So ganz habe ich den zweiten Teil Deiner Antwort nicht verstanden. Ich versuche das mal zu rekapitulieren.
20.000 € für den Akku bei 1.000 Zyklen, kling realistisch, obgleich ich fast vermute, dass die 80% Kapazität, mit denen bei klassischen Anwendungen gerechnet wird, in der Luftfahrt vielleicht auf 90% angehoben werden und es dann weniger Zyklen werden könnten.
Allerdings bekommen wir aus einem Ladezyklus nicht eine Flugstunde. Wenn es 50min Reichweite (unter idealen Reiseflugbedingungen) sind, dann werden es im Schulbetrieb in der Platzrunde vielleicht 35-40min werden, anschließend ist mit mindestens 70min Pause für die Schnell-Ladung zu rechnen.
Daraus ergeben sich zwei "negative" Folgen:
- Die Akku-Abschreibung pro Flugstunde ist statt 20€, dann ca. 30-35€.
- Man muss 2 Flugzeuge vorhalten, um die Auslastung eines Lehrers gewährleisten zu können, sprich das Investment ist statt 160k€ 320k€.
Rechnen wir weiter mit 10€ für den Propeller pro Stunde und vielleicht 5€ für den Elektromotor. Bei letzterem habe ich aber weder bei TBR noch bei Austauschkosten Ahnung, was realistische Zahlen wären.
Fixkosten erzeugt ein Elektroflugzeug auch, Hangar, Versicherung und Erneuerung ARC lassen sich nicht vermeiden und da ein ARC heutzutage hauptsächlich Papierkram ist, wird das wohl eher nicht nennenswert günstiger. Ich bin trotzdem optimistisch und rechne mit 5.000€ Fixkosten pro Jahr und einer Auslastung von 500 Stunden. Letzteres halte ich bei Berücksichtigung des Verhältnisses von Flug- zu Ladezeit fast schon für die maximal mögliche Auslastung.
Damit ergeben sich pro Stunde Kosten in Höhe von ca. 60€ einschl. Stromkosten, aber ohne Kosten für Kapitalbindung und ohne jeglichen Deckungsbeitrag für den Betreiber und es sind auch noch keine stundenbezogenen Wartungsgebühren jeglicher Art berücksichtigt, also 100h-/500h-/1000h-Kontrollen.
Außerdem muss der Schüler auf 2 Flugzeugen ausgebildet werden, da man für die Streckenflüge mit den 50min Reichweite nicht hinkommt, man also noch ein Streckenflug-Muster benötigt. Auch nicht wirklich ideal für die Organisation der Ausbildung.
Hmm. Bei uns im Verein bekommt man eine FK9 für unter 70€ und wenn man ein Vielchartermodell nutzt (nehmen die meisten Flugschüler für die Ausbildung), dann sogar für um die 60€.
Aus der reinen Kostenperspektive dürfte ein Velis also nicht punkten können. So faszinierend und schön die Innovation ist, entscheidet am Ende der Abnehmer, ob sie angenommen wird.
Ein Elektroantrieb ändert nichts an der Zahl der Interessenten für einen Flugschein und damit bei der Nachfrage. Bei Flugschulen herrscht ein Verdrängungswettbewerb um die Flugschüler. Eine Flugschule muss sich also differenzieren.
Hilft dabei der Elektroantrieb?
Ja, wenn es ein Entscheidungskriterium für die Flugschüler ist.
Aber. Die (Motor-) Flugschüler und Piloten, die ich kenne, haben sich für eine Pilotenlizenz entschieden, weil es um die Faszination des Fliegens geht. Mit welcher Antriebsart man in die Luft kommt, war schlichtweg egal.
Folgende Entscheidungskriterien kenne ich (gelistet in der Reihenfolge, die ich bei den Kandidaten "wahrgenommen habe")
- Nähe der Flugschule zum Heimatort
- Kosten der Ausbildung
- Platzangebot im Cockpit (wichtig für große und/oder wohlgenährte Kandidaten)
- Sympathieeindruck aus den ersten Kontakten mit der Flugschule
- Dauer der Ausbildung
- Optik der Flugzeuge ("Sexiness" für die Instagram-Selfies)
- Chartermöglichkeiten nach der Ausbildung
- Upgrade-Möglichkeiten nach der ersten Lizenz
Antriebskonzept taucht dabei nicht auf.
Hat jemand grundlegend andere Erfahrungen?