Leider nicht nur Sarkasmus. Da sind schon ein paar recht ernst gemeinte Gedanken dahinter.
Aber vielleicht habe ich mal wieder etwas zu viel emotionales Öl ins Mickey-Diskussionsfeuer geschüttet.....
Zuerst mal eines: ich möchte und wollte niemandem persönlich auf die Füsse treten, - sorry Erwin, ich weiss, diesen Eindruck erweckte mein Beitrag.
Und ich weiss auch sehr genau, dass es solche und solche Mickeys gibt, manche sind einfach nur ein „Verschlag“, andere wiederum sind durchaus recht gut durchdacht und erreichen auch mehr als passable Flugleistungen, insbesondere auch unter dem Aspekt des geringen Verbrauches.
Ich möchte aber auch mal auf den Punkt (die Punkte?) bringen, was mich an der „Mickey-Entwicklung“ so stört:
Das, was wir ein „Flugzeug“ nennen, hat eine Entwicklung von 100 Jahren hinter sich, es wurde -meist genial- aufbauend weiterentwickelt, jede Schraube entsprechend ihrem Verwendungszweck gewählt, ob ein high tolerance bolt erforderlich ist oder nur ein structural bolt.
Bei der Entwicklung der Mickeys wurde von null, bei zero erneut begonnen – man versuchte, das Fliegen nochmals zu erfinden. Und das mit viel einfacheren Zulassungsvorschriften. Nicht, dass ich den sich derzeit entwickelnden Euro-Bürokratismus, der vieles abwürgt, gut heisse, aber der Mensch geht nunmal den Weg des geringsten Widerstandes und somit wird – um möglichst kostengünstig in die Luft zu gelangen – so etwas auch gekauft und geflogen.
Und womöglich wäre ich als zwanzigjähriger auch einem Mickey nicht abgeneigt gewesen, hätte es diese Dinger damals schon gegeben, denn ich wusste es nicht besser und vor allem hätte ich mir das Fliegen viel leichter leisten können.
Es ist schon erschreckend: je mehr sich die Mickeys durchsetzen, desto mehr Wissen und Können wird verloren gehen, die Flugwerften werden immer weniger, die Flugzeuge am Platz ebenso.
Als ich mit meiner PPL Ausbildung begann, gab es zwei voller Flugschüler wuselnde Flugschulen und zwei prosperierendeWerften am Platz, heute gibt es keine Flugschule mehr und nur noch eine auf Sparflame köchelnde Werft.
Es gab ja auch mal Phasen, als man „Isetta“ und „Komissbrot“ anstelle eines Horch oder Daimler fuhr. Aber das waren jeweils nur ganz kurze Phasen, die schnell vorbei waren und niemand verlernte während dessen, gute Autos zu bauen.
Heute aber bin ich froh drum, die Luftfahrt noch vor Mickey-Zeiten kennengelernt zu haben: ich respektiere jede AD, mache mir erstmal Gedanken, welcher Sinn dahinter steckt und nicht, wie ich die mit geringstmöglichem Widerstand abhaken kann.
Und wenn ich einmal jährlich die Updates ins Maintenance Manual einsortiere, lese ich so ziemlich jedes dieser Blätter durch, und oft suche ich auch, was denn verändert wurde.
Keiner der Mickey Piloten, die ich kenne, hat ein Maintenance Manual des Herstellers abonniert, weiss oft nichtmal, ob es denn sowas überhaupt gibt... (Vielleicht kenne ich auch die Falschen, keine Ahnung...)
Und da sind wir bei dem zweiten Schwachpunkt, den ich an der Mickeyszene kritisiere: die Geisteshaltung.
Das mag oft durch die Ausbildung begründet sein, das weiss ich nicht, ich habe nie am Unterricht für den Ultraleichtschein teilgenommen.
Jedenfalls irritieren mich solche Aussagen, wie: „der Flugplatz hat doch so ein Kästchen drum herum, da darf man dann doch nicht reinfliegen,“ oder „ich fliege im Endteil immer mit dem GPS, die Geschwindigkeitsanzeige ist viel genauer“, auch werde ich verständnislos angeschaut, wenn ich frage, wo denn der „static port“ sei (haben Mickeys so etwas nicht?).
Oft stoße ich auf eine Art von kritikloser Unbekümmertheit: da wird die gesamte Oberseite der Tragflächen und des Höhenleitwerks mit breitem Klebeband beklebt. Begründung des Eigners: die Bespannung hat durch die Sonneneinstrahlung gelitten. Mein Einwurf, ob denn gewährleistet sei, dass der an dem Klebeband verwendete Klebstoff möglicherweise die Bespannung noch weiter zersetze und er denn keine Sorge habe, dass sich sein Mickey mal irgendwann in der Luft häute, wird mit einer Handbewegung verworfen.
Ich hatte noch nie mit bespannten Flugzeugen zu tun und kenne mich damit überhaupt nicht aus, aber eine Flugzeugbespannung, von der ich vermute, dass sie durch Sonneneinstrahlung beschädigt sein könnte, einfach durch Klebeband ( es ist immerhin silbergraues Gewebeklebeband) komplett zu beschichten und mich damit nochmals mehr als einen halben Meter vom Boden zu entfernen, würde mir im Traum nicht einfallen.
Vielleicht finde ich nun ein Löffelchen mehr Verständnis bei meinen Kritikern und werde nicht allsogleich mittels roten Punkten gemaßregelt, wenn ich das Thema „Mickey“ anschneide....