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23. November 2024 23:45 Uhr Jan Brill

Leserreise: Tage 48 und 49


Grüne Äpfel in Peru – Wir lernen unsere Namen zu schreiben!

Von suboptimalen Handling- und Bürokratieerfahrungen zu schreiben ist für unsere Reiseberichte aus aller Welt quasi ein Klischee. Die sarkastischen Formulierungen sind eingeübt, die Rollen und Handlungen wohlbekannt. Ganz besonders Peru ist ein Land, das für solche Berichte reichlich Material einbringt. Und da wollen wir durch: Von San Pedro aus erstmal 185 NM nach Iquique/SCDA zur Ausreise und zum Tanken, dann 1.062 NM nach Iquitos/SPQT am Amazonas zur Übernachtung und schließlich am Folgetag (Samstag) nochmal 880 NM nach Cartagena/SKCG. Und was wir erleben ist zumindest in Peru die volle Packung. Jetzt bin ich selber bezüglich suboptimaler Handling-Erlebnisse aber gerade erst frisch austherapiert und statt die immer gleiche Geschichte auf’s neue zu erzählen möchte ich diesmal Sabine zu Wort kommen lassen. Sie erlebt das Theater zum ersten mal und beschreibt die Eindrücke in ihrem privaten Reisetagebuch wie folgt...

San Pedro de Atacama - Iquique Flugzeit 1 Stunde; 182 NM; kein Zeitunterschied


Warten auf dem Vorfeld. Erstmal auf die Permission aus Peru. Dann finden sich andere Gründe...
Da steht man morgens auf und denkt: alles kein Problem. Die Flüge sind geplant, die Genehmigungen liegen vor, die Hotels sind gebucht. Was das angeht, kann nichts mehr schief gehen.
Denkste!

Um es kurz zu fassen (in chronologischer Reihenfolge):

Gute Nachricht: die Nase der INFO sieht wieder besser aus. Jan (war nicht im Nayara) hat den Aufenthalt in der Herberge zum grimmigen Ökotouristen genutzt, um auf den Flugplatz zu flüchten und die Nase der INFO zu spachteln.

Schlechte Nachricht: wir haben keine Genehmigung, um nach Peru zu fliegen.

Gute Nachricht: angeblich fehlt nur noch die Unterschrift des peruanischen Behördenchefs (gute Nachricht?)

Schlechte Nachricht: noch in der Luft erfahren wir, dass niemand der Polizei in Iquique Bescheid gegeben hat, damit der Zoll an den Flugplatz nach Iquique kommt. Die wissen also nichts von unserer Ankunft.

Gute Nachricht: die Genehmigung für Peru kommt, nachdem wir seit etwa einer Stunde in Iquique auf dem Vorfeld wartend vor unseren Flugzeugen stehen.


Supernett: GA funktioniert in Chile, wenn man sich exakt an die Verfahren hält. Mit den AROs (Airport Reporting Office) kommt man prima auch ohne teures und nerviges Handling durch Chile.
Schlechte Nachricht: jetzt bricht die zweite Stunde Warten an.

Gute Nachricht: die Polizei ist unterwegs. Angeblich.

Schlechte Nachricht: unser Flugplan ist in wenigen Minuten seit zwei Stunden überfällig und wird dann aus dem System gelöscht werden.

Gute Nachricht: wir verlassen das Gebäude der chilenischen Zivilluftsicherheitsbehörde (dort feiern sie schon Weihnachten) mit einem Stempel. „Jetzt habe ich Hoffnung. Ich habe einen Stempel. Stempel ist das spanische Wort für Hoffnung.“

Schlechte Nachricht: wir warten immer noch…….

Gute Nachricht: unser Tag heute ist zwei Stunden länger, weil der Zeitunterschied zu Peru minus zwei Stunden beträgt (warum?)

Und: wir haben einen tollen Zischer über den Flugplatz von San Pedro de Atacama gemacht. Und uns mit einem Vorbeiflug an dem Örtchen San Pedro und einem Überflug über das Hotel Nayara verabschiedet und sehen uns das Moon Valley von oben an.

Und: um 13.45 Uhr erhalten wir endlich die Stempel fünf bis drölf. Die letzten erforderlichen Stempel bis drölfhundert erhalten wir um 14 Uhr und heben um 14.20 Uhr zum fast fünfstündigen Flug nach Iquitos in Peru ab!

Tschüss Chile.


Iquique (Chile) - Iquitos (Peru) Flugzeit fast 5 Stunden; 1021 NM; Zeitunterschied minus 2 Stunden (also zu Deutschland minus 6 Stunden)


Ein grüner Apfel in Peru. Das ist das Ende.
Ausreise aus dem einen Land bedeutet Einreise in ein anderes Land. Der aufmerksame Leser weiß, dass das nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung auf dieser Reise gehört.
Einreise in Peru - dazu haben die chilenischen Abstempler nur gemeint, in Peru seien sie sehr streng. Noch mehr Stempel?

Bis zur Einreise haben wir einen Flug, auf dem wir in 28.000 Fuß Höhe Wetter ausweichen müssen. Der Äquator kommt näher. Wir sehen östlich von uns den Titicacasee.
Dann fliegen wir über das Amazonasgebiet. Wirklich viel Regenwald und gewaltige, sich wie Würmer windende Flüsse. Wir fliegen ein Stück die Grenze zu Brasilien entlang. Unter uns immer noch Regenwald so weit das Auge sieht. Ich fühle mich an unsere Pazifiküberflüge erinnert. Das mit dem Dschungel wird auch nicht vor der Landung aufhören, denn Iquitos liegt am Amazonas.

Wir hören die ATIS. Ich höre zweimal Gestöhne. Wir kommen von 5% Luftfeuchtigkeit zu 93%. Von 2.500 Höhenmetern zu 100. Alles innerhalb von wenigen Stunden. Ich habe mir schon öfter in den letzten 50 Tagen gedacht, dass diese Tour ausschließlich für Fitte ist. Nur noch drei Breitengrade trennen uns vom Äquator.

Wir landen auf peruanischem Boden um 17.15 Uhr Ortszeit. Während des Rollens sprühe ich mal wieder eine Dose Insektizid leer.


Peru: Warten … warten. Wir versuchen uns still zu beschäftigen während der Handler sich hinter seinem Telefon versteckt. Gemäß Verhaltensforschung sind wir schon in der Acceptance-Phase. Wir fragen gar nicht mehr “warum”, “worauf” oder “wie lange” wir warten...
Wir öffnen die Tür, keiner der Peruaner will davon gewusst haben, dass wir kommen. Mein Sprühen aber fanden sie gut. Sie gehen zu zweit ins Flugzeug und suchen nach grünen Äpfeln. Ja. Sie haben hier wahnsinnige Angst davor, dass grüne Äpfel eingeschmuggelt werden. Wir erledigen den Biozoll. Und wieder durchsuchen sie unser Gepäck mit der Hand. Was den Australiern und Neuseeländern die Nuss ist, ist den Peruanern der grüne Apfel. Die ganze Nummer könnte witzig sein, wenn man nicht völlig ausgeliefert wäre.

Als sie meine rote Tasche mit der Hand durchsuchen, bringt einer der Seniores einen grünen Apfel als Anschauungsobjekt mit und legt ihn neben meine zu durchsuchende Tasche. „Ist das deiner????“ fragen erst Stefan und dann Jan erschrocken. „Für wie doof halten die mich eigentlich?“ denke ich. Ich kenne ALLE Horrorgeschichten von (vergessenen) grünen Äpfeln. ALLE! Ich lächle die Seniores nett an und finde sie freundlich. Habe ich schon das Stockholm Syndrom?

Die IMME und die INFO werden getankt. Draußen ist es mittlerweile stockdunkel. Wir warten immer noch. Auf was eigentlich? Ich habe den Überblick verloren. Ich mache einfach. Scheint mein Motto dieser Reise zu werden.

Wir warten immer noch. Kennt jemand die Geschichte von dem, der im Transitbereich gelebt hat und dort gestorben ist?

Um 19.30 Uhr kommen endlich zwei Männer vom Zoll. Vom richtigen Zoll. Von denen, die keine Gefangenen hinterlassen. Die jagen keine grünen Äpfel denke ich mir, als ich die Oberarme des einen sehe.


Wenigstens unser Flieger sieht gut aus. Stefan nennt das das “Tinder-Foto” unserer braven D-INFO!
Die vier Capitanos der aviones gehen mit den Zollmenschen durch die Nacht zu den Flugzeugen. Die Flugzeuge müssen kontrolliert werden. Ich warte vor dem eigentlichen Terminal (wir dürfen ja noch nicht einreisen) und passe auf das Gepäck auf. Jeder bringt sich ein wie er kann.

20.15 Uhr. Wir sind immer noch im Vor-Terminal. Und warten. Bis auf Stefan. Der diskutiert.

Wir waren eigentlich schon durch, da erkennt der Mann von den „Migraciones“ (mein Zollmensch hat sich zwischenzeitlich per Handschlag verabschiedet. Adios), dass auf dem GENDEC Stefan ohne Doktor geschrieben ist, im Pass aber mit. Ich bin einmal mit Geburtsname geschrieben, einmal ohne. Also ist alles falsch. Falsch falsch falsch. Sooo geht das nicht. Wir sind in Peru!

Ich glaube, gleich kommen Paola und Kurt Felix um die Ecke und lösen das hier auf. Aber die sind ja schon tot. Ich befürchte, das ist keine „Versteckte Kamera“.

Wir sitzen im Taxi um 20.34 Uhr. Mit Stefan!

Text: Sabine Krauss



Bewertung: +8.00 [8]  
 
 




24. November 2024 07:44 Uhr: Von Wolfgang Lamminger an Jan Brill Bewertung: +1.00 [1]

Heja... da war ja Lohr in Arica das kleinere Übel, und warum muss ich jetzt ständig an Fahrradwege denken? ...

Good Luck bei der Ausreise aus Kolumbien ;-)

24. November 2024 13:55 Uhr: Von Jan Brill an Wolfgang Lamminger Bewertung: +4.00 [4]

da war ja Lohr in Arica das kleinere Übel,

Maybe. Doch die Moral von der Geschicht': "Handling spart das Warten nicht!"

Ich glaube es wäre vorgestern schlauer gewesen von Nord-Chile (Arica, Iquique) direkt nach Leticia/SKLT in Kolumbien zu fliegen. Das wären auch nur 1.066 NM gewesen hätte lediglich eine Überflugpermit für Bolivien SLLF FIR gebraucht, sowie die Overflight-Notification in Brasilien.

Dann hätten wir uns den Peru-Zirkus komplett sparen können. Bin ich aber leider erst spät in der Donnerstagnacht drauf gekommen, als ich nach alternativen Routings gesucht habe für denn Fall dass die Peru-Permit gar nicht kommt.

LG, Jan


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