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Aktueller Streik der Kraniche
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@Wolff, ich stimme Dir da ausdrücklich zu. Ich selber habe auch alle meine mir bekannten Flüge in diesem Jahr nicht mehr mit LH, sondern mit anderen gebucht. Ich denke, man muss aber unterscheiden, ob man a) die Lufthansa-Piloten für falsch beraten und schief gewickelt hält und b) dem verankerten Streikrecht.
Letzteres ist, was mich so ein bisschen stört an der Diskussion. Es liegt einfach in der Natur der Sache, dass bei einer Tarifauseinandersetzung ein Teil der Bevölkerung der einen, der andere Teil der anderen Seite zuneigt. Aber selbst wenn es 99:1 wäre - das ersetzt eben nicht die Tarifauseinandersetzung an sich. Ich fürchte mich ein bisschen vor dem Tag, an dem wir das Streikrecht weiter beschränken, weil ich vermute, dass es auch die individuellen Freiheiten weiter aushöhlt.
Es muss einfach auch das Recht geben, sich als Arbeitgeber oder Arbeitnehmer selbst zu Grunde zu richten, es muss das Recht geben, töricht zu sein.
Töricht jedenfalls nach unseren Maßstäben. Ansonsten sagen wir eigentlich nichts anderes, als das wir zufrieden sind, wennn sich alles schön nach uns richtet. Aus der eigenen Erfahrung weiß man aber, dass man selbst auch gar nicht so selten falsch liegt, faktisch oder im Werturteil.
Verlieren Angestellte in Vancouver ihren Job wegen der L>H-Piloten? Ja, das kann schon sein. Das müssen wir aber m.E. hinnehmen. Denn sonst wäre einer utilitaristischen Diktatur Tür und Tor geöffnet, bei dem die Freiheiten des Einzelnen nichts mehr zählen, sobald es dem großen Ganzen dient.
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@Lutz. Ob man von gesetzwegen törricht sein darf ist bis zu einem gewissen Punkt OK. Wenn aber weniger als 5 % des Personals den ganzen Laden ins Wanken bringen kann, ist die Verhältnismässigkeit schon fraglich. Der nächste Schritt wäre dann, das bei BMW alle Staplerfahrer eine eingene Gewerkschaft gründen und auf deutlich mehr Lohn streiken und so den Betrieb komplett lahm legen würden. Oder die IT-techniker einer Bank machen dies, usw. Ich denke, da sollte schon eine Klausl sein, das es schon ein bestimmter Prozentsatz erst solche Macht bekommen kann.
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Ohne jetzt Partei für/gegen die Kollegen zu ergreifen:
Das Argument "5% legen den Laden still" gilt doch für jede Berufsgruppe in einer Aurline/Flughafen. Ob jetzt Flugbegleiter oder Ladepersonal streiken, Tankwagenfahrer oder Fluglotsen: der Laden steht in jedem Fall.
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@Max, genau das meine ich mit "Verhältnissmässigkeit"....
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Interssant an der ganzen Diskussion ist die Tatsache, daß in diesem Forum bei jeder Gelegenheit nach einem Maximum an Bürgerrechten und Freiheit für das Individuum geplärrt wird. So gehört z.B. die Bevormundung durch Flugleiter selbstverständlich abgeschafft, die ZÜP ist des Teufels und IFR im unkontrollierten Luftraum sollte Standard werden. Kaum nimmt jedoch eine Gruppe von Staatsbürgern ein verbrieftes Grundrecht, nämlich das Streikrecht war, soll dieses eingeschränkt werden, mit fadenscheinigen Argumenten von wegen der Privilegiertheit der Streikenden und dem Schaden der unschuldigen Kunden.
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Armin, Du machst da einen entscheidenden Denkfehler:
"Das Forum" ist nicht eine eine Person, die da sich widerspricht. Das Forum sind ganz viele Einzelmeinungen. Natürlich nicht auszuschliessen, dass innerhalb der Forumsteilnehmer Einzelne dem entsprechen, was Du da beschreibst. Aber dann solltest Du jene Einzelnen rausfischen und sie direkt ansprechen.
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Was gern vergessen wird, die Gewerkschaften wurden geschaffen zu einer Zeit, als die Firmen die Arbeiter komplett ausbeuteten. Es gab die 6 Tage Woche bei 12 Stunden pro Tag, miese Arbeitsbedingungen mit sehr gesundheitsschädlichen Arbeiten, man war nach 5 Jahren so krank/kaput, das man nicht mehr arbeiten konnte. Es gab weder Urlaub noch eine Krankenkasse. Rente kannte man nicht, man brauchte sie aber auch kaum, weil man vorher meist verstarb wegen Krankheit oder tötlicher Arbeitsunfall. Da waren die Gewerkschaften sehr zwingend notwendig und haben was sehr gutes erreicht. Aber irgendwann haben die Gewerkschaften ihr Ziel überschossen. Z.B. gab es zeitweise bei VW die 30 Stunden Woche bei vollen Lohnausgleich, das Result war, VW ging es nicht wirklich gut. In England haben die Gewerkschaften durch Streiks durchgesetzt, das auf einer E-Lok ein Heizer mitfährt, oder solange gestreikt, um ihre Forderungen durch zu setzen, das es ganze Indistriezweige dort nicht mehr gibt (Stahlindustrie, wo viele Arbeiter ihren Job dann verloren). Mal kurz googlen "England Streik". Oder die GDL, diese streikt auch, weil sie nicht nur die Lokführer vertreten will. Aber warum heißt sie dann "Gewerkschaft der Lokführer"? Da geht es doch eher um Macht seitens der Gewerkschaft gegenüber den Firmen. Und Sixt nennt dann Weselsky "Mitarbeiter des Monats". Inzwischen habe ich das Gefühl, das Gewerkschaften über das Ziel ihrer eigentliche Aufgabe zum Teil hinausschiessen. Man sollte eine Kuh melken um Milch zu bekommen, aber nicht schlachten. Gerade bei Firmen, die global tätig sind, muss man immer deutlich über den Deckelrand des eigenen Landes schauen. Es ist irgendwo auf der Welt immer einer da, der es preiswerter anbietet. Man kann das mögen oder sagen, das irgendwann die Qualität sinkt, aber es ist so. Und wenn ein Pilot nur noch als CPT 120.000 Euro verdient statt 200.000,-- ist er nicht wirklich unterbezahlt. Also weit weg von dem, was Gewerkschaften einst für eine Aufgabe haben. Mit "immer mehr" würgt man irgendwann alles ab. Das war schon immer so.
Inzwischen haben wir, auch dank der Gewerkschaften, 40 Stunden Woche, Krankenversicherung, bezahlten Urlaub, Rente usw. Aber, wie alles, unterliegen Forderungen der Verhältnismässigkeit. Diese wurde auch nicht zuletzt in der Politik eingeführt, um das Parlament nicht mit zu vielen Splitterparteien handlungsunfähig zu machen. Es wurde die 5 % Hürde eingeführt. Warum ist das in der Politik in Ordnung und in der Gewerkschaft nicht?
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Solange es aber in Deutschland Unternehmen gibt, die bereit sind ihrem Personal weniger als 8,50 zu bezahlen haben die sehr wohl noch eine wichtige Aufgabe.
Und da, wo sie keine mehr hätten, da müssen sie ja was tun um ihre Daseinsberechtigung unter Beweis zu stellen. Auch um den Preis sich selber den eigenen Ast abzusägen auf dem man sitzt
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@reiner.
Und da, wo sie keine mehr hätten, da müssen sie ja was tun um ihre Daseinsberechtigung unter Beweis zu stellen. Auch um den Preis sich selber den eigenen Ast abzusägen auf dem man sitzt
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| Genau das meine ich. Zum Teil schiessen die Gewerkschaften über das Ziel hinaus.
@Armin, nicht böse sein, aber wir hatten ja schon mal das Thema....
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Es gab weder Urlaub noch eine Krankenkasse.
Rente kannte man nicht, man brauchte sie aber auch kaum, weil man vorher
meist verstarb wegen Krankheit oder tötlicher Arbeitsunfall. Da waren
die Gewerkschaften sehr zwingend notwendig und haben was sehr gutes
erreicht.
Denkste, die o.a. Versicherungen wurden in Deutschland von Otto v. Bismarck verordnet. Der war nicht im DGB!
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Altes Märchen! Wird nicht wahrer, wenn dauernd wiederholt. Bismarck führte auf Druck der Industrie und des Militärs so was wie "JAgdschutzgesetze" für Arbeiter ein, weil das Militär keine gesunden Rekruten mehr bekam und die Schwerindustrie enorme Arbeitsunfälle zu verzeichnen hätte. Dass dann als Fortschritt verkauft wurde steht auf einem anderen Stern. Das ist in etwa so als würde ich sagen die Schonzeiten der Jäger sind echter Tier- und kein Bestandsschutz.
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Sehe ich sehr ähnlich.
Seit diesem Urteil des Arbeitsgerichtes können Gewerkschaften, die bisher in ihrer Rolle als Vertreter von Minderheiten absolut sinnvoll waren (weil es nicht hilft, alle über einen Kam zu scheren) in Konkurrenz zu anderen, größeren treten. Das sehen wir bei der GdL, wir sehen es bei der VC, und es wird weitere Fälle geben.
Jeder Versuch, dieses unsägliche Urteil per Gesetz einzufangen, wird sicher dazu führen, daß sich alle vor dem Verfassungsgericht wiedersehen.
Fazit, es wird hier so schnell keine Lösung geben. Klar, das Streikrecht ist ein hohes Gut, aber was im Moment passiert, hat mit Arbeitskampf nicht mehr viel zu tun.
Das ist das extreme Ausreizen einer erst vor relativ kurzer Zeit mehr oder weniger vom Himmel gefallenen Rechtsposition, sonst gar nichts.
Die LH ist bisher immer meine Airline der Wahl gewesen. Ich war jahrelang einer dieser "business kasper", der als ltd. Angestellter auf der Jagd nach Meilen und Statuskarte mit der LH durch die Gegend gejettet ist. Wie schwachsinnig mir das heute vorkommt, seit ich selbständig bin ! Wenn ich heute morgens so vor dem Gate stehe, und diesen ganzen Sch... mir anhöre, von wegen "pre boarding für unsere Gäste mit Palazzostatus", von wegen "status stars" (dieser saudumme kleine Stern auf der Karte, der, wörtlich, "Anerkennung für Ihre jahrelange Treue" darstellen soll - aber was ist die Anerkennung ??), dieses ganze prätenziöse Getue in den Lounges, dieser unsägliche Versuch einer Billigairline namens Germanwings, ... und vieles andere. Ich kann es nicht mehr ertragen ! Und wenn dann noch die Flüge schlicht ausfallen wegen Streik, und ich in Spanien, oder aktuell mein Kompagnon in Stockholm festsitzt (im wahrsten Sinne des Wortes), dann kann ich nur sagen: habe Flasche leer. Da helfen per Massenversand rausgeschickte Selbstentschuldigungs-Hudeleien des "gesamten Vorstands" dann auch nichts mehr. Und wenn ich meinen Status dann verliere, auch schön, mir doch egal.
Sorry, aber das musste mal raus. Ist auch ein bisserl off-topic.
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Tja, Wolff, wir sind also am "Ende der Geschichte" angelangt?
Ich sage: mitnichten. Die Menschen in 100 Jahren werden auf unsere Geld/Angst/Druck Gesellschaft mild lächelnd aber doch verachtend blicken. So vielleicht wie wir heute die Hexenverbrennungen sehen.
Den Gewerkschaften werden auf dem Weg dahin noch echte Aufgaben zu bewältigen haben.
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@Hubert. In England hat meines Wissens Bismark nie was zu sagen gehabt, oder habe ich da in Geschichte nicht aufgepasst. Die treibende Kraft waren da die Gewerkschaften und andere Institutionen....
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Wolff, genau.. meine Worte Bismarck ist ein stockreaktionärer Junker gewesen.. Dem würde nicht im Traum einfallen was zu machen, was dem Maximalprofit zuwider ist. Er hat sich in Notwendigkeiten gefügt und Verdienste der Gewerkschaften für sich vereinnahmt und formuliert.
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Bismarck wollte die Macht des Staates sichern gegen den Einfluss der Sozialdemokratie und hatte Angst, revolutionäre Strömungen könnten die Monarchie oder die Dominanz Preussens schwächen. Die Sozialgesetzgebung war schon seine eigene Politik, aber eben sollte das unter der Führung des starken Staates sein. Bismarck wollte nicht das Vorbild in England nachahmen, sondern in Vorwärtsverteidigung das Thema nicht den Gewerkschaften überlassen, sondern Alles in Händen der Staatsmacht halten.
Vic
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