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30. Dezember 2015: Von Alexander Callidus an Hofrat Jürgen Hinrichs
und es gibt im Islam sicherlich auch, wie in nahezu jeder Religion, Strukturen, die einen Extremismus möglich machen.

Dein "sicherlich auch" ist der interessante Punkt: wohnen dem Islam andere Strukturen inne als anderen monotheistischen Religionen? Antworten gibt es vielleicht, aber die reichen in das Gebiet der Theologie und der Psychologie und fallen einem nicht in den Schoß.
30. Dezember 2015: Von Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu an Lutz D. Bewertung: +8.33 [9]
Lieber Lutz,

das ist nicht nur ein sehr ausführlicher Artikel. Er ist auch sehr abwägend geschrieben, und insbesondere, weil ich weiß, wie geschult und fähig Du bist, mit spitzer Feder zu formulieren, weiß ich sehr zu schätzen, wie sehr Du auf Zuspitzungen verzichtest.

Am direktesten möchte ich einräumen:
Ja, die Phase des Islams als führender Hochkultur habe ich unterschlagen. Das ist nicht nur richtig, sondern es wäre auch unheimlich spannend, ein Buch zu lesen, was die Hintergründe und die tatsächliche Rolle der Religion im Rahmen des Aufstiegs und Falls der islamischen Staaten waren. Allerdings ist diese Phase mehr als 3-5 Generationen her.

Unmittelbar zum Widerspruch neige ich bei Deiner Formulierung:
Ja, der gelebte Islam (wie per se jede Religion) fordert den Primat über die Politik

Nein, m.E. unterscheiden sich die Religionen bezüglich ihrer Laizismus-Kompatibilität. Auf Anhieb fallen mir da "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist" ein, und das mutmaßliche Faktum, dass es keine "Christen-Scharia" gibt: Also den verschriftlichten Versuch, alle Regelungen einer Gesellschaft aus korrekter Interpretation der Bibel herzuleiten. Je mehr sich eine Religion "herablässt", die dringenden Dinge einer Gesellschaft aus der Zeit um Christi oder um Mohammed zu regeln, wie den z.B. Umgang mit Sklaven, Erst-, Dritt- und Exfrauen, Feinden etc., desto inkompatibler wird sie mit den sich doch etwas ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Du schreibst über die traurigen Entwicklungen der letzten 10 Jahre in der Türkei - mir fällt eher Ägypten ein: Ein Land, wo verblüffend ist, wie viele Frauen mittlere Managementpositionen besetzten und einem "Rudel" von Männern vorstehen. Und doch ist es, mit "Küchenpolitik" beobachtet, in beiden Ländern so, dass, kaum lässt der Druck (meinetwegen auch: undemokratische Repression) auf die islamischen Köpfe nach, sich die Staaten binnen weniger Jahre wieder in die Rückständigkeit entwickeln und ggf. das Militär putscht (oder darüber nachdenkt).

Ich will Dein "(wie per se jede Religion)" aber nicht so aufbauschen.

Lass' uns doch noch mal die "Political Correctness" abschließend klären. Du sagtest, dies sei die Grenzlinie des Anstandes. Ein "echter Grüner" müsste jetzt und hier im PuF-Forum fordern, dass nach abschließender Normierung durch den Bundesparteitag der Grünen fortan hier im "Pilot*innen und Flugzeug"-Forum jede rein maskuline Form der Personenbeschreibung politisch inkorrekt sei. Jan könnte den 3 Rubriken "Ontopic / Konstruktiv / Interessant" noch das vierte Merkmal "Politisch Korrekt" zuordnen, und ab 3 Minus-Votes verschwindet der Beitrag auch sicherheitshalber.

Nun bin ich tief überzeugt davon, dass Dir eine Zwangsvorschrift zur Genderschreibweise "Pilot*innen" etc. zutiefst zuwider wäre. Exakt das ist aber auch "Political Correctness". Es wirft die Frage auf "Wer definiert es? Wo steht es? Und warum ändert es sich dauernd?". Ich leite da mal tatsächlich zu Heiko Maas über - nicht wegen Pegida-Äußerungen, sondern wegen seiner Aufforderungen an Facebook & Co. (das impliziert dieses Forum), "Hassbotschaften" zu löschen. Diesem Mann in Person obliegt die Aufgabe der Definition und Umsetzung von Recht. Sein expliziter Job und seine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass für strafbare Postings in Facebook und Co. eine Strafverfolgung auch stattfindet. Wer Naziparolen rauspupst, sollte nicht gelöscht werden, sondern vor Gericht landen! Das ist die Aufgabe von Polizei und Bürgern (bezüglich der Anzeige) und Judikative. Stattdessen sozialen Medien aufzutragen: "Löscht mal, was uns nicht passt, ihr wisst schon, was wir meinen" ist eine Mischung aus Zensursula und Erdogan.

Wo wir noch in diesem Thread auseinanderliegen, ist also die Frage: "Muss das PuF-Forum politisch korrekt sein? Und wenn ja, nach wessen Definition?" Wenn ja, mit den Pilot*innen als vorgeschriebener Schreibweise für jedermann oder nicht, wenn ja, aber ohne Genderschreibzwang, warum das nicht, und wer definiert es? Und wo darf die "Regeln des Anstands" der Unsichere nachlesen?


Zwischenstand: Obwohl ich jetzt eigentlich nicht noch einmal Differenzen zwischen uns aufbauschen wollte: Die "PC"-Frage, gerade hier im Forum, ist mir wirklich wichtig, und ich meine, dass Deine Definition "Grenzlinie des Anstands" falsch ist.

Im Gegenzug nun pure Angreifbarkeit:

- Meine Wut, über Muttis Flüchtlingspolitik ist primär die Sorge, dass ganz besonders ich dafür bezahlen muss. Ich schätze etwa 3% mehr Einkommenssteuer, und das Schreckgespenst der grünen 15%-igen "einmaligen" Vermögensgabe (Originaldokument) wird deutlich realistischer. Das ist nicht unendlich viel, aber nur ein Thema neben Bankenrettung, Transferunion, Mehrkosten für Deutschland bei einem Brexit etc., und "unpolitischen" Erblasten wie Beamten (sorry, Roland) und Demografie (und nein: Die Zuwanderung von Jungen in die Sozialsysteme auf der Nehmerseite ist keine Lösung des demographischen Problems). Es geht - ganz platt - ums Geld.

- Im Alltag stören mich muslimische Menschen nicht, wiewohl ich denke: "Im Sinne von Vielfalt reicht es", ich habe eher weniger Angst vor Überfremdung. Eine Mutter sagte mir einmal: "Mein Kind soll allein schon deswegen auf die katholische Realschule, damit es nicht so von Türken angegrabbelt wird, wie ich es damals wurde". Das ist logischerweise nicht meine Erfahrungswelt, wiewohl mir bisweilen auffällt, dass muslimische Jungs etwas mehr dürfen als andere Jungs. Meine Tochter werde ich vor einem eventuellen Risiko bewahren können. No topic, ich bin nicht Pegida.

- Mein Problem mit der Presse? Du hast viel Richtiges geschrieben, gute Vergleiche, und dass der Journalistenjob tatsächlich inzwischen ein prekäres Beschäftigungsverhältnis ist. Das nach verschiedenen objektiven Kriterien Journalismus nachgelassen hat. Ich begebe mich bei "Lutz Bachmann" und dem Goebbels-Vergleich wieder freiwillig auf dünnes Eis: Die quasi wortwörtliche "Willi Brandt-Urheberschaft" des Zitats ist nicht mir aufgefallen, sondern einem sozialdemokratischen Freund von mir. Der hatte den Verweis auf Willi Brand zunächst in einem Online-Artikel gefunden - ich meine, er sagte, von der "Welt". Und er war kurz danach wieder weg, aber noch in einem Webarchiv auffindbar. In "1984" ist ja der Job des "Helden", nachträglich die Archive umzuschreiben. Das ist heute viel einfacher: In einem Online-Artikel mal eben eine Bemerkung wegzulöschen, die das Schussfeld der SPD-B-Liga "Für die Äußerung gehört man vor den Kadi" wieder von der lästigen Geschichte freiräumt, ist eine Trivialität. Ich finde es tatsächlich gesellschaftlich gruselig, wie simpel Absurditäten von "1984" heute funktionieren.
Ich habe ca. 15 Minuten recherchiert, um hier im Forum das mit Webarchiv-Links belegen zu können, und es ist mir nicht gelungen. Deswegen kommt es jetzt in die Rubrik: "Angreifbare Positionen - habe ich von einem guten Freund gehört".
Ansonsten hast Du völlig Recht:
"Trotzdem verstehe ich noch nicht, was Dir eigentlich Angst macht. Dass Deine Meinung von der veröffentlichten Meinung abweicht, für abseitig befunden wird, diffamiert wird und man vielleicht sogar einen gewissen Makel zurückbehält, wenn man eine gewisse Meinung äußert?"
Ja, genau. Das ist ein ganz wesentliches Element.
Aus Sicht von Grünen, Linken und Links-SPD sind die "von Mutti verlassenen" CDUler heute Rechtspopulisten ganz knapp vor oder hinter der Grenze zur Kriminalität und denen, die Häuser oder gar Menschen anzünden.
Eine CSU, die ich als populistischer als die AfD empfinde, hat zwar noch gewisse Narrenfreiheit - aber die lässt sich ja mit Hochspannungserdkabeln für Bayern auf Kosten der Stromverbraucher und dem "Versucht doch Eure Autobahn-Maut für Ausländer!" kaufen.
Ich bin irgendwann - etwa mit 25 - in der Gesellschaft von links kommend als Bürger angekommen - und diese nach rechts über einen Rand, der kilometerweit vor der Straffälligkeit durch PC definiert wird, wieder zu verlassen, fällt mir schwer. Als Linker hat mir der tiefe Hass gefehlt, als vermeintlich Rechter fehlt mir unverändert etwas wie Hass - weder auf Ausländer noch auf sonst irgendwen. Meine Position ist doch ganz einfach und urliberal: Es ist nicht unsere Aufgabe, Banken zu retten, sollen sie scheitern, die neuen werden besser sein! 1-2 Jahre später: Es ist nicht unsere Aufgabe, Griechen oder andere fehlwirtschaftende Staaten zu retten, sollen sie scheitern, vielleicht birgt das die Chance für etwas Besseres. Und heute eben: Syrer, Eritreer, Sinti und Roma, den Balkan und wer sonst noch auf dieser Welt ein Bedürfnis nach Rettung mit der Mindestgarantie "Deutscher Hartz4-Satz" hat: Löst Eure Probleme selber!

Das sind jetzt viele offene Flanken, aber eigentlich schreien sie - glaube ich - nicht unbedingt nach Widerspruch. Weil sie keinen Objektivitätsanspruch erheben.

Wenn Du noch eine intellektuelle Kopfnuss in Sachen "Flüchtlinge" und Invidualrecht versus Staats-/Gesellschaftsinteresse möchtest, dann vielleicht folgende: Eine (gerade von rechts) regelmäßig thematisierte Frage ist die: "Wie kann man die alliierten Massentötungspläne an der deutschen Zivilbevölkerung rechtfertigen?". Selbstverständlich geht es nicht darum, damit Schuld zu relativieren. Sondern um die Frage, ob es "Gut" und "Böse" gibt, oder diese Grenzen immer zwangsläufig ungenau sind. Meine persönliche Auflösung für das Dilemma ist: "Jede Bevölkerung haftet - ob demokratisch gewählt oder wie auch immer zustande gekommen - für ihre Regierung und das, was sie tut. Es ihr eigenes Problem, für Abhilfe zu sorgen, oder mit den Konsequenzen zu leben". Wer unter Hitler lebt, hat Pech, und ist verpflichtet, das seinige zu tun. Das ist aber, auf heute übertragen, eine Logik, die aussagen müsste (wie es die polnische Regierung tut): "Liebe Syrer, ihr seid jung, ihr seid wehrfähig. Wenn Ihr eine Waffe braucht, können wir darüber reden. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, Euch aufzunehmen und junge Polen nach Syrien als Soldaten zu schicken, um Euer Land zu einem "better place" zu machen. Regelt das Problem selber!".

Politisches Asyl: Da fällt mir erst einmal nur ein: Warum Millionen von Menschen, aber warum lebt Edward Snowden in Moskau?
30. Dezember 2015: Von Hofrat Jürgen Hinrichs an Alexander Callidus Bewertung: +2.00 [2]
Ich denke, man muss weder Theologie noch Psychologie bemühen. Es reicht eigentlich der Blick in die Geschichtsbücher.
31. Dezember 2015: Von Lutz D. an Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu
...mich hat es um 3h30 (frag nicht) genau 30 Sekunden gekostet, einen Webartikel zu dem Verweis auf das Brandt-Zitat zu finden, in der FRANKFURTER RUNDSCHAU!!!!!

Damit meine ich, darf ich durchaus weiter behaupten, dass diese ganzen auch von Dir verbreiteten Thesen zu quasi-gleichgeschalteten Mainstream-Medien (vulgo Lügenpresse), die zu Gunsten der PC und der SPD die Archive umschreiben, völliger Quatsch sind. Das wird auch nicht besser, wenn man es elaboriert vorträgt.

Ansonsten hat mir Dein Beitrag ganz gut gefallen, aber inhaltlich kommen wir da in einigen Punkten nicht zusammen.




31. Dezember 2015: Von Wolff E. an Lutz D. Bewertung: +1.00 [1]
Lutz und Georg. Greift zum Telefon (die Nummer habt ihr) und klärt das direkt. Oder noch besser. Flieger rausziehen und in Koblenz oder Spa persönlich treffen. Nur so als Tipp...

Ansonsten schönen Jahreswechsel und möge die Summe der Starts und Landungen immer gleich sein. (Bei mir leider nicht der Fall)
31. Dezember 2015: Von Lutz D. an Wolff E.
Wenn wir telefonieren oder uns persönlich sehen, haben wir für Politik nie Zeit, Wolff ;). Wünsche Dir auch einen guten Rutsch!
31. Dezember 2015: Von Bernd Almstedt an Wolff E. Bewertung: +1.00 [1]
Ich fand den "kleinen" Diskurs jetzt recht anregend und spannend... - ich finde es immer wieder interessant, wenn man das Umfeld mal aus einer anderen Perspektive gezeigt bekommt. Dümmer wird man dadurch sicher nicht... 8-)
Vielen Dank für die gute Unterhaltung! ;-)
31. Dezember 2015: Von Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu an Wolff E. Bewertung: +1.00 [1]
@Lutz: Dein Recherche-Ergebnis beweist doch nur, wie perfide die Lügenpresse agiert und den Alibi-Artikel genau da versteckt, wo ihn keiner vermuten würde: Im internen Mitteilungsblatt :-)

@Wolff, könnten wir doch! Aber Koblenz ist recht beispielhaft:
AIRFIELD CLOSED: DEC 24-26, DEC 31, JAN 01.

Für (topic-wink) 48 Stunden! Guten Rutsch!
1. Januar 2016: Von Alfred Obermaier an Lutz D. Bewertung: +6.00 [6]

Vielen Dank Lutz, Vielen Dank Georg, Vielen Dank Schneller Wolf und Dank an die anderen Diskutanten für Eure Beiträge zum Thema "Political Correctness".

Das war zumindest für mich alles sehr lesens- und (nach)denkenswert.
Hat mir sehr gut gefallen diese Diskussion zu einem Off Topic Thema.

Allen ein erfolgreiches, unfallfreies und vor allem mit beständiger Gesundheit versehenes 2016.

Alfred

2. Januar 2016: Von Lutz D. an Alexander Callidus Bewertung: +1.00 [1]
Beitrag vom Autor gelöscht
2. Januar 2016: Von Alfred Obermaier an Lutz D. Bewertung: +3.00 [3]
Danke Lutz, für Deinen sehr durchdachten und aus Deiner Sicht sicherlich zielführenden Beitrag.

Zum Thema kann ich nicht wirklich substantielles beitragen, dazu fehlt mir die entsprechende Intellektualität.
Dein Beitrag ist nur genau wiederum ein solcher, so intellektuell er auch an Substanz haben möge, der bei mir innerlich ein Unbehagen, ein innerliches Grummeln auslöst.

Warum muss ich denn bei allem was ich sage, noch schlimmer was ich nicht sage, erst die Historie bemühen ob denn nicht dieses Wort oder jene Wortabfolge nicht schon jemand irgendwann und irgendwo ge- oder gar missbraucht hat. Damit kommt mir jegliche Spontanität abhanden, bzw wird mir abgewöhnt und offenbar soll ein latentes Schuldgefühl erzeugt werden. PC lässt grüßen.

Ok, wir werden alle mit der Erbsünde geboren und müssen diese Zeitlebens abarbeiten. Einerseits. Andererseits, "... erwirb es um es zu besitzen", oh Gott schon wieder falsch, denn besitzen hat wohl eine inhaltliche Identität zu besetzen, ja ganz schlimm. Nur irgendwann muss damit Schluss sein.
Natürlich muss ich wissen wo ich herkomme damit ich meinen Standort bestimmen und herausfinden kann wohin ich gehen muss.
Diese Art von PC mag ich nicht leiden, sie möchte mir Lebensqualität nehmen. Das mag ich nicht.
So sehe ich das ... und nach nochmaligen Lesens Deines Beitrages bin vielleicht so schlau als wie zuvor.
Alfred
3. Januar 2016: Von Alexander Callidus an Lutz D.
Hallo Lutz, ein gutes Neues Jahr!

Nein, der Satz ist leider kein Zufall, ich kannte ihn als 'irgendwie' historisch, hatte allerdings den Kontext und insbesondere die Urheberschaft Himmlers schlicht vergessen - in diesem gedanklichen Umfeld bewege ich mich nicht und ich würde auch niemanden dorthinein ziehen wollen. Wäre mir der Kontext noch gegenwärtig gewesen, hätte ich das beileibe nicht geschrieben. Wenn es geht, streich ihn bitte.

Was ich mit dem verunglückten Zitat hatte sagen wollen:
Du untermauerst mit eingehende persönlichen Erfahrungen, daß es "die Muslime" nicht gebe und wenn überhaupt, dann sei jedenfalls nicht Fanatismus vorherrschend. Mich überrascht unter Muslimen (in Deutschland) heute oft die Religiosität und manchmal auch Rigidität. Diesen Widerspruch wollte ich teilweise dadurch erklären, daß auch Deine Erfahrungen nur noch einen Teil des Spektrums betreffen könnten ('jeder kennt'), weil sich in den letzten 15 Jahren erhebliches geändert zu haben scheint.

Der vermisste Anstand der bürgerlichen Mitte: die "das wird man doch noch sagen dürfen"-Fraktion wird dort keine nennenswerte Bedeutung erlangen, so stumpf sind die Leute nicht.
Beim Zusammenwirken von Religion, Weltbild und Zivilisation allerdings ist mir die Gleichsetzung von Christentum und Islam zu kurz gesprungen. Aber gut, die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Christentum ist im Westen auch noch nicht alt.
3. Januar 2016: Von Lutz D. an Alexander Callidus Bewertung: +1.00 [1]
Guten Morgen Alexander und Alfred,


zunächst zu Alfreds Einwand,

"Ok, wir werden alle mit der Erbsünde geboren und müssen diese Zeitlebens abarbeiten. (...) Nur irgendwann muss damit Schluss sein. (...) Diese Art von PC mag ich nicht leiden, sie möchte mir Lebensqualität nehmen. Das mag ich nicht."

Ich glaube, es wird nicht lohnen, hier den Historikerstreit zu wiederholen. Was mich an diesem Einwand immer gestört hat, ist dieser reflexhafte Verteidigungsmodus. Es gibt ja überhaupt keine Erbsünde (...schon gar nicht, wenn man wie Du Christ ist). Ich bestreite sogar, die "besondere Verantwortung" als Voraussetzung, um irgendetwas so oder so zu beurteilen. Man kann doch ganz voraussetzungsfrei zu dem Schluss kommen, dass Sätze wie der oben gesagte (und gelöschte) auch Implikationen haben können, die sicherlich nichts mehr mit "dem Guten" zu tun haben.
Ideengeschichte ist - wenn auch brotlos - ein "powerful tool". Natürlich hast Du recht - ob jemand das gleiche schon einmal gesagt hat, muss meine Intention nicht beflecken. Zu Wissen, was aus einem Gedanken gefolgt ist, kann ja aber wohl kein verbotener Bestandteil einer Diskussion sein. Es geht ja gerade auch darum, Fehler, die die Menschheit schon einmal gemacht hat, zu vermeiden. Übrigens - wer es weniger deutschlästig will, der folge einfach in den einschlägigen Medien mal George Takei (a.k.a. Commander Sulu), der die gegenwärtige Diskussion in den USA um eine Pauschalverurteilung der Muslime mit der Berichten aus der selbst erlebten Verfolgung (und Internierung) der Amerikaner mit japanischen Wurzeln in den USA während des 2. Weltkriegs unterlegt.
Ich will Dir Deine Lebensqualität nicht nehmen, das ist auch nicht Sinn dessen, was Du als political correctness bezeichnest (und ich eher als Geschichtsbewusstsein). Jeder soll frei heraus sagen dürfen, was er denkt - aber jeder soll auch zu diesen Gedanken Stellung nehmen können, ohne dass ihm PC oder Gutmenschentum vorgeworfen wird. Das sollte ebenfalls kein Maßstab für die Güte eines Arguments sein.

Zu Alexander:

Nein, der Satz ist leider kein Zufall, ich kannte ihn als 'irgendwie' historisch, hatte allerdings den Kontext und insbesondere die Urheberschaft Himmlers schlicht vergessen - in diesem gedanklichen Umfeld bewege ich mich nicht und ich würde auch niemanden dorthinein ziehen wollen. Wäre mir der Kontext noch gegenwärtig gewesen, hätte ich das beileibe nicht geschrieben. Wenn es geht, streich ihn bitte.

Habe meinen ganzen Beitrag gelöscht, no worries. Bin Dir im dankbar, weil ich die Rede so noch einmal lesen konnte, das ist in jeder Hinsicht ein unfassbares Dokument, das mit dem ganzen "wir haben doch von nichts gewusst" gründlich aufräumt. Eine schön editierte Version: https://www.1000dokumente.de/pdf/dok_0008_pos_de.pdf

mich überrascht unter Muslimen (in Deutschland) heute oft die Religiosität und manchmal auch Rigidität. Diesen Widerspruch wollte ich teilweise dadurch erklären, daß auch Deine Erfahrungen nur noch einen Teil des Spektrums betreffen könnten ('jeder kennt'), weil sich in den letzten 15 Jahren erhebliches geändert zu haben scheint.

Das überrascht mich genau so wie es Dich überrascht! Und wie es vor allem auch die vielen liberalen, toleranten und im besten Sinne der Offenen Gesellschaft zurechenbaren Muslime überrascht, von Cem Özdemir über Vural Öder bis zu meiner Raumpflegerin. Aber wenn wir diesen Muslimen in den Rücken fallen, in dem wir implizit sagen, "ihr gehört irgendwie auch zu denen", dann ist das m.E. kontraproduktiv. Was diesen Rückfall bewirkt, der ja in Deutschland viel mit dem Erstarken der AKP in der Türkei zu tun hat, ist sehr schwierig zu bestimmen und ich bin da eher hilflos (und auch nicht kompetent).


Der vermisste Anstand der bürgerlichen Mitte: die "das wird man doch noch sagen dürfen"-Fraktion wird dort keine nennenswerte Bedeutung erlangen, so stumpf sind die Leute nicht.

Ich bin da deutlich pessimistischer. Man schaue mal auf Olaf Henkel. Der ist auch nicht stumpf. Kein Rechter, keiner der"das wird man doch noch sagen dürfen" Leute, aber er ist ungewollt zum Steigbügelhalter einer Partei geworden, die sich jetzt genau noch aus diesen Leuten zusammensetzt, er hat der Partei Öffentlichkeit verschafft, er hat ihr einen Ankerpunkt in der bürgerlichen Mitte gegeben, er hat sie mitfinanziert. Wenn man im trüben fischt, muss man aufpassen, wer an die Angel geht. Und wenn man manche Argumente salonfähig macht, muss man sehen, wem man möglicherweise ein Fundament baut.

Beim Zusammenwirken von Religion, Weltbild und Zivilisation allerdings ist mir die Gleichsetzung von Christentum und Islam zu kurz gesprungen. Aber gut, die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Christentum ist im Westen auch noch nicht alt.

Ja, eine Gleichsetzung würde sicherlich fehlgehen. Das war auch nicht meine Absicht. Es kommt halt immer auch darauf an, was man zur zentralen Botschaft einer Religion erklärt und wie sehr man bereit ist, sich von Störfeuer zu trennen ("Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert..." ist so eine Stelle im NT, die man ja heute besser weglässt oder auch wegweist). Das Christentum hat den großen Vorteil des Kanons und auch der kanonischen Auslegung. Solange diese in guten Händen ist, ist alles i.O. Das scheint mir aber auch nicht in Stein gemeißelt, wenn man sieht, welche Teile des Christentums auch in unseren Breiten Zulauf erhalten. Der Angriff auf eine Abtreibungsklinik in den USA ist da nur ein Beispiel, wie die "sola scriptura, sed tota scriptura" Lehre verbunden mit kleinteiligen Strukturen in der Lage ist, auch Christen zu Terror zu mobilisieren. Und wenn ich auf die organisierte Herde der christlichen Schwulenhasser blicke, so wächst die auch. Das ist alles weit entfernt von dem, was wir im Islam sehen (im orthodoxen Judentum ist man da schon weiter), aber es hat Potential.

Einen guten Start ins neue Jahr wünsche ich allerseits!

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