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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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21. Mai 2021: Von Sven Walter an Tobias Schnell

Welche Form eines "mental health assessments" würdest Du denn diesem Fragebogen vorziehen? Und dass das Thema irgendwie relevant ist, kann man ja kaum bestreiten, nachdem es in der kommerziellen Luftfahrt in den letzen 30 Jahren mindestens vier erweiterte Suizide von Crewmitgliedern gegeben hat, aber nur einen einzigen (?) Unfall durch "pilot incapacitation".

Gar keine machen.

Meine Lösung ist eine ganz andere: Wer ein AOC mit mehr als vier Maschinen hat (in kleinen Flugbetrieben kennt man sich noch besser und persönlich), muss für Fälle solcher Kandidaten immer einen solchen Kandidaten als TRI/ TRE umschulen zu 50% der Bezüge, bis zur Rente. Am Boden passiert nichts, bessere Kontrolle, Sozialprestige immer noch in Ordnung plus bei Heilung ist spätere Wiederverwendung im Cockpit nicht ausgeschlossen. Wenn auch nicht so wahrscheinlich. Notfalls Fracht oder so mit Rückkehroption.

Nix davon ist perfekt, im Frachtcockpit gab's den berüchtigsten Axtangriff, schon klar, aber da wir vielleicht nie, aber zumindest in den nächsten Jahrzehnten nicht in Köpfe reingucken können und auch keine Crews haben, die so groß sind wie die Betriebsmannschaften von Kernkraftwerken, sehe ich nichts Besseres. Das hier ist "cover your ass". Reiner Aktionismus.

Ein Lubitz hat seit Segelfliegertagen von nix anderem geträumt. Es drohte der Verlust von allem - Traum, Ansehen, Gehalt....

Das Risiko ist nicht ausgeschlossen, aber minimiert. Er würde vielleicht heute noch vom Gehalt locker einen 200.000 € - Eigenstarter mit Gleitzahl 1:50 fliegen, sein schlimmstes Schlafproblem wäre die Mitternachtsschicht im Sim, und schlussendlich sind die Toten von German Wings auch indirekte Opfer von 9/11.

Der Ägypter? Silk Air? MH77 (oder welche Nummer das doch gleich war)? Niemand kann in Köpfe reingucken. Aber gutes Gehalt, jede Nacht im eigenen Bett schlafen, Lizenz gülltig halten ist besser als dieser Papierterror ohne Funktion. Wir bürokratisieren uns zu Tode. Alle anderen Piloten mit erweiterem Suizid hatten schon mehrere tausend Stunden auf dem Buckel. Es waren nie FOs mit 250 - 1500 h, wenn ich mich recht entsinne.

Einzige Problemstellung ist die Meldung für so ein Programm, die Schwelle zur Selbsterkenntnis. Na denn - dann muss die Umschulung halt aus Bundesmitteln kommen und über eine unabhängige Stelle entschieden werden. Wer da reingeht, kann von der Firma nicht mehr gefeuert werden. Geht der Laden pleite, wird er mit der Vita vermutlich nicht ad hoc in einer neuen Firma genommen werden. Aber selbst wenn: AOC mehr als vier Maschinen, die Regel gilt ja wieder.

Feuer frei zur Debatte, aber ich hab noch nix Besseres gelesen.

21. Mai 2021: Von T. Magin an Sven Walter Bewertung: +4.00 [4]
„ Wir bürokratisieren uns zu Tode „

Die Anzahl der Regeln, die sich eine Gesellschaft gibt, ist ein Maß ihrer Dekadenz ......... eines meiner Mantras, mit dem ich manchmal versuche zu beruhigen.
22. Mai 2021: Von Olaf Musch an Sven Walter

Gar keine machen.

Meine Lösung ist eine ganz andere: Wer ein AOC mit mehr als vier Maschinen hat (in kleinen Flugbetrieben kennt man sich noch besser und persönlich), muss für Fälle solcher Kandidaten immer einen solchen Kandidaten als TRI/ TRE umschulen zu 50% der Bezüge, bis zur Rente.

Finde den Fehler:

Gar keine Assessments machen, aber dann "solche Kandidaten" umschulen.

Und wie genau identifzierst Du sicher und nachvollziehbar "solche Kandidaten", wenn Du kein Assessment machst?

Aber grundsätzlich gebe ich Dir Recht. Wer einen Pilotenschein hat, sollte intelligent genug sein, dieses Assessment so auszfüllen, dass sich daraus ein Blick auf eine stabile und harmlose Person ergibt.

Viel interessanter für die Suche nach "labilen Personen" könnte es sein, den Fliegerärzten ein (ähnliches) Formular in die Hand zu drücken, das sie in einem persönlichen Gespräch mit dem Piloten durcharbeiten und ausfüllen müssen. Jetzt sind aber nicht alle Fliegerärzte auch geschulte Psychologen, und nicht jeder hat die vielleicht erforderlichen Fragetechniken drauf. Und außerdem kostet das ja wertvolle Zeit (und damit Geld).

Entweder sollte niemand solch einen Fragebogen über sich ergehen lassen müssen, oder aber tatsächlich nur die Piloten, bei denen ein erweiterter Suizid auch mehr als nur eine handvoll Personen betreffen könnte. Sprich: Alle, die im Linien- oder Charterdienst Maschinen bewegen, die mehr als z.B. 6 oder 8 Sitzplätze für Paxe haben. Damit wären alle PPLs und viele CPLs raus, bei denen der "Erwartungswert" (Wahrscheinlichkeit mal Schaden) deutlich näher an der 0 liegt, als der bei einem ATPL auf einer 747.

Olaf

22. Mai 2021: Von Sven Walter an Olaf Musch Bewertung: +3.00 [3]

Finde den Fehler:

Gar keine Assessments machen, aber dann "solche Kandidaten" umschulen.

Und wie genau identifzierst Du sicher und nachvollziehbar "solche Kandidaten", wenn Du kein Assessment machst?

Gar nicht: Ich schaffe einen Anreiz, sich selbst zu melden. "Just culture". Der potentielle Säufer gibt vorm Saufen den Autoschlüssel dem Wirt oder besten Freund. Der Alkoholiker vorne rechts im Layover mit Rückfall meldet sich krank mit einer Magen-Darm-Grippe oder Nebenhöhlenentzündung. Der Choleriker behält die Waffe, aber verschenkt die Munition. Der 80-Jährige verwechselt beim Einparken ohne Bleckschaden Bremse und Gaspedal, und verkauft sein Auto, der Führerschein landet in der Erinnnerungsschatulle. Der Chirurg, der schwächere Augen bekommt, unterrichtet nur noch. Klappt garantiert nicht immer, sind auch bestimmt bessere Beispiele denkbar, aber so kann es laufen. Firmenkultur: Wir lassen dich nicht fallen. Wir rauben dir nicht alles, was dir etwas bedeutet.

22. Mai 2021: Von Dominic L_________ an Sven Walter Bewertung: +1.00 [1]

Davon abgesehen kann man ja schließlich auch einfach dafür sorgen, dass Menschen nicht zu sehr belastet werden. Irgendwann ist man auch mal drauf gekommen, dass man die Zeiten limitieren muss, die Menschen hinter dem Lenkrad oder Steuerhorn eingesetzt werden. An solchen Aspekten muss man schrauben. Wenn jemand geistig gesund sein soll, muss man ihm auch die Chance dazu geben. Wenn man nie zu Hause ist, nie seine Frau und/oder Kinder sieht, ist es klar, dass Folgeschäden unvermeidlich sind, ggf. über den Zerfall der Beziehung, Streit über die Kinder etc. und das dann alles NEBEN dem Job. Kann man verstehen, wenn jemand irgendwann nicht mehr weiter weiß. Da kann man viel tun und was dann noch übrig bleibt, ist meines Erachtens eben allgemeines Lebensrisiko. Wie wir alle wissen, kann man auch über die Straße gehen und von jemandem im Auto überfahren werden, in dessen Gehirn auch gerade etwas schiefläuft. Was soll man dazu schon sagen? Alle Autos auf 5 km/h reduzieren? Alle Führerscheine entziehen? Autos einstampfen? Das Leben ist eben leider manchmal lebensgefährlich. So tragisch der Tod völlig Unbeteiligter auch häufig ist: Es gibt einfach leider keine 100%ige Sicherheit im Leben - und das Meiste in unserem Leben ist wirklich schon supersicher. Diese Fälle gehen durch die Medien, betreffen aber eben zum Glück so gut wie niemanden persönlich. Es ist ein Spiel mit der Angst, es könnte einem selber auch passieren. Wenn mich diese befällt, sage ich mir immer: Ruhig bleiben, es ist EXTREM unwahrscheinlich.

22. Mai 2021: Von Sven Walter an Dominic L_________

Stimmt. Wobei das Hauptrisiko der Übermüdung und Crewdienstzeiten ja bedauerlicherweise auch nicht rein wissenschaftlich entschieden wurde damals.

Ich hab so den Eindruck, dass die Arbeitslast selbst innerhalb der Fluglinien recht ungleichmäßig verteilt ist, je nach Flotte und Seniorität, selbst bei den gewerkschaftlich starken Umfeldern. Sommer/ Winter ist klar, Fracht primär nachts auch, das weiß man alles.

Rausstechen, im Guten wie im Schlechtent, tut da irgendwie Ryanair: Praktisch jede Nacht im eigenen Bett ist ein Traum für alle Beteiligten. Aber wenn die eine Basis schließen heißt es umziehen.


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