Hallo Adrian,
Frankreich, Portugal, Spanien, da kann ich ggfs. etwas beitragen.
Wir haben vor ein paar Monaten diese drei Länder im Rahmen unseres Europa - Kreuzflug intensiv mit dem eigenen Flieger bereist.
Spezialisiert auf weltweite Individualreisen war es dieses Mal unser Ziel, sowohl aus der Luft, vom Boden und Wasser aus „west-europäische Hideaways“ zu entdecken, die man als "normaler" Pauschaltourist so nicht zu Gesicht bekommt.
Unsere Route hat uns damals von Deutschland aus nach Beaune, Aix Les Milles, Propriano, Figari, Son Bonet, Castello, Muxamiel, Granada, Portimao, Braganca, Burgos, Biarritz, Arcachon, Troyes und Deutschland geführt.
Wenngleich nicht alle Plätze und Destinationen für dich interessant sein dürften, so doch vielleicht ein paar weiterführende Infos für dich zu Plätzen, die auf dem Weg nach Portugal liegen.
Als Plätze zum Tanken, je nach Wahl der Route, eignen sich mit Totalkarte insbesondere die Plätze von Beaune und Aix-Les-Milles. In Beaune ist A/A angesagt, Aix spricht bestes Englisch, auf beiden Plätzen ist der Turnaround unter 30 Minuten möglich.
Selbiges ist für Troyes (Zahlen mit EC Karte am Tankautomat) möglich. Falls es auf dem Rückweg an der franz. Atlantikküste vorbeigehen soll, so ist eine Landung in Arcachon, an Europas höchster Düne, empfohlen. Der Anflug ist anspruchsvoll, daher die Anflugkarte gründlich studieren - ich habe mich da im Anflug ganz schön verfranzt. Totalkarte und gutes Englisch machen es dennoch leicht. Nach der Landung unbedingt gegenüber vom Tower eine „Ente“ mieten und damit franz. like zur Düne cruisen - französischer geht es kaum!! :)
Einmal in Spanien wird es vom Tanken her teurer.
Während man in FR gut mit Avgas-Preisen unter 2€ zurechtkommt, kostet Spanien eher um 3 €. Die berühmt berüchtigte Steuernummer, von deren angeblicher Notwendigkeit man immer wieder liest, habe ich an keinem der Plätze benötigt (s.o. Route).
Tanken in Spanien, und eigentlich alles Anderes auch, dauert deutlich länger als in D und Frankreich. Oftmals sind die Plätze nicht besetzt, sodass es keinen Sprit gibt, man muss also die Öffnungszeiten der Plätze im Auge behalten. Meist kommt man erst gegen 11:00 Uhr morgens los und brettert dann VFR in< 1.000 ft AGL durch die Thermik oder über Meer. Spanien ist von oben vor allem eines: gebirgig, braun oder blau.
Als guter Tankstopp erwies sich Muxamiel bei Alicante. "Gut" heißt in diesem Fall, dass ein Platz angeflogen werden konnte, der organisatorisch nicht über die aena abgewickelt wird, sodass die Preise im Rahmen sind. Auf der anderen Seite geht alles noch langsamer als sonst, wir haben gute 2 Stunden für Landung und Tanken sowie Flugplanaufgabe gebraucht. Diesbezüglich noch ein Tipp: auch wenn die Flugplanaufgabe via Skydemon und dfs-ais verlockend einfach erscheint - unserer Erfahrung nach liegen die Flugpläne dann oftmals nicht vor, wenn diese nicht direkt über das spanische System laufen. Daher unbedingt in Gedächtnis rufen, wie die guten alten ausgedruckten Flugplanformulare auszufüllen sind.
Darüberhinaus ist bei kontrollierten Plätzen der Zugang zum Apron ohne abgestempelten Flugplan nicht möglich.
Für einen Tankstopp und kurzen Hüpfer ins Meer eignet sich Castello recht gut. Der Flugleiter ist ein bisschen kauzig, aber insgesamt sehr nett. Der Weg vom Flugplatz zum Strand sind wenige hundert Meter. Aber Vorsicht:
das Flugplatz-Gelände wird nachts verschlossen, Abflug nur möglich, wenn jemand am Platz ist - meist erst im Laufe des Vormittages.
Eine wunderschöne Destination (und Highlight der Reise!!) ist m.E. Granada. Allein der Anflug durch die hohen Berge der Sierra Nevada ist grandios.
Wenig Verkehr, freundliche Leute, kein Handling. Am Platz kann ein Mietwagen aufgenommen werden.
Granada ist mit Alhambra und dem maurischen Touch, Albaicin, einfach wunderschön und man kann dort ohne Probleme mehrere Tage verbringen. Empfehlen kann ich eine Fahrt mit dem Bus (ab Busbahnhof) hoch in die Sierra Nevada.
Gegen 9 fährt der Kleinbus hoch, gegen 17 Uhr wieder runter. Man hat dann den ganzen Tag die Möglichkeit, einige Hunderte Höhenmeter bis auf ca. 3700 Meter „wandernd“ zu erklimmen - die Ruhe, der Blick runter ins Tal, bis nach Granada Stadt auf der einen und bis zum Mittelmeer auf der anderen Seite, dazu die weißen Planen der Almeria, gigantisch!!
Von Granada aus sind wir anschließend über Huelva nach Portimao an der Algarve geflogen - ein absoluter fliegerischer Leckerbissen. Die Route führte uns an der Küste entlang an menschenleeren Sandstränden vorbei, weiter durch die Kontrollzone von Faro (VFR Route!) und schließlich Richtung Portimao an der wundervollen Sandstein-Steilküste vorbei.
Der Anflug auf Portimao ist Richtung Westen vergleichsweise anspruchsvoll und recht windig (x-wind), aber gut machbar. Vorsicht, der Anflug führt über den „Hausberg“ von Portimao.
Ab Portimao finden auch kommerzielle Flüge statt, wenn diese angekündigt sind empfiehlt es sich, Warnweste zu tragen und auf den eingezeichneten Betriebsflächen zu bleiben. Ansonsten alles entspannt.
Portimao selbst ist nicht wirklich schön, uns hat das 30 km entfernte Lagos wesentlich besser gefallen.
Etwas außerhalb von Lagos (Richtung Sagres) kann man wunderbar an der felsigen Küste entlang spazieren, oder ein Kanu mieten und damit die wundervollen Höhlen und blauen Lagunen vom Atlantik aus bewundern.
Da wir unsere Fahrräder mit dabei hatten, haben wir ausgedehnte Touren bis nach Sagres gemacht und dort wundervolle, menschenleere Buchten entdeckt - Australien kann nicht schöner sein!!
Kurzzeitig hatten wir überlegt, von Portimao nach Cascais (Lissabon) zu fliegen, uns dann aber entschieden, die wundervolle Küstenstraße von Lagos aus nach Lissabon zu nehmen.
Man benötigt etwa vier Stunden für einen Weg, lernt dafür aber ursprünglichstes Portugal kennen, wundervolle kleine verwunschene Städtchen, grandiose Landschaft, herrliche Pinienwälder und Strände.
In Lissabon haben wir uns ausschließlich mit der Metro fortbewegt, was sehr gut geht. Wir haben diese Stadt lieben gelernt. Anders als z.B. Barcelona, ist alles etwas weniger prunkvoll, aber dafür um so vieles leidenschaftlicher und herzlicher. Die Fahrt mit der alten gelben Tram ist „Pflicht“, man steht aber gute 1,5 Stunden an.
Ansonsten sollte man sich durch Lissabon einfach treiben lassen und genießen. Abwechslung für die Kinder bietet sicherlich das Meeresmuseum im neuen, modernen Viertel.
Nach einer Woche Lissabon und zwei Wochen Algarve sind wir über Braganca (nur Tankstopp, dort spricht niemand Englisch aber mit Händen und Füßen kein Problem, extrem gastfreundlich), Burgos (menschenleerer regional Flughafen ohne Verkehr, sehr nett, feines, kleines Städtchen), Mimizan, Troyes nach Deutschland geflogen.
Auf dem Rückweg lohnt ein Abstecher ins schöne, mondäne Biarritz. Dort kann man wundervolle Sonnenuntergangsbilder vor der Kulisse der rauen See und der schönen Pyrenäen machen!!
Ein aktueller Hinweis bezüglich Mimizan:
seit Juli 2018 erhebt man dort Lande- und Abstellgebühren (Info aus Juni 2018), des Weiteren sollten immer mal wieder die NOTAMS zu LFCZ im Auge behalten werden.
Gerade außerhalb der Sommerferien erhält man Sprit nur mit 24h PPR, wird aber per NOTAM angekündigt. Zur Zeit sind auch wieder einige NOTAMS aktiv.
Einmal in Mimizan gelandet, sind alle sehr, sehr freundlich und hilfsbereit.
Verlässlichen Sprit erhält man in Arcachon, wie bereits geschrieben.
Unten ein paar Fotos und ein Video von der ganzen Tour als Appetizer - Europa ist ein wundervoller „Kontinent“ und hat bei vergleichsweise kurzen Distanzen eine extrem große Vielfalt zu bieten!!
In einigen Jahren werden wir diese Tour sicher, mit anderen Schwerpunkten, nochmals machen.
Viel, viel Spaß!!