Das sollte man als ausnahmsweise mal rechtzeitige, noch unscharfe Debatte ansehen: Bei den Kosten der Renovierung von EFHs etc. bin ich noch nicht so ganz überzeugt, dass das Gasnetz in Vorstädten als Erstes dran glauben wird. Nur kann man das in einigen Punkten ja mal planerisch berücksichtigen. Nehmen wir mal ein simples Beispiel:
Ergibt es heutzutage Sinn, dass Telekom und Vodafone oder ein Kabelnetzbetreiber kurz nacheinander den gleichen Gehweg aufreißen? Natürlich nicht. Da brauchen wir Regulierung für Leerrohre, um Telekommunikation etc. nur einmal volkswirtschaftlich zu erschließen, den Fehler beim Kabelnetz hat ja sogar Christian Schwarz-Schilling eingesehen: Kupfer oder Glasfaser - da ist er noch ein bisschen halsstarrig (was macht doch gleich die Firma seiner Gattin...), aber dass nicht auch noch gleich Leerrohre verlegt wurden, das sah er tatsächlich als Fehler heute ein.
Jetzt buddelt man den Boden auf und denkt an den zukünftigen Strombedarf, was macht man dann mit Trafos, Ladestationen, Glasfaser, Fernwärme, Gas? Auf jeden Fall am besten nur einmal machen. Und daher kann die frühzeitige Planung selbst bei Unsicherheitsfaktoren, die du mit Fug und Recht auflistest, das Thema offen angesprochen werden.
Denn: Es war halt falsch, nach 1990 noch Kohlekraftwerke neu zu bauen, statt Blockheizkraftwerke dezentral. Aus ihren Schornsteinen Gips rauszuholen, um den Wald zu retten, war hingegen unvermeidlich.
Man darf auch nicht vergessen, viele städtische Versorger bieten Gas, Wasser und Strom an. Da ergibt das bei der Planung für viele Kommunen sogar mehrfach Sinn, womöglich mit Anschluss- und Benutzungszwang im geschlossenen Wohnbereich Gas durch Fernwärme mit angepasster Stromversorgung viertelweise zu machen, und Platz im Leerrohr an Telekom etc. zu verpachten.
Wasserstoff in die letzte Verästelung ergibt physikalisch und wirtschaftlich keinen Sinn. In der Nähe eines Chemieparks oder Busbahnhofs für Busse über Land hingegen womöglich eventuell schon. Ganz schön viele Wenns und Abers. Der Rohstoff, aus dem die Gasleitungen sind, ist indes gerade ganz schön wertvoll, frag mal die Leute im Ahrtal. Kunststoff ist erst seit 2008 zugelassen, und u.a. Kupfer im Boden ohne Nutzung liegenzulassen, wäre schade.
Die Debatte zeigt krasserweise, dass die Frage womöglich wirklich zu früh gestellt wird, denn solange Neubauten eh keine fossilen Heizungen mehr bekommen dürfen, stellt sich die Frage des Rückbaus trotzdem noch lange nicht. Aber andererseits auch, wie sehr diese fehlende Weitsicht uns gerade woanders behindert, siehe Kohlekraftwerke, Bremsen beim EE, Verkehrswende etc. (und guckt mal auf die Verschrottungsplatzphotos für Marder... allein die BRD hat 2000 von denen von 1971 - 1974 gebaut. Wenn die Ukraine gerade 1000 von denen aus einem Schuppen in Schweden oder Finnland übernehmen könnte, wäre die Nachrichtenlage womöglich ganz anders; man muss nicht gleich immer alles wegreißen und wegschmeißen, aber fährt heute noch ein Heizer auf der E-Lok mit? Gab's glaube ich mal in den 50ern in Großbritannien wegen der Gewerkschaften. Was für ein Blödsinn).