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27. Mai 2010: Von Gerhard Uhlhorn an Stefan Kondorffer
ich weiß, dass es überhaupt nichts nützt einem Verschwörungstheoretiker mit Argumenten zu kommen …
Doch, wenn die Argumente auch nur halbwegs plausibel sind …

Wenn jedoch jemand argumentiert, dass es nicht in den Abendnachrichten gesagt wurde, und es desshalb unwahr sei, dann kann man das Argument nicht besonders ernst nehmen, nicht?

Und wenn jemand argumentiert, das das eine Verschwörungstheorie sei, sonst aber keine Argumente bringt, dann kann man das auch nicht ernst nehmen, oder?

„Verschwörungstheoretiker“ ist ein wunderbares Werkzeug:
Mal angenommen, ich wäre ein hohes Tier bei einem Geheimdienst, und es sollte ein Hochhaus oder Rechstag angezündet werden, damit man einen Kriegsvorwand hat (und das ist eine durchaus übliche Vorgehensweise in der Geschichte), wie würde ich es am besten vertuschen?

Ich würde heute eine Internet Seite schaffen, die Ideen bringt, warum das ganze ein Inside-Job gewesen sein muss. Ich würde dafür sorgen, dass einige der Ideen sofort als falsch zu entlarven sind, und einige andere erst bei näherer Betrachtung. Der Rest dürfte ruhig wahr sein, das interessiert dann niemanden mehr, nicht wahr?

Nun würde ich noch das Schimpfwort „Verschwörungstheoretiker“ in die Welt setzen, und niemand hätte die Möglichkeit mehr die Schweinerei aufzudecken. Denn jeder, der auch nur den Versuch unternähme, wäre sofort in der Ecke der Verschwörungstheoretiker. Keiner würde ihn mehr ernst nehmen.

Das funktioniert so wunderbar, und Leute wie Sie lassen sich vor diesen Wagen spannen!

Ich bin gerne bereit auf sachlicher Basis zu argumentieren. Ich überprüfe auch gerne. Und ich korrigiere meine Auffassung auch, wenn ich entdecke, dass ich falsch liege (das passiert schon machmal). Aber ich lass mich nicht in die Ecke „Verschwörungstheoretiker“ stellen. Und ich gebe mich nicht mit Nachrichten aus den Massenmedien zufrieden. Und schon gar nicht glaube ich kritiklos alles was dort steht. Wie gut unsere Qualität-presse ist, haben wir hier ja nun zu genüge gesehen.

Also, für vernünftige Argumente bin ich offen … nur zu! ;-)
28. Mai 2010: Von Intrepid an Gerhard Uhlhorn
Die Verschwörungstheorien stören mich hier nur, weil sie von den wesentlichen Fragen aus Sicht eines Piloten ablenken. In einem anderen Forum über Politik oder Geschichte mögen sie korrekt platziert sein.


Das Wetter ist unter Minimum und ein Flugzeug stürzt ab. Mit oder ohne Verschwörung interessiert mich nur, was die Piloten taten oder nicht taten. Aus Neugier, weil ich selber schon Minimum-Wetter hatte und auch schon ein paar Mal durchgestartet bin. Für mich sind das die spannendsten Momente in der Fliegerei, ist ja nicht digital "ich sehe was, ich sehe nichts", ist ja meistens diffus. Und man hat nur ein paar Sekunden Zeit, zu beurteilen, ob man etwas sieht.

Ich war auch schon mal für 14 Tage in Vyazma (150 km östlich von Smolensk) und bin dort AN-24 geflogen. Im Winter bei durchgängig hochnebelartiger Bewölkung. Auf eine verschneite Piste ohne Befeuerung mit zwei NDBs bei 1000 und 4000 Meter. Im Hintergrund kommentierte die mobile Radarabteilung am Platz unsere Anflüge, aber der Kapitän vertraute lieber seinem Bord-Navigator. Fünf-Mann-Besatzung, aber es waren teilweise acht Personen in der Kanzel. Klar, es wollten ja alle wissen, ob wir nach Hause kommen, insbesondere, wenn das Wetter grenzwertig war.
28. Mai 2010: Von Stefan Kondorffer an Intrepid
sehr richtig.
28. Mai 2010: Von Max Sutter an Intrepid
Fünf-Mann-Besatzung

da sieht man, mit welchen Methoden die im Osten die Zahl der Arbeitslosen wirkungsvoll gesenkt haben.

Acht Mann im Cockpit

Da durfte dann aber keiner von denen Knoblauch gegessen haben. Und der Kahn war bestimmt schon ganz schön Nose-Heavy. ;-)

Anscheinend ist in diesen älteren Ost-Fliegern Platz im Cockpit kein Problem. Für den kleinen Hüpfer von Warschau nach Smolensk dürfte aber trotzdem ein Navigator nicht von Nöten gewesen sein, mit VOR und ADF war man da knapp genügend ausgestattet, und ein GPS erwartet man in einem Regierungsflieger auch.
28. Mai 2010: Von Intrepid an Max Sutter
Anzahl Besatzung einer TU-154 kenne ich nicht, ich wollte nur einen Hinweis geben, dass es anders sein könnte als es man sich manchmal vorstellt.

In der von mir erlebten Geschichte war es so, dass der Bordingenieur, der zwischen mir und dem Kapitän Platz nahm, nachdem wir uns hingesetzt hatten, Dinge tat, die ich problemlos auch hätte tun können (Triebwerksleistung nach dem Abheben fein justieren, Fahrwerk und Klappen fahren, bei der Landung ebenso). Aber es musste wohl bei Strafe verboten sein, ihm seine Aufgaben abzunehmen. Es wurde vom Pilot Flying kommandiert, und der Bordingenieur führte aus. Das ist aber in einem modernen 2-Mann-Cockpit nicht anders geregelt.

Der Navigator wertete die ADF-Anzeigen aus und machte daraus Steuerkommandos an den Pilot Flying. So wurde aus einem Non-Precision-Approach intern ein GCA-Approach gemacht, je nachdem wie gut man als Team eingespielt war und wie viel Vertrauen man in den Sekunden vor Erreichen des Missed Approach Points in die Fähigkeiten des Navigators hatte. Für mich, der ich bis dahin immer als alleiniges Besatzungsmitglied gesteuert hatte, ein befremdliches Gefühl, die Verantwortung zu deligieren.

Die Untersuchungsberichte aus Smolensk erzählen von mehrfachen mahnenden Worten des Navigators an den Kapitän, das Flugzeug wäre zu hoch für seine Position. Der Navigator hatte angeblich nur wenige Stunden auf dem Muster, demnach kann es sich nicht um eine eingespielte Crew gehandelt haben. Es sollen auch die Anzeigen des Radarhöhenmessers mit zur Beurteilung hinzugezogen worden sein. Ich weiß aber nicht, in wie weit die Berichte, die ja Übersetzungen sind, schon Interpretationen des jeweiligen Autors enthalten.

Als IR-Fluglehrer gehe ich oft hin und korrigiere das Handeln des Flugschülers, der ein gestandener Pilot sein mag. 999 Hinweise von mir sind richtig und führen zu einem erfolgreicheren Anflug. Asche auf mein Haupt, aber ich habe mich auch schon mal vertan. Zum Glück hat sich der Flugschüler dann immer erfolgreich geweigert, meinen Hinweis zu befolgen, oder das Wetter war so gut, das man rechtzeitig seinen Fehler erkannte. In der TU-154 mag es in den entscheidenden Sekunden eine ähnliche Situation gegeben haben, nur hat sich der Pilot nach einem fehlerhaften Hinweis des Navigators gerichtet.

Schade, irgendwo im Internet gibt es ein kleines Video einer vielköpfigen Besatzung bei einem Instrumentenanflug in Minimum-Wetterbedingungen. Wie viel da geredet wird ist schon erstaunlich. Ich finde das Video leider nicht mehr wieder.

Bis jetzt brauche ich keine Verschwörungstheorie, um mir vorzustellen, was in Smolensk schief gegangen sein kann. Ich kann mir lebhaft ein paar Szenarien vorstellen, die zum Desaster hätten führen können.

Ich kenne leider keinen einzigen Bericht über die letzten 1000 Anflüge der polnischen Regierungsmaschine vor dem Crash (bis auf die Geschichte mit dem Flughafen unter Beschuss, aber das werte ich mal als nicht zum Thema passend). Mich würde interessieren, ob die öfters gelandet sind, obwohl andere wegen des Wetters zum Ausweichflughafen flogen. Ein Minimum von 100 Metern über Grund und ein Absturz 15 Meter unter der Landeschwelle macht 115 Meter oder fast 400 Fuß tiefer als erlaubt. Eigentlich ist da viel Platz für das Überleben eines Pilotenfehlers. An eine falsche Höhenmessereinstellung mag ich nicht glauben. Aber das ist genau so wie die Verschwörungstheorien, an die ich nicht glauben mag. Das kommt alles erst in Betracht, wenn sonstige Erklärungen keinen Schluss mehr zulassen.
28. Mai 2010: Von Max Sutter an Intrepid
Ergänzend zum letzten Absatz:

Solange der Tower, wie es ja anscheinend der Fall war, sämtliche Höhenangaben in Fuß gab, so konnte der Pilot nur entweder richtig sein (wenn er dem Fuß-Altimeter folgt) oder zu hoch (wenn er den Metric Altimeter anguckt).

Kritisch hätte es ja nur mit Metric-Zahlen vom Tower kommen können, abgelesen auf dem Ft-Alti.
28. Mai 2010: Von Intrepid an Max Sutter
Welche Höhenangaben soll der Tower denn bei einem NDB-Anflug gemacht haben?
28. Mai 2010: Von Gerhard Uhlhorn an Intrepid
„Mit oder ohne Verschwörung interessiert mich nur, was die Piloten taten oder nicht taten.“
Tja, vielleicht haben die Piloten auch gar keine Schuld an der ganzen Sache. ;-) Das ist ja das was mir Sorgen bereitet!
28. Mai 2010: Von Gerhard Uhlhorn an Intrepid
„Bis jetzt brauche ich keine Verschwörungstheorie, um mir vorzustellen, was in Smolensk schief gegangen sein kann.“
Für mich war von Anfang an auch klar, dass das ein Besatzungsfehler sein musste. Doch so was nennt man Vorurteil. Und auch wenn die Sache klar zu sein scheint, kann man nicht einfach Fakten ignorieren. Wenn man so was im Cockpit macht, kann es schnell tödlich werden! ;-)

Ihre Erklärung reicht zwar um das Geschehen plausibel zu erklären, es erklärt aber nicht die Menschen, die vor Alarmierung vor Ort waren, die Schüsse und einige andere Dinge.

Nur eine Erklärung die alle Geschehnisse ausreichend beschreibt kann eine richtige Erklärung sein.

Ich fand übrigens Ihre Beschreibung zur Cockpit-Arbeit dort außerordentlich interessant. Danke dafür.
28. Mai 2010: Von Flieger Max L.oitfelder an Max Sutter
Wieso glauben Sie dass die Höhenangaben (eigentlich "Freigaben") des russischen Militärs in Fuss kamen?

Selbst in Moskau wird nach "Flight level xx Meters" und "xx Meters QFE" freigegeben, das machte die militärische (!) Tu-Crew aus Polen sicher nicht das erste Mal, da wird es auf einem Militärplatz wohl nicht westlicher zugehen; für ein sicheres Exekutieren des NDB-Anflugs hätte jedoch selbst das keine Rolle spielen dürfen.
4. Juni 2010: Von Udo S. an Flieger Max L.oitfelder
die 4-mann-standard theorie war gut.
der 5. mann zu meiner überraschung, war als fachkraft ins cockpit geschickt worden - der präsident hat irgendwas dazugelernt.
nur war dieser luftstreitkräfte-general und ex-pilot wohl auch mit der situation überfordert.
###-MYBR-###datenschreiber-auswertung steht noch aus,
interpretation voice recorder:
faz.net: Das Schweigen des Luftwaffenchefs im Cockpit
4. Juni 2010: Von Flieger Max L.oitfelder an Udo S.
Ich weiss nicht recht, in dieser Situation würde ich den General wohl eher als Aufpasser denn als "Fachkraft" im Cockpit sehen.

Schade dass die letzten Worte ausgerechnet "Kurva" (Hure) waren anstatt "Go Around"..
4. Juni 2010: Von Gerhard Uhlhorn an Flieger Max L.oitfelder
Das Wort „Kurwa“ heißt zwar „Hure“, das stimmt, wird aber eher als Fluch verwendet, also wie das deutsche „Sch….“.

Ich höre gelegentlich „Kurwa mać“.

Das sagt Wiktionary:
vulgär: Ausruf des Ärgers: Scheiße, Mist, verdammt, fuck
Quelle: kurwa – Wiktionary
4. Juni 2010: Von Udo S. an Flieger Max L.oitfelder
das meinte ich auch: aufpasser mit hintergrundwissen.
und zum zeitpunkt von "kurva" wäre es eh zu spät gewesen, bei 100 oder spätestens "horizont" hätte er dem arbeitenden volk die richtige unterstützung geben können.
gelegenheit verpasst, leider kann er nun den fehler nicht mehr wiederholen.

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