Login: 
Passwort: 
Neuanmeldung 
Passwort vergessen



Das neue Heft erscheint am 1. Mai
Eindrücke von der AERO 2025
Im Test: uAvionix AV-30 und tailBeaconX
Sky Pointer vs. Ground Pointer
Neue FAA-Regelung für Zertifikatsinhaber
Wartung und Mondpreise
Unfall: Abgelenkt und abgekippt
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Sortieren nach:  Datum - neue zuerst |  Datum - alte zuerst |  Bewertung

21. April 2020: Von Andreas Ni an Lutz D. Bewertung: +3.00 [3]

"volkswirtschaftlich nicht so relevant, wie eine Milliarde in den Wirtschaftskreislauf gelangt."

Analog wäre es denn auch weder Schwarzgeld noch der Umsatz, den manche leere Pizzerien generieren (solange es wieder dem hiesigen Wirtschaftskreislauf zugefügt wird) .

21. April 2020: Von Alexander Callidus an Andreas Ni

Falls es jemanden interessiert, ich habe mal ein bischen gesucht:

Vogt AO, Korruption im Wirtschaftsleben. Eine betriebswirtschaftliehe Schaden-Nutzen-Analyse. Promotion von 1997, zu finden auf Downloadportalen wie b-ok.cc, epdf.pub

Fazit: Korruption auf lohnt sich für den Korrumpierenden meistens und schadet der Volkswirtschaft. Auf internationaler Ebene profitieren die korrumpierenden Länder und die Länder, in denen die Korruption stattfindet, haben einen Schaden.

Von vielen Autoren ... wird die Korruption von vorneherein als moralisch ver- werflich verurteilt. Davon wird hier bewußt abgesehen. Korruption wird statt dessen als ökonomische Disposition im Sinne einer Investitionsentscheidung betrachtet. Aufgrund einer Schaden : Nutzen - Analyse werden positive und negative Einflüsse der Korruption auf das Wirtschaftsleben ohne ethische Wertung beurteilt. ...
Dem mikroökonomischen Nutzen eines einzelnen Unternehmens kann ein makroökonomischer Schaden einer Nationalökonomie gegenüberstehen. Trotz diesem semantischen Ungleichgewicht der Begriffe kann nicht per se von einem den Nutzen übersteigenden Schaden gesprochen werden...
... Es zeigt sich, daß in einer Volkswirtschaft positive Effekte von Korruption überwiegen können, wenn die im Land ansässigen Wirtschaftssubjekte nicht Endabnehmer von korruptionsbelasteten Produkten und I oder Dienstleistungen sind. Volkswirtschaften können einen positiven Netto - Nutzen durch Korruption erhalten, wenn sie den innerhalb ihrer Grenzen ansässigen Unternehmen die Korruption im Ausland gestatten. ... Jedes Land sollte deshalb die Förderung korruptiver Tätigkeiten an den Kosten ihrer Korruptionsverhinderung ausrichten, um keine negativen Förderungswirkungen auszulösen. ...Weltweit gesehen schädigt Korruption wahrscheinlich alle Volkswirtschaften, ähnlich wie im Fall der geschlossenen Volkswirtschaft.

...
..Makroökonomische Schäden entstehen vor allem durch unzureichende Ressourcenallokationen, Wettbewerbsverzerrung, denaturierte Märkte und mangelnde Rechtssicherheit.

21. April 2020: Von Sven Walter an Alexander Callidus Bewertung: +1.00 [1]

Als Jimmy Carter damals die auslandsbestechung illegal gemacht hat durch den foreign corrupt practices act, gab es bei uns noch jahrzehntelang die Möglichkeit, nützliche Aufwendungen bei der Steuer geltend zu machen. Himmelschreiend. Aber möglicherweise auch der Tatsache geschuldet, dass das nicht gleichzeitig in Europa durchsetzbar war. Auf Dauer macht uns das aber auch die Absatzmärkte ganz schön kaputt, wenn andere Volkswirtschaften nicht aus der Misere rauskommen und die teuren exzellenten Hochtechnologie Produkte bei uns kaufen können in großer Zahl, von denen wir wirklich etwas hätten. Selbst philosophisch utilitaristisch ist es also meistens unerträglich. Es mag für einige kleinere Gebietskörperschaften als narco Staaten sich noch rechnen, aber nicht für lange. Korruptionsbekämpfung in Südosteuropa ist fast genauso wichtig wie die Bekämpfung der Massen Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa. Ich sage nur Malta, Slowakei, Bulgarien, Albanien, Rumänien. Waren ausreichend vertreten in den Medien der letzten Jahre, und das Wort Fakelaki stammt noch mal aus welcher Sprache? Dann soll er aber nicht sagen, dass wir viel besser wären. Schließlich haben wir auch namhafte Unternehmen von uns in diesen Ländern bis vor nicht allzu langer Zeit aktiv an sowas mitgewirkt.

22. April 2020: Von Andreas Ni an Alexander Callidus

Alexander, Korruption hat nichts zu tun mit Geldwäsche oder Steuerhinterziehung.

Bei Bewertung moralischer Verwerflichkeit gegenüber strafrechtlicher Würdigung wird man feststellen, dass es da erhebliche Unterschiede gibt und auch nicht immer schadet die Korruption in dem Land, in dem sie stattfindet. Oftmals ist sogar das Gegenteil der Fall, es gibt Fälle, bei denen Projekte einfach sterben, weil in der Exekutive es nur durch Korruption weitergehen kann, diese aber sowohl von oben ("unser neuer Präsident will jedwede Korruption sanktioniert sehen!"), wie auch aus den westlichen/westeuropäischen Ländern nicht / nicht mehr gewollt, bzw. schlichtweg verboten ist und wir Europäer gesetzestreu(er) sind / geworden sind. In der Konsequenz "verfault" Ware dann zB in Containern......

22. April 2020: Von Achim H. an Andreas Ni Bewertung: +1.00 [1]

Korrupte Menschen finden immer eine Rechtfertigung, sich selbst und anderen gegenüber.

Diese Argumentation kennt jeder Richter zur Genüge. Nur zieht sie nicht, strafrechtlich und moralisch nicht.

22. April 2020: Von Andreas Ni an Achim H.

Ich habe zu keinem Zeitpunkt den Anspruch einer Rechtfertigung erhoben, es sind lediglich von mir geschilderte Beobachtungen. Dennoch gestehe ich mir zu, mir Gedanken hinsichtlich der moralischen Verwerflichkeit zu machen - dabei kommen dann Fragen auf, wie zB: müssen Menschen womöglich weiterhin unter äusserst unwürdigen Umständen leben, nur weil ein Staat und seine Verwaltung sowie seine Justiz nicht in der Lage sind, Verwaltungsvorgänge einfach den Vorschriften entsprechend ablaufen zu lassen, und der Aussenstehende (Bürger/Firma/Gewerbetreibenden jenes Landes, oder vielleicht auch des ausländischen Handelspartners) sich der Option der Korruption verschliesst?

Kommen hier Zweifel auf, dann ist es verdammt einfach, sich zu sagen, "was kümmert mich deren Armut, sollen die doch erstmal den Dreck im eigenen Land wegkehren!".

Aber - nun kommt der Gedankensprung - hier im Forum sagen sich ja wohl auch die Meisten: "Was kümmert mich dieser Verlag? Ich zahle, was vereinbart war, auch wenn ich ab und an dicke Backen mache. Mir ist mein eigner Bauch der Nächste".

22. April 2020: Von  an Sven Walter Bewertung: +1.00 [1]

Erinnert sich noch jemand an die "Nigeria-Pleite", das Synonym für das Kollabieren vieler Afrikanischer Volkswirtschaften in den 70ern und 80ern? Da wurden regelmaäßig 20-40% "Provisionen" in Fremdwährung außer Landes ausgeschüttet, die aber von den Volkswirtschaften irgendwann nicht mehr geleistet werden konnten. In der Folge ist das Bürgschaftssystem rund um Ausfallbürgschaften und verschiede Zahlungsmethoden rund um die Kooperationsbanken praktisch auf Links gedreht worden, weil irgendwann sich die schlichte Mathematik durchgesetzt hat, dass eine 40% zu teure Anlage nur Güter produzieren konnte, die 40% zu teure Rohstoffe verwendete und dann weder im Inland bei 10% der Kaufkraft noch im Ausland Abnehmer fand. Als die Erkenntnis unvermeidbar wurde, saßen Tausende Banken auf Zahlungsversprechen, die aus dem Pool authoritärer Devisenbewirtschaftung nicht mehr bedient werden konnten und Tausende Mitarbeiter in den betreffenden Firmen übten den Satz: "Hätten wir der Provision nicht zugestimmt, hätten wir den Auftrag nicht bekommen." Und natürlich entstand rund um den Verbleib der Provisionen zunächst eine eigene Sicherungs-Industrie, weil die Mittel ja außerhalb der bestellenden Volkswirtschaft für die Provisionsempfänger sicher sein musste und natürlich niemand niemand traute. Später dann entstand eine Entblößungs-Industrie, um möglichst viele dieser Mittel zur Tilgung der Schulden bei den Geber-Banken wieder zuzuführen. Dazu entstand eine Ordnungs-Industrie, um die wirtschaftlichen Schäden zu ordnen und der strafrechtlichen und politischen Aufarbeitung zuzuführen. Wenn ich mich recht erinnere, hat die Handelskammer Hamburg immernoch eine Abteilung, die nichts anderes macht (bin mir da aber nicht ganz sicher ...).

Ich bin kein besonderer Fremd korruptiver Systeme und betrachte das eher als extrem schädlichen Eingriff in die Marktentwicklung. Allerdings würde ich stark differenzieren auf lokaler Ebene. "Menscheln" ist nicht nur negativ belegt. Wir haben hier regional Projekte, die per Definition international ausgeschrieben werden müssen. Mich wundert, die ein Unternehmer aus Irgendwoher eine Leistung markant preiswerter anbieten kann und den Zuschlag erhält. Schließlich muss er Mitarbeiter durrch die Gegend transportieren, unterbringen und verpflegen. Nach 3-5 Jahren merkt man dann, warum das funktioniert beim Thema Qualität und Gewährleistung. Dem lokalen Unternehmer wäre es ggf. peinlich gewesen, beim Tennis auf Mängel angesprochen zu werden. Den Unternehmer aus Irgendwoher trifft man nicht beim lokalen Tennis.

Gruß - Wolfgang

25. April 2020: Von Erik N. an 

Das nächste Fiasko ist der Bau der A1 Brücke bei Leverkusen. Wie das alles miteinander zusammenhängt - Der Baukonzern Porr, deren ehem. leitender Mitarbeiter und jetzt Staatssekretär, der TÜV und dessen Freigabe des Stahls in China, und vieles mehr - wird sicher noch spannend....

https://youtu.be/60ERdHSmFGE

25. April 2020: Von Sven Walter an Erik N.

Ich hab gerade mal das Trauerspiel Schiersteiner Brücke nachgelesen - klingt in der Rückschau und Bestandsaufnahme nicht so katastrophal, aber seit meinem ersten öfteren Erscheinen in Spießbaden im Jahre 2008 war die Brücke noch nie "normal" befahrbar.

Man kratzt sich schon manchmal am Kopf, was selbst die "normalen" Projekte bei uns an Dauer verschlingen, wenn man sich anguckt, wie lange bei den Vorgängern (hier: Römer, Karl der Große, Pattons Armee, Holzmann) gedauert hat - Holzmann/ Bilfinger 3 Jahre 1959 - 1962. Wahrscheinlich stelle ich mir das alles zu leicht vor...

26. April 2020: Von Willi Fundermann an Sven Walter Bewertung: +1.00 [1]

"Ich hab gerade mal das Trauerspiel Schiersteiner Brücke nachgelesen - klingt in der Rückschau und Bestandsaufnahme nicht so katastrophal, aber seit meinem ersten öfteren Erscheinen in Spießbaden im Jahre 2008 war die Brücke noch nie "normal" befahrbar."

Gerade in Wiesbaden wurde aber gezeigt, dass es bei größeren Projekten auch anders geht. Im August 2014 begann man dort mit dem Abriss der alten "Rhein Main Hallen", Anfang 2018 wurde der Nachfolger, das neue "Rhein Main Congress Center (RMCC)", in Betrieb genommen. Der Bau lag damit genau in der Zeitplanung und im Budget (194 Mill. €). Übrigens ähnlich wie der Bau einer Tiefgarage unter dem Kurhausplatz einige Jahre zuvor. Beide Projekte wurden von dem selben Projektleiter verantwortet.

26. April 2020: Von Sven Walter an Willi Fundermann

Danke für die Info. Der man sollte sich damit wohl für andere höhere Aufgaben qualifiziert haben! Könnte der bitte mal Mit dem Budget der Dritten Welt alle deutschen Großstädte nach dem Vorbild von Kopenhagen und Amsterdam für den Fahrradverkehr umbauen? Er hätte derzeit eine Menge Rückenwind... siehe Mailand und so.

26. April 2020: Von Norbert S. an Sven Walter Bewertung: +1.00 [1]

Der Gelobte ist Jahrgang 1949 und hat sich seinen Ruhestand jetzt wohl verdient. Ob diese Generation es einfach besser konnte?

26. April 2020: Von Sven Walter an Norbert S.

Kommt auf das Projekt an, ich könnte mir vorstellen, dass jüngere Semester in der Informationstechnologie doch gewisse Vorsprünge mitbringen würden. Aber die Mentalität ist sicherlich noch mal besser. Der Mann wäre aber bei der Vorerfahrung optimal, als Berater auf Tagesbasis die Rente noch mal aufzubessern und in Großprojekten ganz gründlich mal reinzuschnuppern. Solchen Leuten muss man eine Bahncard 100 geben, einen sehr angemessenen Tagessatz und als eine Mischung aus Coach und rechnungsprüfer auf die Baustellen und Planungsbüros schicken.

26. April 2020: Von Alexander Callidus an Sven Walter Bewertung: +1.00 [1]

Das würde ja bedeuten, die Jüngeren (meine Generation oder nochmal 10-20 Jahre jünger :((( ) wären nur zu dumm, um es richtig zu machen. Es scheint mir keine Frage der Intelligenz zu sein - pfiffig sind meine Studenten durchaus. Mit der ganz groben Feder geschrieben, scheint es mir eher eine Mischung aus geistiger Bequemlichkeit, Mittelmaß-Wertschätzung und Scheu vor Verantwortung zu sein. EIne Bremer FH hat Elbphilharmonie und BER mal aufgearbeitet, hier zusammenfassende pdfs:

https://hertieschool-f4e6.kxcdn.com/fileadmin/2_Research/2_Research_directory/Research_projects/Large_infrastructure_projects_in_Germany_Between_ambition_and_realities/1_Grossprojekte_in_Deutschland_-_Factsheet_1.pdf

https://hertieschool-f4e6.kxcdn.com/fileadmin/2_Research/2_Research_directory/Research_projects/Large_infrastructure_projects_in_Germany_Between_ambition_and_realities/2_Der_Fall_Elbphilharmonie_Hamburg.pdf

https://hertieschool-f4e6.kxcdn.com/fileadmin/2_Research/2_Research_directory/Research_projects/Large_infrastructure_projects_in_Germany_Between_ambition_and_realities/3_DerFall_Flughafen_BER_Berlin-Brandenburg_-_factsheet_3.pdf

Fazit: kein Zufall, sondern System.

Das würde man nicht durch einen Berater heilen. Berater werden geholt, wenn die darüberliegende Führungsebene ein Problembewußtsein hat.

[Edit]: bischen abgeschwächt, ganz so arrogant war es nicht gemeint. Und: "wenn man die Gegenwart als Affront gegen das eigene Leben betrachtet, ist das ein Zeichen, daß man alt wird"

27. April 2020: Von Andreas Ni an Alexander Callidus Bewertung: +4.00 [4]

"Mit der ganz groben Feder geschrieben, scheint es mir eher eine Mischung aus geistiger Bequemlichkeit, Mittelmaß-Wertschätzung und Verantwortungslosigkeit zu sein."

Du sprichst eine Problematik an, die ich nur zu genau kenne und beobachte: seit 20 Jahren beschäftige ich mich mit Maschinen- und Anlagenbau (von Produktionsanlagen, die in Ländern errichtet werden, wohin man selbst die kleinste Rolle Klebeband mit hinnehmen muss, weil es das dort nicht gibt).
Was ich Deiner Aufzählung gern vorn anstellen würde: die fehlende Fähigkeit, auch mal diagonal zu denken, und sich Vorgänge aus allen Perspektiven und in allen Dimensionen vorstellen zu können.

Es fängt im kleinen an: stelle ich mich zu einem 60jährigen an die Drehbank und skizziere auf einem Bierdeckel, was ich brauche und erkläre, warum und wofür ich das brauche, fertigt er das Teil an und das Teil erfüllt seine Funktion. Für den 30jährigen muss ich zuvor hoch zu den technischen Zeichnern mit meinem Bierdeckel, muss Bemassungen dazu diktieren oder dranschreiben, der Zeichner wird mich noch 2-3x dazu rufen, um mit mir das Teil auf dem Bildschirm anzuschauen und abzunicken. Der schickt dann die ACAD-Zeichnung runter zur Fräse, der Mann an der Fräse wird mir das gleiche Teil ebenso dann fertigen. Unterschied: im ersten Fall ist die Erfolgsquote höher, der Mann-Einsatz ist ein Bruchteil, ich habe das Teil noch am gleichen Tag und es passt. Einziger Nachteil: die Dokumentation (der technischen Änderung) fehlt.

Ich bin davon überzeugt, dass der heute 30jährige mit 60 auch nicht in der Lage sein wird, per Bierdeckel + 7 Minuten Erläuterung das benötigte Teil herzustellen. Er wird immer den technischen Zeichner benötigen, der ihm die Zeichnungen vom PC direkt an die Fräse schickt.

Als Kindergartenkind wurde mein Sohn von seiner Mutter im Schuhladen gefragt, ob denn die Hausschuhe, die er im Kindergarten hat, noch passen. Er antwortete mit ja. Im Kindergarten stellte sich dann heraus, dass seine Hausschuhe zerfranst und zerlöchert waren. Er antwortete: "Du hast gefragt, ob sie noch passen." Eine zwar korrekte, aber nicht zielführende Antwort. Als 15jähriger war er 2 Wochen mit in Kuwait, Installation einer Produktionsanlage, stellte sich ganz gut an; heute ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der University of British Columbia, interessanterweise hat er einen seiner beiden Master in Cognitive Sciences.

Und genau hier liegt einer meiner Erklärungsversuche, was der nachfolgenden Generation fehlt: "cognitive sciences" - zu vieles wird dem Einzelnen im täglichen Leben zu einfach gemacht,... sind es zu viele Dinge im Alltag, die zu einfach gehen? Mit 17 malte ich einen Zettel mit der Route vom Odenwald an die Costa Dorada und fuhr sie dann mit einem 18jährigen Freund, mit einem schrotteligen Fiat Neckar, an dem wir alles mögliche bis hin zur Zylinderkopfdichtung unterwegs reparierten. Die Kids von heute geben die Route ins Navi ein, vom neuwertigen Polo oder Hyundai, oder Papa bucht gleich Ryan Air. Hier wird nun jeder sagen: Ryan Air ist doch viel cleverer, günstiger, schneller, und dreckige Finger vom Wechseln der Zylinderkopfdichtung gibt's auch keine. Stimmt. Nur dass das Hyundai-Kid das Klebeband in die 15 Container der Produktionsanlage zu packen versiebt ....

27. April 2020: Von Chris _____ an Andreas Ni Bewertung: +2.00 [2]

Der jüngere Dreher steht nicht an einer Drehbank sondern programmiert eine CNC-Maschine, die der ältere nicht mehr versteht. Und wenn der jüngere Dreher auch nur mittelgut ist, so kündigt er morgen und wird Techniker oder Ingenieur. Selbst wenn er da fachlich nicht mehr glänzen kann, wird er mehr verdienen. Es ist schizophren, überall werden gute Dreher gesucht aber nicht so gut bezahlt wie schlechte Ingenieure...

Die heutigen Projektleiter sind sicher nicht weniger fähig als die früheren, mein Eindruck ist, sie arbeiten in einer Welt, in der neben der pünktlicher Fertigstellung im Budget andere Parameter sehr wichtig geworden sind - ein immer größerer Wust an Papierkram, der mit der eigentlichen Aufgabe wenig zu tun hat. Zertifizierungen und Audits ziehen oftmals Arbeiten nach sich, die nur mit sehr viel gutem Willen noch "wertschöpfend" genannt werden können. Zum Beispiel erfordert die Erstellung von korrekten Produktetiketten (!) einen grotesk überproportionalen Aufwand (hier: im Bereich Medtech).

Deiner Meinung, die ich zwischen den Zeilen zu lesen meine, dass die "Kids" einfach die Basics nicht mehr beherrschen, widerspreche ich deshalb sehr deutlich: die heutigen jungen Leute sind (mindestens) so schlau wie wir damals. Eher im Gegenteil: die Rahmenbedingungen, die heute vorherrschen (dominiert von Entscheidungen unserer Generation), sind kontraproduktiv.

27. April 2020: Von Sven Walter an Chris _____ Bewertung: +3.00 [3]

Recht habt ihr beide, Andreas und Chris. Es gibt definitiv weniger Haushalte mit Werkbank im Keller, an der auch gearbeitet wird. Es gibt prozentual weniger Handwerker und Industriefacharbeiter, die metallurgisch ganz beiläufig zuhause was beibringen. Das ist schlicht "Fortschritt". Aber 60-Jährige, die eine CNC-Fräse programmieren können sind halt seltener als 17-Jährige, die mit einer App-Programmierung reich werden wollen. Wir passen uns als Spezies halt an die Rahmenbedingungen an. Und alle Eltern wollen für ihre Kinder das Beste, und das kann dann halt unter Wilhelm Zwo der zackige Stechschritt mit Kadavergehorsam sein, um eine "gute Anstellung" zu erlangen, während im D der Fuffziger der Tüchtige, der hortet und gut bastelt, das Wirtschaftswunder mitgestaltet aber Angst vorm Atomkrieg bekommt.

Es sollte halt nur kein Widerspruch sein: Mit der Schublehre an Metall herumzuarbeiten, kann auch die Denke beim Programmieren der CNC-Fräse erleichtern. Astronavigation und Allgemeine Navigation fördern das Verständnis des räumlichen Denkens bei RNAV und GNSS. Da die Ressource Zeit und geistige Aufnahmefähigkeit aber kaum zu potenzieren oder auch nur multiplizieren ist, muss man halt die Gewichtung anpassen.

Bestes Beispiel ist die Frage, brauchen wir 20% oder 60% Abiturienten. Das erste ist eindeutig zu wenig (Akademikerimport Schweiz, obwohl die Lehre da sehr angesehen und das Handwerk sehr gesund ist), letzteres eindeutig zu viel (was man im dt. Gymnasium an intellektuellen Defiziten im Jahre 2020 erleben darf, ist blamabel - aber halt immer nur ein Teil der Gleichung). Mehr handwerkliches Können wäre wünschenswert, für alle. Bessere analytische Denkfähigkeiten für alle, ebenso.

27. April 2020: Von Chris _____ an Sven Walter Bewertung: +1.00 [1]

Da die Ressource Zeit und geistige Aufnahmefähigkeit aber kaum zu potenzieren oder auch nur multiplizieren ist, muss man halt die Gewichtung anpassen.

Genau so ist es. Und deshalb lernen die Leute heute halt nicht mehr Astronavigation, dafür müssen sie aber mit dem GPS umgehen. Wir mussten damals noch die Fernleihe in der Unibibliothek bezwingen, heute ist das Problem nicht mehr die Informationsbeschaffung sondern die -bewertung.

Es ist vollkommener Unsinn, wenn man meint, der Lernstoff würde "immer mehr" oder sollte das werden. Er wird anders. Sowie die erforderlichen Fähigkeiten.

In einigen Jahren wird vielleicht CNC verschwinden, Roboter oder 3D-Drucker programmiert man längst anders. Begleiterscheinung ist leider, dass die Tätigkeiten immer mehr spezialisiert werden, so dass es "Schrauber", die sozusagen jede Maschine wieder zum Laufen kriegen, im Computerzeitalter praktisch nicht mehr gibt. Anderes Beispiel, es ist heute leicht, Ingenieure zu finden, die auf Arduino-Basis irgendein Maschinchen zusammenbauen. Auch serienreif. Aber finde mal jemanden, der sich in Analog- und Leistungselektronik auskennt. Eine schwarze und fast vergessene Kunst.

Als Extrembeispiel fällt mir ein, dass ja auch die alten Ägypter mit ihrem Pyramidenbau (oder die Ureinwohner der Osterinsel) heute noch den Ingenieuren Rätsel aufgeben, wie sie das eigentlich alles hingekriegt haben. Da war viel Know-How vorhanden, was heute nicht mehr da ist, weil nicht mehr benötigt.

27. April 2020: Von Erik N. an Chris _____

Rampen, Sklaven, Jahrzehnte ;)

27. April 2020: Von Norbert S. an Erik N. Bewertung: +2.00 [2]

Allein Jahrzehnte stimmt :-)

www.planet-wissen.de/geschichte/antike/pyramidenbau/index.html

Auch Wissen ändert sich ...

27. April 2020: Von Erik N. an Norbert S. Bewertung: +2.00 [2]

nichts Gewisses weiß man nicht. Neulich gab es einen Beitrag, der Wasserkraft ins Spiel brachte. Alles Theorien. Die einer Rampe, die nicht außen herum, sondern quer ab führte, ist hier nicht gelistet. Und da man Theorien ja streng genommen nur falsifizieren kann, bleiben auch die Dänikenschen Aliens eine Option :))

Jedenfalls hatten die Ägypter einen wesentlichen Vorteil: Sie mussten den Bau nicht {Korrektur} EU-weit ausschreiben.

27. April 2020: Von Sven Walter an Erik N. Bewertung: +1.00 [1]

Einerseits juckt es mich gerade in den Fingern, nach etwas längerem Aufenthalt in Fuß reichweite zu SCPO etwas beizutragen zu den Steinfiguren auf der Osterinsel. Andererseits, wie ich ja bereits schrieb, die Ressource Zeit ist endlich... :-)))

27. April 2020: Von Andreas Ni an Sven Walter

"Die Resource Zeit ist endlich" .... um so wichtiger ist doch der Spaßfaktor! Du weißt doch - Zitat eines guten Freundes, vorm Hangar in die laue Abendsonne blickend: "Wieviele Sommer haben wir noch..." Ein Satz, der vor 10 Jahren ausgesprochen bei mir hängen blieb ....

27. April 2020: Von Sven Walter an Andreas Ni

Genau der richtige Zeitpunkt, noch einen Limbach/ Rrrrrrotaxflieger auf die heimische Wiese zum regelmäßigen Feierabendfliegen zu koofen. Oder halt eine... wie heißt die neue Alpha Electro umbenannt zertifiziert nochmal? :-)

27. April 2020: Von Andreas Ni an Sven Walter

Keine Ahnung, wie das Ding heißt :-))

Jeder mag seinen Spaß so definieren, wie es ihn erfreut.... manche sammeln bunte tote Schmetterlinge, andere stellen die Signale ihrer Modelleisenbahn auf rot oder grün (letztere sind mir lieber :-) und wieder andere brauchen Rrotax-Geschnerr-Geräusche :-)


25 Beiträge Seite 1 von 1

 

Home
Impressum
© 2004-2025 Airwork Press GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Airwork Press GmbH. Die Nutzung des Pilot und Flugzeug Internet-Forums unterliegt den allgemeinen Nutzungsbedingungen (hier). Es gelten unsere Datenschutzerklärung unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen (hier). Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA) Hub Version 14.28.22
Zur mobilen Ansicht wechseln
Seitenanfang