Hallo zusammen,
im USA-Urlaub hatte ich ein Erlebnis, das mir zu denken gab und das ich mit euch teilen möchte.
Ich habe auf C152 und C172 gelernt, dort gibt es beim Tankwahlschalter die Stellung "Both", und dort stand er auch die ganze Zeit.
Später flog ich PA28 - blöde Umschalterei, dachte ich - und dann las ich John Deakins Artikel Pelican's Perch #7: Run That Fuel Tank Dry! .
Seither fliege ich gewohnheitsmäßig immer nur auf einem Tank. Die C210L hat wie die PA28 nur "rechts" und "links" und "off".
Die für mich nachvollziehbare Idee war,
erstens ist immer volltanken und 2h "extra" mitführen bei Landungen auf hohen Plätzen (zB Flagstaff >7000ft) keine Option, die besonders risikoavers ist, im Gegenteil.
und zweitens, man sollte alles nutzen, was man hat, also auch Prozeduren haben, die (im Extremfall) den letzten Tropfen Benzin noch sinnvoll nutzen.
Nicht etwa, dass man tatsächlich bis zum letzten Tropfen fliegt. Eher so: man fliegt durch regelmäßiges Umschalten beide Tanks ungefähr zur Hälfte leer (Phase 1). Danach macht man (im Reiseflug) einen der beiden Tanks ganz leer (also bis die Nadel auf 0 zeigt, kurz bevor der Motor stottert) und dann für den restlichen Flug nur noch auf dem anderen Tank (Phase 2). Dann kann es einem nicht passieren, dass man am Ziel ankommt und ein letztes Umschalten vergisst, oder dass man mit zwei "fast leeren" Tanks endet und in niedriger Höhe umschalten muss und dabei einen Fehler macht (Unfall John Denver).
Soweit, so gut. Genau das habe ich schon länger so praktiziert, aber an einen Fehlermodus nicht gedacht. Und genau der trat ein: der Tankwahlschalter der betagten C210 funktionierte anfangs tadellos und blieb dann hoffnungslos auf Stellung "rechts" stecken. Keine Kraft der Welt hätte ihn bewegt, jedenfalls keine, bei der ich nicht befürchtet hätte, das Hebelchen abzureissen.
War im konkreten Fall kein Problem: ich landete, tankte rechts nochmal voll, flog ca. 1h weiter zu meinem Ziel, wo sowieso vier Übernachtungen eingeplant waren. Und während dieser wurde der Schalter repariert.
Wäre das Gleiche aber auf dem Flug davor passiert... da hatte ich in Phase 2 tatsächlich rechts die Null stehen. Wäre der Hebel in diesem Moment stecken geblieben, könnte ich heute entweder von einer irren Notlandung mit Nahtoderfahrung erzählen, oder andere würden über mich schreiben ("the pilot elected to proceed..."). Oder keiner wüsste es (ist John Denver vielleicht so gestorben?).
Ok, wieder was gelernt. Beim nächsten Mal:
erstens gegen Ende von Phase 1 sicherstellen, dass der Tankwahlschalter leichtgängig ist
zweitens das Ganze so timen, dass die letzte Umschaltung (Phase 2) über einem Platz passiert, auf dem man notfalls landen kann. Bedeutet natürlich, dass man den einen Tank eben nicht auf Null runterfliegt.