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5. Mai 2011: Von Jens-Albert Schenk an joy ride
Als Eigner und Pilot einer SR22TN, jetzt SR22T bin ich etwas enttäuscht über den Eindruck, den dieses wunderbare Flugzeug auf einige, aber zumindest die hier vertretene Mehrheit der Forumuser, macht. Ich möchte ein paar Denkanstöße geben:

1. Jeder redet hier von der ominösen Ausleitbarkeit von Trudeln bei einer Cirrus. Ich frage: Wer ist denn dazu von seinen Skills überhaupt in der Lage dazu? Ich habe das zumindest in meiner PPL-Ausbildung nicht mehr gelernt (ist seit Jahren aufgrund der hohen Unfallrate verboten!). Selbst wenn die Cirrus das kann, sind viele von uns nicht in der Lage, dieses Potential im richtigen Moment für sich zu nutzen. Keine hier wird das natürlich zugeben, doch im stillen Kämmerlein sollte man sich wirklich einmal fragen, wie frisch die Trudelfertigkeiten wirklich noch sind und sich dann bitte nochmal auf das Trudelargument und Cirrus zu konzentrieren.

2. Single-Engine-Argumente: SR20/SR22 haben einen Kolbenmotor. Wie Cessna, Piper, TB & Co auch. Sie kann genauso gut und besser gleiten, wenn sie muss. Ich sehe in diesem Punkt also keinen Unterschied zu den genannten Wettbewerbsmodellen. Die Grundsatz-Entscheidung "Ein-Zweimot" muss natürlich vorher jeder für sich treffen. Es ist keine neue Weisheit, dass eine Zweimot sicherheitstechnisch einer Einmot nur dann überlegen ist, wenn sie a) genug Single-Engine-Power hat und b) im Falle eines Engine Failures schnell und korrekt gehandelt wird. Frau Behrle sprach ganz richtig die große Unfallrate bei Zweimots im Falle eines Triebwerksausfalls an. Geübte werden hier wenig Stress haben, bei Ungeübten wird die Zweimot schnell zur Falle in diesem Szenario. Wer also die SR20/SR22 nicht fliegen mag, weil sie nur ein einzelnes Kolbentriebwerk besitzt, darf auch nicht in Cessna & Co einsteigen. Die Argumente aus Punkt 1. gelten hier gleichermaßen.

3. Fallschirm: Ich weiß nicht, warum dieses Feature so verteufelt wird? Ich stimme zu, die Existenz des Fallschirms darf nicht dazu verleiten, sich sicher und unantastbar zu fühlen. Auch darf klassisches Sicherheitstraining (z.B. Stallübungen, Ziellandungen, etc.) nicht fehlen. Aber ich betrachte den Fallschirm einfach als zusätzliche Sicherheitsoption. Ich kann (!) ihn benutzen, wenn ich möchte, muss aber nicht. In letzterem Fall bin ich dann gestellt wie jeder andere Piper- und Cessna-Pilot auch und suche mir ein Notlandefeld. Wer so eine bedeutende, nachweislich Menschenleben rettende Technik verneint, muss auch die Schwimmwesten und Rettungsboote bei Kreuzfahrtschiffen zu Hause lassen. Meine Definition für sicheres Fliegen bedeutet ganz einfach: Maximiere Deine Optionen in jeder Phase des Fluges. Der Fallschirm ist so eine OPtion, auf die ich nicht mehr verzichten möchte. Als PIlot bleibe ich derselbe, habe lediglich mehr Optionen. Und sogar gute Optionen, wenn man bedenkt, dass erfolgreiche Deployments bereits ab 500 Fuß AGL stattgefunden haben. Da möchte ich mal das Cessna-Piloten-Gesicht sehen, wenn er unter sich nur Häuser sieht... Die Argumente aus Punkt 1 gelten in der Diskussion zum Fallschrim natürlich insbesondere.

4. Technik: Was an einem Glascockpit unsicher sein soll, erschließt sich mir auch nicht... Natürlich hat eine Glascockpit-Einarbeitung mit External Power am Boden stattzufinden bzw. später mit Trainer im Flug. Einer hat immer rauszuschauen. Aber ab diesem Zeitpunkt schafft ein Glascockpit einfach mehr Sicherheit. Das wird jeder bestätigen, der mit einem Glascockpit mit Synthetic Vision (3D-PFD) einmal in IMC einen Non-Precision-Approach in gebirgigem Gelände geflogen ist. Nicht, dass es nicht ohne diese Technik ginge. Nein, es ist vielmehr die zusätzliche Souveränität und KOnzentration aufs Wesentliche während des Anflugs. Ich habe in der SR22T zwei AHRS und zwei Air Data Computer. Sollte mir eins der Dinge ausfallen, habe ich Ersatz. Sogar der Autopilot funktioniert dann noch mit IAS, VNAV und allem drum und dra. Kann eine SE-Cessna zum Beispiel nicht bieten, selbst mit Glascockpit nicht. Ein doppelter AHRS ist dort einfach nicht vorgesehen...Verstehe also dieses blinde Glacockpit/Cirrus-Bashing nicht in diesem Punkt. Jeder soll doch das Equipment fliegen, das für ihn persönlich die Sicherheit maximiert. Ältere Piloten fühlen sich mit Glascockpits einfach schnell überfordert. Jüngere empfinden es im Zeitalter von Internet & Co einfach als normal und zeitgemäß. Mehr nicht.

5. Weitere sicherheitsrelevante Cirrus-Features:
- FIKI
- ESP: Envelope Protection (habe ich im Flieger; klappt grandios; Override immer möglich, falls gewünscht). Base into Final Stalls sind so beinahe unmöglich.
- Hypoxia Alert: Verliert der Pilot in Sauerstoff-Mandatory-Altitudes das Bewusstsein, fliegt die Cirrus ihn auf 8.000 Fuß automatisch zurück, sodass er dort aufwachen kann. Damit reagiert Cirrus auf die vielen Unfälle, die auf Hypoxie zurückzuführen sind
- Avionik redundant
- Synthetic Vision und Attitude-based Autopilot (Airspeed Hold, VNAV, usw.)
- Profile View und Markierung auf Moving Map, an welcher Stelle bei Steig- und Sinkflug die vorgewählte Flughöhe erreicht wird.
- Fallschirm
- Airbags
- Turbo
- Level-Button am Autopilot
- Yaw Damper

Die Diskussion ob die Cirrus für jemanden das richtige Flugzeug ist, muss jeder selbst entscheiden und mit seinem durchschnittlichen Missionsprofil und seinem Geldbeutel abgleichen. Natürlich liefert eine Kingair C90 & Co oder TBM850 mehr Sicherheit und Prformance, als eine Cirrus. Nur sind diese Flieger in der Anschaffung auch mindestens 10 mal so teuer...von den Betriebskosten gar nicht zu sprechen. Ich bin einfach der Meinung - und das war auch unsere Anschaffungsargumentation - dass man mit Cirrus einfach wahnsinnig viel Sicherheit und Performance pro eingesetztem Geld bekommt. Sie ist schnell, zuverlässig und sicher. Natürlich muss man "current" bleiben, um der Maschine stehts voraus sein zu können. Aber das gilt gleichermaßen für alle Piloten schnellerer Flugzeuge und ist keine individuelle Cirrus-Anforderung.

Ich möchte das Flugzeug nicht mehr missen. Und mit Blick auf Cessna & Co ist Cirrus der einzige SE-Produzent in diesem Preis- und Flugzeugsegment, der ständig daran arbeitet, sein Sicherheitsniveau weiter zu verbessern und PPLern innovative Features anzubieten, die sonst den Airlinern vorbehalten sind.

Ich hoffe, diese Diskussion mit diesen Argumenten zumindest ein wenig beeinflusst zu haben. Ich bin mir bewußt, als offenbar einzelner Cirrus-Verfechter hier keine Kehrtwende herbei diskutieren zu können, dafür sind die Meinungen zu sehr verbohrt und durch Vorurteile beeinflusst.

Ich kann jedem Skeptiker nur raten: Fliegt dieses Flugzeug mal, am besten die SR22T mit Vollausstattung, um seine Eigenschaften objektiv beurteilen zu können. Oder haltet Euch zurück.

Gruß,
Jens
5. Mai 2011: Von Der Hamburger an Jens-Albert Schenk
Hervorragender Beitrag, danke.
5. Mai 2011: Von  an Jens-Albert Schenk
>Als Eigner und Pilot einer SR22TN, jetzt SR22T bin ich etwas enttäuscht über den Eindruck, den dieses wunderbare Flugzeug auf einige, aber zumindest die hier vertretene Mehrheit der Forumuser, macht.

Auch wenn das jetzt vielleicht böse klingt: Man darf nicht unterschätzen, dass der eine oder andere vielleicht vor sich selbst und anderen einen nicht geringen, womöglich unterbewussten Rechtfertigungsdruck empfindet, weil er keine Cirrus hat/fliegt. Für manchen klingt es dann vor sich selbst und der "peer group" mit all deren "pressure" vielleicht besser, wenn man nicht sagt "kann ich mir nicht leisten" oder "die Avionik überfordert mich", sondern "ist nicht safe", "kann nicht trudeln" usw.

Nichts für ungut, wir sind alle Menschen...
5. Mai 2011: Von Andreas Müller an 
Auch wenn das jetzt vielleicht böse klingt: Man darf nicht unterschätzen, dass der eine oder andere vielleicht vor sich selbst und anderen einen nicht geringen, womöglich unterbewussten Rechtfertigungsdruck empfindet, weil er keine Cirrus hat/fliegt. Für manchen klingt es dann vor sich selbst und der "peer group" mit all deren "pressure" vielleicht besser, wenn man nicht sagt "kann ich mir nicht leisten" oder "die Avionik überfordert mich", sondern "ist nicht safe", "kann nicht trudeln" usw.

Richtig. Häufig an Vereinsheimtheken zu finden, deshalb "Thekenpiloten". Habe ich unzählige Male erlebt... Wie kann ich mir nur erlauben, in meiner Arrow ein Merlyn Wastegate zu haben und andere nicht. Deshalb ist das Ding von vorne herein mal sowieso Mist und ich Geld rausgeworfen (weil keine Ahnung). Das wird dann versucht, in stundenlangen Thekendiskursen zu verfestigen, damit ich dann auch wirklich mit einem Scheissgefühl nach Hause gehe.

Das ist sozusagen im Kleinen. Und dann frage mal einer in die Runde "Was haltet ihr eigentlich von einer SR22T?". Dann kommt das gleiche, nur von mehreren (weil ja mehr neidisch sind) und um Faktor 10 verstärkt.

Tja, so ist das.
5. Mai 2011: Von Sebastian Vögel an Jens-Albert Schenk
Danke Herr Schenk,

das sehe ich genauso. Sonst hätte ich mich auch nicht für dieses Muster entschieden.

Ein weiterer Punkt übrigens zu der ganzen Spin Diskussion:

wir sollten uns mal klar machen, wann ein Spin (unkontrolliert) überhaupt eintritt. Abgesehen von bewussten Slow-Flight Übungen befinden wir uns praktisch nur zur Landung an den Ecken des Envelopes (High Speed Stall können wir wohl hier ausser acht lassen ;-). Und wenn wir dort einen Spin verursachen, dann ist es fast schon egal, ob ich den Spin ausleiten kann oder nicht. Ich bin dann nämlich fast immer schlichtweg zu tief dafür.
5. Mai 2011: Von Jens-Albert Schenk an Sebastian Vögel
So ist es! Das ESP-System von Cirrus versucht ja gerade diesem Problem (z.B. Base-To-Final-Stall) Herr zu werden.

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