Die Flughöhe ist hier fast irrelevant, da Du auch bei einem einseitigen Strömungsabriss in 500 Fuß wenig chancen hast.
Fakt ist, ein Motorausfall im Anfangssteigflug ist an sich schon eine sehr Fordernde Situation, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
Tomas Jakobs hat nach eigenen Angaben auf Facebook nie einen Motorausfall im Anfangssteigflug gehabt, lediglich eine Vergaservereisung habe ihn dazu bewogen sich Gedanken um eine Umkehrkurve zu machen.
Fakt ist, daß Umkehrkurven, wenngleich sie unter bestimmten Bedingungen funktionieren können, eine dramatisch schlechtere Option darstellen als eine vernünftige Landung voraus - selbst ein kontrollierter Bruch oder eine Wasserung sind überlebbarer als der Versuch umzudrehen. Das ergibt sich sowohl aus der qualitativen und quantitativen Betrachtung der Unfallberichte, aus Übungen mit Schülern und aus der analytischen Betrachtung der Möglichkeiten und quer über alle Erfahrungsstufen und Flugstundenbereiche der verunfallten Piloten - es ist der Experte und Profi genauso betroffen wie der Flugneuling.
Tomas Jakobs und Christian Böhm propagieren eine Umkehrkurve als gleichwertige Option im Falle eines Motorausfalls im Anfangssteigflug, obgleich die Erfahrung und die ehrliche Analyse zu einem Ergebnis kommt, daß ganz klar gegen die Umkehrkurve spricht.
Fakt ist, daß eine vernünftige Entscheidungshöhe, unterhalb derer keine Umkehrkurve versucht werden muß prinzipiell schon nicht das selbe ist, wie eine Entscheidungshöhe ab der man eine Umkehrkurve fliegt.
Christian Böhm hat während der Demonstration seiner Entscheidungen eindeutig dargelegt, daß er eine Umkehrkurve ab einer definierten Höhe für das Mittel der Wahl hält. Er sagt nicht: "Ab 500ft können wir in der Virus sehen ob eine Umkehrkurve funktionieren kann und im Zweifel doch einen Acker nehmen", sondern "500ft - Umkehrkurve!!".
Fakt ist, daß diese Entscheidungshöhe Faktoren berücksichtigen muß, die aus der Situation bestimmt werden: Steigwinkel, Wind, Beladung, Flugzeugtyp, Art des Zwischenfalls, Kontrollierbarkeit des Gleitwinkels, Flugplatz, Hindernis- und Verkehrssituation, Konzentration, Komplexität der Bedienorgane, Ergonomie, Totzeit etc.
Tomas Jakobs und Christian Böhm vernachlässigen alle diese Faktoren in ihrem Blog und geben damit dem Leser keine Möglichkeit, sich systematisch mit den Einflüssen auseinanderzusetzen. Der Leser, der mit Erfahrung und Wissen das Blog betrachtet erkennt die Mängel in der Argumentation - das zeigt diese Diskussion sehr anschaulich. Tomas Jakobs lässt sich gar zu der Aussage herab, daß man sich eine Totzeit im UL nicht erlauben könne - eine intrinsische Eigenschfat des Menschen, der jedes System, das den Menschen in die Reglerstruktur integriert berücksichtigen muß und die nicht ohne Grund Einzug in die Lufttüchtigkeitsforderungen gefunden hat. Denn wenn es nicht möglich ist, daß ein normal begabter Pilot einen Motorausfall in der normalen und zugelassenen Steifgluggeschwindigkeit überlebt, dann hätte das Flugzeug nie zugelassen werden dürfen. Die Antwort auf ein solches Problem kann nicht sein dem Piloten die natürliche, gegebene Eigenschaften jedes Menschen zu "verbieten". Gleichsam könne man dann auch dem Motor verbieten auszufallen, die Wirkung auf die Mindesthöhe für eine Umkehrkurve wäre die selbe.
Fakt ist, daß man nicht lernen kann, wenn man nicht bereit ist sein Wissen zu hinterfragen.
Tomas Jakobs hat, sobald er auf Argumente gegen seine Aussagen gestoßen ist, angefangen die Kritiker zu diffamieren, anstatt die Argumente aufzugreifen und zu entkräften zu versuchen. Er sieht seine gefühlten Warheiten über dem faktischen. Auf diese Art wird er nicht lernen.
Und Fakt ist, daß man niemanden aus einer Position herausargumentieren kann, in die derjenige sich nicht hineinargumentiert hat.
Und darum geht es mir auch nicht darum, Tomas Jakobs oder Christian Böhm dazu zu bewegen zu lernen, sondern darum, ihren Lesern und ihren Schülern aufzuzeigen, wo die logischen, statistischen, fliegerischen, physikalischen Fehlschlüsse der beiden Autoren liegen und somit vor der unnötigen Gefährung bei Befolgen vieler der in den Blog gegebenen "Ratschläge" zu schützen. Denn in der Fliegerei können wir uns ganz sicher kein postfaktisches Zeitalter leisten, in denen nur die Beiträge gelesen werden, die das gewollte bestätigen. Diese Einlullende, die durch dem ignorieren und verbannen von gegensätzlichen Meinungen mit "Ignorierfunktonen" oder Deaktivieren von Kommentaren in den Blogs erzeugt wird, ist maßgeblich dafür verantwortlich, daß nicht hinterfragt wird, was man ohne die Einflüsse von Wissen und Erfahrung ausgedacht hat, weil es gerade so schön mit dem Weltbild fluchtet. Die eigenen Anrumente werden nicht geschärft, wenn man sich mit Kritik nicht auseinandersetzt. Lernen durch das akzeptieren der eigenen Fehler - im Denken wie im Handeln - wird dem Komfort der Bestätigung geopfert.
It's when things are going just right that you'd better be suspicious. There you are, fat as can be. The whole world is yours and you're the answer to the Wright brothers' prayers. You say to yourself, nothing can go wrong ... all my trespasses are forgiven. Best you not believe it. -- Ernest K. Gann