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15. August 2019: Von Chris _____ an Lutz D.

Lutz' Beobachtung hat sich auch mir sofort aufgedrängt.

Es ist nur allzu menschlich, bei einem verunglückten Piloten, der vielleicht etwas "über die Stränge geschlagen hat" (marginal VFR geflogen oder PPL mit anscheinend kommerzieller Mission) schnell zu dem Schluss zu gelangen, dass dieserjenige ein leichtsinniger Hallodri war und uns seriösen, risikobewussten Piloten sowas nie passieren würde. Dieses Urteil stellt das Gleichgewicht der Welt wieder her (Sünden werden bestraft), und vor allem: wir Rechtschaffenen können uns alle wieder schlafen legen.

Wenn man bei einem solchen Urteil angekommen ist und es kommen neue Fakten - wenn man überhaupt noch danach sucht! - dann ist es ebenfalls menschlich, dass man versucht diese neuen Fakten in das bereits vorhandene Bild einzufügen. Und nicht etwa dieses Bild zu hinterfragen.

Das passiert auch Profis im "Urteilen", nämlich Richtern. Die vielleicht krasseste Geschichte ist die vom Bauern Rupp. Nachdem die Staatsanwaltschaft und das Schwurgericht zu der Überzeugung gelangt waren, dass der Bauer ermordet, zerstückelt und Hunden zum Fraß vorgeworfen worden war, wurden die vermeintlichen Täter lange Jahre eingesperrt. Nun kommt das Erstaunliche: Als Jahre später die unverletzte, ledilich von Fischen angefressene Leiche des Herrn Rupp in einem Auto in der Donau gefunden wurde, lehnte die Justiz die von den Verteidigern beantragte Wiederaufnahme fast ein Jahr lang ab. Und selbst in den folgenden Freisprüchen verstieg sich die (natürlich bayerische) Gerichtsbarkeit zu der Aussage, dass sie immer noch einen Mordverdacht gegen die Angeklagten hegten, aber eben nicht mehr sicher seien, wer und wie genau für Rupps Tod verantwortlich sei.

Wenn man das so erzählt, mag man kaum glauben, wie unsachlich und wenig faktenorientiert Menschen urteilen. Oft auch mit wenig eigenständigem, kritischen Hinterfragen. Wohl die meisten Menschen akzeptieren eine "offizielle" Narrative. Und selbst wenn eine offizielle Narrative sich ändert, also die erste Version nun als falsch gilt, akzeptieren die meisten Menschen dann eben die neue offizielle Narrative und hinterfragen nicht, warum sie eigentlich an der ersten Version nie selbständig Zweifel geäußert haben.

Der ständige Zweifel an allem, was erzählt wird (zum Beispiel Kriegsberichte), zeichnet den Wissenschaftler aus. Und falls es politisch wird, nennt man diese Leute Verschwörungstheoretiker und wirft sie somit mit Spinnern in einen Topf.

Darüber wollte ich mal den Bogen spannen.

Mir selbst ging es übrigens im vorliegenden Fall genauso: den Malibupiloten hatte ich längst als leichtsinnigen Deppen abgestempelt. Nun muss ich das revidieren und in Zukunft vorsichtiger mit meinem Urteil sein.


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