
Die Kolben-Malibu ist zukünftig ein einfaches SEP(land) Muster. HPA oder eigene Klassenberechtigung entfallen! |
© Peter Bakema |
Die
neue Tabelle gibt an, ob für ein Flugzeug ein HPA-Zusatzkurs erforderlich ist, ob es ein Complex-Flugzeug im Sinne der Basic-Regulation ist und ob es Operational Suitability Data (OSD) zu diesem Flugzeug gibt.
Operational Suitability Data ist eine Evaluierung des Operational Evaluation Board (OEB), die unabhängig von fixen Kriterien (wie z.B. die Complex-Festlegung) die tatsächlichen Erfordernisse für den Betrieb des Flugzeugs festlegt. Und da hat sich einiges getan.
Die Kolben-Malibu, also die Flugzeuge der Reihen PA46-310P, -350P und 350T (Matrix) sind normale SEP-Muster geworden. Kein HPA mehr, kein eigenes Classrating mehr. Die Malibu wird damit genauso behandelt wie die C210P, was nach unserer Ansicht auch absolut angebracht ist.
Natürlich werden die Versicherungen nach wie vor ein gewisses Training und eine gewisse Erfahrung fordern, nur muss man jetzt wenn man Malibu fliegen will eben nicht mehr den Weg über Schule und Prüfer gehen und auch die jährliche Erneuerung einer weiteren Klassenberechtigung entfällt.
Schade ist, dass man diesen Schritt nicht auch konsequent für die Extra 400 gegangen ist. Diese hat nach wie vor ein eigenes Classrating.
Für die Turbinen-Varianten der PA46, also Jetprop und Meridian, gibt es nun einen einzigen Lizenzeintrag, nämlich “PA-46”. Diese Muster sind auch nach wie vor als HPA klassifiziert. Zwischen den Mustern Jetprop und Meridian reicht ein Vertrautmachen (familiarization training).
Für Cessna Single Engine Turbine gibt es zukünftig nur einen Lizenzeintrag “CessnaSET (land)”, mit dem man dann von der C206 Soloy-Conversion über die C10T Silver Eagle bis zur C208 Caravan alle Muster fliegen darf. Wer also zurzeit Silver Eagle fliegt braucht für den Umstieg z.B. auf die Caravan nurmehr eine Unterschiedsschulung (differences training).
Fragen zum SET-Rating
Unklarheiten gibt es beim SET-Rating. Die EASA Schreibt in den Erklärungen zur Tabelle:
Class ratings "SET (land/sea)" for single-pilot single-engine turbo-prop aircraft are established within the lists. [...] Aircraft within the class ratings SET (land/sea) are listed individually in the table. Aircraft which had previously been designated as SET by the JAA under the provisions of JAR-FCL 1 are included in the class ratings SET (land/sea).
Entsprechend steht in der Remarks-Spalte z.B. für die Jetprop auch:
Class Rating SET (land) for PA-46-500TP (Malibu Meridian) and Jetprop LLC Piper PA-46 (Jetprop DLX)
Das gleiche steht bei allen anderen SET-Mustern, außer bei TBM und PC-12. Trotzdem gibt die EASA als License-Endoresement-Text aber “PA-46”, oder “Extra500” oder “CessnaSET” an. Für uns ist unklar, ob die EASA “PA-46”, oder “Extra500” oder “CessnaSET” weiterhin als eigene Klassenberechtigungen ansieht, oder ob dies nur verschiedene License Endorsements unter der Klassenberechtigung SET(land) sind.
Letzteres wäre natürlich eine ganz enorme Erleichterung. Nur eine Klassenberechtigung von der Soloy-206 bis zur Meridian.
Update 23.6.:
Wir hatten diesbezüglich bei der EASA nachgefragt und bestätigt bekommen, dass es tatsächlich nur noch ein Classrating SET(Land) für alle diese Muster gibt und das innerhalb dieses einen Classratings mit einer Unterschiedsschulung (Differences Training) neue License Endorsements erworben werden können.
Das heisst im Klartext:
Wer z.B. die License Endorsements "CessnaSET" und "PA-46" hat braucht nur einen Checkflug für die Verlängerung des gemeinsamen Classratings SET(Land) zu machen.
Wer das License Endorsements "CessnaSET" hat und auch mal Turbinen-Malibu fliegen möchte, benötigt lediglich eine Unterschiedsschulung und ggf. das HPA um zum neuen License Endorsement "PA-46" zu kommen.
Hierin sehen wir eine deutliche Erleichterung, die auch hoffentlich von den nationalen Luftfahrtbehörden so umgesetzt wird.
Sinnvoll wäre hier, den die Unterschiedsschulung ausführenden Fluglehrern und ATOs gemäß ARA.FCL.215 die Möglichkeit zu geben solche weiteren License Endorsements innerhalb des SET-Classratings zumindest temporär (wie beim Neuerwerb einer Klassen- oder Musterberechtigung) per Handeintrag im Flugbuch des Piloten einzutragen.
Wir hoffen, dass das Operational Evaluation Board seine Arbeit fortsetzt und irgendwann auch bei den Turbinen-Twins die Erkenntnis gewinnt, dass das starre Kriterium der Complex-Flugzeuge für viele GA-Muster viel zu grob ist und eine eher gemütliche Cheyenne I in die gleiche Kategorie wirft wie einen CJ4.
Liebend gerne würden wir die erheblichen Investitionen in ATO und Type Rating Instructor/Examiner abschreiben, wenn solche einfachen Twin-Turboprops nicht mehr als Komplex-Flugzeug behandelt würden!