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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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31. Oktober 2017: Von Bernhard Saneke an Dr. Klaus Schneider Bewertung: +8.00 [8]

Hallo liebe Namibia-Freunde,

melde mich mal zu Wort um entsprechende Gerüchte aufzuklären. Ich habe tatsächlich 2013/2014 meine auf Thielert Diesel umgerüstete C172 nach Namibia überführt. Sie steht dort seitdem am Flugplatz von Mariental (250 km südlich von Windhoek) wo ich mit Hilfe von Freunden einen kleinen Hangar mit Wohnbrereich errichtet habe, in dem übrigens noch Platz für ein zweites Flugzeug ist.

Während ich ursprünglich überlegt hatte das Flugzeug zu verchartern habe ich zwischenzeitlich davon Abstand genommen. Das hat mehrere Gründe:
- ich kann keine Checkouts und Buscheinweisungen mit den Piloten machen, da ich nicht vor Ort bin
- bei Problemen - insbesondere wenn jemand irgendwo fest steckt kann ich nicht helfen
- ich kann nicht gewährleisten, dass das Flugzeug technisch und von allen Zulassungen verfügbar ist
- um alle Risiken zu kalkulieren müsste ich einen aberwitzigen Charterpreis verlangen
Hierzu und generell zum Fliegen in Namibia vielleicht folgende Erläuterungen:
Fliegerisches Umfeld:
Ein Traum - totale Freiheit - jede Menge Airstrips - Abenteuer Pur! Ich kann gar nicht genug schwärmen - das Fliegen dort ist für mich eine Sucht. Sorry….
ABER: Man sollte sein Handwerk verstehen, gerade mit einer so schwach motorisierten Maschine (135 PS). Namibia ist Hot and High, so dass mitunter Density Altitudes von 9000 ft erreicht werden. Hammerthermik beschert ab spätestens 11 Uhr morgens starke Turbulenz und mitunter extreme Böen in Bodennähe. Ich versuche daher um 10 spätestens 11 Uhr Uhr mein Ziel erreicht zu haben. Die Landepisten sind in der Regel alle ausreichend lang, die Gefahren lauten Schlaglöcher (gerade nach Regenfällen), Steinschlag, und Tiere auf der Piste trotz vorherigem Überflug. Mit allen drei habe ich bereits Bekanntschaft gemacht - einen Propeller hat es bereits gekostet. Buschfliegen erfordert Routine, Improvisationstalent und schnelle Reaktion auf unvorhergesehene Situationen. Trotz langer Bahnen startet und landet man mit Soft- und Short-Field Techniken. Das sind viele Piloten nicht gewohnt. Egal, wie ich es drehe und wende - es ist fliegerisch anspruchsvoll. Wie sagte mit der zwischenzeitlich verstorbene frühere Inhaber von Skyafrika Karl Finatzer doch bei einem Checkout vor ein paar Jahren: Ich habe den Eindruck dass mich 90% der Piloten die zum Fliegen hier her kommen umbringen wollen. Ganz unrecht hat er damit wohl nicht.


Scheinumschreibung / Chartern:
Vor zwei Jahren habe ich meinen Schein mal umgeschrieben: Man muss bei einer der beiden Flugschule in Windhoek einen Airlaw und einen ATC Test am Computer machen. Beide sind gar nicht mal so trivial - ein bisschen Vorbereitung ist erforderlich. Danach Checkflug auf dem Flugzeug, das später geflogen werden soll - es wird nämlich nur exakt der Flugzeugtyp eingetragen, also z.B. C172. Das ist totaler Schwachsinn - aber eben Afrika! Sofern der Prüfer da ist (was meiner trotz Verabredung nicht war!!!) fliegt man dann etwa eine Stunde: Kosten 220 Euro plus Flugzeugcharter. Weiterhin muss man trotz vorhandenem Medical noch zum Fliegerarzt - der entscheidet dann, ob er das Medical anerkennt und „validiert“ oder neu untersucht. Ich erhielt die Scheinumschreibung von der Behörde dann etliche Wochen später - und das auch erst nachdem Freunde vor Ort nachgehakt haben! Und: Die Validierung ist nur so lange gültig, wie das Medical. In Afrika nimmt man die Dinge halt sehr genau ;-)
Ob es Vercharterer in Namibia gibt ist mir unbekannt. Ich denke, dass chartern in Südafrika sinnvoller und einfacher ist.


Generelle Probleme:
Wenn man im Busch irgendwo wegen Technik feststeckt ist guter Rat und Hilfe teuer. Die Distanzen sind extrem und viele Airstrips gar nicht mit dem Auto erreichbar - z.B. im Okawango-Delta. Zusätzlich sollte man - je nach Gegend - dafür sorgen, dass das Flugzeug bewacht ist. Ansonsten ist Namibia eben auch Afrika: Telefon- oder Stromnetze brechen zusammen, Verwaltungsposten sind zweitweilig nicht besetzt, Rufnummern ändern sich und e-Mails kommen nicht an. Oder alles zusammen. Verglichen mit anderen afrikanischen Ländern ist Namibia aber wirklich noch eine Perle. Die Kriminalität nimmt zwar auch in Namibia zu ist jedoch noch weit von jener Südafrikas entfernt.


D-Registriert in Namibia:
Das ist eigentlich keine wirklich gute Idee. Ich muss jedes Jahr zur Nachprüfung oder für größere Reparaturen etc. ein EASA Prüfer einfliegen. Gottlob habe ich einige Prüfer-Freunde die gerne mitkommen - sonst würde es nicht gehen. (oder die Kosten ins unermessliche wachsen). Ein anderes Thema ist die Kasko-Versicherung. Gerade hatte ich einen Kaskoschaden zu melden (Propeller) und schlussendlich war nur noch ein einziger Versicherer bereit, das Flugzeug weiterhin zu versichern und das auch nur, weil noch andere Flugzeuge an dem Vertrag hängen. Jeden!!! Monat muss ein neues Overflight und Landing- Permit beantragt werden - auch wenn das Flugzeug gar nicht geflogen wird. In Absprache mit der Behörde hatten wir für die Pausen das Permit ausgesetzt mit dem Erfolg, dass mir dann später 5000 US-Dollar Strafe angedroht wurden. Manchmal wird das Permit zügig ausgestellt, manchmal dauert es und das Militär will dann auch noch mitreden. Es kam auch schon vor, dass ich drei Monate kein Permit bekommen habe. Dann sollte man auch tunlichst nicht fliegen - schon gar nicht über Landesgrenzen hinweg. Die örtliche Luftfahrtbehörde ist nicht viel besser als das LBA…Derzeit läuft es mit den Permits - aber das ist in Afrika immer eine Momentaufnahme. Übrigens hat sich die örtliche AOPA als wenig hilfreich erwiesen, ist doch deren Vorsitzender der Inhaber der größten Werft vor Ort. Und sicherlich hätte der meinen Flieger gerne mit Namibia Registrierung in seiner Wartung. Wenn es nach ihm gegangen wäre hätte ich das Flugzeug nach 6 Monaten umregistrieren oder das Land verlassen müssen. Eigentlich bin ich in Namibia ja auch nur auf der Durchreise eines nimmer endenden Flug um die Welt. Aber es gefällt mir dort sehr, sehr gut und ich habe noch lange nicht alle Airstrips besucht. Also freue ich mich, wenn ich noch eine Weile bleiben kann.


Fazit:
Wer Lust auf Fliegen in Namibia hat, der sollte ein Flugzeug hierher stellen und eine Halle bauen. Für Beides gebe ich gerne Tips und Ratschläge - wie auch für sonstige Urlaube im südlichen Afrika. Ich fände es großartig, wenn die namibianische Flieger-Community wachsen würde - es lohnt sich!

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