"sozialdarwinistische Suada aus der Sicht Satter"
Finde ich ehrlich gesagt recht beleidigend. Es ist kein Sozialdarwinismus, wenn man von Menschen einfordert, was schon Kant eingefordert hat. Zumal jeder, der ein bisschen googlen kann, die Risiken kennt. Es geht hier nicht um strukturierte Finanzprodukte, deren Risiken nicht einmal der Bänker selbst übersehen kann.
Und im übrigen ist die - auch mediale - Aufregung natürlich ein wunderbares Beispiel dafür, wie uninformiert selbst Piloten hier im Forum dem Schweinezyklus nachlaufen.
Aktuell findet doch fast jeder mit Frozen ATPL einen Cockpitjob, der nicht völlig neben der Spur ist. Die Airlines saugen bei den Business Fliegern die guten Leute weg, die Business Flieger bedienen sich bei den Flugschulen und holen da die FI's aus den Cockpits. Und die Flugschulen haben Nachwuchsprobleme bei den Fluglehrern.
Natürlich gibt es aktuell noch prekäre Beschäftigungsverhältnisse und auch eine Reihe von Absolventen, die niemals in ein Cockpit gelangen werden (das kann man nur begrüßen). Aber tatsächlich ist der Markt heute nicht vergleichbar mit dem Stand vor 2 Jahren.
Nicht zuletzt muss die andere Seite der Medaille gesehen werden. Ich habe mich vor rund 15 Jahren gegen die Aufnahme eines solchen Kredites und damit gegen den Versuch entschieden, einmal als Berufspilot zu arbeiten. Das war sicher der weniger riskante Weg. Und die Entscheidung hat mich auch nicht unglücklich gemacht. Aber trotzdem gibt es natürlich Tage, da denkt man "ach hätte ich doch". Ich kann das deshalb sehr entspannt und zufrieden in der Retrospektive betrachten, weil ich die Wahl hatte und sie alleinverantwortlich getroffen habe.
Ich finde es furchtbar, wenn Menschen die Wahl genommen werden sollte, sich frei für einen Beruf zu entscheiden - whatever risk it takes. Es ist im übrigen auch völlig riskant, Archäologie zu studieren. Oder Trompete. Oder Kunstgeschichte. Es ist aber tatsächlich so: Es gibt gut bezahlte Archäologen, Trompetespieler und Kunsthistoriker. Dass das nicht jeder machen kann, ist klar. Aber wer seinen Träumen folgt, der kann - erst recht in der globalisierten Welt - so ziemlich von allem leben, was ihm lieb ist.
Die alternative Auffassung, führt nur dazu, dass junge Menschen gegen ihren freien Willen Wirtschaft und Jura studieren oder sich zum Verwaltungsfachangestellten ausbilden lassen und sich ihr ganzes Leben lang verdingen müssen. Klar, da springt vielleicht ein Häuschen bei raus und ein sauberes Auto vor einer Garage. Aber ob auch ein erfülltes Leben - darüber ist damit nichts gesagt*.
*Ich bitte alle Juristen, Ökonomen, Betriebswirte und Verwaltungsfachangestellte, die diesen Beruf mit Leib und Seele ausüben, um Verzeichung.