Hallo Gerald,
ich gehe in meiner Antwort davon aus, dass Du das IR dazu benutzen möchtest, an unbekannte Orte zu fliegen. Wenn Du nur ein paar Mal im Jahr bei CAVOK einen Instrumentenanflug an Deinem Heimatplatz fliegen willst, sieht es natürlich etwas anders aus. IR ist weltweit einheitlich und es erlaubt Reisen auf dem ganzen Planeten mit einer sehr einfachen und standardisierten Vorbereitung und Vorgehensweise.
Nein, ich weiss, dass es finanziell Quatsch ist. Mir geht es hier in erster Linie darum, herauszufinden, wo und warum die Kosten entstehen. Da ich keine IFR-Erfahrung habe, kann ich auch nicht beurteilen, wie gut oder schlecht ich in bestimmten IMC-Situationen mit Minimalaustattung zurechtkommen würde.
Das bedeutet dass die Wahrscheinlichkeit, dass Du viel Geld versenkst und am Ende nicht das hast was Du erhoffst sehr hoch ist :-)
Daher ist es gut sich vorher genau zu informieren, z.B. IFR zu fliegen mit so einer minimalausgestatteten Flugschulen-Schrottmühle.
Mal zu Deiner "Minimalausstattung": warum sagst Du, daß es nicht reicht? Was hat Dir gefehlt?
Ohne gescheiten Autopiloten geht für jemanden der nicht viel Erfahrung hat gar nix. Steuern, navigieren, funken, schreiben, Passagiere betreuen -- das ist alles zu viel für den Anfänger. Bei IFR muss man seiner Maschine und der Situation geistig immer voraus sein und das fällt am Anfang sehr schwer. Autopilot ist Pflicht für Single Pilot IFR für deutsch registrierte Maschinen aber der AP muss auch etwas taugen. IFR ist viel einfacher als VFR und man tut meist gar nichts aber es hat immer wieder diese Situationen in denen alles auf einmal kommt und der Stresslevel ins Unendliche steigt, wenn man nicht gut vorbereitet ist.
Dann bin ich zur Erkenntnis gekommen, dass ein künstlicher Horizont zu wenig ist. Es ist wichtig, dass man sich in IMC wohl fühlt und da ist Redundanz ein wichtiger Faktor. Vielleicht kann ein aktuelles Smartphone diese Redundanz bieten aber ich wollte unbedingt zwei AIs nach ein paar IMC-Flügen.
Weiterhin müssen die Gyros einwandfrei funktionieren. Das tun sie bei alten Maschinen meist nicht. Sie sind ausgeschlagen, driften ab, etc. Lass also von der Kiste mindestens den Turn & Bank (steuert den AP und rettet Dein Leben wenn der künstliche Horizont kaputtgeht) und den Directional Gyro von einer Avionikfirma auf der Bank prüfen. Der DG rettet Dein Leben wenn beim Anflug in IMC +- 10° über Leben und Tod entscheiden. Gyros können oft nicht repariert werden (vor allem wenn sie aus den 70ern oder 80ern stammen) und sind sündhaft teuer. Ich habe eine Kiste voller Gyros die alle augenscheinlich funktionieren aber für IFR nicht mehr taugen.
Ich würde auch nicht mehr mit manuellem DG fliegen. Das Nachstellen der Kompassrose ist eine enorme Fehlerquelle und in IMC kann der Fehler tödlich sein (nicht überall gibt es Radar).
Die RNAV-GPS Geräte, die zugelassen sind, sind also wahrscheinlich auf die beschränkt, die in der ETSO Authorisation Liste der EASA drin sind, richtig?
Und für die muß zwangsläufig ein Datenbankabonnement vorhanden sein, so daß die Datenbank alle 28 Tage erneuert wird, stimmt's?
Korrekt, zusätzlich muss es ein STC für Deine Zelle geben. Fakt ist, dass Garmin GNS und GTN eigentlich alternativlos sind. Die Datenbank muss für IFR immer aktuell sein und ein Abo ist die einzige realistische Möglichkeit das zu erreichen. Userwegpunkte sind eine Krücke, die helfen Dir nicht für Approaches. Ich bin schon einmal ganz schön auf die Nase gefallen. Hatte kein aktuelles Update und just in dieser Woche haben sie in Paris den gesamten Luftraum umgeändert, alle Approaches geändert, alle Wegpunkte, etc. Ich hatte gottseidank für dem iPad die komplette AIP mit den Koordinaten aller Wegpunkte und habe sie mit glühenden Finger in mein Garmin 695 eingetippt. Das passiert mir nicht mehr. Wenn Du nicht vom RADAR-Lotsen auf den Endanflug geführt wirst, dann brauchst Du ein RNAV GPS, das Dir den Approach fliegen kann, sonst bist Du sehr im Stress.
Für welches Gebiet müssen denn die Wegpunkte drin sein? Nur für Deutschland, oder ganz Europa?
Für das beflogene Gebiet. Um das Jeppesen-Abo kommst Du bei IFR nicht rum und das wäre keine schlaue Möglichkeit Geld zu sparen. Ein Abo teilen ist auch schwierig, die binden das an die Seriennummer des Gerätes (da gibt es garantiert Tricks aber mir ist keiner bekannt).
Ich habe nämlich noch viele Fragen zu dieser Thematik, wie zum Beispiel: wie viele neue Wegpunkte kommen denn alle 28 Tage hinzu? Oder wie viele werden geändert? 28 Tage scheint mir sehr hoch gegriffen (hab's aber von meinem Fluglehrer gehört, also nehme ich an, daß es stimmt).
Kann man die Wegpunkte selber nachprogrammieren/eingeben?
Wer setzt die Wegpunkte fest? Gibt es eine offizielle Stelle, wo die Wegpunkte hochamtlich veröffentlicht werden?
28 Tage ist der internationale Rhythmus, nach dem arbeiten die Länder und so koordinieren sie ihre Änderungen. Es ändert sich meist gar nichts aber manchmal eben auch fast alles (siehe Paris). Die Informationen werden alle in den AIPs der Länder veröffentlicht und sind kostenlos über Eurocontrol zugänglich. Jeppesen nimmt diese AIPs und sammelt die Informationen. Die sind Monopolist. Eine Zulassungsvorschrift für IFR-GPS ist, dass die Navigationsdatenbank manipulationssicher ist (read only). Man kann daher nichts ändern und die Möglichkeiten mit User-Wegpunkten sind sehr eingeschränkt.
Du sagst, es ist eine deutsche Besonderheit, daß wir Autopiloten mit Höhenhaltung brauchen. Also braucht man das in anderen Ländern (z.B. Frankreich, Großbritannien) nicht?
Es gilt für alle Maschinen die ein D- auf dem Schwanz haben und nach IFR betrieben werden. Mir ist kein Land außer Deutschland bekannt, dass dies vorschreibt, auch wenn es in der Praxis sinnvoll ist. Zwei Funkgeräte ist auch deutsch, ein VOR (mit FM-Immunity, ganz wichtig), das zweite VOR kann durch das RNAV-GPS ersetzt werden.
Gruß,
Achim