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Unfälle und Zwischenfälle | Puf "Anfangssteigflug" Unfall Reute  
13. Februar 2024 09:21 Uhr: Von Thomas Dietrich  Bewertung: +31.00 [31]

Als ich seinerzeit die ersten Unfallbilder sah, war mein erster Gedanke " Mixture too rich ". Ich habe auch Flugerfahrung auf der Cardinal, ist aber schon lange her, Aber die Flugleistungen ändern sich mit der Zeit nicht signifikant. Damals konne ich die Cardinal problemlos in Aubenasson, einen kleinen privaten Platz im Drome Tal landen und starten. Und ich kenne den Platz Reute, allerdings nur als Grasplatz

Gestern las ich den Unfallbericht im Puf und es stellten sich mir die Nackenhaare. Sauber nach Checkliste abgearbeitet, leider aber ohne großen technischen Background. Eines ist auch klar, der Pilot war jetzt nicht unbedingt einer, der sein Flugzeug 100% im Griff hat. Und mit mehr Power wäre der Unfall auch nicht passiert, auch nicht mit dem Unfallpiloten.

Vermutlich startete der Pilot mit " Mixture full rich" (Manual ) anstelle von " Mixture as required". Im Unfallbericht steht, der Primer war nicht verriegelt und ca 5mm offen. Hier hätte die österreichische SUB wach werden sollen, anstatt GPS Daten auszuwerten.

Lasst mich mal kurz die Funktionsweise des Primers erklären: Kolbenpumpe mit zwei Rückschlagventilen am unteren Ende. Beim ziehen des Primers wird der Kolben gefüllt, beim drücken Richtung Motor über die Primerleitungen eingespritzt. Im verriegelten Zustand blockiert der Kolben beide Ventile und nichts geht durch die Leitung. Im entriegelten Zustand zieht bei laufendem Motor der Unterdruck in den Saugrohren Kraftstoff durch die Primerleitungen. Bei dem in der Cardinal eingebauten Lycoming werden dann 3 Zylinder mit zusätzlichem Kraftstoff versorgt. Am 4ten Zylinder hängt der Manifold Pressure oder ein Blindstopfen. Daraus resultiert ein Leistungsabfall an 3 Zylindern.

Fassen wir zusammen: Reiches Gemisch durch "Mixture rich", und dann noch zusätzlich dem Sprit aus den Primerleitungen. Da kann der Motor keine verünflige Leistung abgeben. Da nützt auch kein Performance Sheet aus dem Manual. Daß der Moror keinen Schaden hatte, zeigte er ja auf dem Prüfstand nach dem Unfall. Die Ursache lag hier an der Bedienung des Motors.

An die Leser, die einen Sauger mit Engine Monitor fliegen, entriegelt doch mal den Primer in sicherer Höhe, zieht ihn ein wenig raus und beobachtet die EGTs. Da kann man dann gut ablesen, an welchem Zylinder der MP angeschlossen ist. Hier bleibt das EGT normal, währen die EGTs der mit Primerbenzin versorgten Zylinder viel kälter werden. Wer keinen Engine Monitor hat, kann am Boden den Primer entriegeln, bevor er den Motor mit dem Mixture abstellen will. Das wird nicht klappen, da genug Benzin über die Primerleitungen kommt.

Saugmotoren kann man durch Leanen nicht kaputt machen, schon gar nicht im kurzen Startlauf und Anfangssteigflug. Deshalb," lean as required "und den Primer verriegeln. Und " know your escape routes" Warum die Maschine immer nach links driftete, kann uns nur der Pilot beantworten, aber allen Anzeichen nach ist er die Maschine nicht geflogen, sondern hat sich teilweise fliegen lassen. Vermutlich hat er den P-Faktor nicht ausgesteuert.

Die Primer Erklärung soll zeigen, wie wichtig es ist, diesen zu verriegeln, die Folgen es nicht zu tun können Auswirkungen auf die Qualität der Lackierung haben.

Ich wünsche dem Piloten vollständige Genesung.

13. Februar 2024 11:21 Uhr: Von Chris Schu an Thomas Dietrich Bewertung: +4.00 [4]

Danke für die Ausführung, Thomas - Ich möchte es nur unterstreichen dass man den Primer immer wieder ganz bewusst verriegelt.

Ich hatte einen Passagierflug in meinem Flugzeug vor. Paxe alle da, reingesetzt, eingewiesen, checklist, angemacht. Der Motor lief verdammi unrund und alles hat gewackelt. 2x probiert, keine Besserung... Alle wieder raus. Ich habe die Cowling abgeschraubt und alle Leitungen angeschaut, Gas und Mixture Züge gecheckt, Vergasereinstellung gecheck etc. etc... Wieder alles zugemacht, nochmal probiert und dann beim primen gemerkt dass ich das Teil ja gar nicht entriegeln musste! Crap!

Bei mir war es zum Glück nichts gefährliches, hat mich aber 45min gekostet und den völlig unbedarften Paxen ein paar Nerven beim anschliessendem Start in einen tollen Flug ohne weitere Vorkommnisse... :)

13. Februar 2024 16:59 Uhr: Von Michael Huber an Thomas Dietrich Bewertung: +1.00 [1]

Hilfreiche Erklärung, vielen Dank für den nützlichen Beitrag !!!

13. Februar 2024 18:52 Uhr: Von ingo fuhrmeister an Thomas Dietrich Bewertung: +0.33 [2]

thomas...ich seh deine büste schon in der walhalla...ich werde einen entsprechenden antrag verfassen....bleib xund

13. Februar 2024 19:10 Uhr: Von Thomas Dietrich an ingo fuhrmeister Bewertung: +1.00 [1]

Danke Ingo, bitte auf einem Sockel aus Granit der Cheopspyramide.

13. Februar 2024 21:55 Uhr: Von ingo fuhrmeister an Thomas Dietrich

Sorry...den hab ich grad vermietet...

16. Februar 2024 08:50 Uhr: Von Toni S. an Thomas Dietrich

Vielen Dank für diese ausführliche Erklärung. Ich muss sagen, das hatte ich so nicht auf dem Schirm, v.a. das Setup der Rückschlagventile. Ich hatte immer die Annahme (im Rückblick kann ich nicht genau sagen, warum), dass nur dann Sprit durch die Primer-Leitungen fließen kann, wenn man den Primer aktiv hinein drückt.

Daher war bisher auch mein Vorsatz: "Wenn ich jemals im Flug feststellen sollte, dass der Primer entriegelt ist und heraus gewandert ist, nicht rein drücken, einfach in Ruhe lassen bis nach der Landung".

Da sollte ich diesen Vorsatz wohl ändern in: "[...] in einer unkritischen Flugphase vorsichtig und langsam rein drücken und dabei gut auf den Motor hören, dann sicher verrigeln" Wäre wohl besser, oder? Und natürlich dafür sorgen, dass das nie-nie-nie passiert...

16. Februar 2024 14:26 Uhr: Von Thomas Dietrich an Toni S. Bewertung: +3.00 [3]

Ja, langsam reindrücken und verriegeln.

Die Ein und Auslassventile am Primerende sind etwas versetzt angebracht. Der O-ring des Kolben dichtet im verriegelten Zustand die Hülse ab und es kann nichts fliessen. Ist der O-ring allerdings defekt, leakt der Primer intern und man sollte besser nicht fliegen. Meistens ist der O-ring suboptimal, wenn der Primer ganz leicht zu bedienen ist. Das Wechseln des O-rings ist einfach. Überwurfmutter abderehn, Kolben herausziehen, O-ring wechsen, Kolben mit leicht geschmiertem O-ring einsetzen.

16. Februar 2024 16:24 Uhr: Von ingo fuhrmeister an Thomas Dietrich Bewertung: +0.00 [2]

jetzt wisst ihr auch, wie man eine frau nennt...die mit dem geburtstermin überfällig ist...mechanisch gesehen...thomas hat es ja geschrieben...

16. Februar 2024 16:43 Uhr: Von Toni S. an Thomas Dietrich

Top, danke für die Beschreibung! Wieder was gelernt :-)


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