Fliegen ohne Luftfahrt-GPS mit farbiger Moving Map (iPad/Nexus mit entsprechender Software zählt, eTrex nicht) ist spätestens seit etwa fünf Jahren unverantwortlich und schlicht "very bad airmanship"
Musste jetzt ein bisschen darüber nachdenken, ob Du recht hast, oder ob das furchtbar anmaßend ist. Aber vermutlich hast Du recht.
Ich selbst, das sei voraus geschickt, fliege auch auf vielen Strecken mit Ipad+AirNavPro+installierten VFR-Anflugkarten. Mal liegt das Gerät neben mir eingeschaltet oder auf das Ram-Mount gesteckt oder aber ich habe es in der Seitentasche. Die installierten Karten+Anflugkarten kosten nicht mehr, als in Papierform (eher weniger, weiß es nicht mal genau) und das Gerät nutze ich ja auch anderweitig, so dass die echten Mehrkosten nicht mal zu beziffern sind und sehr gering sein dürften. Papierkarten habe ich nur ganz selten dabei. Jetzt kommt vermutlich das Batterie- oder Ausfallargument: Ja, stimmt, absolute Sicherheit gibt es nicht, wir können hier aber auch eine Sammlung aufmachen, was Papierkarten alles zustoßen kann. Am häufigsten stieß ihnen bei mir zu, in der falschen Tasche zu liegen.
Wie dem auch sei - entscheidend ist, dass ich das GPS eigentlich für Flüge im Umkreis von ca. 150nm um meine Heimatflugplätze nur äußerst selten brauche und es ausgeschaltet in der Seitentasche liegt. Wenn man fast 20 Jahre lang einen Landstrich von oben betrachtet hat, davon viele Stunden im Segelflugzeug oder langsamen UL, dann kennt man sich schon ziemlich gut aus und kann auch die Grenzen der Lufträume und an Hand von Bodenmerkmalen eindeutig identifizieren. Das Barmen VOR finde ich mit der "Nase" besser als mit NAV-Empfänger oder GPS. Aber klar, vielleicht kommt der Tag, da ich mich zwischen Koblenz und Dahlemer Binz in marginalem Wetter verfliege, ein Hügel plötzlich aussieht wie der nächste, dann ziehe ich das Ipad raus und alles wird gut. Gleichwohl - es wird auch nicht sofort alles schlecht, wenn nicht, Deutschland hat doch alle 20-30km irgendeine markante Auffanglinie. Aber gut, es gibt keinen Grund auf Sicherheit zu verzichten.
Dennoch, die portablen MovingMaps der IPAD-Generation haben auch einen entscheidenden Nachteil - sie trainieren nun mal nicht gleichzeitig die Koppelnavigation, im Gegenteil, sie helfen dabei, diese bald ad acta zu legen. Und das finde ich einerseits aus historischen und fliegerischen Gründen schade, denn für mich ist Fliegerei viel mehr als nur Mobilität und ich persönlich bin überglücklich, wenn ich zB. mit einer spartanischen C150 oder C42 von Aachen nach Schönhagen geflogen bin, nur mit Kompass, Karte, Uhr - und wie ich meine gar nicht unverantwortlich. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, wer das nicht kann, 200nm-300nm nur mit dem uralten Besteck "auf Kurs" zu bleiben und sein Ziel zu erreichen, der besitzt genau so viel schlechtes airmanship, wie jemand, der freiwillig auf ein GPS Backup an Bord verzichtet.
Nochmal - Du hast recht - aber irgendwie ist es auch schade.