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25. Juli 2010: Von Klaus Dreyer an Andreas Ruth
Hallo Andreas,

das muss kein Traum bleiben. Grundsätzlich geht das. Ich halte das für ein sehr löbliches Unterfangen, das Flugzeug als ein ernsthaftes Verkehrsmittel einsetzen zu wollen.

Ich habe das selbst mal ein Jahr lang getan (ähnliche Verhältnisse). Danach bin ich umgezogen und habe dann am Ort der Arbeitsstelle gewohnt. Sogar das Finanzamt spielt da mit. Du setzt dann also nicht mehr pauschal "Fahrten zur Arbeitsstelle" ab, sondern dann eben "Flüge zur Arbeitsstelle". Ist natürlich ein bisschen Papierkrieg.

Der Flug zur Arbeitsstelle wird natürlich teurer als die Autofahrt. Aber dafür geht es schneller, das Flugzeug ist also auch produktiver. Als Nebeneffekt wirst Du dabei feststellen, dass Du eine ganz erstaunliche Sicherheit im Umgang mit dem Flugzeug gewinnst. Während jetzt wahrscheinlich jeder Flug noch in gewisser Weise ein Erlebnis/Abenteuer ist, wirst Du Dich nach einer gewissen Zeit mit der gleichen Selbstverständlichkeit in das Flugzeug setzen wie jetzt in Dein Auto.

Erstaunlicherweise bestehen die Schwierigkeiten nicht so sehr im Wetter, wie man vielleicht glauben mag. Vielmehr musst Du die folgenden Punkte bedenken und regeln können:

Wann musst Du morgens spätestens an Deiner Arbeitsstelle sein? Wann musst Du also spätestens starten? Hat Dein Heimatflugplatz zu dieser Zeit standardmäßig schon geöffnet? Wann kannst Du frühestens dort starten? Bekommst Du vor dieser Zeit schon eine Wettermeldung vom Zielflughafen, oder schlafen die dann dort noch?

Wann schließt Dein Heimatplatz (im Winter?) SS? SS+30? Kriegst Du im Winter genug Arbeitszeit zusammen, wenn Du schon um 16.15 wieder an Deinem Heimatplatz sein musst, also um 15.45 starten musst, also um 15:25 Deinen Arbeitsplatz verlassen musst, während Du gleichzeitig erst am Morgen um 08:45 dort erschienen bist?

An dem Regionalflughafen wird das Flugzeug wahrscheinlich im Freien geparkt sein. Lästig wird das, wenn am Nachmittag dann Schnee auf dem Flieger liegt, oder schlimmer noch Raureif angesetzt hat. Kostet Zeit, das zu entfernen.

Die Flugplanung ist das geringste Problem. Den standardmäßig schon fertigen Flugplan aufzugeben kostet 30 Sekunden (und kein Geld). Nach ein paar Tagen/Wochen kennst Du die Strecke sowieso wie Deine Westentasche und mit den Fluglotsen bist Du per Du.

Übrigens dürfte es sich bei einer Strecke von ca. 50 Meilen empfehlen, diese fast immer VFR zu fliegen. An Deinem Heimatplatz musst Du wahrscheinlich sowieso VFR raus (und insbesondere rein!). Dann ist es auch nicht so empfehlenswert, erst auf 4000 oder 5000 ft zu steigen, bloß um dann anschließend das Problem zu haben, auch (legal) wieder runter zu kommen. Die Lotsen lassen Dich nämlich IFR nur bis zur MRVA runter. Dann musst Du entweder Bodensicht haben, oder behaupten, diese zu haben, oder den Alternate anfliegen (dort ggf. einen Anflug zum cloud break zu machen).

Dazu musst Du natürlich bereit sein, auch bei VFR-Mindestbedingungen zu fliegen, also 500 ft Wolkenuntergrenze und 1,5 Km Sicht – was nicht so selbstverständlich ist, aber geht, insbesondere, wenn Du die Strecke gut kennst. Das wird dann vermutlich an ca. 220 von 230 Arbeitstagen im Jahr möglich sein. Über eine Flugstrecke von ca. 50 Meilen ist das Wetter auf der Strecke auch eigentlich ganz gut absehbar, nämlich im Zweifel so wie am Startflugplatz auch. Als Rückfallposition bleibt Dir ja im Zweifel immer das Auto?

Dein instrument rating solltest Du trotzdem machen. Danach wirst Du feststellen, dass das Wetter plötzlich sehr viel besser wird, als Du es gewohnt warst. Das liegt daran, dass Du mit dem IFR rating plötzlich auch VFR sehr viel mehr Sicherheit gewinnst. Wenn es nämlich nach vorn nicht weitergehen sollte, hast Du mit IFR-rating ja immer die Möglichkeit, nach oben auszuweichen, die Du vorher nicht hattest. Deshalb kannst Du Dir dann plötzlich auch VFR viel mehr Wetter zutrauen als vorher.

Eine Überlegung solltest Du allerdings auch noch anstellen, nämlich, ob sich das ganze zeitmäßig gesehen überhaupt lohnt. Rechne mal: 5 Minuten von Haustür bis Flugplatz, 15 Minuten vom Ankommen am Flugplatz bis zum Abheben der Räder (Aushallen, checken, einsteigen, Motor anlassen, warmlaufen, zum Start rollen, run-up), 20 Minuten Flugzeit, 5 Minuten abrollen und abstellen am Regionalflughafen, 5 Minuten zum Arbeitsplatz = 50 Minuten gegenüber 60 Minuten mit dem Auto? Das ist natürlich die rein zeitmäßige Betrachtung, berücksichtigt nicht den Stress beim Autofahren und im Stau – Fliegen ist stressfreier!

Das handling an dem Regionalflughafen dürfte kein Problem sein (ist VFR und IFR gleich), insbesondere wenn Du nach ein paar Tagen dort dann natürlich schon ein alter Bekannter bist.

Viele Grüße

Klaus

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