Respektable Leseliste Achim.
Nunja, FAZ nervt weniger als ZEIT, das stimmt. Spiegel hatte ich über ein Jahrzehnt abonniert und noch länger regelmäßig gelesen, irgendwann fühlte ich mich manipuliert und habe Abstand genommen. Zu Recht umstrittene Titel wie "Stoppt Putin jetzt" sind nicht mein Niveau, sorry. Beim Spiegel Online liebe ich Fischers Kolumne, Lobo recherchiert gut (zB zum Thema Netzausbau in Deutschland) aber Stokowski oder (ehemals) Fleischhauer sind/waren für mich oft schwer erträglich, weil sie mir vorkommen/-kamen wie mit Schaum vorm Mund geschrieben. NZZ ist mir schon öfter sehr positiv aufgefallen.
Manche würden noch Handelsblatt und Wirtschaftswoche erwähnen. Regelmäßig "durchlesen" schaffe ich bei keiner einzigen dieser Zeitungen. Und versuche es auch nicht. Im übrigen, oft ist mir aufgefallen, dass zu aktuellen Debatten in den etablierten Zeitungen flächendeckend das Gleiche steht. Kein Wunder - dpa und AP liefern.
Zu Blogs: Blogger werden idR nicht bezahlt, sondern schreiben aus einer anderen Motivation heraus, das muss man verstehen und akzeptieren. dpa und AP nutzen sie i.a. nicht. Gute Blogs haben deshalb meist Spezialthemen zum Inhalt, eben die Interessen des Bloggers. Zum Beispiel bestimmte wissenschaftliche oder gesellschaftliche Themen. Alpha Cephei (Astrophysik) oder Genderama (Geschlechterdebatte) finde ich gut, um mal zwei Beispiele zu nennen.
Und dann gibt es noch Blogs, die einem einfach Links liefern und Stoff zum Nachdenken. Ohne dass man deshalb gleich 100% der Meinung des Blogautors sein muss (das muss man bei einer Zeitung ja auch nicht sein). Beispiele Fefe oder die Nachdenkseiten.
Oft sind auch die Leserkommentare sehr interessant und fügen noch wesentliche Sichtweisen oder Informationen hinzu. Deshalb ist es total schade, dass nach neuerer Gesetzgebung sowohl ein Blogsterben als auch ein Sterben der Kommentarmöglichkeiten einsetzte. Und bei manchen Onlineangeboten der "seriösen" Medien gar nicht (FAZ) oder nur stark moderiert (Spiegel, ZEIT) diskutiert werden kann.
Die Fake News-Grenze verläuft nicht zwischen Markenblatt und Blog. Fake News, wie gute Artikel, gibt es überall. Ich bilde meine Meinung selbst. Die Möglichkeit dafür haben wir (noch) dank eines weitgehend unzensierten Internets. Ich finde das prima. Wie lange wohl noch, bevor Redaktionen wieder die Deutungshoheit für das Tagesgeschehen erhalten?
So, jetzt tut's mir aber um die Richtung der Diskussion etwas leid. Wollte oben aufmerksam machen auf 2-3 interessante Beobachtungen im Corona-Zusammenhang. Daraus ist jetzt eine Diskussion über Qualität von Presseerzeugnissen geworden.