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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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28. Juni 2020: Von Chris B. K. an Sven Walter

Im Übrigen muss man natürlich aus gesamtstaatlichen Interesse sagen, dass wir eine Weltklasse Luft Anbindung als Exportnation erneut brauchen werden am Ende der Krise.

Ich würde aus gesamtstaatlichem Interesse eher Helmut Schmidt beipflichten, der einmal gesagt hat, daß sich der Staat nicht erpressen lassen darf, nicht von der RAF und auch nicht von einem Unternehmen, das meint "too big to fail" zu sein.

"Lufthansa-Chef Carsten Spohr setzte die Ticketgelder sogar als Druckmittel ein bei der Rettung. Falls der Staat sich zu sehr einmischen wolle, werde der Lufthansa-Vorstand eher eine Insolvenz akzeptieren, bei der die Tickets dann nicht mehr zu ersetzen wären."

Quelle: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/lufthansa-blockiert-erstattung-stornierter-flugtickets,RzjHf9X

In dem Moment, als Carsten Spohr mit der Insolvenz gedroht hat, hätte ich von Staatsseite die Verhandlungen abgebrochen, in der Presse ein feindliches Übernahmeangebot präsentiert und die LH dann vor die Wahl gestellt. Lehnt sie ab, wird die LH abgewickelt.

28. Juni 2020: Von Sven Walter an Chris B. K.

Helmut Schmidt passt in dem Zusammenhang nicht ganz, da ging es um Leben und Tod. Das andere ist eine Grundfrage der freien Marktwirtschaft. Selbstverständlich sollten wir nicht die Gewinne privatisieren und die Kosten sozialisieren, aber es gibt eben auch gut gemachte Beispiele, wie beispielsweise die Privatisierungen, die die USA nach 2009 gemacht haben. Rückverkauf mit Gewinn, selbstverständlich ein Verstoß gegen ordoliberale Prinzipien, aber es war eine Ausnahme in einer Ausnahmesituation. die Idee mit der Übernahme durch den Staat finde ich durchaus reizvoll, das Problem ist aber, wenn der Vorstand auf einmal zurücktritt, hast du dann den Salat bei der öffentlichen Hand. Mitten in einer absoluten Krise ohne Präzedenz. Spannend wird das in ein paar Jahren, wenn ein paar politische Biografien erscheinen und den Verlauf solcher Verhandlungen etwas genauer skizzieren.

Insgesamt sollte eine Regierung sicherlich in der ersten Erklärung in der ersten Woche der Legislaturperiode ganz klar statuieren, dass man an die soziale Marktwirtschaft glaubt und das moral hazard nicht auf den Steuerzahler abwälzen wird. Egal wie groß das Unternehmen ist. Im Krisenfall kann man dann immernoch ad-hoc anders entscheiden. Du bringst also wirklich eine Reihe sehr gute Argumente, und trotzdem hätte ich eher im Sinne unserer Regierung entschieden. Bei Schlecker hingegen einzusteigen oder Philipp Holzmann halte ich für unverzeihlich. Eben gerade auch aus Gründen der Gleichbehandlung gegenüber den kleinen und mittelgroßen Unternehmen.

28. Juni 2020: Von Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu an Chris B. K. Bewertung: +3.00 [3]

In dem Moment, als Carsten Spohr mit der Insolvenz gedroht hat, hätte ich von Staatsseite die Verhandlungen abgebrochen, in der Presse ein feindliches Übernahmeangebot präsentiert

Und dann? Dann wird es richtig teuer. Dann gehört Dir als Staat eine Firma, die sowieso gerade Geld braucht, weinende Stewardessen demonstrieren vor Deiner Parteizentrale für ihre Jobs, Grüne fordern, dass Du sofort sämtliche Inlandsflüge einstellst (die dann natürlich die Abgeordneten in ihrer Freiheit dann trotzdem zwischen Köln-Berlin bei der Konkurrenz buchen). Der Feldversuch, 10% Biodiesel dem Kerosin beizumischen, muss Dir doch ein paar kaputte Turbinen, den guten Ruf oder zumindest einen kleineren zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr wert sein.

Also quasi Al-Italia plus grüne Forderungen.

28. Juni 2020: Von Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu an Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu Bewertung: +2.00 [2]

Und jetzt nehmen wir noch das ordoliberale Vorgehen, dem ich ja eigentlich normalerweise anhänge: Lass es den Markt regeln! Dafür haben wir eine wunderbare Blaupause: Die Schifffahrtskrise. Die europäischen Airlines bekommen also kein Geld. Die Insolvenzverwalter oder die Notverkäufe drücken die Gebrauchtpreise für Flugzeuge ins Bodenlose. "Bodenlos" kannst Du mit etwa 1/4 der vor einem Jahr gültigen Marktpreise gleichsetzen. Diverse Bankkredite werden notleidend, ggf. die Banken dahinter auch.

Wer kauft dann? Knapp oberhalb des Schrottwertes von Aluminium? Wer hat denn die insolventen Containerschiffe gekauft? Zu einem erheblichen Anteil griechische Reederfamilien (natürlich nur aus ihren sauer in Griechenland brutal versteuerten Gewinnen). Die Flugzeuge gehen also zum Spottpreis an Superreiche und strategisch denkende Länder wie China, die ohnehin US-Staatsanleihen, also Dollars, bis zum Abwinken gebunkert haben. Und wenn dann die Luftfahrt wieder anspringen sollte, dann ist die europäische Flotte zum größten Teil in diese Kanäle gegangen. Und Du kannst nicht mal vor der WTO auf illegale Subvention o.ä. klagen: Die Flugzeuge wurden ja sauber zum Marktwert verkauft. An Bord begrüßen Dich freundlich lächelnde Philippinas, die mit ihren Männern auf den Containerschiffen den Dumpinglohn gemeinsam haben. Homebase mutmaßlich Istanbul oder ein südosteuropäischer Staat, der mit den Schultern zuckt und sagt: "Hey, wenn Philippinos auf Euren Schiffen für Euch Deutsche kein Problem sind, warum dann die außereuropäische Crew auf unseren Flugzeugen auf der Strecke Berlin-Paris?" Und gegen diesen doppelten Wettbewerbsvorteil kriegst Du keine europäische Fluglinie mehr am Markt etabliert.


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