Mal wieder eine spannende Debatte mit inhaltlicher Substanz.
Wenn man sich ceteris paribus eine Situation ausdenken müsste, wäre das ein Flugbetrieb, der z.B. Twotters und C421 kommerziell vom gleichen Personal gewartet täglich gleichlang einsetzt. Und das z.B. im Inselpendelverkehr über mittlere Distanzen. Kennen wir einen solchen? Wahrscheinlich nicht: Flotteneinheitlichkeit, Kabinengröße, Spritkostendelta spricht nicht dafür, dass das ein Flugbetrieb hat.
Ein gutes, mir in diesem Kontext neues, Argument von Peter ist die geplante Obsoleszenz im Vergleich Kolbenmotor vs. Turbine.
Nur, das ceteris paribus argument von Lutz ist mit Recht die Gesamtflotte der Allgemeinen Luftfahrt, weil hier kein Pendelflugbetrieb mit Auslastung 6 - 13 h pro Tag geplant ist, sondern der Eigenbetrieb.
Wenn ich mir rein anekdotisch aber die Situation einer MEP mit professionellem, täglichen 6 - 8 h Betrieb, profimäßig gewartet, immer der gleiche "Pilot" (Fluglehrer), über Jahrzehnte hinweg betrieben angucke, fällt mir die MEP aus meiner Ausbildung ein:
35.000 Flugstunden in 35 Jahren. Fast immer der gleiche Lehrer (98%? Kurzzeitig im Zweischichtbetrieb, sowie die Prüfungsflüge). A & P sowie Luft- und Raumfahrtingenieur. Ursprünglich nur Avgas, später Mogas/ Avgas im Jahreszeitenmix. Flughöhe meist unter oder bei 5 k Fuß, für ME/ IR/ CPL. O320, beidseitig, kein Turbo. TBO überzogen auf 4.000 - 5.000 h pro Motor bis zur Grundüberholung.
Und jetzt die Zahlen: 35 Jahre unfallfrei im Flugbetrieb. Drei precautionary shutdowns (klemmende Ventile, nicht mehr, seitdem Mogas verwendet). 2400 ratings drauf geflogen, also LHS saßen geschätzt 1600 verschiedene Piloten unter immer der gleichen Aufsicht.
Fazit: Wer die Currency und Nutzungsfrequenz hat, kann die sehr, sehr sicher betreiben. Aber: Wer hat diese schon?
Daher wäre zu empfehlen: Wenn Zweimot, dann parallel darauf Klassenberechtigungen schulen und sehr viel fliegen.
Lektüretipp, immer wieder gerne gelesen: Mike Busch - Manifesto. Das eingangs geschilderte Beispiel der britischen Seeüberwacher im zweiten Weltkrieg (Viermot B24 zumeist) ist ein statistischer Schatz.