,

26. Februar 2013: Von  an Malte Höltken Bewertung: +3.33 [4]
Darf ich bitte auf die Einsicht von George Bernard Shaw verweisen, ohne jemanden beleidigen zu wollen? Bitte zumindest nicht hier. Danke!
26. Februar 2013: Von Malte Höltken an 
Dürfen Sie. Danke.
26. Februar 2013: Von Achim Beck an Malte Höltken
Hallo Herr Höltken,

warum hat der verlinkte Film mehr Substanz als z.B. der Bericht von Werner Furrer? Der Film gibt sich den Anschein von wissenchschaftlicher Neutralität. Mir fehlt jedoch ein konkretes Argument einer der Skeptiker (in dem einen Film. Der andere hat ja ein anderes Thema). Es wird nur darauf verwiesen, dass es auch noch Skeptiker gibt. Es heißt ja auch "so called green house effect". Also nicht wirklich wie ein Gewächshaus. Warum wird es dann nicht anders genannt? Und was im erdzeitgeschichtichem Museum an Daten geliefert wird ist also Unkenntnis. Nun gut.

Jedenfalls decken sich meine Beobachtungen der letzten Winter, die wieder kälter wurden nicht mit dem Szenario. Auch in England sind die letzten paar Winter ungwöhnlich kalt und schneereich. Passt auch nicht. Ist aber auch egal.

Allerdings habe ich den Eindruck, dass wir "aneinander vorbei reden". Ich wollte eigentlich nicht den Klimawandel diskutieren, sondern auf die ideologische Komponente in der öffentlichen Diskussion hinweisen. Ob der Klimawandel stattfindet und dabei hauptsächlich vom Menschen verursacht wird ist nämlich völlig irrelevant. Wenn es so wäre, könnten wir ohnehin nur durch einen Innovationsschub (CO2-freie Antriebe und Energiegewinnung) das Problem in Griff bekommen.

Damit Sie mich nicht falsch verstehen, ich bin nicht gegen Reduktionsmaßnahmen, im Gegenteil. Aber bitte nur wenn/wo sinnvoll, also technisch machbar und bezahlbar.

Die europäischen Arilines sind stark benachteiligt und sie haben keine Alternative. Es gibt noch keine CO2-freien Antriebe. Dieser CO2-Handel ist quasi ein Angriff auf deren Geschäfstbetrieb. Dieser wird aber durch die ideologische Komponente gerechtfertigt. Im Endeffekt aber im europäischen Alleingang sowieso wirkungslos.

Außerdem versuchen einige -wie Al Gore- daraus Profit zu schlagen, andere wollen uns mit der Angst (negativ) beeinflussen. Ds erinnert mich nun mal an frühere Geschehnisse: FCKW und Ozonloch. Was ist damit heute? Saurer Regen und der Schwarzwald steht, meines Wissen nach, immer noch.

Viele Grüße!

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