Ich geb zu, die Sache mit der Frage nach seiner Karriere in seinem Alter hatte ich nicht mehr präsent. Cleverer wäre wohl gewesen, seitens Brüderle, z.B. dergestalt zu antworten "finden Sie diese Frage angemessen? Ich frage doch auch nicht, ob sie in Anbetracht Ihrer Jugend nur Ihre vermutlich exzellenten Mitbewerberinnen und Mitbewerber in Anbetracht Ihrer optischen Qualitäten ausstechen konnten?"
So kam das Geschmäckle, dass sie es erst ein Jahr später schrieb, und er sich wohl nicht perfekt ausdrückte, und ihre Frage so schlimm nicht war, aber die Grenzen der Empfindlichkeit halt recht diffus sind.
Wenn ich von Reportern mit tendenziöser Schreibe (nicht sie, allgemein) oft genug angehauen worden wäre, hätte ich garantiert nicht die Contenance der Queen. Darum ist Politik heute oft so glattgebügelt, verwechselbar, verschwommen - die Rückkoppelungen haben eine ärgerliche Eigendynamik. Von einer exzellenten Rede, einem exzellenten Debattenbeitrag, einem herausragenden Auftritt in einer Talkshow bleibt nur die Verschlagzeilung, die zu Geifer und Klickköder führt. Das soll nicht zotigen Altherrencharme oder Brünftereien eines FJS exkulpieren, aber da verstehe ich mittlerweile Mike Pence, dass der zu Veranstaltungen mit Frauen nur geht, wenn seine Gattin dabei ist. Oder immer noch andere Personen dabei sind. Oder wie MOL von Ryanair es brilliant einmal zeigte, so agiert:
https://www.youtube.com/watch?v=ycUEBkZr5aQ
Nur ungeschnitten, nicht überfallartig. Wenn Brüderle spätabends an einer Hotelbar angesprochen wird, ist das nicht der Rahmen der Bundespressekonferenz.