Login: 
Passwort: 
Neuanmeldung 
Passwort vergessen



Das neue Heft erscheint am 1. Mai
Eindrücke von der AERO 2025
Im Test: uAvionix AV-30 und tailBeaconX
Sky Pointer vs. Ground Pointer
Neue FAA-Regelung für Zertifikatsinhaber
Wartung und Mondpreise
Unfall: Abgelenkt und abgekippt
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Sortieren nach:  Datum - neue zuerst |  Datum - alte zuerst |  Bewertung

Wartung | Flugzeug frisch aus der Wartung - Besonders gründlicher Check nötig?  
8. Dezember 2015: Von Thomas Endriß  Bewertung: +13.00 [13]
Nachdem PuF in der letzten Ausgabe Wartungsfehler thematisierte, würde ich gerne meine kürzlich erlebte Geschichte mit Euch teilen:

Im Oktober hatte ich meine Cessna 170 B zur JNP bei einem recht prominenten (und aufgrund einer Belly Landing aktuell in aller Munde befindlichen) Betrieb in Süddeutschland, der zwei Niederlassungen betreibt (EDMS und EDMV). Normalerweise bin ich bei einem LTB an meinem Heimatstandort Landshut, dieser hatte jedoch zum Zeitpunkt der JNP noch keine (Neu)-Zulassung für Annex II Flieger (anderes Thema, das einen Thread wert wäre).

Im Prinzip war ich mit der Leistung der Werft recht zufrieden, so wurde z.B. ein Riss in der Motoraufhängung gefunden, der nur sehr schwer zu sehen war. Die Reparatur wurde zügig durchgeführt, ein gebrauchtes aber zertifiziertes und damit weitaus günstigeres Ersatzteil aufgetrieben, ein paar vom Vorbesitzer nicht durchgeführte LTA's durchgeführt und eine tolle Dokumentation gemacht.

Als ich meinen Flieger abholte, waren mein Aircraft Cover, die Bodenanker, etc. fein säuberlich in einem großen Karton auf dem Rücksitz, die L-Akten daneben - wieder ein guter Eindruck.

So, jetzt kommts:

Ich habe die Maschine gründlich gecheckt, Außencheck, Innencheck, etc.; Was ich nicht getan habe, war in den Gepäckraum zu schauen. Der ist bei der Cessna 170 nur vom Innenraum aus zugänglich, indem man die Rückenlehne der Rücksitzbank nach vorne klappt. Da der o.a. Karton auf dem Rücksitz stand, habe ich (bewusst oder unbewusst kann ich nicht mehr sagen) keinen Blick in den Gepäckraum geworfen.

Letzten Sonntag war ich nun bei Kaiserwetter wieder fliegen. Habe schön den Karton vom Rücksitz entfernt (hatte ihn nach dem Heimflug nach Landshut im Flieger gelassen, weil mir an dem Tag hundekalt war und ich nur noch in mein warmes Auto und nach Hause wollte).

Beim Blick in den Gepäckraum ist mir schlecht geworden:

Die Rückwand des Gepäckfachs war nicht fixiert (die wird zum Zwecke der Überprüfung der Steuerseile und Umlenkrollen herausgenommen). Sie lag einfach so auf dem Gepäckraumboden. Daneben meine kleine Werkzeugkiste, die ich immer dabei habe.

Hätte ich beim Heimflug aus lauter Freude am Fliegen einen Wingover o.Ä. gemacht, oder hätte es Turbulenzen gegeben, wäre mit ziemlicher Sicherheit die Kiste oder die Rückwand in den hinteren Rumpfbereich gerutscht.

Damit wären meine Maschine und auch ich mit ziemlicher Sicherheit hinüber gewesen.

Ehrlich gesagt habe ich nach der Erkenntnis erst mal tief Luft holen müssen.

Was habe ich daraus gelernt:
  • Ich werde grundsätzlich in Zukunft, nachdem jemand anders außer mir Zugriff auf mein Flugzeug hatte, alle Ecken und Winkel meines Fliegers checken.
  • ich werde mich nicht durch die gute Qualität der Arbeit an meinem Flieger dazu verleiten lassen, dass "schon alles ok sein wird"
  • ich misstraue jedem, der an meinem Flieger arbeitet
  • ich werde grundsätzlich davon ausgehen, dass etwas nicht stimmt und dann verifizieren, dass ich falsch lag, nicht annehmen, dass alles ok sei, bis ich vom Gegenteil überzeugt werde
Einen sonnigen Tag wünscht

Thomas Endriß
8. Dezember 2015: Von Oliver Voigt an Thomas Endriß Bewertung: +1.00 [1]
Ach, bei mir war der Sitz schräg ein den Führungsschienen eingehängt und die Sperre nicht angebracht. Da fragt man sich wirklich, wie der Testflug überhaupt stattgefunden haben kann.

Nachdem der Flieger fast acht Jahre in einer ex. Werft gewartet wurde, informierte ich mich beim Kauf über den Allgemeinzustand, welcher damals als Perfekt eingestuft wurde. Im Nachhinein kamen leider immer mehr Probleme zum Vorschein, welche jetzt behoben werden mussten. z.B. nach dem Motto, da tropfte schon immer Sprit raus, ist normal...., dass aber die Pumpe defekt war bemerkte keiner. Ein trauriges Spiel was da am Markt war.

Die Avionik wurde extern an einen Prüfer vergeben, welcher den Flieger durch die Halle geschoben hat und sich die vermeidliche Kontrolle teuer bezahlen ließ. Dass aber der Horizont, VOR defekt war, hat Straubing dem Himmel sei dank, schnell erkannt. Die Antennen z.B. waren innen korrodiert, was sicherlich nicht von heute auf morgen passiert und störten gegenseitig Funk und VOR, aber vier Monate vorher war wohl alles ok!

Das sind nur einige Beispiele, die Liste würde sich noch lange fortführen. Jetzt aber fühle ich mit der neuen Werft gut aufgehoben, dank eines Tipps von einem Fliegerkollegen.

Ich denke nicht nur Größe macht eine gute Werft aus, es ist das Vertrauen, was diese sich durch Leistung sicherlich auch hart erarbeitet haben.

Grüße Oliver
8. Dezember 2015: Von Andreas Ni an Thomas Endriß
Ich bin vollständig Deiner Meinung. Ganz wichtig dabei: es geht primär nicht darum, jemanden zu denunzieren, sondern um die eigene Sicherheit.

Nach Erwerb meines jetzigen Fliegers, vor 10 Jahren, 2 der Punkte, die ich bei der Durchsicht (es waren alle Deckel offen, auch der Kabinenboden war draussen) fand:

1. Eine Blechschraube bei einer Umlenkrolle zwischen Querruderseil und Seil, am Seil scheuernd. Von mir angenommene Ursache: aus der Hand gerutscht oder wie auch immer, und beim Zusammenschrauben das Fehlen dieser Schraube festgestellt. Der Fehler war hier, dass nicht gesucht wurde, wo denn nun diese fehlende Schraube sei, sondern stattdessen der einfachere Weg zu den neuen Schrauben gewählt wurde. Nicht so gut. Das kann sehr gut fatal enden.

2. Bei der letzten 100 h Kontrolle wurden dem Vorbesitzer beide Batterien als neu verkauft und berechnet, auch waren sie Beide im Arbeitsbericht erwähnt. Tatsächlich war aber nur eine Neue verbaut (zu dieser Zeit hatte Gill gerade zu Barcode-Aufklebern gewechselt - dadurch sprang mir dieser Fehler sofort ins Gesicht).
Hier gibt es keine Gefährdung für Personen, lediglich das Vertrauen schwindet.

Die betreffende Flugwerft ist übrigens nicht in Deutschland, geniesst aber eine sehr gute Reputation, die Preise sind entsprechend.
8. Dezember 2015: Von Tee Jay an Thomas Endriß
Sehr lesenswert, danke Dir für den Bericht!
8. Dezember 2015: Von Wolfgang Lamminger an Thomas Endriß Bewertung: +2.00 [2]
Hi Thomas,

ja, das ist es was u. a. auch der im Artikel zitierte Mike Busch unter "Maintenance induced failure" versteht.

Ohne die von Dir beauftragte Kontrolle, wäre das von Dir beschriebene Problem nicht passiert.

Ähnliches Erlebnis bei mir vor einiger Zeit mit der PA16: Flieger war in der Maintenance. Als ich ihn abholen wollte, sprang das Triebwerk nicht an. Nach längerem Suchen durch den Mechaniker und durch mich, zwischendurch war Sunset durch und ich musste wieder mit dem Auto nach Hause: Brandhahn war zu. Ich habe den Brandhahn bei dem Flieger nie geschlossen, zudem ist die Stellung schwer einsehbar... keiner von uns beiden kam anschließend darauf, das Problem dort zu suchen, weil es zu banal war, auch nur drüber nachzudenken, dass der Vergaser schlicht keinen Sprit bekommt. Hier war es "nur" ein verschobener Heimflug, zeigt aber das Grundproblem der Maintenance.

Kein Mechaniker und Prüfer macht das mit Absicht, aber einfach die Tatsache als solche, dass an Stellen im Flugzeug gearbeitet wird, die sonst nie von "Menschenhand" berührt werden ist eine Fehlerquelle an sich. Dann kommt die Ablenkung, z. B. durch einen Telefonanruf oder eine unbedeutende Zwischenfrage, und schon ist's passiert.

Gruß nach München!

Wolfgang
8. Dezember 2015: Von Lutz D. an Wolfgang Lamminger

Mein Engine Failure war auch Maintenance induced (Regelwartung ohne Anlass).

Insbesondere bei Motoren komme ich zunehmend zu der Ansicht, dass es zwischen den beiden Aggregatszuständen "läuft gut" / "läuft nicht gut" besser nicht allzuviel invasive Wartung geben sollte.

Natürlich kann man nicht alles mit einer Sichtprüfung erschlagen, aber sobald man mit dem Werkzeug anrückt, steigen einfach auch viele Risikofaktoren an.

8. Dezember 2015: Von Erik N. an Lutz D.
Bei uns war neulich nach Überprüfung, Einbau eines neuen, Wiederausbau des neuen und Wiedereinbau des alten, aber mit neuer Welle versehenen Drehzahlmessers (sic) der Schalter für das HSI auf free statt, wie normal, auf slave. Kein Wunder dass der Autopilot dem OBS nicht folgte. Nix Schlimmes, aber: Wer schaltet da rum, in der Werft, ohne Not ?
8. Dezember 2015: Von B. Quax F. an Thomas Endriß Bewertung: +1.00 [1]
Ja das stimmt alles soweit, vertraue niemanden. Es gibt einige Piloten hier die bei jeder Wartung die gesamte Zeit dabei bleiben und schauen was gemacht wird. Obwohl ich es für optimal halte, fehlt mir dafür die Zeit und trotzdem schützt das auch nicht vor Fehleinschätzungen und Ausfällen.

Man muß aber auch mal schauen wer da am Flieger arbeitet, Umschülter, angelernte, Praktikaten und das für einen Lohn der wohl geringer ist als in einer Marken KFZ Werstatt (der Stundensatz ist da auch höher). Wir wünschen und erwarten dort perfektionismus (weiße Anzüge, Handschuhe, stirile Umgebung) und zahlen praktisch dafür viel zu wenig. So kommt man da nicht ans Ziel seiner "Träume". Dafür noch den ganzen Bürokratie scheiß der auch gemacht werden muß.

Auf der anderen Seite 30 Jahre und ältere Flieger die nie für diese Lebenszeit gedacht waren. Da tropft auf einmal AVGAS aus dem Bauch der alten Dame und man kommt zu dem Schluß das es wohl ein Drain Ventil ist. Beim aufmachen und nachsehen stellt man dann fest dass die Treibstoffleitung (nein nicht die Verschraubungen) undicht ist!
9. Dezember 2015: Von Bernd Almstedt an B. Quax F.
Volle Zustimmung, ich sehe das auch als "Teamwork" und nicht zuletzt erzeugen wir "geizigen" Piloten ja auch einen (Kosten-)Druck, der letztlich zu Fehlern einlädt. Trotzdem ist es ärgerlich, wenn dann selbst bei ganz simplen Dingen geschlampt wird... - ELT Batterie wechseln und das Antennenkabel nicht wieder anzuschließen und gleichzeitig den Test zu berechnen, dass das ELT funktioniert (!!!), einen kleinen Umbau am Panel vorzunehmen und dann vergessen, den Antennenstecker wieder auf Com2 zu stecken oder Dinge nicht zu machen, auf die man extra hingewiesen hat sind dann aber schon ärgerlich. Da frage ich mich schon, warum das "Mehr-Augen-Prinzip" bis hin zum nicht gerade preiswerten Prüfer so oft nicht funktioniert.

Das irgendwas kaputtgehen kann ist bei älteren Flugzeugen normal und meistens bestimmt nicht dem Wartungsbetrieb zuzuschreiben, auch wenn es sicher blöd aussieht, wenn irgendwas einen Flug nach der Rückkehr von der Jahresnachprüfung nicht mehr funktioniert...
9. Dezember 2015: Von Jan Friso Roozen an Thomas Endriß Bewertung: +1.00 [1]
Im Juli hatte ich auch so ein Erlebnis. Sollte eine Sea Fury von Dijon-Darois nach Duxford fliegen die in der Werft war um ein Problem mit dem Generator zu beheben. Noch nie von Darois mit der Maschine abgeflogen, gut 700 Meter eher schmale Bahn. Nordwind, also auch noch die leichte Steigung rauf. Bis zum Rand vollgetankt, noch 40+ Liter Öl in Kanistern plus Gepäck etc. Knapp 5 Tonnen Abfluggewicht. Ist ein Spornrad Warbird für die die Maschine nicht kennen. Bei dem Gewicht stallt die clean bei gut 100 kt, dirty um die 90 kt. Auf die Bahn, 35", Bremsen los, 45", konzentrieren um auf der Bahn zu bleiben. Der Fahrtmesser fängt erst bei über 60 kt an. Brauche ich aber nicht wirklich zum Starten, kenne die Maschine ja und man fühlt wenn sie fliegen will. Alles gut gegangen, in der Luft, Fahrwerk rein und da sehe ich das ich keine Speed angezeigt bekomme...
Scheiss Gefühl, das ist jetzt nicht wirklich der Typ Flugzeug den man ohne Fahrtanzeige fliegen will. Hätte ich das vorm Abheben sehen sollen, vielleicht, aber sie auf der Bahn zu halten ist so schon nicht ganz ohne und wenn man schnell genug ist um zu sehen ob die Anzeige geht ist die Bahn eh zu kurz um anzuhalten.
Glücklicherweise ist nebenan Dijon-Longvic wo schon die kleine Bahn 1800m hat. Also mit GPS speed da gelandet, Wind + 5 kt draufgeschlagen und sicher gelandet.
Was war passiert, ein Werft-externer Elektriker hatte bei den Arbeiten im Rumpf einen Schlauch vom Pitot zum Cockpit abgemacht und am Ende vergessen wider anzuschließen.
Mache ich jetzt einen gründlichen Vorflugcheck wenn eine Maschine aus der Werft kommt, ganz sicher, auch wenn das heisst ich muss eine Leiter suchen um ins Pitot zu pusten.

Blue Skies
9. Dezember 2015: Von Willi Fundermann an Jan Friso Roozen Bewertung: +2.00 [2]
Sea Fury: Mein Neid ist Ihnen gewiss!
10. Dezember 2015: Von Martin S. an Willi Fundermann
Habe in den letzten fast 20 Jahren etliche Flugzeuge (FAR 25 jets) aus diversen Werften abgeholt und kann einiges erzählen:

Werkzeuge zwischen den Pedalen vergessen, Werkzeuge im "hell hole" und in der cabin vergessen, Taschenlampen, Headsets verschwunden, Windschutzscheibe (von innen, beim Sitzausbau) zerkratzt, ein dicker Rangierschaden mit wochenlangem AOG verbunden, undundund. Wenn ich noch länger überlege fällt mir bestimmt noch mehr ein.
10. Dezember 2015: Von Malte Höltken an Martin S.
Tha. Menschen machen halt fehler...
10. Dezember 2015: Von Armin Müller an Jan Friso Roozen
Sea Fury - Mein aufrichtiger Neid ist mit Dir. Mit oder ohne Fahrtmesser (-;
11. Dezember 2015: Von Jan Friso Roozen an Armin Müller Bewertung: +2.00 [2]
Ich würde empfehlen mit Fahrtmesser anzufangen ;-)

15 Beiträge Seite 1 von 1

 

Home
Impressum
© 2004-2025 Airwork Press GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Airwork Press GmbH. Die Nutzung des Pilot und Flugzeug Internet-Forums unterliegt den allgemeinen Nutzungsbedingungen (hier). Es gelten unsere Datenschutzerklärung unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen (hier). Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA) Hub Version 14.28.22
Zur mobilen Ansicht wechseln
Seitenanfang