Leute, ich habe heute vormittag gedacht, das schlimmste, was Dir heute passieren kann ist, dich den ganzen Tag über die Entgleisung des Andreas Muellers zu ärgern, obwohl Du dem Eröffner des Threads nur klar abgeraten hast, nach EBST zum Kinderausflug zu kommen wegen Gründen, für die ich beim besten Willen nichts kann.
Leider kam es anders und es kam schlimmer und Forumsgezänk steht hinten an und ich werde in den nächsten Tagen Kumpel Nr. 5 zu Grabe tragen, der während meiner Zeit als aktiver Flieger ums Leben kam, heute in der Nähe von EBST mit einem Flugschüler in einer Piper Tomahawk.
Wir alle kennen die Statistiken und wir erzählen gerne unseren Frauen und Familien - "wünsch mir Glück für den Weg zum Flugplatz, denn die Autofahrt dorthin ist das gefährlichste am ganzen Tag." Nach 32 Jahren kann ich genau NULL Strassenverkehrstote und FÜNF PPL-Inhaber aus meinem Freundeskreis und Bekanntenkreis auf dem Friedhof besuchen. Von den FÜNFEN waren DREI Fluglehrer, einer kam heute hinzu.
Fliegen in Belgien ist nicht gefährlicher als woanders, aber niedrige Deckel kontrollierter Lufträume verleiten dazu, Airwork auch in niedrigeren Höhen als empfohlen zu machen.
Die Tomahawk liegt nur wenige NM von EBST im Acker, mit wenig Neigewinkel aber full flaps trudelnd aufgeschlagen.
Wir wissen, dass Langsamflugübungen und vielleicht auch Vermeidung von Trudeln auf dem Ausbildungsplan des Fluges standen. Warum der Flieger mit Full Flaps aus max 2000 Fuss ins nicht ausgeleitete Trudeln überging, wissen wir (noch) nicht.
Es ist der Dritte Fluglehrer-Kumpel, den ich verabschiede, es ist der vierte von fünfen, die aus zu geringer Höhe in Trudeln/Abkippen ohne Ausleiten ihr Ende finden.
Ich schreibe Euch das nicht, weil ich es von der Seele haben will (ok, ein bisschen schon), oder weil ich mal wieder EBST ins Spiel bringen möchte.
Ich schreibe Euch das, weil die Saison gerade losgeht, weil der eine oder andere sicher daran gedacht hat, nochmal zu gucken, wie ein Flugzeug im Langsamflug sich verhält - und der eine oder andere vielleicht vergessen hätte, wie wichtig es ist, genug Luft unterm Bug zu haben, wenn man weder in einem Flieger sitzt, den man in und auswendig kennt, noch ein erfahrener Kunstflieger ist.
Seid vorsichtig da draussen, seid auch vorsichtig gerade wenn ihr alte Hasen seid. Seid Euch der Tatsache bewusst, dass Euer Flieger ausserhalb eines eng gesteckten Envelopes ein ganz anderes Gesicht zeigen kann. Seid Euch der Tatsache bewusst, dass kein G1000 oder Ipad der Welt Trudeln ausleiten kann. Seid Euch der Tatsache bewusst, dass die Decke, die Euch trägt, dünn ist.
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Mein ausdrückliches Beileid! Mir gellen beim Lesen Deiner Zeilen noch heute nach 25 Jahren die Worte meines damals 70jährigen Fluglehrers in den Ohren, als er mich auf der PA38, D EEQI schulte: " Das T-Leitwerk hat viele gute Vorteile, und einen gravierenden Nachteil: Überladen mit hinterem Schwerpunkt geht HIER gar nicht! Never ever. Das Höhenleitwerk ragt dann weit aus der Strömung. Damit kommt Du aus einem Flachtrudeln niemals raus." Wie gesagt ohne Details zu kennen, sind mit die Worte, längst vergessen, wieder in den Sinn gekommen.
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