"Empty vessels make the most sound", und bei dir, Markus, ist bei dem Thema der Tank wirklich komplett runtergeflogen bis auf nicht ausfliegbare Restinhalte. Pun intended ;-).
Vor meinem Quereinsteig war ich 10 Jahre lang (meist selbständiger) Anwalt im Wirtschaftsstrafrecht, was meinen CPL finanzierte. Tja schade, dass dein ad hominem mal wieder ins Leere läuft. Mal wieder eine argumentative Bruchlandung.
Lies doch mal ein einziges vernünftiges Buch zum Thema, um zumindest die schlimmsten Kinken abzuschleifen. Selbst die Betreiber von EIKE sind fitter als du. Das ist kein Kompliment beim Thema.
Und weil du eh kein ganzes Buch lesen kannst, hier die Kurzfassung:
Helmut Böhnisch (nicht registriert) am Do., 18.11.2021 - 13:17
Sehr geehrte Damen und Herren
Sehr geehrte Damen und Herren,
Als erstes möchte ich Sie zu dem Artikel "Im gelobten Land?"
beglückwünschen. Er ist sehr gut recherchiert und erzeugt auf der Grundlage der Beschreibung positiver Beispiele, vorwiegend im Rhein-Hunsrück-Kreis, die Aufbruchstimmung, die wir für die Energiewende so dringend benötigen. Gut finde ich auch, dass Sie sich mit einem Windkraftgegner und seinen Vorwürfen auseinandergesetzt haben, um anschließend seine Gründe, die angeblich gegen die Windkraft sprechen, Stück für Stück widerlegen. Dabei ist mir jedoch aufgefallen, dass sein Hauptargument, mit Sonnen- und Windstrom könne man keine Versorgungssicherheit gewährleisten, nicht so erwidert wurde, wie es eigentlich notwendig wäre. Sie verweisen im Artikel zwar darauf, dass trotz steigendem Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung,
2020 das Jahr mit den wenigsten Netzausfällen war. Dies ist zwar richtig, trotzdem trifft es nicht den eigentlichen Kern der Sache.
Bevor ich auf die inhaltlichen Zusammenhänge eingehe, will ich kurz meinen fachlichen Hintergrund beschreiben. Während meines gesamten Berufslebens als Ingenieur hatte ich mit erneuerbaren Energien zu tun.
Schwerpunkte waren Windenergieforschung, Energiesystemanalyse und Wärmenetze mit erneuerbaren Energien. Die letzten 13 Jahre, bis Sommer 2020, war ich Bereichsleiter für Wärmenetze bei der Landesenergieagentur in Baden-Württemberg. Ab 2015 habe ich das vom Land finanzierte Kompetenzzentrum Wärmenetze aufgebaut und bis zur Übergabe an meinen Nachfolger geleitet. Während der letzten drei Jahre meines Berufslebens rückte das Thema Kommunale Wärmeplanung immer mehr in den Vordergrund.
Um dieses voranzubringen, wurden wir von der Dänischen Energieagentur im Rahmen des Deutsch-Dänischen Dialogs Wärmenetze tatkräftig unterstützt.
Da Wind- und Solarstrom, fluktuierende Energiequellen sind, ist für den Aufbau einer Energieversorgung, die auf 100 % erneuerbaren Energien basiert, eine vollkommen andere Herangehensweise notwendig, als in der Vergangenheit bei der Entwicklung des fossilen Energiesystems. Notwendig ist ein sektorenübergreifendes Denken, bei dem die Bereiche Strom, Wärme, Mobilität und Industrie gemeinsam entwickelt und optimiert werden. Professor Henrik Lund von der Universität Aalborg (Dänemark) hat dafür den Begriff Smart Energy Systems geprägt. Dieser steht in bewusstem Gegensatz zum häufig erwähnten Smart Grid, bei dem man ausschließlich die regenerative Stromversorgung im Blick hat und deshalb am Ende zwangsläufig bei einem hohen Anteil teurer Stromspeicher landet.
Genauso wie es auch der von Ihnen zitierte Windkraftgegener Wolfgang Piroth macht.
Ich will zunächst auf die Kopplung zwischen dem Strom- und Wärmesektor eingehen. Wie in mehreren internationalen Forschungsprojekten der letzten Jahre gezeigt wurde, sind Wärmenetze ein zentraler Baustein der Wärmewende. Sie können alle Formen erneuerbarer Energien aufnehmen:
Wärme aus großen Solarthermieanlagen, aus tiefer Geothermie sowie Umweltwärme mit Hilfe großer Wärmepumpen. Die Nutzung großer Mengen industrieller Abwärme und Abwärme aus Abwasseranlagen ist ebenfalls nur mit Wärmenetzen möglich.
Der breite Einsatz großer Wärmepumpen ist ein wichtiger Teil der Kopplung zwischen den Sektoren Strom (hohe Anteile Wind- und Solarstrom) und Wärme (hoher Wärmebedarf im Winter, geringer im Sommer).
Kostengünstige Tages-, Wochen- oder Langzeitspeicher, in denen Wasser als Speichermedium zum Einsatz kommt, bieten die Grundlage dafür, dass Wärmenetze einen wichtigen Beitrag zur Flexibilität und Stabilität des Gesamtenergiesystems leisten, indem sie Wärmeüberschüsse der Wärmepumpen zwischenspeichern können. Die Wärmepumpen sind immer dann in Betrieb, wenn es viel Wind- und Solarstrom gibt. Dazu gehören auch flexibel betriebene große Blockheizkraftwerke, die immer dann Strom liefern, wenn es witterungsbedingte Lücken bei Wind- und Solarstrom gibt. Die gleichzeitig erzeugte Wärme wird in den Wärmenetzen genutzt oder ebenfalls zwischengespeichert. Als Brennstoff für die Heizkraftwerke kann während einer kurzen Übergangszeit Erdgas zum Einsatz kommen. Eine weitere, erneuerbare Option ist Biogas, dessen Aufkommen jedoch begrenzt ist. Um die KWK-Anlagen auf mittlere Sicht vollständig regenerativ zu betreiben, muss so bald wie möglich der Umstieg auf synthetisches Methan, das aus grünem Wasserstoff hergestellt wird, erfolgen.
Wärmenetze vertragen sich auch sehr gut mit der dringend notwendigen Bedarfsreduzierung in den Gebäuden infolge Wärmedämmung. Aufgrund der niedrigeren Betriebstemperaturen der Heizungen in gedämmten Häusern, steigt die Effizienz beim Einsatz von großen Wärmepumpen, bei der Solarthermie und bei der Abwärmenutzung. In Deutschland ist es aufgrund der Siedlungsstrukturen ohne weiteres möglich 50 bis 60 % des zukünftigen Wärmebedarfs über Wärmenetze zu decken. Möglicherweise sind sogar größere Anteile möglich. Alle Gebäude, die in Gebieten stehen, in denen Wärmenetze ökonomisch keinen Sinn machen, werden in Zukunft überwiegend mit kleinen Wärmepumpen beheizt, die ebenfalls mit erneuerbarem Strom betrieben werden müssen.
Ein beträchtlicher Teil der erneuerbaren Stromerzeugung aus Wind und Sonne fließt in Zukunft in die Erzeugung von Wasserstoff und darauf aufbauend auf die Erzeugung von grünem Gas (PtG) und flüssigen regenerativen Kraftstoffen (E-Fuels). Die dafür notwendigen Gaspeicher sind in der heutigen Erdgasinfrastruktur bereits vorhanden, ebenso gibt es bereits die Tanks für flüssige Energieträger. Das heißt hier müssen gar keine teuren Speicher mehr gebaut werden und die Anlagen können immer dann in Betrieb gehen, wenn das Stromangebot aus Wind und Sonne hoch ist. Dies ist somit ein wesentlicher Teil der Sektorenkopplung zwischen Strom und Mobilität, aber auch der Industrie (Wasserstoffnutzung). Der andere Teil der Sektorenkopplung besteht aus den Batterien der Elektroautos, die in Zukunft (in deutlich geringerer Zahl als heute) herumfahren werden.
Nicht zuletzt muss berücksichtigt werden, dass die Produktion von Wasserstoff, grünem Gas und E-Fuels große Mengen Abwärme produziert, die wiederum in den vielen, neu zu bauenden und bereits bestehenden Wärmenetzen zur Gebäudeheizung genutzt werden kann.
So schließt sich im Smart Energy System der Kreis und wenn man es richtig macht, werden teure Stromspeicher (die rund um den Faktor 100 teurer sind als Wärmespeicher) nur in den Autos und im stationären Einsatz für die Frequenzstabilisierung des Stromnetzes benötigt.
Obendrein kann auf diesem Weg ein kostengünstiges Energiesystem entwickelt werden, das auf 100 % erneuerbaren Energien basiert und trotzdem eine hohe Flexibilität und Versorgungssicherheit bietet. Dies muss nicht zuletzt den Windkraftgegnern deutlich klar gemacht werden, aber auch zahlreiche Entscheider in den Energieunternehmen und in der Politik haben hier noch deutlichen Nachholbedarf.
Da mein Text zur Erläuterung des Smart Energy System ziemlich lang geworden ist, erwarte ich nicht, dass sie ihn als Leserbrief in der Zeitschrift abdrucken. Trotzdem würde es mich freuen, wenn er bei ihnen Beachtung findet und Sie etwas im Sinne der weiteren Verbreitung daraus machen können.
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Böhnisch