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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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6. Februar 2019: Von Alexander Callidus an  Bewertung: +2.00 [2]

Das im heutigen Wissenschaftsbetrieb die etablierten Wissenschaftler im Peer-Review entscheiden, was seriöse Wissenschaft ist und was nicht?

Entschuldige, das ist absolut dummes Zeug. Kriterien einer Peer-Review sind eine rational nachvollziehbare Methodik, eine damit geeignet beantwortbare Fragestellung und dann eine praktische Relevanz, also allgemeines Interesse. Wenn Du jetzt in geblindeten prospektiven ausreichend gepowerten Studien zeigen könntest, daß Du mit Homöopathie die Dauer der objektivierbaren Symptome einer Erkältung um 30% verminderst, wirst Du mit Deiner Veröffentlichung in Lancet, BMJ oder JAMA landen, also im Olymp der "Schulmedizin". Das ist ganz einfach.

Was die etablierten Wissenschaftler angeht: die Journals suchen natürlich Leute, die den Sachverhalt aus eigener Anschauung beurteilen können, etwas von wissenschaftlicher Methodik verstehen und dann auch noch die intellektuelle Kapazität haben, ein fundiertes Urteil zu fällen. Solche Leute findet man wenig überraschender Weise halt unter Wissenschaftlern. Ich kenne die Algorithmen der Herausgeber nicht, aber nach einigen Veröffentlichungen in internationalen Journals als Erstautor bist Du definitv in deren Liste zum Thema.

6. Februar 2019: Von  an 

Kannst Du mir bitte die wissenschaftliche Studie nennen, die eine Wirksamkeit der TCM bestätigt hat? Das interessiert mich!

Gerne auch nochmal nur als Beispiel: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5523548/

Aber Deine Formulierung zeigt schon das fundamentale Problem auf:

Natürlich gibt es nicht DIE Wirksamkeit DER TCM.

Wenn man die Methodik der NCCIH auf die Schulmedizin übertragen würde, dann käme ich auch zu dem Ergebnis, dass die meisten klinischen Versuche und Studien scheitern (im Sinne, dass sie nicht die Evidenz dafür bringen, dass ein bestimmter Wirkstoff besser wirkt, als ein Plazebo). Daraus würde jetzt keiner auf die Idee kommen, die Wirksamkeit der Schulmedizin an sich zu bezweifeln.

6. Februar 2019: Von  an  Bewertung: +1.00 [1]

Die Seriösität der zitierten Studie kann ich nicht beurteilen.

Grundsätzlich aber ist der Stand der Wissenschaft dass TCM, ebenso wie Homöopathie und praktisch alle anderen "alternativen Therapien" keinen Wirksamkeitsbeweis erbracht haben - und leider in Deutschland auch nicht erbringen müssen.

Placebo is kein Wirksamkeitsnachweis sondern ein psychologischer Effekt, der lediglich von den Heilern zu Marketingzwecken ausgeschlachtet wird.

Vielleicht sollten wir einen Kräuter-basierten Ölzusatz gegen die Korrosion von Nockenwellen bei langen Standzeiten entwickeln? Momentan würden sie uns die Bude einrennen. Nur Achim würde müde lächeln :-)

Zitat Florian:

Wenn man die Methodik der NCCIH auf die Schulmedizin übertragen würde, dann käme ich auch zu dem Ergebnis, dass die meisten klinischen Versuche und Studien scheitern (im Sinne, dass sie nicht die Evidenz dafür bringen, dass ein bestimmter Wirkstoff besser wirkt, als ein Plazebo). Daraus würde jetzt keiner auf die Idee kommen, die Wirksamkeit der Schulmedizin an sich zu bezweifeln.

Mit dieser Einstellung (und diesem Unverständnis wissenschaftlicher Prozesse) öffnet man dem Aberglauben Tür und Tor- und macht ihn so gesellschaftsfähig.

6. Februar 2019: Von ingo.fuhrmeister@freenet.de fuhrmeister an 

Ja, schon klar: Es gibt halt Schuster, die mehrere verschiedene Leisten im Lager haben und solche, die nur genau einen besitzen. Bei letzteren ist eben das Kernproblem, dass sie nur entweder rechte oder linke Schuhe machen können - aber nie beide...

das darfst du nicht so kompliziert ausdrücken....: manche leute haben alle tassen im schrank....nur...sie benutzen sie nicht in der richtigen reihenfolge....

statt tcm...meint ihr nicht thc???

ppa

ifu

6. Februar 2019: Von Olaf Musch an Chris _____

Beispiele: Intercept, Netzpolitik, Nachdenkseiten, Fefes Blog, Genderama, Lawblog, die Kolumnen von Thomas Fischer in SPON und Meedia, Telepolis...

Danke für die Beispiele. Netzpolitik und Telepolis (als Informatiker bin ich mit dem Heise-Verlag ohnehin sehr vertraut) kenne ich natürlich, Intercept und Lawblog schaue ich mir vielleicht in Zukunft auch an.
Ich hoffe, Du liest auch andere Kolumnen bei SPON?

Bei den Nachdenkseiten (da gab's wohl 2015 Stunk mit einem Mitgründer), Genderama (das wohl themenfokussiert als "linkes Männerkampfblatt" fungiert) und Fefe (der auch zugibt, hin und wieder gezielt Falschmeldungen zu verbreiten - angeblich um die Medienkompetenz seiner Leser zu stärken) wäre ich noch "kritischer" beim Lesen, als ohnehin schon. Wenn das nicht "Manipulation" ist...

Gerade die Nachdenkseiten verlinken heute auf ein Interview ihres Herausgebers mit RT (auch ein Staatsfernsehen) in dem er wohl den "klassischen" Medien vorwirft, die Diskussion um die Rolle der Medien in der Gesellschaft nicht zu führen. Ich habe mir dieses Interview jetzt noch nicht angeschaut, aber gerade der Fall Relotius zeigt doch z.B., dass der Spiegel das Thema - zugegeben, nach langer Zeit - jetzt etwas besser aufarbeitet. Und viele Kolumnen bei SPON thematisieren die Rolle der Medien doch immer wieder (Augstein, Lobo, ...).

IT-kritisches hole ich mir nicht bei Fefe, sondern "direkt" beim ccc (unter anderem die Videos der Vorträge vom letzten 35C3) und dem heise-Newsticker, der inzwischen auch ein etwas weiter gefasstes Spektrum beleuchtet, als "nur Computer" (u.a. auch Diesel-Skandal etc.).

Olaf

6. Februar 2019: Von Hofrat Jürgen Hinrichs an  Bewertung: +2.00 [2]

Naja, beim ersten Lesen der Arbeit fallen ein paar Dinge auf:

  • relativ kleine Patientenzahl
  • in der PubMed-Database finden sich keine weiteren Studien zu der Substanz
  • Signifikante Unterschiede zwischen Plazebo- und Kontrollgruppe erst nach 12 Wochen und nur bei subjektiven Symptomen
  • wenn ich es richtig verstanden habe, keine echte Plazebogruppe, sondern eine Kontrollgruppe mit 1/10 Dosierung
  • keine absolute Dosisangabe
  • die Wahl der Parameter "PASS" und "MCII" wird nicht begründet (dann drängt sich immer der Verdacht auf, dass sie im Nachhinein so gewählt wurden, dass das Ergebnis signifikant ist)
  • Randomisierung etwas fraglich, da bei nur 20 Teilnehmern pro Gruppe größere Baseline-Unterschiede zwichen den Gruppen zu erwarten wären.

Das heißt alles nicht, dass die Substanz nicht wirkt, aber belegt eben eine Wirkung auch nicht. Dazu benötigte man härtere Endpunkte, eine Dosis-Wirkungs-Beziehung und unabhängige Replikationen der Studie.

Zu den Lehrbüchern: Medizin findet nicht nur in Lehrbüchern statt. Auch Wissenschaft ist nicht nur das, was in Lehrbüchern steht. Richtig ist allerdings, dass ein Ergebnis, bevor es in die Lehrbücher aufgenommen wird, kritisch diskutiert und weiter untersucht wird. Nur aufgrund der von Dir angeführten Studie, die zudem methodisch unzlänglich erscheint, wird man die Lehrbücher sicher nicht umschreiben. Sollte die Studie, methodisch sauberer wiederholt repliziert werden, wird die Substanz sicher Eingang in die Lehrbücher finden.

Das meinte ich mit fehlendem Verständnis dafür, wie Wissenschaft funktioniert: viele "Ergebnisse" aus der "Alternativmedizin" werden nicht aufgrund einer "Lehrmeinung" abgelehnt, sondern weil sie eben nicht ausreichend belegt sind. Guckst Du hier.

6. Februar 2019: Von Chris _____ an Olaf Musch

Ja natürlich lese ich alles mögliche andere auch. Aber zu den SPON-Kolumnisten: Stokowski und Fleischhauer sind unerträglich. Stöcker auch. Augstein meistens auch. Lobo ist manchmal gut, kommt mir aber zu blasiert daher. Mehr fallen mir jetzt nicht mehr.

Und Fefe hat einen sehr validen Punkt mit seiner "Medienkompetenz": er schreibt ja immer wieder, man soll auch seine Kommentare nicht unkritisch einfach übernehmen.

Dass Spiegel den Relotius-Skandal (der eigentlich ein Spiegel-Skandal ist) gut aufarbeiten würde, sehe ich anders. Eher so: https://uebermedien.de/33962/der-spiegel-und-die-gefaehrliche-kultur-des-geschichten-erzaehlens/

Ist jetzt aber alles sehr off-topic.

Übrigens, wenn dich Leselisten interessieren, TJ hat auch mal eine sehr interessante solche Liste gepostet.

6. Februar 2019: Von B. S.chnappinger an 

Alexis vC: 100% Zustimmung.

Florian S: Schreib‘ lieber über die Fliegerei, da kennst Dich aus.

An Euch Beide: Bei Eurem offensichtlichen intellektuellen Anspruch könntet Ihr mal die Regel mit dem Komma und danach „dass“ anwenden

6. Februar 2019: Von Chris _____ an B. S.chnappinger

Regel mit dem Komma und danach „dass“ anwenden

Wie geht die denn? (frage ich mal als alter Lateiner)

6. Februar 2019: Von  an B. S.chnappinger

Ich weiß, dass ich oft schlampig tippe, aber DEN Fehler mache ich eigentlich nicht! :-)

6. Februar 2019: Von B. S.chnappinger an Chris _____

Hier geht‘s um deutsch. Ich wundere mich, dass (!) ich Dir das erklären soll...

6. Februar 2019: Von  an B. S.chnappinger Bewertung: +1.00 [1]

Deutsch ;-)

6. Februar 2019: Von B. S.chnappinger an  Bewertung: +2.00 [2]

Besser hätte ich schreiben sollen "die Kommaregel, sowie die Regel mit dass". Und ja, Deutsch.

Heute 10:42 (... Wissenschaft, dass..., .... Wirksamkeitsnachweis, sondern...,)

Heute 08:59 (... so zu tun, als ob...)

Heute 00:09 (... so tut, als ob...)

6. Februar 2019: Von  an B. S.chnappinger Bewertung: +1.00 [1]

Danke! Einfach schlampig .... sorry!

6. Februar 2019: Von Lutz D. an B. S.chnappinger Bewertung: +3.00 [3]

Was hat das dass mit dem Komma zu tun?

Ich wundere mich immer, dass das dass, das nach einem Komma steht, das nicht vergessen werden sollte, selten richtig geschrieben wird. Das(s) hat aber mit dem Komma nichts zu tun.

Insofern bist Du zum dass vielleicht nicht sprechfähig.

Oder anders: Die Dass-Komma-Regel ist ein OWT.

6. Februar 2019: Von Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu an Olaf Musch

Olaf und Chris,

Eure Diskussion "Was liest Du?" fand ich spannend.

Heise-Welt (inkl. viel zu selten Telepolis) definitiv, Fefe hat mich bisher nicht gefesselt.

Ich stehe politisch eher um das Spektrum Don Alphonso, Broder, Fleischhauer, also aus Deiner Sicht, Chris, rechts von Dir. Autoren, die ich gerne wegen ihrer Leichtigkeit und Spötteleien lese, sind Alan Posener, und - ja da fällt mir jetzt nicht viel ein... Bei Wagenknecht machen die ersten zwei oder drei Absätze noch Spaß im Sinne einer m.E. oft richtigen Analyse, aber dann geht es ab in die Richtung, die ich nicht will.

Bei Sascha Lobo habe ich erkannt, dass der Mann mehr als auffällige Haare zu bieten hat - es ist mir aber oft zu prollig, und zu sehr Berliner netzaffine Szene und zu wenig Kenntnis der ganzen Welt.

Was / wen könnt Ihr mir Richtung Posener, Richtung "links", ans Herz legen?

Am wenigsten verzichten würde ich zur Zeit auf die NZZ (Neue Züricher Zeitung) wollen - diese unaufgeregte, bescheidene Art aus der Schweiz auf die Dinge zu sehen, und die Vielzahl von Artikeln zu Themen, die man noch nicht gesehen hat, wenn SPON und xy durch ist, ist bereichernd. Politisch aber, vorsichtig, definitiv konservativ.

Ansonsten habe ich neben NZZ im Digitalabo: Welt, Postillion und Rheinische Post (für den Dorfkrams). Handelsblatt habe ich früher oft gelesen, da stimmt für mich Preis/Leistung aber nicht.

Die halbwegs vollständige Liste "rechts" findet Ihr übrigens hier vom internationalen Schwergewicht, dem Kölner Stadtanzeiger, zusammengetragen:

https://archive.is/fmmNz

Im Archiv ist der Originalartikel, später ist dem Kölner Stadtanzeiger dann aufgefallen, dass man wohl doch nicht in der Liga spielt, über die NZZ zu richten.

7. Februar 2019: Von B. S.chnappinger an Lutz D. Bewertung: +2.00 [2]

Was das mit dem Komma zu tun hat? Ganz einfach, sehr häufig kommt ein „dass“ nach einem Komma. Und ja, nicht nach jedem Komma kommt ein „dass“ und nicht jedes „dass“ erfordert ein voran gestelltes Komma. Aber das weißt Du natürlich längst und stellst Dich nur ein bisschen kompliziert an um Deinen Quark hier los zu werden.

Zudem hatte ich einige postings später (gestern 13:13 Uhr) präzisiert, dass (!) es mir um falsch gesetzte oder vergessene Kommas sowie um den richtigen Einsatz von „dass“ anstatt „das“ geht.

Näheres erfährst Du im Leistungskurs Deutsch, kriegt mancher mit gutem Sprachgefühl auch ohne Schule hin ohne groß nachzudenken oder auch hier: https://german.stackexchange.com/questions/2316/kommt-vor-dass-ein-komma-wenn-es-zusammen-mit-einem-verbindungswort-steht

Nimm‘ Dir ein Beispiel an Alexis vC, der als Betroffener nicht rum lamentiert hat, sondern recht souverän geäußert hat, dass ihm hie und da Flüchtigkeitsfehler unterkommen.

Dein seltsames „nicht sprechfähig“ kannste behalten! Wenn Du damit geschwurbelt ausdrücken wolltest, ich sei diesbezüglich nicht kompetent, dann schreib‘s doch in ordentlichem Deutsch hin!

7. Februar 2019: Von Lutz D. an B. S.chnappinger Bewertung: +7.00 [7]

Was ordentliches Deutsch ist, entscheiden Gottseidank nicht kleinkarierte Spießbürger, deren einziger Beitrag zum Diskurs darin zu bestehen scheint, über Jahre hinweg Form vor Inhalt zu stellen. Auch das ist eine Form mangelnder Sprechfähigkeit. Und wenn Dir einzelne Wörter nicht geläufig sind, kannst Du ja im Duden nachsehen, anstatt anderen Merkwürdkeit zu attestieren. Abiturzeugnisse können wir dann gerne später noch hochladen.

7. Februar 2019: Von  an Lutz D. Bewertung: +3.00 [3]

Klima ist der Ton bei PuF im Allgemeinen - in diesem Thread nur schlechtes Wetter!

;-)

7. Februar 2019: Von Lutz D. an  Bewertung: +3.33 [6]

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle einen kleinen Beitrag aus dem Maschinenraum des Kampfes um die Deutungshoheit in Sachen Klimawandel hier beisteuern.

Es war das späte Jahr 2000 oder das frühe 2001, so ganz erinnere ich es nicht mehr, jedenfalls aber vor dem 11. September. Ich hatte gerade meine Karriere als Liegen- und Schlafwagenschaffner beendet mit der ich mein erstes Studium zu finanzieren suchte und war einer dem Studium naheliegenden Eingebung folgend in die Politik als Beruf gewechselt - nachdem ich Max Weber gelesen hatte. Viele machen es umgekehrt, was nicht ratsam scheint, und werden gar Politiker. Jedenfalls habe ich mit meinem damaligen Professor(vertreter) eine kleine Agentur für politische Kommunikation mit Sitz im Ruhrgebiet gegründet (in einer kleinen möblierten, schäbigen Wohnung (die dort teilweise auch noch Monate später für Dritte eingehenden Anrufe wären einen eigenen Text wert) und wenig später holten wir die ersten Budgets rein und machten plötzlich sechsstellige Umsätze. Wenn eine kleine, unbekannte, halbstudentische Agentur für politische Kommunikation plötzlich mehrere Fortune500 Unternehmen als Kunden hat und besagte sechststellige Umsätze macht, dann muss man Acht geben. Oder: dann sollten andere Acht geben. Denn man hat entweder den Stein der Weisen entdeckt oder gibt sich für Sachen her, die andere nicht machen wollen oder würden. In meinem Falle traf beides zu, wir hatten erfolgreich einige Konzepte aus den USA übernommen und boten diese - als eine Art Vorform des Web 2.0 - dem Meistbietenden an. In der politischen Kommunikation ist es so, dass der Meistbietende niemals eine NGO ist. Weshalb letztere immer wenig Geld aber einen guten Ruf haben. Weshalb es nahe lag, eine solche NGO zu gründen, mit dem Geld der Meistbietenden. Diese NGO nennen wir der Einfachheit halber Center for the conservative Europe (CCE), denn das kommt dem Inhalt am nächsten, freilich war der Name leicht anders. Mit diesem Vehikel begann man nun, Einfluss zu nehmen und nur darum geht es bei jeder politischen Kommunikation: Einfluss.

Ein Instrument dazu waren lunch debates in Brüssel, die,richtig mit den damals zur Verfügung stehenden neuen Tools versehen, Projektionsfläche und weithin wahrnehmbaren Spiegel für die Eitelkeiten von Entscheidern boten. Man lud beispielsweise reihum politische Korrespondenten wichtiger Medien als Moderatoren ein, die andere politische Korrespondenten zur Teilnahme ermunterten, welche dann entsprechend berichteten - und bei einer nächsten Veranstaltungselbst die Rolle eines bezahlten Moderators annehmen konnten.

Eine große Stütze konservativer Agenda waren und sind seit jeher die Tabakindustrie, was, wenn ich es schreibe, ein wenig plakativ klingt und dennoch wahr ist. Und so kaufte sich ein großer Tabakkonzern, nennen wir ihn Korean Tobacco National (KTN), die Unterstützung des CCE für die Durchführung einer Veranstaltung. Ich weiss, dass wir im Auto nach Brüssel den Spiegel oder den Economist lasen und dieser einen George W. Bush als Cowboy auf dem Titel hatte. Auch damals glaubte man in gewissen Kreisen schon, es mit dem dümmsten denkbaren Präsidenten zu tun zu haben. Wer ihn mal getroffen hat, [EDIT Komma nachgetragen] weiss, dass das eine wenig stichhaltige Annahme war. Wer ihn nicht getroffen hat, kann es sich anhand komparativer Betrachtung aber ebenfalls eindrücklich machen.

Von der Veranstaltung erinnere ich zwei Dinge. Zunächst das Vorgespräch. Es fand in einer geräumigen Suite eines amerikanischen Hotels in Brüssel statt. Amerikanische Hotels sind nirgendwo auf der Welt die ersten am Platz, aber Amerikaner frequentieren sie gerne, weil sie sicher sein können, sich in all dem Plüsch und wohlbeschildertem Ambiente gleich zu Hause zu fühlen. Ich kam in besagte Suite und sich bot mir eine Szene, wie ich sie aus Dallas zu kennen meinte. Ein Amerikaner, der Lionel Ritchie zum Verwechseln ähnlich sah, stand in der Mitte des Raumes mit einer Zigarre in der Hand und in einem viel zu großen Ohrensessel saß…nein lag…seine Tochter. Umwerfend, in der Blüte stehend, wie vom Strande Malibus gepflückt, die Beine übereinander geschlagen, den Kopf mit einer Hand abstützend, Kaugummi kauend. Der Amerikaner verantwortete die Kommunikation besagten Zigarettendrehers und war das, was man in meiner Branche den Budget Holder nennt. Auch im Raum war ein amerikanischer Professor, ein echter Professor, fellow eines einflussreichen amerikanischen Think Tanks, den wir hier mal das Cicero Institute nennen,was dem Cicero unrecht tut. Den Professor nennen wir Fred Dancer, ich neige nach all den Jahren weiter zur Vorsicht, was man mir verzeihen möge, aber die Taschen besagter Akteure sind tief. Es ist auch heute noch ein Gesetz guter politischer Kommunikation, dass man englischsprachige Events nur mit Muttersprachler besetzt, während gleichzeitig die Diskutanten und Ziele der Kommunikation vorzugsweise in einer anderen Sprache zu Hause sind. Das schafft sofort Ungleichgewicht und Hierarchie in der Diskussion, die von Argumenten unabhängig sind. Auch heute werden beispielsweise internationale Pitches überdurchschnittlich häufig von Muttersprachler gewonnen. Ein Umstand, auf den Teile der wirtschaftlichen Überlegenheit des angelsächsischen Raums im Bereich der Dienstleistungen zurückzuführen ist.

Fred Dancer (witzigerweise ein österreichischer Immigrant und kein echter Muttersprachler) würde später, nachdem er zwanzig Minuten lang slides mit Daten von Satelliten an die Wand geworfen hat und über Zusammenhänge von Temperatur und positive Chancen einer Erwärmung referiert hatte im Brustton der Überzeugung und mit einem wunderbaren Akzent aus Ohio den rund 50 Teilnehmen aus Kommission, Parlament und den Botschaften zurufen: “There is no global warming. And if there is global warming: Warm is better than cold.” Ich habe seine Stimme noch heute im Ohr und schäme mich, das damals geglaubt zu haben (die Satellitendaten waren durchaus korrekt, berücksichtigten aber nur Oberflächentemperaturen und nicht die im Ozean gespeicherte Wärmeenergie) und viel schlimmer, das damals mit möglich gemacht zu haben. Nun, die Summe der gemachten und überlebten Fehler ist Erfahrung, und wann immer ich heute einen jungen Absolventen oder Studenten einstelle, erzähle ich diese Episode und mahne zur Obacht und frage, nach den Grenzen und dem moralischen Kompass. Mich selbst von damals würde ich nicht einstellen, hoffe ich. Andererseits hat mich Jenna dann noch einige Wochen in Atem gehalten und ich zeigte ihr Europa. Weder sie noch ihr Vater rauchten übrigens und hätten es niemals auch nur erwogen.

7. Februar 2019: Von Chris _____ an Lutz D.

Schöne Geschichte.

"Erinnern" ist übrigens reflexiv. Nicht transitiv.

7. Februar 2019: Von Lutz D. an Chris _____ Bewertung: +2.00 [2]

Moin Chris,

stimmt, bis LK Deutsch inkl. kennt man vor allem südlich des Mains nur die reflexive Verwendung. Wenn man anschließend nicht Physik, sondern irgendwas mit Büchern, darf man auch der transitiven Verwendung huldigen. Insbesondere auch dann, wenn man Mitglied der Künstlersozialkasse ist. Oder wie man hier so sagt: Guckst Du Duden!

7. Februar 2019: Von Chris _____ an Lutz D.

Guckst du Zwiebelfisch: https://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-ich-erinnere-das-nicht-a-297352.html

Jaaa, ich weiß, Sprache unterliegt einem Wandel, und den soll man nicht künstlich aufhalten. Das sehe ich grundsätzlich auch so, trotzdem zieht sich beim transitiven Erinnern innerlich bei mir was zusammen. Und wenn du schon sowas schreibst, juckt's mir halt in den Fingern :-)

LK Deutsch war übrigens nicht mein Ding. Ich kann ja deutsch :-)

Und Physik ist auch was "mit Büchern". Sogar welche, die dir gefallen könnten.
Physiker sind Philosophen, die auch noch rechnen können :-)

Du magst doch Philosophie.

So, bevor ich jetzt noch einen Smiley setzen muss...

7. Februar 2019: Von  an Chris _____

Physiker sind Philosophen, die auch noch rechnen können :-)

Und ich dachte, Physiker seien Mathematiker, denen das Abstraktionsvermögen fehlt ;-)

7. Februar 2019: Von B. S.chnappinger an Lutz D. Bewertung: +1.00 [1]

Ziemlich langes Einleitungsgeschwurbel für eine so kleine Pointe... I am so impressed!


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