Einer genaueren Betrachtung hält das denke ich letzten Endes nicht stand.
Zum einen darf man beim Abgleich Handbuch vs. Realität (bei den Performance-Daten) nicht mit 50 Jahre alten Flugzeugen hantieren. Letztere haben meist drei Flugunfälle hinter sich, sind also krumm und schief. Außerdem ein paar Antennen mehr dran, Verkleidungen fehlen, der Motor ist schon etwas älter, der Propeller hat Macken (oder ist gar nicht mehr das originale Modell).
Wenn man heute eine fabrikneue Maschine nimmt, und weiß, wie man Handbuchwerte erzeilt, dann kann man die meist auch bis auf ganz wenige Prozent erreichen. Ich glaube außerdem auch, dass man da früher noch etwas optimistischer war (Stichwort: Mooney "201"/205", Mooney 252...), und dass heute sowas in der extremen Form von den Herstellern nicht mehr gemacht wird.
Das Thema W&B ist noch mal ein anderes. Jeder weiß, dass im Standardhandbuch das absolute Mindestleergewicht drin steht und dass man zur Flugplanung den Wägebericht hinzuziehen muss. Es gibt nun mal keine Zulassungsanforderung, dass das Leergewicht eines voll ausgestatten Exemplars als Richtwert im Handbuch zu stehen hat.
Zuguterletzt muss man noch beachten, dass - zumindest im FAA-System - bei einem Handbuch nur das Kapitel der Operating Limitations (Kapitel 2 im GAMA-Standard) "regulatory" ist. Der Rest nicht, und ist eben rein das Werk des Herstellers.
Daher auch zu:
Mir fällt auf, dass Handbücher in diesem Forum extrem hoch angesehen sind und nie angezweifelt werden.
Das ist bei mir überhaupt nicht so. Für mich stelle ich vieles in Frage, was in Handbüchern drin steht. Checklisten sind schlecht, bei Notverfahren habe ich andere Prioritäten, normale Betriebsverfahren machen zum Teil keinen Sinn, etc. Man muss sich bei Abweichungen eben bewusst sein, dass man entgegen der Empfehlungen des Herstellers handelt. Egal, ob sie 50 Jahre alt sind. Papier ist geduldig.
Die Operating Limitations darf man natürlich auf keinen Fall überschreiten. Aber es gibt auch solche, die man ggf. für sich enger fassen sollte; die berühmten 500°F Redline-CHT sind ein klassisches Beispiel.