Ein Verkäufermarkt definiert sich ja dadurch, dass die Angebotsseite mehr Einfluß auf die Preisbildung hat, als die Nachfrageseite, und die Nachfrage nach einem bestimmten Gut dessen mengenmäßige Verügbarkeit am Markt übertrifft. Also sehen wir bei Gebrauchtflugzeugen in der Echo-Klasse momentan und zweifelsfrei noch einen Verkäufermarkt. Golf- und India-Klasse sind etwas differenzierter zu betrachten, hier gibt es nur wenig private Halterschaft und es dominiert doch meist kaufmännisches Kalkül.
Die Situation erinnert mich etwas an die Hochphase der New Economy. Viele fühlten sich durch den starken Anstieg der Aktienkurse bei stagnierenden Zinsen sehr schnell sehr reich und investierten oft bedenkenlos - u.a. eben auch in Gebrauchtflugzeuge. Die Preise stiegen entsprechend. Als dann die Börsenblase platzte und viele Start-Ups kollabierten, stiegen der Bedarf an kurzfristig verfügbarer Liquidität und die Neigung auf vermeidbare Ausgaben (bspw. auch für den Unterhalt von Flugzeugen) zu verzichten. Das Angebot an privat betriebenen Gebrauchtflugzeugen nahm erkennbar zu und die Preise sanken spürbar.
Heute befinden wir uns m.E. kurz vor einem Wechsel zurück in einen Käufermarkt. Dass wir einen flächigen Börsencrash erleben werden, glaube ich zwar eher nicht. Aber es herrscht sehr viel Unsicherheit und Volatilität, die Märkte sortieren sich aufgrund geänderter Fundamentalfaktoren um, i.e. längerfristige Ressourcenverknappung, steigende Lebenshaltungskosten, Inflation, steigende Zinsen. Dies sind in naher Zukunft Gründe auf vermeidbare Ausgaben zu verzichten zu wollen. Ausgabentreiber für Privathaushalte, wie das Halten von verzichtbaren Gütern, ob das nun ein Pferd, eine Segelyacht oder eine Einmot ist, werden daher vermutlich eher wieder abgestoßen. Das Angebot erhöht sich, die Preise werden sinken. Das gilt bei Flugzeugen mit Kolbenantrieb umso mehr, als die Nachrüstungsfrage (Nachrüstung, nicht OEM!) auf alternative Antriebe völlig unbeantwortet ist oder sogar nie beantwortet werden wird. Klar, Liebhaberei wird es immer geben. Aber die meisten derzeitigen Halter werden wenig Neigung verspüren wieder wie weiland Bertha Benz für Benzin Apothekenpreise zu bezahlen. In gerade mal 10 Jahren kann das durchaus sein. Und ich glaube nicht, dass wir dann Brennstoffzellenbasierte Abtriebe als Nachrüstsatz für eine olle Cessna, Piper, Beech oder Mooney sehen werden, die heute noch für 150 TEUR aufwärts angeboten werden.