Naja, beim ersten Lesen der Arbeit fallen ein paar Dinge auf:
- relativ kleine Patientenzahl
- in der PubMed-Database finden sich keine weiteren Studien zu der Substanz
- Signifikante Unterschiede zwischen Plazebo- und Kontrollgruppe erst nach 12 Wochen und nur bei subjektiven Symptomen
- wenn ich es richtig verstanden habe, keine echte Plazebogruppe, sondern eine Kontrollgruppe mit 1/10 Dosierung
- keine absolute Dosisangabe
- die Wahl der Parameter "PASS" und "MCII" wird nicht begründet (dann drängt sich immer der Verdacht auf, dass sie im Nachhinein so gewählt wurden, dass das Ergebnis signifikant ist)
- Randomisierung etwas fraglich, da bei nur 20 Teilnehmern pro Gruppe größere Baseline-Unterschiede zwichen den Gruppen zu erwarten wären.
Das heißt alles nicht, dass die Substanz nicht wirkt, aber belegt eben eine Wirkung auch nicht. Dazu benötigte man härtere Endpunkte, eine Dosis-Wirkungs-Beziehung und unabhängige Replikationen der Studie.
Zu den Lehrbüchern: Medizin findet nicht nur in Lehrbüchern statt. Auch Wissenschaft ist nicht nur das, was in Lehrbüchern steht. Richtig ist allerdings, dass ein Ergebnis, bevor es in die Lehrbücher aufgenommen wird, kritisch diskutiert und weiter untersucht wird. Nur aufgrund der von Dir angeführten Studie, die zudem methodisch unzlänglich erscheint, wird man die Lehrbücher sicher nicht umschreiben. Sollte die Studie, methodisch sauberer wiederholt repliziert werden, wird die Substanz sicher Eingang in die Lehrbücher finden.
Das meinte ich mit fehlendem Verständnis dafür, wie Wissenschaft funktioniert: viele "Ergebnisse" aus der "Alternativmedizin" werden nicht aufgrund einer "Lehrmeinung" abgelehnt, sondern weil sie eben nicht ausreichend belegt sind. Guckst Du hier.