 |
Sortieren nach:
Datum - neue zuerst |
Datum - alte zuerst |
Bewertung
|
|
...hmm... was sich da kurz überm Boden abspielt entzieht sich wohl der Kommentierung da stark im Zufallsbereich angesiedelt.
Die Frage ist also: Wie kam die Crew in eine Situation in der man sich dem Zufall ausgeliefert hat? Was waren die Windreports in der TDZ? Gabs Pireps von vorausfliegenden Maschinen? Was steht im Ops-Manual der LH zum Thema Seitenwindkomponente? Wissen wir alles nicht, wird aber sicherlich bei der BFU irgendwann nachzulesen sein.
Sichten und Ceiling sehen ja nicht so schlecht aus: ILS oder nicht ist also eventuell ein nachrangiges Kriterium. Man sollte den Herdentrieb aber nicht unterschätzen. Wenn "alle" auf der Piste XY landen will man nicht aus der Reihe tanzen. Da werden nicht selten andere Kriterien beiseite gewischt. Ist mir in LOWW auch schon passiert. Man fliegt in der Herde mit bis man merkt, dass das Ergebnis stark verbesserungsfähig ist (siehe Pilot und Flugzeug 2006/02 S. 96 ff).
Übrigens: Wing-Strikes schafft man in bei anderen Fluglinien aber auch Seitenwind (z.B. OAW8100, PuF 2005/10 S. 95 ff).
Der ganze Vorfall fällt für mich jedenfalls in die Kategorie Decission-Making, nicht Handwerk. Denn wenn Piloten besonders "heldenhaft" erscheinen haben sie vorher nicht selten tief ins Klo gegriffen ...
happy landings, jb
|
|
|
Hallo Herr Brill,
Ihren letzten Abschnitt kann man nur unterstreichen. Nicht jeder, welcher von Bild oder dem Blick (Schweiz) zum Helden stilisiert wird, ist auch einer. Man denke nur an Werneuchen (gibt es da eigentlich endlich einen Abschlussbericht über den SAAB-2000-Crash des Crossair-Captains?), wo die Boulevardpresse auch das volle Loblied gesungen hat. Jedenfalls war der "Held" nach dem nächsten Vorkommnis für die Airline plötzlich entbehrlich.
Vielleicht hat im Falle EDDH der LH-Captain zuvor zuviel YougeTubet mit den Stichworten Crosswind und Landings und wollte auch einmal im Leben so gut sein wie die Werks-Testpiloten.
Happy Seitenwindlandings
|
|
|
An dem Herdentrieb könnte was dran sein. Es zeigt dann aber, dass man sich ruhig mal unbeliebt machen sollte, wenn es um die Sicherheit geht. Das würde ich erst mal daraus lernen. Ich hätte nämlich vermutlich auch diese Bahn angeflogen, man rechnet ja nicht damit, dass ein eine Böe einen derart abhebt.
Ich wohne übrigens direkt unter dem Anflug der 23. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Vor 7 Jahren bin ich wieder hier her zurückgekehrt. Und ich kann mich nicht ein einziges Mal erinnern, dass ein Flugzeug durchgestartet wäre in all den Jahrzehnten. (Das soll jetzt aber nicht heißen, dass es nicht vorkam, aber ich habe es nie gesehen.) In den letzten etwa 2 Jahren haben die Go-Arounds sehr stark zugenommen. An manchen windigen Tagen kann ich manchmal ein, zwei Dutzend Durchstarts beobachten. Also, entweder ist man viel vorsichtiger geworden, oder die Winde haben sich in den letzen Jahren stark verändert. Vielleicht sind auch die heutigen Flugzeuge empfindlicher.
Nebenbei, und hat jetzt nicht direkt mit diesem Thema zu tun: Seit einigen Jahren haben auch die militärischen Bewegungen sehr zugenommen. Die gab es früher tatsächlich gar nicht. Die hören sich nämlich ganz anders an, und ziehen sogar den Blick eines flugverkehrgewöhnten Kindes an. Und ich habe so was früher gar nicht gesehen. Dabei interessierte ich mich schon immer für Flugzeuge und die Fliegerei.
Was das alles zu bedeuten hat, weiß ich nicht. Ich sehe nur, dass sich in letzter Zeit alles sehr schnell verändert, i.d.R. verschlechtert.
|
|
|
Beitrag vom Autor gelöscht
|
|
|
Den Spruch da gibt es in verschiedenen Versionen, diese ist die am Häufigsten ergoogelte:
Truly superior pilots are those who use their superior judgment to avoid those situations where they might have to use their superior skills.
Hätte in Hamburg vermutlich geholfen ...
|
|
|
BILD erklärt die dramatische Rettung
13.20 Uhr: Der Pilot fordert vom Flughafen in Hamburg die Wettermeldung an. Niels Stüben (39, Cockpit): Die Daten kommen per Telex.
13.21 Uhr: Laut Deutschem Wetterdienst gibt es schwere Böen. Der Tower bietet zwei Landebahnen an.
13.23 Uhr: Oliver A. entscheidet sich für die windigere. Axel Raab (Deutsche Flugsicherung): Weil sie über ein elektronisches Führungssystem verfügt. Der versteht was von seinem Handwerk.
13.24 Uhr: Pilot und Co-Pilotin Maxi J. (24) rechnen mit einer Crosswind-Landung, also Seitenwinden.
13.28 Uhr: Nicht gesicherte Gegenstände fliegen durchs Flugzeug.
13.29 Uhr: Das Flugzeug schwankt hin und her. Pilotenausbilder Floris Helmers (34): Der Pilot stellt die Maschine in den Wind, bewegt den Joystick nach rechts.
13.32 Uhr: Vor dem Aufsetzen (Touchdown) drückt eine Böe die Maschine nach links. Mit Pedalen versuchen die Piloten den Seitenwind auszugleichen. Eine Tragfläche schrammt über die Landebahn. Totenstille an Bord, Spucktüten werden benutzt.
13.33 Uhr: In letzter Sekunde startet das Piloten-Team durch (Go-Around), beide Schubhebel werden nach vorne gedrückt.13.34 Uhr: Der künstliche Horizont ist immer im Blick, Fahrwerk und Landeklappen eingefahren. Ein Pilot: So wird der Luftwiderstand verringert, die Maschine schneller. Die Nase zeigt nach oben (15 Grad), Geschwindigkeit: 270 km/h. Der Pilot fliegt eine Schleife um den Airport.
13.47 Uhr: Landung auf der anderen Landebahn. Applaus, alle sind gerettet.
Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber zu dem Manöver: Die Piloten haben hervorragend reagiert, eine supertollen Job gemacht. Dennoch wird die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen den Fall untersuchen. Sprecher Lothar Müller: Wir werden die Frage stellen, warum das Flugzeug auf der Bahn mit mehr Seitenwind landen wollte.
Quelle: bild.de
|
|
|
Lesen Bildet bekanntlich:
Kolumnist FJ Wagner, setzt der Gefühlsduselei noch eins drauf! (klicken)
Merke: Ein Land hat stets die Presse, welche es verdient ...
|
|
|
Ich habe in irgendeiner Online-Version einer Zeitung einen Kommentar gelesen, so als wenn der Beitragsschreiber als Passagier an Bord gewesen wäre. Und der berichtete, der Pilot habe sich in seiner Durchsage an die Passagiere während der Ehrenrunde für seine Entscheidung, auf der 23 zu landen, entschuldigt. Aber, ich finde die Stelle nicht mehr. Hat das noch jemand anderes gelesen?
Im übrigen sind mir eigentlich die Lufthansa-Besatzungen als diejenigen in Erinnerung, die als erstes aus dem Herdentrieb ausbrechen. Ist natürlich eine sehr subjektive Einschätzung, oder aber mir fällt es wegen meiner vorgefassten Meinung immer noch einmal extra auf, wenn zum Beispiel ein NDB ob seiner Sendeleistung angezweifelt wird (andere, mich eingeschlossen, schließen das auf das eigene schlecht empfangende ADF und behelfen sich heimlich mit dem GPS) oder ein Anflug erst gar nicht begonnen wird, weil schwere Schauer im Endanflug stehen (andere sind Helden und fliegen dennoch an).
|
|
|
https://www.stern.de/politik/panorama/:Beinahe-Katastrophe-Es-Touristenbomber/612962.html
Lufthanseaten sind eigentlich nicht bekannt dafür, Limits zu überschreiten.
Wie auch immer, HINTERHER isses halt doch immer sehr viel einfacher "besser" gewesen zu sein. Die Crew hat m.M.n. eigentlich keinen so schlechten Job gemacht.
Und ich denke dass es niemanden peinlicher ist als dem Kapitän, als "Held" betitelt zu werden.
|
|
|
Genau, das ist auch das was mir Sorgen bereitet. Ich hätte mich vermutlich auch so entschieden. Ich möchte daraus auch keinen Vorwurf für den Piloten ableiten, doch wenn ich jetzt, nach dem ich die Folgen kenne, in diesem Cockpit sitzen würde und in der selben Situation wäre, ich würde jetzt anders entscheiden. Aber wie gesagt, jetzt erst. Vorher hätte ich wohl auch die 23 genommen, was aber im Nachhinein eigentlich ziemlich idiotisch ist.
Deswegen sehe ich diesen Vorfall als Lernmotivation im Hinblick auf eigene Entscheidungen aller Art, vor allem aber auch im Cockpit. Manchmal scheint es ein wenig an Rückgrat zu mangeln, um uns unbeliebt zu machen für eine richtige Entscheidung.
|
|
|
Ein guter Freund, pensionierter Airline-Captain, gibt der weiter oben geäußerten Vermutung in wesentlichen Teilen recht. Nachdem er sich mit dem Unsinn der gewählten falschen Landerichtung (bei Hamburger Flugplatzverhältnissen mit geradezu idealer Auswahl an Möglichkeiten) befasst hatte, führt er weiter aus:
Zweitens zeigt der Film den klassischen Fehler bei einer Landung mit starkem Seitenwind, er könnte an einem Briefing zu diesem Thema gezeigt werden. Beim Decrab, das heisst ausrichten des Flugzeugs für den Touchdown, braucht es viel Querruderinput gegen den Wind, bevor es den Flügel anhebt, also prophylaktisch. D.h. eine gewisse geistige Vorbereitung ist da von Nöten. Auch landet man unter diesen Verhältnissen mit einem nur partiellen Decrab, d.h. man setzt leicht schiebend auf, sonst bläst es einen von der Piste. Beides wurde hier klassisch falsch gemacht. Sehr spät, aber immerhin, kam der Entschluss zum Durchstart; dieser, so sieht es aus, wurde unter den herrschenden Bedingungen dann gut durchgeführt. Aber zum Helden reicht das dann doch nicht.
Ich habe es natürlich leicht, die Sache aus sicherer Warte zu kommentieren, ich habe die Turbulenzen nur gesehen an den Bewegungen des Flugzeugs, ich war nicht selber am Steuer. Aber Punkt eins und zwei zusammen müssten doch Grund genug sein fürs LBA, wieder einmal über die Bücher zu gehen.
Zum Glück gibt es wenigstens ein gutes Video, damit die Sache zu didaktischen Zwecken der Nachwelt erhalten bleibt.
|
|
|
|
11 Beiträge Seite 1 von 1
|
|
|
 |
|
|
|
 |
 |
|