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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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22. Januar 2012: Von Lutz D. an 
...dass Urlaub in Deutschland teuer ist, will ich ja auch gar nicht bestreiten. Auch dass das Wetter im Süden besser ist, stimmt häufig. Nur tut das alles nichts zur Sache. Vielleicht muss ich es noch mal in fett schreiben: NORDSEEZAHLEN INSGESAMT NICHT RÜCKLÄUFIG. Damit sind Wetter, das billige Essen, paarungsfreudige Discobesucherinnen, gute Oberkellner, Kakerlaken im Schuh, orientalisches Flair oder sonstwas einfach nicht relevant. Das muss doch irgendwie bei Dir ankommen, oder wird dieser Satz bei Dir immer automatisch ausgeblendet? Somit könnte das Problem noch irgendwo anders als auf W'ooge liegen. Ich habe einem Freund bei der DB Autozug gerade eine Mail geschickt, die betreiben die Fähren. Sollte sich da ein kleinerer Rückgang als 15%, eine Stagnation oder gar steigende Passagierzahlen herausstellen, bin ich gespannt, ob Du die Pax-Steuer weiterhin für irrelevant hältst. Die Frankfurtzahlen sind schön und gut, aber bei durchschnittlichen Flugpreisen von mehreren hundert Euro gebe ich Dir dann doch recht, dass die 10 Euro den Kohl nicht fett machen und anderslaufende Trends nicht aushebeln. Bei einem ursprünglichen Grundpreis von 30 Euro pro Flug, auf den 10 Euro aufgeschlagen werden, ist das etwas ganz anderes. Sieht die Bundesregierung übrigens mittlerweile genauso, und die Brüsseler ebenfalls. Das ist nur rechtssystematisch nicht so leicht zu handlen, da eine Steuerausnahme einer Subvention gleichzusetzen wäre. Das Verschulden für den 15% Passagierrückgang indes beim Unternehmen oder den Inseln zu suchen, finde ich angesichts der uns allen hier bekanntgewordenen Situation des dortigen Geschäftsführers nach längerem reinsteigern nicht nur gewagt, sondern einfach nur menschlich schwierig.
23. Januar 2012: Von Jan-Lüppen Brunzema an Lutz D.
Mal ein paar allgemeine Infos zu den Inselfliegern:
- Die Flug-Tarifstruktur der Inselflieger wurde mit der Einführung der Lvst am 1.1.11 nicht geändert. Die Lvst von 8 Euro + MWST (Steuer auf die Steuer (wie beim Autobenzin!) da 100% Inlandsflug) wird mit einem Extrabeleg i.A. der Steuer- / Zollbehörden erhoben und abgeführt.
- Es fallen weit über 2.000 zusätzliche unbezahlte Überstunden für unsere Verwaltung pro Jahr an!!
- Der Zöllner kommt pro Monat zwei bis drei Tage zur Kontrolle und zur Diskussion....
- Seit dem 1.1.2012 wurde die Lvst um 0,50 Euro (Kurzstrecke) gesenkt. Ein Hohn!
- Der Betrag von 10 Euro wird pro Flugstrecke erhoben: also für 5 Min. nach Juist oder Wangerooge 10 Euro und zurück noch einmal kassieren!
- Der günstigste Flugtarif 2011 war z.B. 30 Euro pro Weg pro Erwachsener; Kinder unter 12 Jahre zahlten 15 Euro: aber immer plus 10 Euro Lvst pro Weg (außer Kinder unter 2 Jahre).
- Nach Grand Canaria (4,5 Flugstd.) oder sogar auch nach Wladivostok (!!) kostet das nur einmal 8 Euro (ohne MWST!). Deutschland darf (noch) keine Steuer jenseits der Grenzen für den Rückweg erheben.
- Dann muss jede Befreiung akribisch jedes Mal dokumentiert werden: Inselbewohner mit dem ersten Wohnsitz können befreit werden (Personalausweisdaten abschreiben (nee, nee nicht einfach kopieren (!) wegen des Datenschutzes!). Babies haben meistens keinen Ausweis....
- Wer aus medizinischen Gründen zum Facharzt an Land muss, zahlt erst, und bekommt das Geld erst bei Vorlage einer ärztl. Bescheinigung wieder zurück.
- "Hoheitlich Tätige" wie Leuchtturmtechniker, Berufschullehrer, Soldaten, Polizei, Bundestagsabgeordnete, Schornsteinfeger etc. können mit Bescheinigung des Arbeitgebers befreit werden.
- Facharzt zum Krankenbesuch vom Festland kann befreit werden, Ärztekongressteilnehmer und Tierärzte nicht!
- Rundflüge mit einem Flugzeug bis 2 to sind Lvst frei. Wenn wir an einem Rundflugtag die Islander füllen, müssen wir von jedem Pax 10 Euro erheben und abführen.... Wie soll man das ökologisch im Weltnaturerbe Wattenmeer erklären und verkaufen?
- Übrigens das eigene Inselflieger-Personal vom Festland zur Insel und zurück muss Lvst zahlen, wenn man z.B. zur Urlaubsvertretung oder zur Verstärkung am Schalter auf der Insel arbeiten soll.

Nun zu den Inseln: Grundsätzlich sind Rügen und Sylt immer Lvst-pflichtig: die haben eine feste Festlandsanbindung. Das Land SH- hat der Einführung der Lvst. im Bundesrat damals ja auch voll zugestimmt!
- Die Nordseeinseln liegen entweder für die Fähren weit vor der Küste (Borkum, Helgoland) oder sind stark tideabhängig d.h. die Fähre fährt täglich zu anderen Abfahrtszeiten; im Winter meistens nur einmal, im Sommer in einem engen Zeitfenster zwei- bis dreimal.
- Aber manchmal auch gar nicht: bei zu hohem Wasserstand (Nordwest-Sturm) stehen die Anleger unter Wasser, bei starkem Ostwind kommt nicht genug Wasser in die Fahrrinnen, um überhaupt fahren zu können.
- Norderney und Langeoog (tidefrei), Baltrum (sehr klein) sowie Spiekeroog (ohne Flugplatz) werden nach über 28 Jahren plötzlich nicht mehr linenmäßig angeflogen, da kein Pax die Lvst "obendrauf" bezahlen will.
- Nach über dreißig Sommer wurde 2011 die dreimal wöchentliche Flugverbindung zwischen den Ostfriesischen- und Nordfriesischen Inseln abrupt gestrichen: keine Nachfrage mehr, die einen wirtschaftlichen Betrieb garantierten.

Übrigens wir fliegen die Inseln ganzjährig an, d.h. das Aufkommen ist ca. 1/3 im Winterhalbjahr und 2/3 im Sommerhalbjahr. Nur ca. 25% aller Paxe sind reine Touristen zu Ferienzeiten. Alle anderen sind Insulaner und vor allem Handwerker und Geschäftsleute. Diese gehen auf der Insel jetzt immer zu erst zu dem Insulaner, die ja bekanntlich Lvst-befreit sind, lassen sich 20 Euro geben und fangen dann erst an, das Haus zu renovieren.
- Das einzigste Fährschiff verkehrt schon mal erst nachmittags und die Fahrt dauert ca 1,5 Std und länger.
- Oder an jedem Wochenende fliegen 10 bis 30 Putzfrauen zur und von der Insel, um beim Bettwechsel die Endreinigung zu machen. Jedes Bett wird automatisch teurer gegenüber den Mitbewerbern auf den tidefreien Inseln. Allein dieser Unternehmer hat 2011 weit über 10.000 Euro Lvst abgedrückt, weil es auf der Inseln nicht genügen Putzpersonal gibt.

(---Nein, nein es wird nie eine tidefreie Fahrrinne gebaggert werden können! Auch kein Sessellift, Tunnel, Strassenbrücke usw. zu den Inseln!!---)

- Feuerwehrverstärkung vom Festland kann tagsüber nur schnell per Inselflieger kommen.
- Apothekenvertreter besuchen alle anfliegbaren Ostfr. Inseln an einem Tag: 7 Starts = 70 Euro oben drauf. Und wieder werden die Medikamente teurer?

Für die Inseln Juist und Wangerooge insbesondere ist die Lvst eine starke Wettbewerbsverzehrung. Die Darseinvorsorge und das Leben wird für die Insulaner trotz eigener Befreiung immer teurer. Das wird auf den Gast abgewälst, der ja auch nochmal Lvst zahlt.... Wahnsinn dieser Kreislauf...

Dann zu den Touristen: hier erleben wir ganz typisch die vierköpfige Familie (2011): 2 Erw. 2 Kinder. 90 Euro der Flug und 40 Euro Lvst pro Weg! Da versucht man zumindest auf dem Rückweg die einzige Fährverbindung zu nehmen. Bei der Anreise kann man so früh nicht die Küste zum Übersetzen erreichen. Also fliegt man notgedrungen, die Betten sind ja gebucht und bezahlt und den Sonnenuntergang will man ja noch mitnehmen.
- Folge: wir verkaufen seit 2011 wesentlich mehr "oneway"-Tickets gerade bei den Wochenendgästen.
- Tagesgäste von der Küste (Tagesflugticket) hatten 2011 einen dramatischen Einbruch.
- Es stimmt 2011 gab es eine kleine Steigerung in den Übernachtungszahlen auf den Inseln. Der Gast ist da, aber nicht im Inselflieger.

Übrigens im Landesraumordnungsplan sind die Insel- und Küstenflugplätze fest verankert. Der Flugverkehr wird als alternative Verkehrsanbindung von den Inselbewohnerm und deren Gemeinden mit allen Kräften voll unterstützt. Zusammen mit den Fährlininen sind die Flugverbindungen ein unverzichtbares Glied in der Inselversorgung

Nun zum Schluss. In Brüssel hat man uns erklärt, jedes EU Land kann so viele Gesetze machen wie es will. Sobald eine Ausnahme da hinein kommt, muss diese von der EU in einem Verfahren (3 Monate, wenn es schnell geht - und bis zu 30 Monate, wenn es durch alle Instanzen geht) genehmigt werden.

"Wenn die Deutschen nicht in der Lage sind ein Gesetz so zu formulieren, daß keine Ausnahmen drin sind, haben die selbst Schuld."

Keiner hatte an die Insulaner und deren Gäste im eigenen Land gedacht. Wir haben im Juni 2010 schon formuliert und eingereicht, daß die Lvst für alle Flüge mit Flugzeugen über 5,7 to und auf Strecken von über 100 km Flugstrecke eingeführt werden solle.

Und nun....?? ....verkaufen wir unsere Flugzeuge oder lassen sie im nur Ausland fliegen und zahlen hier weniger Landegebühren, Umsatzsteuern, kaum Gewerbesteuer usw.....


24. Januar 2012: Von Albrecht Sieber an Jan-Lüppen Brunzema
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen! Wenn wir hier bei unseren Politikern Druck machen, können wir das Gesetz vielleicht noch korrigieren. Das ist vielleicht eher von Erfolg gekrönt als Briefe an die italienische Boschschaft wegen der Luxussteuer zu schreiben.

@ Jan-Lüppen Brunzema:
An welche Politiker sollte man schreiben um die angeblich dieses Jahr stattfindende "Überprüfung" der Luftverkehrsteuer zu beschleunigen?
24. Januar 2012: Von Lutz D. an Jan-Lüppen Brunzema
Lieber Herr Brunzema,

Danke für Ihre offenen Worte! Ich wünsche Ihnen alsbald eine Lösung aus Brüssel, die mit dieser Ungerechtigkeit und volkswirtschaftlicher Idiotie Schluss macht. Nachdem Sie mit den von Ihnen vorgelegten Zahlen und Daten wohl jeden letzten Zweifel an der Wirkung der Steuer vertrieben haben, kann ich mich als nicht ganz objektiver Fan der LFH outen. Zwar habe ich noch nie in einem ihrer Flieger gesessen, aber so ziemlich alle meine Kindheitsurlaube in Bauer Janssens Schafstall direkt hinter ihrem Flugplatz Harle verbracht und stundenlang auf dem Deich gestanden und auf anfliegende Maschinen gewartet. Von diesen Kindheitserinnerungen bis zu meinem PPL und eigenem Flugzeug führt eine ziemlich gerade Linie und Ihr Unternehmen hat sicher in den letzten Jahrzehnten noch viele andere Menschen inspiriert und gleichzeitig eine unglaublich wichtige Dienstleistung für die Region erbracht.

Viele Grüße

Lutz

PS: Irgendwann auf dem Weg zur Küste werde ich mitten über Carolinensiel eine ziemlich große, bedrohliche Wespe in meinem Cockpit entdecken, die eine umgehende Landung auf dem nächstgelegenen Flugplatz erforderlich macht.
24. Januar 2012: Von Thore L. an Lutz D.

eine ziemlich große, bedrohliche Wespe in meinem Cockpit entdecken, die eine umgehende Landung auf dem nächstgelegenen Flugplatz erforderlich macht.

Über diesen Witz habe ich genau solange gelacht, bis ich eines Tages eine große bedrohliche Wespe im Cockpit hatte.

Aber zurück zum Thema: die Inselflieger gehören von dieser Steuer ausgenommen, wie anfangs geplant. Das ist doch Irrwitz hoch 10 was da passiert... das man Flugzeuge besteuert, denen man hinterher über die Flugplätze wieder Subventionen gibt, finde ich irgendwie schon bekloppt genug. Aber das wir uns die küstennahen Transportwege damit kaputt machen, ist doch ein Unding!

Euch viel Erfolg!


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