Wir bekamen eine Tasse zum Degustieren; der Kaffee schmeckte uns allerdings nicht besonders, obwohl er, gemahlen und in einem Glas zur Geruchsprobe gereicht, deutlich intensiver roch als der normale Bali-Kaffee. Auch Lemon Tea, Ginger Coffee, Vanilla Coffee, pure Cacao und weitere Spezialitäten wurden ansprechend präsentiert, waren aber alle derart stark gesüsst, dass der Anblick der Landschaft eher in der Erinnerung verhaften bleiben wird als der Geschmack der Getränke.
Wer erwartet hatte, wir würden jetzt die Fahrräder ausgehändigt bekommen, sah sich getäuscht – im Auto ging es weiter, bald sanft ansteigend, zu einem Aussichtspunkt, welcher einen atemberaubenden Blick auf einen der letzten zwei noch aktiven Vulkane Balis erlaubte. Deutlich waren die noch immer vegetationslosen Lavaströme des letzten grösseren Ausbruchs von 1968 auszumachen.
Noch immer keine Velos! Also weiter im Auto, jetzt aber über eine schmale Nebenstrasse talwärts, bis wir endlich auf einen am Strassenrand parkierten Pickup trafen, welcher fünf Mountainbikes geladen hatte.
Wir fuhren, juristisch belastbar instruiert über die Bedienung der Bremsen und über die Regeln des Linksverkehrs los. Dazu traten wir genau einmal in die Pedalen, um danach während der nächsten 90 Minuten nur noch zu bremsen. 25 km führte unser Weg talwärts, zunächst durch Citrus- und Kaffeeplantagen, weiter unten dann durch pittoreske Reisfelderterrassen, deren sattes grün immer wieder durch kleine Tempel oder mit Fahnen geschmückten Bambusmasten unterbrochen wurde. Und wenn man genauer hinhörte, erkannte man, dass die meisten dieser Masten ein Windrad trugen, welches nach jeder halben Umdrehung gegen den Mast schlug und so einen drehzahlabhängigen Rhythmus erzeugte, welcher die bösen Geister vertreibt.
Als die Strasse so flach wurde, dass die erste Anstrengung drohte, wurden wir angehalten, mit frisch gepflückten Früchten versorgt und dann im Auto zum Hotel zurückgebracht. Wir beschlossen, keinem der Mitreisenden ein Wort über die Art der Tour zu verraten, um unser eben erst erworbenes Image der harten Kerle nicht zu zerstören.
Was uns bis zum Schluss nicht klar wurde: ob die verwinkelten, umfriedeten Gebäudeansammlungen Wohnsiedlungen oder Tempelanlagen sind. Deshalb meldeten wir uns für morgen zu einer Tempelbesichtigung an.
Wir waren ganz erfüllt von unseren Erlebnissen; nur ein Wermuthstropfen blieb auch hier zurück: die achtlos weggeworfenen Abfälle, welche die Landschaft verschandeln, sind beängstigend. Vielleicht habe ich es in einem früheren Bericht schon einmal geschrieben – die Erde ist an homo sapiens erkrankt, wahrscheinlich unheilbar erkrankt.